Altes Testament

Webseite durchsuchen

Das Buch der Psalmen befindet sich sowohl geistlich als auch tatsächlich betrachtet in der Mitte unserer Bibel. Es ist oft als das Gebetbuch in der Bibel bezeichnet worden. Dieser Text soll dem Leser ein kurzes geistliches Charakteristikum jedes Psalms an die Hand zu geben.


 

Einleitung

Das Buch der Psalmen befindet sich sowohl geistlich als auch tatsächlich betrachtet in der Mitte unserer Bibel. Es ist oft als das Gebetbuch in der Bibel bezeichnet worden. Zahllose Christen sind in ihrem Glaubensleben durch die Psalmen geistlich belehrt, gestärkt, ermahnt, erbaut oder getröstet worden. Der Geist Gottes redet hier in ganz besonderer Art und Weise unmittelbar zu unserem Herzen. Die Psalmen spiegeln alle geistlichen Aspekte und Bereiche der Bibel wieder, so wie es in keinem anderen Buch der Bibel der Fall ist. Sie enthalten Geschichte, Prophetie, Weisheit, Beschreibungen der Schöpfung, systematische Theologie, Evangelium, Apologetik (Rechtfertigung und Verteidigung des Glaubens), persönliche Worte Gottes an den Leser, Beschreibungen der Person des Herrn Jesus Christus und seines Heilswerkes, Anbetung, Lobpreis und vieles mehr. Sie sind ein geistlicher Brunnen, aus dem alle Gläubigen zu allen Zeiten der Kirchengeschichte, in jeder Lebenssituation und auf jeder Stufe ihres geistlichen Wachstums das Wasser aus dem Strom Gottes trinken konnten und es bis heute noch immer tun.

Wir finden hier einerseits eine ungeheure geistliche Komplexität, Tiefe und Systematik (zum Beispiel in Psalm 119), andererseits eine kindliche Einfachheit und Lieblichkeit (zum Beispiel in Psalm 23). Es ist so, als ob die Familie Gottes sich um den Herrn gelagert hat und seinen Worten lauscht. Das neugeborene Kind im Glauben ist ebenso in die Gemeinschaft miteinbezogen wie der Vater und die Mutter im Glauben. Der einsame Wanderer auf dem Weg kann ebenso aus der Quelle des Herrn trinken wie die Gemeinschaft der Anbeter im Haus Gottes. Gott hält sein Wort bereit für Kinder im Glauben, für junge und alte Erwachsene, für Fröhliche und Traurige, für Mutige und Verzweifelte, für Starke und Schwache, für Lebende und Sterbende. An die ungläubige Welt geht zudem noch das Evangelium aus, verbunden mit ernster Ermahnung und Hoffnung der Errettung in Christus.

Große Prediger und Bibellehrer der Vergangenheit wie etwa Matthew Henry oder Charles Haddon Spurgeon haben umfangreiche Kommentare über das Buch der Psalmen verfasst. Für den Schreiber des vorliegenden Textes ist es kein geistliches Anliegen, diese großen Männer Gottes zu übertreffen oder es ihnen auch nur gleichzutun. Das Ziel des Textes besteht vielmehr darin, dem/der gläubigen Leser/in ein kurzes geistliches Charakteristikum jedes Psalms an die Hand zu geben. Es soll gewissermaßen der geistliche Abdruck des Fingers Gottes sichtbar werden, welcher auf jedem Psalm liegt. Es soll eine Orientierungshilfe gegeben werden, um für den/die Leser/in die formale und inhaltliche Gliederung jedes Psalms sowie die geistliche Einordnung seiner jeweiligen Aussage in möglichst kurzer und verständlicher Form darzulegen. Die Verszählung im Text folgt hierbei der Bibelversion Schlachter 2000. Aufgrund der Kürze der Darlegung bleibt weiterhin genug Raum für die persönliche Betrachtung jedes Psalms und das Nachsinnen des Gläubigen in der Gegenwart des Herrn. Viele Dinge werden uns ja gerade in der Stille geschenkt, oftmals auch durch einzelne Verse.

 

 

Erstes Psalmbuch (Psalm 1-41)

 

Psalm 1

Dieser kurze Psalm steht wie eine Überschrift über dem ganzen Buch der Psalmen. Hier finden wir eine Unterweisung bezüglich Gut und Böse in den Augen Gottes. Es öffnen sich vor uns die beiden Lebenswege des Menschen, und zwar von ihrem Anfang bis zu ihrem endgültigen Ziel. Jeder Mensch geht seit dem Sündenfall im Paradies auf einem von diesen beiden Wegen und nimmt immer mehr darin zu. Der eine tritt in die Gemeinschaft mit Gott und wird gesegnet, der andere bleibt von Gott getrennt und ist verflucht. Der eine endet in der ewigen Herrlichkeit Gottes, der andere nach dem Gericht Gottes in der ewigen Verzweiflung und Verlorenheit. Natürlich sehen wir in dem Gerechten, dem Baum an Wasserbächen, auch den Herrn Jesus Christus selbst, welcher den vollkommenen Weg Gottes als Mensch auf dieser Erde gegangen ist und nun in der Herrlichkeit Gottes zu seiner Rechten thront. Das Bild findet sich ebenso in Jer 17,8 sowie in Hes 47,1-13 und Off 22,1-5. In der Gesamtschau beschreibt es sowohl den großen Lebensbaum, nämlich den Herrn selbst, als auch die vielen Bäume am Ufer des Segensstromes Gottes, die Gesamtheit aller Gläubigen in unserer Zeit (Hes 47) und in der Ewigkeit (Off 22).

 

Psalm 2

Hier erkennen wir die Auflehnung der gesamten Menschheit und ihrer Könige gegen die Herrschaft Gottes, so wie sie die Menschheitsgeschichte seit dem Sündenfall durchzogen hat und sich bis zu ihrem Ende immer weiter steigern wird. Die Könige der Erde wollen den himmlischen König vom Thron stoßen. Dieser König, der Herr Jesus Christus, wurde auf Golgatha gekreuzigt und in seiner Auferstehung und Himmelfahrt auf dem himmlischen Berg Zion (Hebr 12,22-24) als ewiger König aller Könige eingesetzt. Er regiert über die Nationen mit eisernem Zepter (Off 12,5), und ihm werden die Geretteten aus allen Nationen zum Erbe gegeben (Jes 49,6). Er lacht über die aufsässigen Könige der Erde, denn er wird als König der Könige mit seinen eigenen Königen und Priestern (1Petr 2,9; Off 1,6) zum Gericht über alle Menschen erscheinen. Die Könige der Erde und alle Menschen werden ernstlich ermahnt, auf dem Weg zu diesem Gerichtstag in ihrem irdischen Leben umzukehren und sich bei Ihm zu bergen, der als einziger ihr Retter sein kann. Küsst den Sohn (in der damaligen Bedeutung ein Küssen des Fußes als Zeichen der völligen Unterwerfung und des Gehorsams unter einen Herrscher, so wie es die Sünderin bei dem Herrn Jesus im Haus des Pharisäers tat), damit ihr nicht umkommt! Dies gilt sowohl für die Herrscher dieser Welt als auch für alle Menschen.

 

Psalm 3

Auf der Grundlage der beiden ersten Psalmen finden wir hier, dargestellt in der Person Davids, die allgemeine Stellung der Gläubigen in der Welt inmitten ihrer Bedrohungen und unter dem Schutz des Allmächtigen. David befand sich in einer der großen Krisen seines Lebens, nämlich auf der Flucht vor seinem eigenen Sohn Absalom. Der Gläubige angesichts der Bedrohung durch seine scheinbar übermächtigen Feinde kann hier gesehen werden. Die Herausforderung durch die umgebenden Feinde. Die Klage des Gläubigen zu Gott im gleichzeitigen Vertrauen auf die Macht Gottes. Die Gewissheit der Segnungen Gottes. Die Überwindung in der Seele des Gläubigen mit Furchtlosigkeit auch im Angesicht zahlreicher Feinde. Die Gewissheit des kommenden Sieges Gottes mit der Vernichtung aller Feinde. Die Ruhe des Gläubigen in allen Bedrängnissen dieser Welt infolge der Gewissheit des endgültigen Sieges und der Bewahrung bis in Ewigkeit.

 

Psalm 4

David ist bedrängt, so wie auch andere Gläubige es bis heute sind. Der Psalm bezieht sich nicht auf eine bestimmte Lebenssituation Davids oder des Gläubigen, sondern er ist allgemein gehalten. David als ein Gläubiger ruft Gott an als priesterlicher Anbeter (Vers 1-2). Er ruft in seinen Gedanken, teils auch im lauten Gebet hinauf zu Gott und hinüber zu den Gegnern (welche hier natürlich nicht körperlich anwesend sind) und tadelt sie für ihre Haltung und ihre Verunehrung Gottes, welche letztlich zu ihrem eigenen Schaden ist. Er ermahnt sie, sich zu besinnen und umzukehren zum Dienst Gottes (Verse 3-6). Er vergewissert sich der Gegenwart Gottes und seines Schutzes als Antwort auf die Frage nach einem Helfer, der Gutes geben wird (Verse 7-9). Auch wir kennen als Gläubige solche Situationen, in welchen wir im Gebet unsere Konflikte und Nöte hinausrufen, obwohl kein anderer Mensch anwesend ist.

 

Psalm 5

Ein Gebet Davids und des heutigen Gläubigen, in welchem er sich angesichts ständiger Bedrängnisse und Gefahren seines Glaubenslebens immer wieder an Gott wendet. Dieser Psalm ist ein grundlegender Hinweis auf das gesamte Gebetsleben des Gläubigen zu allen Zeiten, an jedem Tag vom Morgen (Vers 4) bis zum Ende des Tages und schließlich zum Ende seines gesamten Lebens. Er ist entschlossen, im Gebet zu verharren, denn er vertraut Gott zu jeder Zeit. Gott ist sein König, ER ist gerecht und heilig, ER erkennt die Prahler, die Lügner und die Blutgierigen und wird sich mit ihnen befassen. ER leitet den Gläubigen gnädig als Anbeter ins Heiligtum. Die Feinde wird er am Ende ganz vernichten. Die Gläubigen wird er auf ewig retten und bewahren. Dieses Bewusstsein ist auch in unserer Zeit die Grundlage für anhaltendes Gebet zum Herrn.

 

Psalm 6

Ein Psalm von David in Bedrängnis und Kummer seiner Seele. Ist einer von euch traurig und leidet Unrecht? Er bete und singe diesen Psalm (Jak 5,13). Wir können in unserem Glaubensleben in Situationen geraten, in welchen wir fast verzweifeln (2Kor 1,8). Unsere Feinde können übermächtig erscheinen: Sünde im Inneren, die Macht des Fleisches, die Versuchungsmacht der Welt, die böse Macht der drohenden Verfolger. Unsere Gebeine können erschrocken sein, der Schrecken kann uns buchstäblich durch Mark und Bein gehen. Es kann in unserem Leben bisweilen so aussehen als ob Gott besiegt sei oder uns aufgegeben hätte. Wir verstehen seine Wege nicht mehr. Wir dürfen das alles zu Gott bringen und es im Gebet vor Ihm aussprechen, ja laut ausrufen. Gott wird uns erhören (Vers 10). Sein Geist wird uns Trost spenden und uns wieder zu der Gewissheit führen, dass ER im Regiment sitzt und am Ende alles zum Guten wenden wird.

 

Psalm 7

David wurde durch die Worte eines seiner Verfolger (Kuschs des Benjaminiters) zu Unrecht angeklagt, bedrängt und geistlich verunsichert. Auch uns kann das geschehen: schwere Beleidigungen, Lügen über uns, teilweise aber auch (und das ist wohl am schwerwiegendsten) berechtigte Anschuldigungen, die unser Gewissen belasten und uns ins Gebet treiben. David geht ins Gebet, er appelliert an Gott, die Unschuld seines Knechtes ans Licht zu stellen, ihn zu rechtfertigen, aber auch die Züchtigung durch die Hand des Feindes zu erlauben, wenn er (David) dennoch Unrecht begangen haben sollte (Vers 4-6). Er ruft Gott zu Hilfe, damit er das Unrecht des Verfolgers und seine üblen Pläne auf seinen eigenen Kopf zurückbringen möge. Der Ungerechte muss umkehren, sonst ist er am Ende verloren. Der Gläubige wird am Ende bewahrt und lobsingt dem Herrn und seiner Gerechtigkeit. Die Verse 7-9 sind zudem ein klarer Hinweis auf den Herrn Jesus Christus, den Gerechten, der in seiner Not zum Vater rief und erhört und völlig gerechtfertigt wurde.

 

Psalm 8

Dieser Psalm beschreibt im ersten und im letzten Vers gleichermaßen die allumfassende und alles durchdringende Herrlichkeit Gottes in und über seiner Schöpfung. Die wahre Größe Gottes liegt nicht nur in seiner unendlichen Macht, sondern auch in seiner Herzensgüte, welche immerwährend zu loben ist. Die ganze Schöpfung bringt dieses Lob. Sogar aus dem Mund der kleinsten Kinder hat Gott sich im Angesicht seiner Feinde Lob bereitet (Mt 21,15-16). Seine Güte zeigt er dem Menschen darin, dass er ihn über die Schöpfung gesetzt hat, um sie zu beherrschen und zu verwalten (1Mo 1,26-28). Der Mensch ist etwas niedriger (erste mögliche Deutung von „ein wenig“) gestellt als die Engel, aber er wird einmal über alles herrschen in der Ewigkeit. Wir werden Engel richten (1Kor 6,3). In geistlicher Betrachtung sehen wir hier auch den Herrn Jesus Christus. Auch er wurde als Mensch für kurze Zeit (zweite mögliche Deutung von „ein wenig“) unter die Engel gesetzt, indem er sich selbst erniedrigte bis zum Tod am Kreuz und danach über alles gesetzt wurde (Phil 2,5-11; Hebr 2,5-7). Hier handelt es sich also um einen messianischen Psalm. Die Gläubigen werden dem Herrn nachfolgen, denn er ist unser Vorläufer. Es geht durch Leiden zur Herrlichkeit, durch den Tod zum ewigen Leben, durch Gehorsam und durch das Tragen des Kreuzes zur Herrschaft.

 

Psalm 9

Ein Lobgesang Davids für Gott, der für ihn alle seine Feinde besiegt und ihn bewahrt hat. Gott wird gebeten, dass er auch in der Zukunft weiterhin so handeln möge mit seinen Gläubigen, denn wir bleiben auch für den Rest unseres Lebens auf dieser Erde vollständig abhängig von der Gnade des Herrn. Andere Gläubige werden ebenfalls dazu aufgerufen, Gott für sein Tun zu loben. Der Herr thront in Zion bis zum Endgericht, er wird alle Gottlosen am Ende für immer vernichten. Alle Gottlosen müssen in das Totenreich hinabfahren. Gott wird seine Elenden nicht vergessen. Gott wird gebeten, gegen die Hand des Menschen aufzustehen und sie zu überwinden (Vers 20). Auch hier wieder ein Vers, den der Gläubige beten kann in schier aussichtslosen Situationen. Der Herr herrscht auf ewig in Zion (Hebr 12,22-24).

 

Psalm 10

Hier eine andere Befindlichkeit in der Seele Davids und aller Gläubigen. Es ist eine Klage über die Bosheit der Gottlosen, über die Gedanken und Pläne ihres Herzens. Das Schlimme ist, dass sie dazu auch noch Gelingen haben. Wie wird doch der Glaube immer wieder geprüft! Alle Bosheiten, Missetaten, ja sogar Verbrechen des Gottlosen scheinen hier von Gott gar nicht wahrgenommen zu werden. Aber dies ist eine Täuschung (Pred 8,11-13). Der Gläubige übernimmt es jedoch nie selbst, sein Recht durchzusetzen, sondern er ruft Gott an zur rechtzeitigen Hilfe, welche auch kommen wird (Hebr 4,16). Wie oft werden wir als Gläubige in dieser Welt durch die Ungerechtigkeit der Gottlosen und durch ihr Gelingen provoziert! Hier ist Ausharren der Gläubigen nötig, bisweilen auch in schwersten Situationen von Verfolgung bis zum Tod (Off 13,10). Der Tag wird kommen, an welchem der Herr endgültig eingreifen wird, damit der Mensch nicht länger Schrecken auf der Erde verbreiten kann. Gott wird einmal diejenigen verderben, welche die Erde verdorben haben (Off 11,18).

 

Psalm 11

Hier steht David in der Versuchung, unter schwerer Bedrängnis und in Lebensgefahr das Vertrauen zu Gott zu verlieren und nach dem Rat falscher Ratgeber (Vers 1) die Flucht vor seinen Feinden zu ergreifen. Möglicherweise bezieht sich der Psalm auf die Situation, in welcher der König Saul seinen Speer nach David warf und die Ratgeber Davids ihn zur Flucht aufforderten. Wir wissen es nicht genau. Saul bedrohte wieder und wieder das Leben Davids, und David überwand am Ende. Vers 3 redet über die Fundamente des Glaubenslebens, welche durch die Bedrohungen des Versuchers angegriffen werden: Das unbedingte Vertrauen auf die Macht und Gegenwart Gottes, auf sein Handeln und seine Rettung. Der Gläubige soll angesichts der Bedrohung dieser Fundamente das tun was David hier tut. Er soll sich der Macht und Herrschaft Gottes über alle Umstände und alle Feinde wieder ganz neu bewusst werden durch Gebet und Nachsinnen über Gott. Der Herr sitzt ununterbrochen auf dem Thron und hat alles in seiner Hand. Er lenkt die Geschicke bis in die kleinsten Einzelheiten. Auch in unserer Zeit wird das Reich Gottes vom Himmel aus durch den Herrn regiert, der auf dem Thron sitzt und das Buch der Wege Gottes mit dieser Welt in seiner Hand hält. Er kontrolliert alles und nichts kann sich seinem Plan entgegenstellen (Off 4 und 5). Er öffnet die Siegel, er bringt die Posaunen der Warnung und die Schalen des endgültigen Gerichts über die gottlose Welt, so wie es uns im Buch der Offenbarung gezeigt wird.

 

Psalm 12

Möglicherweise wurde dieser Psalm unter der Herrschaft Sauls geschrieben, als ein fortschreitender Verfall Israels in jeder Hinsicht (politisch, wirtschaftlich, gesellschaftlich, moralisch und geistlich) stattfand. David beklagt die Situation vor Gott, so wie auch wir es heutzutage oft noch tun müssen. Jeder lügt und niemandem ist mehr zu trauen. Gott wird sich aber aufmachen und gegen die Lügner und Unterdrücker der Elenden zu seiner Zeit vorgehen. Gottes Zusagen gelten zu jeder Zeit, und er wird seine Gläubigen bewahren, sei es noch in dieser Zeit oder sei es durch den Tod hindurch nach dieser Zeit in Ewigkeit. Überall laufen die Gottlosen herum (Vers 9), wenn das Unrecht überhandgenommen hat. Das wird aber nicht für immer so bleiben. In unserer Zeit ist es wieder so. Die Ungerechtigkeit in der Welt nimmt in dramatischem Ausmaß zu, und es scheint wirklich stockdunkel zu sein. Dennoch dürfen, ja müssen wir weiterhin darauf hoffen, dass Gott entscheidend eingreift, wenn seine Zeit gekommen ist. Er wird es tun, und wir werden jubeln.

 

Psalm 13

Dieser Psalm kommt aus der Seele eines Davids, der sich ganz verlassen und von Gott vergessen fühlt. Auch in unserem Leben können solche Momente kommen, in denen uns die Macht des Feindes endgültig zu überwältigen scheint. Wir flehen, aber Gott scheint uns nicht mehr zu hören. Wir stehen in der Gefahr den Glauben aufzugeben, weil die Schwere und die Dauer der Versuchung uns zu erdrücken scheinen. Hier wird der Glaube wirklich aufs Äußerste geprüft. Auch in der tiefen und anhaltenden Dunkelheit hält David dennoch daran fest, dass Gott seinen Ruf hört und ihn auch erhören wird zu seiner Zeit. Er wird Gott noch lobsingen, wenn er sich wieder gnädig erzeigt hat. Siehe hierzu auch Jes 50,10.

 

Psalm 14

Hier sehen wir nun nicht die Lebenshaltung des Gläubigen in der Welt, sondern die des sündigen Narren. Der Psalm wird zitiert in Rö 3,10-12. Es zeigt sich hier, wie alle Menschen unter der Macht der Sünde leben, bevor sie errettet werden. Der Verlorene leugnet Gott, er nimmt sein Schicksal selbst in die Hand, er begegnet den Widrigkeiten der Welt mit Gewalt, List und Durchsetzungsvermögen, wenn nötig auch mit Verbrechen. Die ganze Welt liegt in dem Bösen (1Joh 5,19). Die ganze Welt hat unter den Prinzipien der Herrschaft zu leben, welche Gott selbst ihr verordnet hat (siehe hierzu die Siegel in der Offenbarung und die Zeichen unserer Zeitepoche in Matthäus 24,6-7). Viele kommen zur Umkehr und werden von Gott danach zur Herrlichkeit gebracht. Die anderen kommen nicht zum Glauben. Sie gehen ihre eigenen gottlosen Wege weiter und steigern sie immer mehr bis zu ihrem Untergang. Gott warnt sie (die Posaunen in der Offenbarung), aber sie wollen nicht hören. Unser Psalm sagt ihnen einen gewaltigen Schrecken voraus. Sie werden unter den Gerichtsschlägen Gottes untergehen am letzten Tag ihres Lebens oder am letzten Tag dieser Welt (siehe hierzu die Schalengerichte in der Offenbarung, sowie das Kommen des Herrn zum Gericht). Der Psalm schließt mit einem gläubigen Ausblick auf das Kommen der Rettung durch den Herrn.

 

Psalm 15

Hier wird in krassem Gegensatz zum vorherigen Psalm die Frage beantwortet, wen Gott in seine Gegenwart eintreten und dort auch bleiben lässt. Es sind die Erlösten, die auf dem Weg der Heiligkeit und der Heiligung wandeln. Einige Kriterien dieses Wandels werden genannt, stellvertretend für die Befolgung des ganzen Gesetzes Gottes: Unschuld, Gerechtigkeit, Wahrheit, Wahrhaftigkeit, Güte, Gottesfurcht, Freigiebigkeit. Natürlich zeigt uns der Psalm auch den Herrn selbst, der in seinem Leben als Mensch auf der Erde das ganze Gesetz Gottes in jeder Hinsicht vollkommen erfüllt hat. Er ist derjenige, der aus sich selbst heraus das Anrecht erworben hat, bei Gott auf seinem heiligen Berg Zion (Hebr 12,22-24) zu wohnen und zur Rechten des Vaters für immer zu thronen. Der Gläubige wird zur Nachfolge in der Heiligung ermuntert, denn Gott hat ihn schon jetzt mit der Gerechtigkeit seines eigenen Sohnes überkleidet und ihn angenommen für Zeit und Ewigkeit.

 

Psalm 16

Dieser Psalm ist messianisch und prophetisch. Auf den ersten Blick redet David hier über sich selbst, jedoch treten von Vers zu Vers immer deutlicher die Regungen des Herrn während seines irdischen Lebens zutage. Das völlige Vertrauen Davids und des Herrn auf Gott in den Versen 1-2. Die Freude Davids und des Herrn an den Gläubigen in Israel in Vers 3. Die Vorausschau auf die Schmerzen der Gottlosen in Vers 4. Der Wandel des Herrn im Blick auf die vor ihm liegende Freude (Hebr 12,2) in den Versen 5-8. Die Hoffnung der baldigen Auferstehung und Verherrlichung des Herrn nach seinem Tod ohne Verwesung (Apg 13,36-37) die sich nicht auf David beziehen kann. Die Verse 8-11 werden von Petrus in Apg 2,25-28 zitiert und klar auf den Herrn bezogen. Petrus bezeichnet außerdem David als einen Propheten (Apg 2,30).

 

Psalm 17

Ein Gebet Davids in der Bedrängnis. Manche Ausleger haben in diesem Psalm den Herrn gesehen, welcher sich niemals verging und ein reines Herz hatte (Verse 3-4). David ist in ständigem Gebet, er weiß, dass Gott auf Redlichkeit des Herzens schaut und entsprechend urteilt. David hat sich von bösen Wegen ferngehalten und bittet Gott, ihn in seinen Fußstapfen zu leiten. Er sieht sehr wohl die Gedanken der Todfeinde die ihn umringen, aber er erwidert die Bosheit nicht, sondern betet zu Gott. Die Verse 10-12 reden über die Gedanken und Aussprüche der Bösen. Es sind die Leute dieser Welt, deren Teil nur in diesem Leben ist, und deren Bauch Gott in seiner allgemeinen Gnade für alle Menschen sogar noch füllt. Wenn sie sterben, dann sind sie verloren und müssen alles zurücklassen für ihre Kinder. Zahllosen Menschen dieser Art sah sich David (und Jahrhunderte später der Herr) gegenüber. Auch wir in unserer Zeit kennen es. Die Feinde des Evangeliums machen sich lustig, sie bedrohen und verfolgen die Christen. Wenn sie sterben, ist alles zu Ende, sie sind spurlos verschwunden. Nicht so der Mann Gottes in Vers 15: Wenn er diese Welt verlässt, erwacht er in der Gegenwart des Herrn und sättigt sich in der Herrlichkeit an seinem Anblick. Es ist für manche Gläubige in schweren Lebenslagen ein Wunsch abzuscheiden und bei Christus zu sein, denn es ist weit besser (Phil 1,23). Auch die Situation des Herrn mit den zwei Schächern am Kreuz spiegelt den Gegensatz unseres Psalms deutlich wieder. Der eine geht in die Verlorenheit, der andere geht in die Gegenwart des Herrn und erwacht im Paradies.

 

Psalm 18

Hier haben wir einen poetischen Lob- und Dankpsalm Davids, nachdem der Herr ihn aus den Händen aller seiner Feinde befreit hat. In den Versen 1-3 triumphiert David in seinem Gott. In den Versen 4-20 redet er in poetischen Bildern über die Vielfalt der schweren Bedrohungen, Gefahren und Ängste, die er zu überwinden hatte. Sie waren bisweilen so stark, dass er sich wie ein verlorener Mann am Rande des Todes sah (siehe auch Psalm 116,3), den die Wasser zu überfluten drohten. Die Rettungen Gottes waren bisweilen sehr dramatisch, und sie werden in intensiven poetischen Bildern beschrieben, welche die Macht und Kraft Gottes verherrlichen. Manche Ausleger haben hier ein Bild des Herrn Jesus gesehen, wie er im Totenreich gelitten hat. Diese Auslegung steht jedoch im Widerspruch zu dem allgemeinen Gesamtzeugnis der Schrift. Der Herr war am Kreuz in den drei Stunden der Finsternis von Gott verlassen und vollbrachte bereits dort sein ganzes Leidenswerk. Er konnte noch vor seinem leiblichen Tod ausrufen: „Es ist vollbracht!“. Unmittelbar nach seinem leiblichen Tod ging er in das Paradies ein und nahm kurze Zeit später noch am gleichen Tag den gläubigen Schächer zu sich. Siehe hierzu unseren Text: „Hat Jesus Christus im Totenreich gepredigt?“ unter www.DieLetzteStunde.de.

In den Versen 20-28 freut sich David darüber, dass Gott ihn bei der Errettung zugleich auch gerechtfertigt hat. Der Herr hat ihm in seiner Seele die Sicherheit verliehen recht gehandelt zu haben, was für einen echten Gläubigen immer von größtem Wert ist. In den Versen 29-43 kommt er wieder darauf zurück, dass er alles was er erreicht hat ganz und gar nur in der Kraft Gottes erreichen konnte. Gott hat ihm alles gegeben: Licht, Kraft, Mut, Geschicklichkeit, Erfolg, Sieg. Die Verse 44-48 zeigen die gegenwärtige Position der Erhöhung, die David nun einnimmt. Alle seine Feinde kommen zitternd vor ihn. Hier zeigt sich uns ein kurzer geistlicher Blick auf den Herrn in seiner Erhöhung über alle Feinde nach der Auferstehung und am zukünftigen Tag des Weltgerichts. Alles verdankt David nur dem Gott, den er in den Versen 50 und 51 nochmals rühmt für seine Güte und ewige Gnade.

 

Psalm 19

Hier redet David in poetischer Sprache über das Zeugnis von Gottes eigener Gegenwart, welches er den Menschen auf zweifache Art und Weise gegeben hat. Das erste ist in den Versen 1-7 das Zeugnis der Schöpfung. Das Himmelsfirmament mit der Sonne bei Tag und dem Mond mit den Sternen bei Nacht gibt ohne ein einziges Wort ein gewaltiges Zeugnis von der Allmacht und Größe Gottes. Die Sonne wird in ihrer Umlaufbahn am Firmament mit einem Bräutigam verglichen und erinnert uns damit an die Sonne der Gerechtigkeit, an den Herrn selbst, der ja auch der Bräutigam seiner Gemeinde ist in unserer Zeit. Dem Blick der Sonne der Gerechtigkeit entgeht nichts, alles wird offenbar. Das zweite Zeugnis ist in den Versen 8-12 das Zeugnis der Schriften und hier insbesondere des Gesetzes. Es ist ebenso zuverlässig und gerecht, es erfreut das Herz, es erleuchtet die Augen, es ist wertvoller als Feingold und süßer als Honig. Wer ihm gehorcht, der empfängt reichen Lohn. In den Versen 13-15 sehen wir wie David sich bemüht, sein Leben immer mehr nach diesem Zeugnis auszurichten: Erkennen und Bekennen von Verfehlungen, Vermeidung mutwilliger Sünden, zunehmende Reinheit der Worte und der Überlegungen des Herzens vor Gott. Gott selbst kann und wird auch uns solches geben durch seinen Heiligen Geist, wenn er in unserer Seele den ernsten Wunsch sieht, in der Heiligung zuzunehmen.

 

Psalm 20

Hier haben wir einen Psalm von David, den er vermutlich zu dem Zweck geschrieben hat, dass in der Gemeinde für ihn gebetet werden sollte. Es ist auch ein neutestamentlicher Gedanke, dass die Gläubigen für diejenigen beten sollen die in Hoheit sind. Sie bitten für den König um Bewahrung in der Drangsal. Sie erbitten Gottes Hilfe aus dem Heiligtum für den König, auch dass seine Opfer vor Gott wohlgefällig seien, und dass die Wünsche seines Herzens erfüllt werden mögen, denn ein guter König hat natürlich gute Wünsche für sich und das Volk. Er kennt das Gesetz des Königs aus 5Mo 17 und versucht sich daran zu orientieren. Auch David ist sich in Vers 7 bewusst, dass Gott ihm aus dem Himmel hilft. Die Wagen und Rosse der Gegner sind machtlos, und David rühmt sich der Kraft Gottes, die wahrhaft allmächtig ist. Die Gegner sind am Ende niedergefallen. Im letzten Vers bittet dann auch das Volk den König, ihm Audienz zu gewähren und es anzuhören. Sie hatten unter Saul die Erfahrung gemacht wie es ist, wenn ein König nicht mehr auf das Volk hört und nur noch seinen ureigenen Interessen folgt. Samuel hatte das vorhergesagt, und Saul hatte so regiert. Natürlich können wir bei dem König in unserem Psalm geistlich gesprochen auch an unseren Herrn denken. Er hat alle unsere Feinde aus dem Feld geschlagen. Er wird von seinem Vater in allen Dingen erhört, er hat das vollkommene Opfer dargebracht, er bekommt jeden Wunsch seines Herzens erfüllt, weil sein Herz vollkommen rein und gut ist. Auch zu ihm können wir im Gebet kommen und Erhörung finden in unserer Not.

 

Psalm 21

Hier ein Dankpsalm, der sich auf Psalm 20 bezieht. Der König dankt dem Herrn, dass das Gebet für ihn erhört wurde, und dass der Herr ihm die Wünsche seines Herzens gegeben und Gelingen geschenkt hat. So wie der Psalm formuliert ist, könnte es auch das Volk sein, welches Gott für das Gelingen des Königs dankt. Sie beten für den, der in Hoheit über sie gesetzt ist. Vieles in diesem Psalm weist deutlich über David hinaus auf den großen König, den Herrn Jesus. Er hat Dauer der Tage für immer und ewig (Vers 4), er ist zum Segen gesetzt für immer (Vers 5), er wird nicht wanken (Vers 8). Seine Hand wird alle seine Feinde finden und mit Feuer verbrennen bei seiner Erscheinung (Verse 9-10). Dieses Erscheinen wird in Vers 14 noch einmal erbeten. Ein messianischer Psalm mit viel Stoff zum Nachsinnen.

 

Psalm 22

Der große prophetische Psalm über die Leiden des Herrn am Kreuz und die darauf folgenden Herrlichkeiten, geschrieben 1000 Jahre vor seiner Erfüllung. Vers 1 wird in Mt 27,46 erfüllt, ebenso in Mk 15,34. Hier sehen wir die tiefen und schweren Nöte in der Seele und am Leib des Herrn, welche er bei seiner Kreuzigung zu erdulden hatte. Hass, schwere Misshandlungen und Demütigungen, Lästerungen, schließlich der Tod. Bis in die kleinsten Einzelheiten hat es sich 1000 Jahre später so zugetragen. Der Herr ist völlig einsam und ruft zu Gott um Rettung. Über wie viele Einzelheiten in diesen Versen können wir in der Stille nachsinnen, um ein wenig besser die entsetzlichen Leiden des Herrn für unsere Sünden und zu unserer Errettung verstehen zu lernen! Ab Vers 22b der prophetische Blick auf das Gemeindezeitalter. Der Lobgesang in der Gemeinde, die Ehrfurcht vor dem Herrn, Hilfe für die Elenden, die Gabe des ewigen Lebens. Die Weltevangelisation in Vers 28. Das Reich Gottes, gegenwärtig (Vers 29) und zukünftig (Vers 30). Der Dienst der Gemeinde in der Verkündigung des Evangeliums unter den kommenden Generationen in den Versen 31 und 32. Hier findet sich ein Abriss der neuen Heilszeit vom Kreuz bis zur Wiederkunft des Herrn. Der Herr hat für die vor ihm liegende Freude das Kreuz erduldet (Hebr 12,2). Ein gewaltiger Psalm!

 

Psalm 23

Der große Hirtenpsalm, in welchem der Gläubige sich als ein Schaf des guten Hirten in vertrauter und seliger Zwiesprache an den Hirten wendet. Wir alle kennen diesen Hirten aus Joh 10: Es ist natürlich der Herr Jesus selbst. Kleine Kinder können diesen Psalm ebenso singen und lieben wie die Alten. Gott hat ja immer mit Hirten gearbeitet (Abel, Abraham, Jakob, Mose, David, die Hirten von Ephrata), doch hier haben wir den großen Hirten, welcher als der Herr zur Rechten Gottes sitzt. Wir finden hier völliges Vertrauen auf seine Fürsorge (1), Stille des Herzens (2), Erquickung der müden Seele (3), Trost in schweren Umständen, auch in der Züchtigung (4), Gemeinschaft im Heiligen Geist mit Ihm an seinem Tisch im Angesicht seiner Feinde (der sichtbaren und der unsichtbaren), essend sein Gutes und trinkend aus seinem Becher (5), Gnade und Güte Gottes auf dem ganzen Lebensweg und Eingang in das ewige Haus des Herrn nach dieser Zeit (6). Ein „neutestamentlicher“ Psalm.

 

Psalm 24

Der erste der sieben Wochenpsalmen (die immer wiederholte feste Reihenfolge der Psalmen 24, 48, 82, 94, 81, 93, 92), von welchen jeweils einer vom ersten bis zum letzten Tag der Woche im Tempel in Jerusalem gesungen wurde. Hier also der Psalm für den ersten Tag der Woche. Er wurde gesungen, als der Herr auf dem Esel reitend in Jerusalem einzog nach Sacharja 9,9 und die heiligen Pforten des irdischen Tempelbezirkes durchschritt. Er wurde wieder gesungen, als der Herr nach seiner Auferstehung am ersten Tag der darauffolgenden Woche durch die heiligen Tore des Himmels zu seinem Vater einging. Jesus von Nazareth, der auf dem Esel ritt, ist von Ewigkeit zu Ewigkeit der König, der hier besungen wird. Ihm, dem König der Herrlichkeit, öffnen sich alle Pforten, die irdischen und die ewigen! Seine Herrschaft über Schöpfung und Vorsehung (Verse 1-2). Sein Anrecht, den Berg des Herrn auf der Erde (den Tempelberg im damaligen Jerusalem) und im Himmel (den himmlischen Zionsberg in Hebr 12,22-24) zu besteigen, und zwar aufgrund seiner eigenen völligen Reinheit, Gerechtigkeit, Wahrhaftigkeit und Unschuld (Verse 3-4). Er ist der Gesegnete des Herrn wie auch alle, die auf ihn trauen (Vers 5). Die Gläubigen sind das wahre Israel, der „wahre Jakob“ in Vers 6 (hier auch ein Hinweis auf die ganze Gemeinde, das Israel nach dem Geist Gottes). In den Versen 7-10 ein wiederholter Lobpreis mit Betonung der Macht, Größe, Stärke und Herrlichkeit des ewigen Königs, dem sich die ewigen Pforten öffnen.

 

Psalm 25

Hier ein Psalm, der uns das hingebungsvolle Gebet Davids lehrt, gewissermaßen ein „alttestamentliches Vaterunser“. Der Gott unseres Vertrauens, der um Hilfe in Allem gebeten werden darf. Er zeigt uns seine Wege und leitet uns in Wahrheit. Ewige Barmherzigkeit und Gnade. Vergebung der Sünden, Wegweisung für die Sünder auf den Weg der Gerechtigkeit um Seines Namens willen. Die Zuverlässigkeit der Vergebung und des neuen Bundes (Verse 10-11). Segen und Gemeinschaft des Herrn für die Gottesfürchtigen (Verse 12-14). Harren auf den Herrn, Flehen in Einsamkeit, Elend, Angst und Sünde (Verse 15-18). „Vergib uns unsere Schuld!“ Bewahrung Davids vor den Feinden in Vers 19. Weiterhin auch so bis zum Ende des Psalms: Erlösung aus allen Nöten für den einzelnen Gläubigen und das Volk. „Erlöse uns von dem Bösen!“

 

Psalm 26

David stellt sich hier selbst auf den Prüfstand Gottes und bittet Gott, ihn zu beurteilen. Er bittet Gott um Rechtfertigung seiner Person, weil er nach seiner eigenen Wahrnehmung in Lauterkeit und im klaren Bewusstsein gewandelt ist, von der Gnade Gottes abhängig zu sein (Vers 3). Er hat nach Kräften die Gottlosen gemieden, im Gebet am Altar verharrt und mit lauter Stimme Gott gelobt. Er liebt die Stätte der Herrlichkeit Gottes und bittet in Vers 11 erneut um Erlösung und Gnade. Hier sehen wir ein Vorbild für unseren eigenen Wandel als Christen. Wir dürfen in der Gnade leben und unsere Errettung hängt nicht von unseren Werken ab. Wir sollen uns aber dennoch in der Kraft des Heiligen Geistes um Fortschritte in der praktischen Heiligung bemühen. Zuletzt sehen wir natürlich auch den Herrn Jesus selbst in diesem Psalm. ER hat in Vollkommenheit das sündlose und gerechte Leben gelebt, nach welchem nicht nur David sich sehnt.

 

Psalm 27

Hier sehen wir die Herzenshaltung des gereiften David gegenüber Gott, welche auch die Herzenshaltung der gereiften Gläubigen des Neuen Testamentes sein sollte. Die Stärke und der Mut des Glaubens (Verse 1-3). Das Streben nach inniger Gemeinschaft mit Gott, der Segen und Schutz davon (Verse 4-6). Der Ruf nach Gottes Gunst, Führung und Zuneigung und die Erhörung Gottes (Verse 7-12). Die Gewissheit des ewigen Lebens in Vers 13. Die Ermutigung anderer Gläubiger zur festen Hoffnung auf den Herrn in Vers 14.

 

Psalm 28

Ein zweigeteilter Psalm. Zunächst in den Versen 1-5 David (und somit auch die Gläubigen allgemein) im krassen Gegensatz zu den Gottlosen und Feinden. David ruft und fleht im Heiligtum um Erhörung und Rettung, damit er nicht mit den Gottlosen hinweggerafft werden wird. Er erbittet Gottes Gericht über die Bösen (was der neutestamentliche Gläubige in dieser Weise wohl nicht mehr tun würde, denn dieser bittet Gott um die Errettung der Feinde). Ab Vers 6 dann im zweiten Teil Dank zum Herrn und Lobpreis, weil ER die Rettung geschenkt hat. Im letzten Vers die Fürbitte für das ganze Volk Gottes bis in Ewigkeit. Somit dürfen wir diese Fürbitte geistlich für uns in Anspruch nehmen und sie auch für andere Kinder Gottes aussprechen.

 

Psalm 29

Hier wieder ein Psalm über die Macht Gottes in seiner Schöpfung, geschrieben möglicherweise unter Davids Eindruck von einem mächtigen Unwetter, welches seine Gedanken auf die Macht Gottes lenkte. In den Versen 1-2 werden die Mächtigen dieser Welt (die sich in damaliger Zeit oftmals als Götter oder Göttersöhne verehren ließen) im sichtbaren Bereich und auch die Engelmächte im unsichtbaren Bereich dazu aufgefordert, dem Herrn allein Ehre und Lob zu geben. Die Verse 3-9 enthalten viele Einzelheiten, welche die gewaltige Machtdemonstration Gottes in allen Bereichen seiner Schöpfung beschreiben: Meere und Atmosphäre, Himmel und Erde, Pflanzen und Tiere. Die Macht des Herrn ist gewaltig und allumfassend, seine Stimme erschüttert alles. Vers 10 zeigt den Herrn auf dem ewigen Thron. In Vers 11 wird genau dieser Herr seinem Volk Kraft und Frieden verleihen. Heute tut der Herr das mit uns durch den Heiligen Geist. Ein starker Trost und Ermutigung liegen in diesem Psalm.

 

Psalm 30

Hier dankt David seinem Gott für vielfältige Errettungen, die er immer wieder erfahren durfte, und auch wir als heutige Gläubige dürfen das Gleiche tun. Vers 2 bringt die Errettung von den äußeren Feinden. Die Verse 3-4 bringen die Befreiung aus schweren inneren Nöten bis hin zur Todesfurcht. Vers 6 bringt den Übergang vom Zorn Gottes zu seiner Gnade, welche jeder Gläubige bei seiner Errettung empfängt, gefolgt vom Rettungsjubel. Vers 7 zeigt das menschliche Selbstvertrauen, das die Gnade Gottes noch nicht erkannt hat. Die Verse 8-11 zeigen die Angst der zuvor noch selbstsicheren Seele, wenn Gott sich einmal zurückzieht. Der Beter ist voll Furcht und fleht wieder um Gnade. Wie oft hat Gott mit uns so gehandelt, um uns wieder zu sich zurückzubringen! Glücklich ist der Gläubige, der überhaupt nicht mehr auf sich selbst vertrauen muss, sondern sich ganz in die Hand Gottes gelegt hat. Die Verse 12-13 kehren wieder zurück zum Lobpreis des Gläubigen, der diese Lektion gelernt hat und an Gott festhält für immer.

 

Psalm 31

Dieser Psalm ist eine Abwechslung von Dank, Lobpreis und Flehen, so wie sie im Leben Davids aufgrund seiner anhaltenden und immer wieder neuen Verfolgungen durch Saul und andere Feinde geschahen. Der Psalm blickt zurück auf diese schwierigen Zeiten, wurde möglicherweise sogar noch inmitten von Verfolgung geschrieben. Wir wissen es nicht. In den Versen 1-8 bekennt David sein tiefes Vertrauen zu Gott und bittet wiederholt um Rettung und Hilfe in den Bedrohungen. In den Versen 9-18 blickt er zurück auf die Ängste, Kümmernisse, Schrecken, Einsamkeit, Vergessenheit und Verzweiflung in seiner Seele, auch auf sein Ringen mit der Schuld (Vers 11). Dies alles war immer wieder verbunden mit dem wiederholten Gebet um die Rettungen Gottes, die dann auch in Gnade zu ihm kamen. Die Verse 19-24 sind wieder ein Lobpreis Gottes, verbunden mit dem Ausdruck der Gewissheit der Rettungsmacht Gottes und Triumph über die Feinde. Gott allein gehört die Ehre, und alle sollen Ihm vertrauen. Vers 11 ist eine Anspielung auf die Verlorenheit des Sünders vor Gott, dessen Gebeine verschmachten und der Rettung sucht. Er erinnert an Psalm 32,3-4. Die Zeit der Errettung ist in den Versen 16-17 in Gottes Hand, und die Gnade kommt zu rechter Zeit. In Vers 22 sehen wir die Stadt Gottes, in welcher dem Verzagten und dem Verlorenen Gnade gewährt wird. Es ist hier eine feste Stadt, im Licht von Jes 26,1-4 und Off 21 die Gemeinde. Somit haben wir hier auch eine Vorausschau auf das Zeitalter des Evangeliums.

 

Psalm 32

Der erste Maskil (Psalm der Unterweisung, Lehrpsalm). Ein schöner Evangeliumspsalm, welcher durch zahlreiche Belehrungen des Neuen Testamentes erweitert wird. Wir haben hier die Gnade der Sündenvergebung in Vers 1-2. Das notwendige Sündenbekenntnis des Menschen in den Versen 3-5. Die notwendige Bitte um Vergebung und Erlösung am Tag des Heils in Vers 6. Den göttlichen Schutz in Vers 7, seine gnädige und sanfte Führung in Vers 8. Der vernünftige Gottesdienst in der gehorsamen Nachfolge in den Versen 9-10. Die Freude des Heils in Vers 11.

 

Psalm 33

Hier ein Psalm des Lobpreises. Gott soll gepriesen werden (Verse 1-3), und zwar für seine Wahrhaftigkeit, Gerechtigkeit und Treue (Verse 4-5) sowie für seine Macht in der Schöpfung (Verse 6-9). Für seine Souveränität, Vorsehung und Macht über die Könige (Verse 10-11 und 13-17). Für seine besondere Zuwendung zu seinem Volk (Verse 12 und 18-22). Hier finden wir somit zahlreiche Gründe, die auch uns zur Anbetung und zum Lob Gottes führen können.

 

Psalm 34

David schrieb den Psalm, als er sich in 1Sam 21,13 vor Abimelech wahnsinnig stellte und von diesem weggeschickt wurde. Somit musste er nicht im Dienst Abimelechs gegen sein eigenes Volk kämpfen. David selbst hatte sich unverantwortlicher Weise in diese missliche Situation gebracht, und Gott befreite ihn gnädig daraus. David war mit Sicherheit erfreut, dankbar und sehr erleichtert über diese äußerst gnädige Führung Gottes. Er hatte Gott zwar für eine ganze Zeit nicht vertraut, aber Gott hatte ihm nicht nach seinem peinlichen Tun vergolten. Die Verse 1-6 stellen Gottes Güte und Vertrauenswürdigkeit heraus und fordern den Leser dazu auf, ebenfalls Gott zu vertrauen (auch Verse 7-10). Die Verse 11-15 geben das von David Gelernte als Ratschläge an die Leser des Psalms weiter. Um seinen Rat zu unterstützen, weist David in den Versen 16-22 eindringlich darauf hin, dass Gott sich den Gerechten und den Demütigen zuwendet. Sie müssen zwar bisweilen viel leiden, aber Gott wird sie zu seiner Zeit und auf seine Weise befreien. In Vers 21 haben wir den Gerechten, dem nicht ein Bein zerbrochen wird. Dieser Vers deutet auf den Herrn am Kreuz hin und wurde in Joh 19,33-36 erfüllt. Im Gegensatz dazu stehen die Gottlosen, die ins Verderben gehen. Segen und Fluch nebeneinander. Wähle das Leben!

 

Psalm 35

Hier klagt David vor Gott über die vielfachen Verletzungen und Bedrohungen durch seine Feinde, wohl am meisten durch Saul und seine Leute. Sie hatten mit ihm gestritten, gegen ihn gekämpft, ihn verfolgt, seinen Untergang gesucht, ihn falsch angeklagt und misshandelt und über ihn triumphiert. Er selbst hatte sich ihnen gegenüber korrekt verhalten, ja sogar noch für sie gefleht und sich um sie gesorgt. Er fleht immer wieder zu Gott um Hilfe, Trost, Rettung, Fürsprache und Rechtfertigung seiner Person gegenüber den Feinden, aber auch darum, dass Gott die Feinde besiegen möge. Der ganze Psalm ist ein komplexes Geflecht aus allen diesen Dingen. Im Glauben prophezeit er den Untergang seiner Feinde (Verse 4-6 und 8) und weiß, dass er einmal bessere Tage sehen wird (Verse 9-10) und Gott preisen wird in der großen Gemeinde (Vers 18, siehe hierzu auch Psalm 22,23). Auch in unserem Leben kann es hartnäckige oder sogar gefährliche Feinde geben, die es einfach nicht aufgeben wollen. Hier ist immer wieder Gottvertrauen, Ausharren, Geduld, Vergebung und Feindesliebe gefragt. Die Prüfungen auch unseres eigenen Glaubens können bisweilen hart und schwierig werden angesichts solcher Feinde oder feindlicher Umstände. Daher ist es nicht verwunderlich, dass uns in diesem Psalm immer wieder die Person des Herrn selbst in seinen schweren Umständen und Prüfungen aufleuchtet (Verse 4, 7, 11-19 und 21). Er ist allen Versuchungen in vollkommener Weise begegnet und hat weit überwunden. In seiner Auferstehung thront er zur Rechten des Vaters. Er stimmt durch seinen Heiligen Geist das Lob in der großen Versammlung an (Vers 18).

 

Psalm 36

Auch dieser Psalm wurde wohl in einer Krisensituation geschrieben. Die Verse 1-5 schildern die Hässlichkeit und die Abgründe der Sünde und des Gottlosen, der die Sünde im Geheimen ausheckt. Ab Vers 6 wechselt der Gedankengang abrupt zur Güte und Herrlichkeit Gottes, der Gottlose wird quasi ignoriert. Es geht jetzt einzig um die himmelhohe Gnade Gottes, um seine mächtige Gerechtigkeit, den Schutz unter seinen Flügeln. David bittet Gott darum, dass er diese Dinge seinen Gläubigen auch weiterhin gewähren möge. In den Versen 12-13 versagen die Übeltäter und gehen unter. Sie sind einfach nicht mehr da. Dieser Tag wird über das Leben der einzelnen Gläubigen hinaus kommen für die ganze Welt, wenn der Herr erscheinen wird.

 

Psalm 37

Dieser Psalm ist eine Belehrung Davids für die Gläubigen. Es geht um sehr schwierige Erfahrungen des Gläubigen. Das Gelingen der Gottlosen, der Niedergang der Gläubigen, verbunden mit der Ermahnung, sich als Gläubiger auch in Situationen scheinbar schwerer Niederlagen gottgemäß zu verhalten. Die Gläubigen sollen sich nicht erzürnen über das Gelingen der Gottlosen (Verse 1, 7 und 8). Die Bösen sollen ruhig einmal ihren schlechten Charakter zeigen (Verse 12, 14, 21 und 32), so wie auch der gottgemäße Charakter der Gläubigen offenbar werden soll (Verse 21, 26, 30, 31). Die Bösen leben nahe am Untergang (Verse 2, 9, 10, 20, 35, 36 und 38), die Rettung der Gerechten aus ihrer Hand ist ebenso sicher (Verse 13, 15, 17, 28, 33 und 39). Gott hält besondere Gnade für die Treuen bereit (Verse 11, 16, 18, 22-29, 37). Die Gläubigen können auch aktiv die von Gott gegebenen Gegenmittel gegen ihren Zorn anwenden, damit er nicht allzu sehr wächst (Verse 3-6, 27, 34). Auch wir dürfen heute alles im Glauben an Gott übergeben, der einmal gerecht richten wird. So hat es auch der Herr selbst getan (1Pe 2,23).

 

Psalm 38

Ein Bußpsalm. David ist sich seiner Sünde als der Ursache seines Elends bewusst (Vers 4). Zu körperlicher Krankheit und Schmerzen kommen auch noch die Verlassenheit von allen Freunden und die Verfolgung durch seine Feinde. Es ist eine Situation von äußerstem Elend! Wir werden hier unmittelbar an Hiob erinnert. Hiob war sich seiner Sünde nicht bewusst, David ist es jedoch sehr wohl. David beklagt Gottes Missfallen an ihm wegen seiner Sünde (Verse 1-5). Hinzu kommen das Elend seiner körperlichen Krankheit (Verse 6-11), die Gleichgültigkeit seiner Freunde (Vers 12), die Bosheit der Feinde zugleich mit dem fortlaufenden Bekenntnis seiner eigenen Sünde vor Gott (Verse 13-21). Sein Ruf zu Gott um dessen Gemeinschaft und Hilfe. Wenn auch wir selbst in unserer Zeit von wenigen Ausnahmen abgesehen nicht in einer derart verzweifelten Lage sind (was in früheren Generationen wie etwa zu Kriegszeiten viel öfter der Fall war), so sollten wir dennoch beim Lesen dieses Psalms ein klares Bewusstsein von der Sündhaftigkeit unseres eigenen Fleisches gewinnen. Wir dürfen Gott bitten, uns vor solch schweren Situationen zu bewahren und ihm herzlich dafür danken, dass er es bisher getan hat. Wir sollen für verfolgte Geschwister in aller Welt bitten, welche sich bisweilen in fürchterlichen Lagen befinden. Wir sollten uns schließlich in der eigenen Seele im Voraus dafür wappnen, dass wir selbst vielleicht auch einmal in tiefes Elend geraten könnten. Geistliche Vorbereitung auf schwere Zeiten.

 

Psalm 39

In Psalm 37 hat David Belehrungen für den Umgang der Gläubigen mit Konfliktsituationen gegeben. Hier zeigt sich die Tatsache, dass es wesentlich leichter ist, anderen solche Belehrungen zu erteilen als sie selbst in der entsprechenden Situation anzuwenden. David muss hier wohl in einer sehr belastenden Situation des persönlichen Verlustes oder einer Geduldsprobe gewesen sein, und er hatte offenbar große Schwierigkeiten, sie innerlich zu bewältigen. Die Verse 1-4 zeigen seinen inneren Kampf zwischen Verdorbenheit und Güte, zwischen Zorn und Geduld, der ihn verbitterte und äußerlich verstummen ließ. Die Verse 5-7 sind ein Nachsinnen, eine Meditation im biblischen Sinne, über die Schwachheit und Vergänglichkeit des Menschen. In den Versen 8-14 bittet er Gott um Rettung von seinen Übertretungen, um Bewahrung vor dem Gespött und um die Wegnahme seiner Plage durch die Hand Gottes. Er bittet Gott um Verlängerung seiner Tage, damit er lange genug leben kann um noch einmal Freude im Herrn zu haben bei seinem Tod.

 

Psalm 40

Ein messianischer Psalm. David schrieb ihn am ehesten in einem Moment großer Errettung, welche Gott ihm geschenkt hatte. In prophetischer Rede spricht er nicht nur über die Regungen seines eigenen Herzens, sondern er äußert Worte, die klar und deutlich auf den Dienst des Herrn hinweisen. In den Versen 1-6 redet David über die Rettung Gottes und ist voller Dank. In den Versen 7-11 redet er über den Dienst, den der Herr in Übereinstimmung mit seinem himmlischen Vater und im völligen Gehorsam vor dessen Angesicht unter dem Volk bis zum Ende getan hat. Die Verse werden zum Teil in Hebr 10,5-10 zitiert und dort eindeutig auf den Herrn bezogen. In den Versen 11-17 bittet er den Herrn weiter um Errettung für sich und die anderen Gläubigen, wobei er in Vers 13 erneut ein umfassendes Sündenbekenntnis ablegt. Auch dieser Vers ist geistlich auf das Werk des Herrn angewendet worden, nämlich auf sein Bekenntnis unserer Sünden vor Gott während der drei Stunden der Finsternis am Kreuz. Dort hat der Herr unsere Sünden auf sich selbst genommen, so als ob es seine eigenen gewesen wären. In Vers 18 weiß David, dass er auch weiterhin elend und arm bleibt, und dass er auch zukünftig auf die Rettungen des Herrn angewiesen sein wird.

 

Psalm 41

Der Psalm wurde von David geschrieben, als er wahrscheinlich krank lag (Vers 4). Trotzdem blieben seine Feinde aktiv. Sie wünschten ihm Unglück, wahrscheinlich sogar den Tod (Vers 6). In dieser Lage konnte David sich nur an Gott wenden und auf Wiederherstellung hoffen. In den Versen 1-4 tröstet er sich, indem er an Gottes Verheißungen festhält und seine Gesundung erwartet. In den Versen 5-10 redet er über die weiterhin bestehende Bosheit der Feinde, über ihre üblen Gedanken und ihre lügnerischen Krankenbesuche an seinem Lager. Vers 9 ist messianisch und weist auf die unvergebbare Sünde der Pharisäer hin, welche sie gegenüber dem Herrn begingen, als sie seine Wunderwirkungen dem Satan (Belial) zuschrieben. Vers 10 ist ebenfalls messianisch und weist auf den Verrat des Judas hin. Der Herr selbst zitiert ihn in Joh 13,18 beim letzten Abendmahl, bevor er den Verräter in die Nacht hinausschickt. In Vers 11 übergibt David seine Sache erneut dem Herrn und vertraut auf die Rettung. Auch Vers 13 kann auf den Herrn Jesus bezogen werden. Vers 14 ist ein abschließender Lobpreis.

 

 

Zweites Psalmbuch (Psalm 42-72)

 

Psalm 42

Ein Maskil (Lehrpsalm). Er wurde möglicherweise von David geschrieben, als er aus irgendwelchen Gründen (vielleicht Verfolgung durch seine Feinde) vom Besuch des Heiligtums abgeschnitten war und sich danach sehnte, wieder dort anbeten zu können. Der Psalm belehrt uns über den Widerstreit der Gefühle in der Seele gegen den Glauben, welcher sich auch in unserem Glaubensleben immer wieder ereignen kann. Der Glaube beginnt mit dem Verlangen nach Gott und seiner Gemeinschaft mit dem Anbeter im Heiligtum (Verse 1-3). Die Seele beklagt den gegenwärtigen Zustand und erinnert sich wehmütig an die besseren Zeiten von früher (Verse 4-5). Der Glaube stillt die Regungen der Seele mit dem Ausblick auf die kommende Besserung und Wiederherstellung mit Lobpreis Gottes (Vers 6). Doch wieder kommt das Gefühl und erneuert die depressiven Gedanken an die Vergangenheit und den jetzigen Verlust (Verse 7 und 8). Vers 8 ist auch im Hinblick auf Psalm 93 auf den Herrn am Kreuz gedeutet worden. Wieder bringt der Glaube die Seele zum Schweigen und weist auf den kommenden Tag hin (Vers 9). In den Versen 10 und 11 kehrt dennoch die Depression zurück und verweist hartnäckig auf die Traurigkeit des Herzens, die Zermalmung der Gebeine und den Hohn der Bedränger. Der Glaube behält schließlich in Vers 12 das letzte Wort. Er tadelt und ermahnt die Seele regelrecht und fragt sie, warum sie sich weiter quälen und betrüben will. Du wirst den Herrn noch preisen! Der Glaube soll seine Gewissheiten festhalten, auch wenn es in der Seele stürmt. Dr. Martyn Lloyd Jones hat in seinen Predigten über geistliche Depression unter den Christen auf diesen Zusammenhang hingewiesen. Es ist meist weit besser als weltliche Psychologie, wenn der Gläubige noch dazu in der Lage ist, in Glaubensgewissheit zu seiner eigenen Seele zu predigen und sie zu ermahnen. Halten wir daher an dieser Stelle fest: „Lass den Unsinn, meine Seele! Hör auf zu klagen! Lass es endlich sein! Denke an die Verheißungen des Herrn! Er wird handeln zu seiner Zeit, du wirst ihn noch preisen! Höre auf mit deinen Klagen, meine Seele, und harre des Herrn!“

 

Psalm 43

Gewissermaßen ein Anhang zum vorherigen Psalm. Die Depression kehrt hier zurück, denn die Betrübnis der Seele kann so schwer sein, dass man dasselbe Gebet wiederholen muss. Der Herr hat im Garten Gethsemane dreimal dasselbe Gebet zum Vater gesprochen, denn seine Seele war tief betrübt bis zum Tode. Er sah die fürchterlichen Schrecken des Kreuzes vor sich und flehte wieder und wieder. Schließlich konnte er überwinden und sich seinen Mördern entgegenstellen. Vers 2 ist identisch mit Psalm 42,10. Vers 5 ist identisch mit Psalm 42,12. Das Heilmittel für die Depression ist hier dasselbe wie im vorangehenden Psalm. Auch für uns kann es schwierig sein zu überwinden. Bei uns kann es manchmal noch viel länger dauern als beim Herrn, der auch angesichts der tiefsten Erschütterung und Betrübnis in der Seele nur wenig Zeit benötigte um zu überwinden. Bei uns kann die Depression länger anhalten und uns viele Male ins Gebet treiben. Auch andere Geschwister müssen bisweilen Hirtendienst und Gebetsdienst für bedrängte und depressive Gläubige tun. Die Jünger im Garten Gethsemane waren dazu nicht in der Lage. Der Herr überwand einsam und alleine. Nur er ist vollkommen. Nur er kann uns völlig verstehen in solchen Momenten.

 

Psalm 44

Ein Maskil (Lehrpsalm) von den Söhnen Korahs. Die Söhne Korahs waren nicht Teil der Rebellion ihres Vaters in 4Mo 16. Sie starben nicht zusammen mit ihrem Vater im Gericht Gottes nach 4Mo 26,11. Sie gingen weiter mit auf der Wüstenwanderung. Ihre Nachkommen kamen mit dem Volk ins Land und erfuhren aus den Erzählungen der Väter von den großen Taten Gottes mit Israel (Vers 2). Sie bitten hier stellvertretend für das Volk Israel, für „Jakob“ (Vers 5). Sie erinnern sich an die Wüstenwanderung, an die Landnahme und an die früheren Siege des Volkes. Nur die Kraft Gottes hatte das alles ermöglicht. Jetzt ist das Volk im Elend, es wird gerechnet wie Schlachtschafe vor den Feinden (Verse 12-15 und 23). Sie selbst hatten sich immer auf Gott verlassen und waren dafür im Volk hart angefeindet worden. Gott hatte es zugelassen, dass das Volk ins Elend geriet und zerstreut wurde unter die Heiden (Vers 12). Sie legen die Geheimnisse ihres Herzens vor Gott offen (Vers 22) und bitten ernstlich um Rettung und Wiederherstellung für das Volk. Die Erlösung kann nur aus Gnade geschehen, denn alles Verdienst ist längst dahin. Natürlich dürfen wir diesen Psalm geistlich auf angefochtene oder zerstreute Christen anwenden, auch auf solche, die durch Versagen vom Glaubensweg abgeirrt sind und in der Welt umherirren. Wir dürfen Gott für solche um Gnade und Wiederherstellung bitten.

 

Psalm 45

Ein Maskil (Lehrpsalm) von den Söhnen Korahs über die Herrlichkeiten und die Vorzüglichkeit des Messias, des Herrn. Alles ist hier nur auf ihn ausgerichtet. Die Liebe zu dem königlichen Bräutigam in all seiner Schönheit (Verse 1-3). Sein Siegesruhm an allen Enden (Verse 4-6). Die Gerechtigkeit seines Reiches (Verse 7-8, siehe auch Hebr 1,8-9). Die Pracht seiner Hofhaltung (Verse 9-10). Alle Zuneigungen der Braut, der Gemeinde Christi, werden gewonnen (Verse 11-12). Die Hochzeit mit der Braut und die Fortdauer der Gemeinde durch die Generationen hindurch. Die Gläubigen werden Fürsten unter den Nationen sein. Alle Völker werden den Herrn preisen in Ewigkeit.

 

Psalm 46

Von den Söhnen Korahs. Die Gläubigen (im neuen Bund die Gemeinde Christi) werden ermuntert, auf Gott zu hoffen und zu vertrauen. In den Versen 1-6 geschieht dies auch in äußerlich schlimmen Umständen, selbst wenn dramatische Dinge geschehen. In Vers 6 der Strom des Heiligen Geistes in der Stadt Gottes, der sie immer bewässert und erfreut (siehe auch Hes 47,1-13; Joh 7,38; Off 22,1-5). Die Völker haben getobt, und der Herr hat sie niedergerungen, hat allen Kriegen ein Ende bereitet (siehe auch Psalm 2). Geistlich gesprochen ist dies bereits heute in der Gemeinde Christi der Fall. Die vorherigen Schwerter ihres Herzens und ihrer Zungen sind geistlich betrachtet umgewandelt zu Pflugscharen für den Ackerbau Gottes und sie lernen den Krieg nicht mehr (Jes 2,4-5). Heute erkennt die Gemeinde den Herrn als Gott und König an, einmal wird Ihn alle Welt anerkennen und still sein (Vers 11).

 

Psalm 47

Ein Lobpreispsalm von den Söhnen Korahs. Lob unter allen Völkern für den Gott des Himmels und der Erde, der sein Volk errettet hat und auf ewig thront. Bis Vers 5 ist Gott der Stolz Jakobs gewesen, der König des irdischen Israel. In Vers 6 ist er aufgefahren, und zu ihm hat sich versammelt alle Welt, denn er ist der König der ganzen Erde. Der Auferstandene und Aufgefahrene ist verherrlicht auf seinem Thron, und zu ihm versammelt sich nicht mehr das Volk des Gottes Jakobs wie im alten Bund, sondern das Volk des Gottes Abrahams. Abraham ist nach Gal 3 und anderen Stellen der geistliche Vater der Gläubigen aus allen Nationen, also der Gläubigen des neuen und ewigen Bundes. Wir sehen somit hier die neutestamentliche Gemeinde. Er ist der König der Könige, Ihm gehören die Schilde (andere Übersetzung: die Herrscher) der ganzen Erde.

 

Psalm 48

Von den Söhnen Korahs. Der zweite Wochenpsalm. Er wurde gesungen an dem Tag, an welchem der Herr die Tempelreinigung in Jerusalem durchführte und die Kaufleute austrieb. Auch der Feigenbaum wurde an diesem Tag verflucht. Ein Lobpreis und ein Jubel über die Schönheit und die Herrlichkeiten Jerusalems und seines Königs. Zunächst ging es in damaliger Zeit natürlich um das irdische Jerusalem mit seinen Toren, Türmen und Palästen. Die zweite Deutungsebene bezieht sich dann auf die neutestamentliche Gemeinde, denn die Stadt ist in Vers 9 die Stadt des Herrn der Heerscharen, welche er bis in Ewigkeit erhalten wird. Das Volk in der Stadt weiß, dass sein Gott es über den Tod hinaus erhalten wird. Das wird geschehen in der Auferstehung der Gläubigen. Das irdische Bild war das damalige Jerusalem mit dem Berg Zion und dem Tempelhaus. Die neutestamentliche Erfüllung ist das himmlische Jerusalem mit dem himmlischen Berg Zion (Hebr 12,22) und dem himmlischen Heiligtum.

 

Psalm 49

Von den Söhnen Korahs. Es ist eine Gleichnisrede (Vers 5), man könnte auch sagen ein Vortrag oder eine Predigt zu den Hörern/Lesern. In den Versen 1-4 ruft der Prediger die Menschen dieser Welt zu sich und fordert ihre Aufmerksamkeit. In den Versen 5-6 eröffnet er beim Lautenspiel seine Gleichnisrede und tröstet sowohl sich selbst als auch seine gläubigen Zuhörer angesichts der Missetat der sie umringenden Verfolger. Bis Vers 15 wird das Leben der gottlosen Weltmenschen in allen Einzelheiten geschildert und in seiner ganzen Torheit zur Schau gestellt. Sie leben nur für das Hier und Jetzt, aber sie sind dem Tod geweiht. Den Zuhörern wird der Spiegel vorgehalten: „Nehmt doch endlich Vernunft an und kehrt um!“ In Vers 16 folgt dann ein weiterer Anreiz zur Umkehr für die Gottlosen und ein Trost für die gläubigen Zuhörer: Gott wird die Gläubigen aus dem Totenreich erlösen und sie aufnehmen. Das sollte eigentlich einen starken Eindruck bei den gottlosen Zuhörern hinterlassen. Ab Vers 17 redet der Prediger dann wieder in Anwesenheit der gottlosen Zuhörer und der Gläubigen in harten und klaren Worten über die menschliche Existenz ohne Gott. Ob sie es hören wollen oder nicht: sie müssen es hören! Das Wort muss gepredigt werden zu gelegener und zu ungelegener Zeit. Sie gleichen am Ende dem Vieh, das umgebracht wird. Einige Zuhörer werden vielleicht beeindruckt gewesen sein. Die meisten waren mit Sicherheit beleidigt, wenn nicht sogar wütend und aggressiv. Aber so ist es eben, wenn das Wort Gottes schonungslos und klar gesagt wird.

 

Psalm 50

Während der vorherige Psalm vor allem die offensichtlich Gottlosen streng belehrte und die Gläubigen tröstete, haben wir hier einen Psalm für solche, die zwar den Glauben bekennen, die sich jedoch nur in äußeren religiösen Ritualen bewegen, anstatt den lebendigen Glauben zu leben. Sie sind eigentlich falsche Bekenner, und sie werden hier vom Herrn streng ermahnt. In der Zeit des Psalmisten waren es die äußerlich religiösen Juden, die falschen Hirten und Unterdrücker des Volkes, gegen welche auch die Propheten auftreten mussten. Gott würde das zeremonielle Gesetz der Juden abschaffen und es durch das Gesetz der Freiheit, das Gesetz des Messias ersetzen. In unserer Zeit sind es die äußerlich frommen Namenschristen, die den Geist nicht haben, und deren „Gottesdienst“ sich auf äußere Zurschaustellungen und religiöse Sprache ohne echte Liebe zu Gott und Menschen beschränkt. Sie werden einmal erschrecken müssen bei der Wiederkunft des Herrn, denn auch diese Wiederkunft wird in unserem Psalm eindrucksvoll beschrieben. Die Verse 1-6 zeigen die Wiederkunft des Herrn, der sich aus der Herrlichkeit des himmlischen Zion aufmachen wird. Die Verse 7-15 fordern die Anbeter dazu auf, anstelle ihrer frommen Opferpraxis endlich einmal echte Liebe zum Herrn und Anbetung aus einem demütigen Herzen heraus zu zeigen. Die Verse 16-22 sind eine ernste Verwarnung der gottlosen Falschanbeter: Ein schwerer Tadel ihrer heuchlerischen Lebensführung, ihre grundlegende Täuschung hinsichtlich der wirklichen Gedanken Gottes, eine letzte Warnung an sie, sich wirklich auf Gott auszurichten und ihm dankbar zu sein.

 

Psalm 51

Der Bußpsalm, den David nach seinem Ehebruch mit Bathseba und seinem Mord an ihrem Ehemann Urija schrieb, als Nathan ihn im Auftrag Gottes auf sein Verbrechen hingewiesen hatte. Hier haben wir die tiefste und schlimmste Erkenntnis des Menschen von der Bedeutung der ihm eigenen Sünde in den Augen Gottes, die diesen Menschen in den völligen Zerbruch vor Gott und zu einer tiefen und grundlegenden Umkehr führt. Jeder von uns kann bis heute diesen Psalm auf sich selbst anwenden, sei es in seiner Rückschau auf eine selbst erlebte tiefgreifende Bekehrung zum Herrn, oder sei es im Angesicht einer schwerwiegenden Sünde, welche ein bereits Gläubiger begangen hat. In beiden Fällen blieben und bleiben uns nur das ernsthafte Bekenntnis und die demütige Hinwendung zu unserem Retter, dem Herrn Jesus Christus. Das offene Sündenbekenntnis, die ernste Bitte um die Vergebung Gottes und um seine gnädige Hilfe zur Abkehr von der Sünde, die Bitte um die Aufnahme oder die Rückkehr in die Gemeinschaft Gottes und die Gewährung der Heilsgewissheit, die Bereitschaft des erretteten oder wiederhergestellten Gläubigen zum Zeugnis gegenüber anderen zur Ehre Gottes und schließlich die Bitte für den Bau und das Wohlergehen Zions (im AT die Stadt Jerusalem im damaligen Israel, im NT die Gemeinde der Gläubigen) sind die Teile dieses Psalms.

Der Ysop in Vers 9 erinnert uns zudem daran, dass auch der Leib des Herrn am Kreuz vor den Augen der anwesenden Zeugen und vor der unsichtbaren Welt mit Ysop entsündigt wurde, nachdem der Herr die Sünden der Gläubigen auf sich genommen und bezahlt hatte. In Joh 19,29-30 erkennen wir das. Der äußerlich ganz zerschlagene Leib des Herrn wurde hierdurch in den Augen Gottes völlig gereinigt, und er wurde in reinem und sündlosem Zustand begraben. Deshalb wurde er auch drei Tage später in Herrlichkeit auferweckt, denn der Tod konnte den sündlosen Leib des Herrn nicht halten. Er sah die Verwesung nicht (Psalm 16). Jetzt sitzt der Herr Jesus Christus verherrlicht zur Rechten des Vaters, und sein verherrlichter Leib wird in Ewigkeit die Male seiner Kreuzigung tragen.

 

Psalm 52

Ein Maskil (Lehrpsalm) von David, als Doeg der Edomiter ihn an Saul verriet, nachdem er in das Haus Abimelechs gegangen war (1Sam 22). Das Ganze endete mit der Ermordung Abimelechs und der Priesterschaft durch Doeg im Auftrag Sauls. Die Verse 1-9 sagen das Gericht und die völlige Vernichtung über Doeg voraus. In den Versen 10-12 sehen wir auch angesichts der schwierigen Situation das völlige Gottvertrauen Davids und seinen Ausblick auf den kommenden Segen und sein Gelingen. In Vers 9 eine Erinnerung an Psalm 1,3. Auch heute gilt für jeden Menschen, der seine Sünden verbirgt und nicht bekennt: Deine Sünde wird dich finden, die Hand des Herrn wird über dich kommen! Bilde dir niemals ein, dass du dich am Ende nicht doch irgendwie aus der Gerechtigkeit Gottes herauswinden kannst. Dies ist die Belehrung dieses Maskils für alle Menschen.

 

Psalm 53

Ein Maskil (Lehrpsalm) von David. Zu Beginn eine fast wörtliche Wiederholung von Psalm 14. Gott redet zweimal oder dreimal, und man hört es nicht. Ein Hammerschlag gegen die Narren (die Toren) in Vers 2, seien sie auch in der Welt noch so angesehen. Hier geht es bis Vers 6 nicht nur um die Lebenshaltung der Gottverächter zu allen Zeiten, sondern auch um eine Drohung Gottes gegen die brutalen Verfolger seiner Gläubigen, wie es sie zu allen Zeiten gegeben hat. Am Ende ein Ausblick auf die große Hoffnung, dass Gott an seinem Tag alles wenden wird. Dies galt im AT für das irdische Israel, heute im NT gilt es für alle Gläubigen in der Welt, Juden oder Heiden. Gott wird alles in Gerechtigkeit ordnen. Eine große Hoffnung für alle Verfolgten und eine Ermunterung zum Ausharren in schwersten Umständen.

 

Psalm 54

Ein Maskil (Lehrpsalm) von David, als die Siphiter ihn an Saul verrieten (1Sam 23 und 26). Die Siphiter verhielten sich David gegenüber ähnlich wie es Judas dem Herrn Jesus gegenüber tat, und sie taten es sogar zweimal. David hält sich ganz an Gott und erwartet nur von Ihm Rettung und Hilfe. Diese ist am Ende in Vers 9 so gewiss als sei sie bereits eingetroffen. In der Geschichte Davids kam sie dann auch durch die gnädige Führung Gottes. Die Belehrung für uns ist, dass auch wir in schweren Lagen dieselbe Geisteshaltung im Glauben einnehmen sollen.

 

Psalm 55

Ein Maskil (Lehrpsalm) von David. Möglicherweise wurde dieser Psalm in der Verfolgung Davids durch Absalom geschrieben. Der Hasser, von dem David redet, wäre demgemäß Ahitophel gewesen. Die Lage war damals für David wirklich aussichtslos im Blick auf die Übermacht Sauls. Gott griff jedoch durch den Rat Husais des Arkiters ein, indem er den klugen Rat Ahitophels zur sicheren Ermordung Davids zunichtemachte. David konnte Zeit gewinnen und entfliehen. Ahitophel ging in sein Haus und erhängte sich (2Sam 15-17). Er ist als ein Vorbild für Judas gesehen worden, eine Deutung, welcher jedoch auch vielfach widersprochen worden ist. David legt in den Versen 1-8 seinen Kummer und seine Furcht vor Gott und bittet um Gottes Gunst zur Rettung. Er bittet in den weiteren Versen darum, dass Gottes Missfallen an den Feinden offenbar werden möge und versichert sich im Glauben erneut der Hilfe Gottes. Die Belehrung für uns kommt in Vers 23-24: Wirf dein Anliegen auf den Herrn, und er wird für dich sorgen. Die Blutgierigen werden es nicht bis zur Hälfte ihrer Tage bringen. Dies galt im Alten Testament in Israel. In unserer Zeit leben die Blutgierigen zwar manchmal erstaunlich lange, aber das Gericht Gottes erwartet sie am Ende ihres Lebens, und sei es auch noch so lange. Wir sollten sogar für sie beten. Das gehört zu den schwierigsten Prüfungen in den Seelen verfolgter und inhaftierter Christen.

 

Psalm 56

Geschrieben von David in einem Moment der Angst, als die Philister ihn in Gat ergriffen (1Sam 21,11-12). Schon wieder die Bosheit der Feinde, die ihn umringt haben und seinen Untergang suchen! Wie oft musste David das erleiden, bevor er zum Königtum gelangte! Aber ebenso sehen wir wieder das Gottvertrauen Davids, sein Gotteslob, seine Zuneigung zu seinem Retter. Dieser Psalm ist einerseits wie ein Stoßgebet in einer akuten Notlage, andererseits wie ein Rückblick auf die Verfolgungen und die Rettungen Gottes. Beide Ebenen sind darin enthalten.

 

Psalm 57

Geschrieben von David, als er vor Saul in die Höhle floh (1Sam 22,1). Hier eine ähnliche Grundstimmung und Aussage wie im Psalm 56. Es ist erstaunlich, wie sehr David die Fähigkeit besaß, sich auch in größter Not an Gott zu halten und alles von Ihm zu erwarten. Man gewinnt bisweilen den Eindruck, dass das Lob Davids gerade in seinen tiefsten Augenblicken die höchsten Höhen erreicht. Vers 12: Erhebe dich über die Himmel oh Gott. Über der ganzen Erde sei deine Herrlichkeit. Auch wir, die wir den Heiligen Geist innewohnend besitzen, dürfen in schwierigen Situationen genauso bitten. Wir können Gott niemals überschätzen oder gar überfordern! Er wird uns erhören und uns geben nach seinem Willen, sei es Großes oder Kleines.

 

Psalm 58

Einige haben vermutet, dass David diesen Psalm schrieb, als Saul in Jerusalem eine formale Gerichtsverhandlung abhielt, in welcher David öffentlich zum Verräter abgestempelt wurde, um ihn auf juristischer Grundlage in ganz Israel verfolgen und zur Strecke bringen zu können. Wir können es nicht genau wissen, aber es ist durchaus möglich. Die Verse 1-5 würden somit die Sünde und Falschheit der Richter beschreiben. Die Verse 6-10 erbitten in teilweise sehr harten und abstoßenden Vergleichen ihren Untergang durch die Hand Gottes. Auch hier wieder alttestamentliches Denken, das der neutestamentlichen Feindesliebe noch nicht entsprach. Vers 11 zeigt ebenfalls in noch alttestamentlichem Verständnis die Freude der Gerechten. Vers 12 bringt angesichts der Geschehnisse auch für die Menschen unserer Zeit die Erkenntnis: Es gibt doch einen Gott, der richtet auf Erden.

 

Psalm 59

Geschrieben von David, als Saul sein Haus bewachen ließ um ihn zu töten (1Sam 19). Auch hier wieder die ausführliche Beschreibung der Bosheit im Denken und Handeln der Feinde, Davids Gebete zu Gott, seine prophetischen Worte gegen die Feinde, welche ihr Ende vorhersagen. Auch in unserer Zeit haben Christen – ebenso wie der Herr selbst während seines Dienstes – extrem bösartigen Feinden und mordgierigen Bedrängern gegenübergestanden oder tun es noch immer. Sie haben diese Feinde nicht aktiv bekämpft, sich aber immer im Gebet zu Gott gewandt. Gott schenkte solchen bedrängten Christen und auch wohl vielen Märtyrern angesichts des Todes immer wieder den festen Glauben daran, dass er am Ende mit den Feinden abrechnen wird. Manche mussten tatsächlich in den körperlichen Tod hineingehen, andere wurden bewahrt. In jedem Fall ist Gott am Ende der Sieger. Auch David wurde aus der Bedrängnis gerettet, über die unser Psalm schreibt, und er konnte am Ende Lobpreis opfern.

 

Psalm 60

Ein Zeugnis von David nach seinem Sieg über die Aramäer und Joabs Sieg über die Edomiter im Salztal (2Sam 8,1-14). Dies war eigentlich der Augenblick des völligen Sieges Davids. Hier sehen wir David nicht als einen demütigen Gläubigen in Bedrängnis, sondern in der bemerkenswerten Demut des Siegers vor seinem Gott. Auch für uns kann es hin und wieder solche Augenblicke von geistlichem Sieg geben. Wir sollten uns dann immer bewusst sein, dass alles von Gott kommt, und dass wir auch in solchen Augenblicken unsere eigene Abhängigkeit von Gott und das Bewusstsein für die Möglichkeit künftiger Gefahren oder Niederlagen nicht ganz aus dem Auge verlieren dürfen. David denkt trotz seines Sieges über die bedrohliche Situation im Land nach. Er freut sich natürlich auch über die glückliche Wendung der Dinge in diesem Augenblick. Er hat Gilead, Manasse, Ephraim, Moab und das Philisterland eingenommen. Er wird dennoch von Gott nach Edom geleitet werden, und das nicht in seiner eigenen Macht. Gott zieht mit den Heeren Davids aus, und Menschenhilfe ist nichtig. Mit Gott werden wir Gewaltiges vollbringen, und er wird unsere Feinde zertreten (Vers 14). Hier haben wir auch einen Hinweis auf die Verkündigung des Evangeliums unter allen Nationen in unserer Zeit. Damals wie heute gab es im Volk Gottes große Schwierigkeiten, welche uns bis zur Ankunft des Herrn ständig beschäftigen werden. Der Herr schützt aber dennoch seine Heere inmitten der Feinde. ER schenkt den Sieg des Evangeliums, ER gibt Gelingen auf unseren Wegen für sein Zeugnis und lässt uns die Nationen für sein Reich erobern. Die großen Evangelisten haben dies damals wie heute gewusst, ebenso die einfachen Zeugen Jesu im Alltagsleben dieser Welt.

 

Psalm 61

Der Psalm beginnt wie zahlreiche andere mit Gebet und Tränen und endet mit Lobgesang. Diese Grundlinie können wir als ein geistliches Prinzip des Psalmenbuches festhalten. Zahlreiche Psalmen sind uns gegeben, um uns in allen möglichen Bedrängnissen wieder zu Gott zurückzubringen und uns zu erheben. David schreit zu dem Gott, der ihn immer beschützt hat, der ihn immer versorgt hat. Er lobt Gott im Bewusstsein seiner Gunst, die er David nicht entzogen hat. Dies wird auch weiterhin der Grund dafür sein, Gott treu zu bleiben und seine Zusagen vor ihm zu erfüllen. Auch wir dürfen Gott immer wieder für seine Bewahrung und Versorgung danken und ihm sagen, dass es auch weiterhin unser Bestreben sein wird, Ihm zu dienen und treu zu bleiben. Dieses Reden vor Gott stärkt das Herz und stabilisiert sozusagen unser Glaubensleben.

Der Psalm enthält auch deutliche Hinweise auf den Herrn Jesus Christus, den Fels, den Messias Israels und der Welt, den ewigen König. Wie oft hat David vor Bergen oder Felsen gestanden, die ihm zu hoch erschienen (Vers 4)? Wie oft haben auch wir nicht gewusst, was wir tun sollten, als Berge vor uns gestanden haben? In Vers 4 ruft nicht nur David zum Herrn, sondern in geistlicher Anwendung ruft auch ein verzagter Mensch vom Ende der Erde nach dem Fels Gottes, der ja der Herr selbst ist (1Kor 10,4). Wer auf diesem Felsen steht, der ist sicher. Das Evangelium geht in unserer Zeit bis an die Enden der Erde, und viele nehmen es an. Sie werden von Gott auf diesen Felsen gestellt. Sie werden auf ewig geborgen im Zelt Gottes und im Schatten seiner Flügel. Die Verse 6-7 beziehen sich unmittelbar auf den Herrn, den großen Nasir, dessen ganzes Leben auf der Erde ein Gelübde für seinen Vater war. ER wurde erhört, IHM wurden die Nationen zum Erbteil gegeben. Er hat das Königtum über alle Nationen erworben, welches die Generationen überdauert und ewig besteht. Er ist in Ewigkeit vor dem Angesicht des Vaters, und so werden es auch die Gläubigen sein (Vers 8). Der letzte Vers ist eine Überschrift über das Leben Davids und über das Leben der gläubigen Anbeter in unserer Zeit.

 

Psalm 62

Der Psalm bezieht sich nicht auf einen besonderen äußeren Anlass in Davids Leben, sondern er zeigt uns ein wichtiges Prinzip des Glaubenslebens auf, welches auch in unserer Zeit unverändert gültig ist. Er wurde für Jeduthun (vermutlich der kleine Salomo) als Wegweisung für dessen Leben geschrieben. Mit großer Freude bekennt David seine Abhängigkeit von Gott und sein Vertrauen zu Ihm (Verse 1-8). In den Versen 9-13 fordert er auch Jeduthun und das ganze Volk dazu auf, ebenso zu leben. Gott wird das alles vergelten in rechter Weise, denn bei Ihm sind Macht und Gnade (Verse 12-13).

 

Psalm 63

David schrieb diesen Psalm in der Wüste Juda, in den Nächten (Vers 7) in einem dürren und lechzenden Land (Vers 2). In der Wüste gibt es keine Fehlfarben, der Geist wird zur Ruhe gebracht und gewinnt wieder einen klaren Blick auf die Wege Gottes. Paulus hat dies in Gefängnissen erlebt. Wir haben hier Davids Verlangen nach Gott, seine Wertschätzung Gottes, seine Zufriedenheit in Gott, seine innige Beziehung zu Gott, seine freudige Abhängigkeit von Gott und schließlich seinen Triumph über die Feinde mit und in Gott. In der Stille öffnen sich auch für uns die Wege Gottes besser, wir kommen zurück zum Vertrauen und zur innigeren Gemeinschaft mit ihm. In der Stille lernen wir es wieder, im Vertrauen auf ihn zu warten. Er wird uns ans Ziel bringen, er ist der Sieger über unsere Feinde und über die Lügner.

 

Psalm 64

Hier ein Psalm, in welchem David allgemein über die Gesamtheit seiner Feinde und Verfolger redet. Die Feinde sind letztlich durch ihre eigene Bosheit, Hinterlist und Grausamkeit zum Untergang verdammt. Gott schießt seinen eigenen Pfeil auf sie. Sie werden in einer Art und Weise zu Fall kommen und untergehen, durch welche jeder sehen kann, dass hier Gott am Werk war! Die Gerechten werden gerade dadurch in ihrem Gottvertrauen noch weiter gestärkt (Vers 11).

 

Psalm 65

David lenkt unseren Blick erneut auf die Herrlichkeiten Gottes: In der Vergebung, in der Erhörung des Gebets, in der Gabe des Seelenfriedens für sein Volk, in seinem Schutz und seiner täglichen Hilfe, alles das in seinem ewigen Reich der Gnade (Verse 1-6). In seiner Herrschaft über die Schöpfung und die Vorsehung: Berge, Meer, Osten und Westen, das Land mit seiner Frucht im Jahresumlauf (Verse 7-14). Vers 10 erinnert uns an den geistlichen Strom Gottes, den Heiligen Geist, der alle Schrift eingegeben hat und sie durchzieht. (Siehe hierzu auch unseren Text: „Der Strom“ unter www.DieLetzteStunde.de.)

 

Psalm 66

Ein zeitloser Dankpsalm für alle Welt. Gott herrscht über die gesamte Schöpfung, über sein eigenes Volk und über alle Völker. Er hat sein Volk geprüft und geläutert, hat es in die Gefangenschaft und wieder in die Freiheit geführt. Er hat auch darauf geachtet, dass die Widerspenstigen sich nicht ungestraft gegen ihn erheben (Vers 7). Hier dürfen wir an das alte Israel ebenso denken wie an die Gemeinde Jesu Christi. Ab Vers 13 redet der Psalmist darüber, dass er auch in seinem eigenen Leben diese Erfahrungen machen durfte. Besonders der letzte Vers spricht zu unser aller Herzen: Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht abgewiesen, noch seine Gnade von mir gewendet hat. Wie viele betende Christen haben das immer wieder erlebt im Großen und Kleinen!

 

Psalm 67

Der Psalmist redet zunächst über das Volk Gottes. Dann geht der Blick zu allen Nationen, damit auch sie die Wege Gottes und sein Heil erkennen sollen. Alle Nationen sollen zu Ihm kommen und Ihm danken. Hier fällt es uns nicht schwer, einen geistlichen Ausblick auf das kommende Zeitalter der Gemeinde Christi und der Weltevangelisation zu gewinnen. In Vers 7 gibt die Erde ihr Gewächs (ihre Frucht). Wir können hierbei an Johannes 4,35-36 denken, wo die Felder der Welt weiß sind zur Ernte. Auch das Gleichnis vom Sämann in Mt 13 steht mit unserem Psalm in geistlicher Verbindung. Ebenso alle Stellen im NT, welche über die Frucht des Evangeliums reden.

 

Psalm 68

Ein Psalm Davids mit einer sehr umfassenden geistlichen Botschaft. Er beginnt mit einem Gebet zu Gott, gegen seine Feinde und für sein Volk (Verse 1-4). Dann folgt ein ausgedehnter Lobpreis über die verschiedensten Werke, die Gott schon getan hat und in der Zukunft noch tun wird. Die Güte und Fürsorge Gottes (Verse 5-7). Die Wunder der Wüstenwanderung und des Einzugs in Kanaan (Verse 8-11). Der Sieg und die Flucht der Feinde (Verse 12-13). Die Gegenwart Gottes inmitten seines Volkes auf seinem Heiligen Berg (Verse 14-19).

Dann der Übergang in die neue Heilszeit. Die Himmelfahrt des Herrn in Vers 19 und die Errettung für sein neutestamentliches Volk in Vers 20 und 21. Er ist der Ausweg aus dem Tod, indem er das ewige Leben und die Auferstehung gibt. Die großen Siege, die der Herr über alle seine Feinde erringt im Gericht und der Segen für sein Volk in den Versen 22-28. Die Erweiterung der Gemeinde in der Kraft des Geistes (Vers 29) und die Ausbreitung über alle Nationen im Bild von Ägypten und den fremden Königen bis Vers 31. Auch die Nationen werden in den Versen 32-35 einmal die Herrlichkeit des Herrn anerkennen. Er herrscht vom himmlischen Heiligtum aus und wird sich (im Gericht) furchtgebietend erweisen über alle Nationen. Seinem Volk verleiht er Macht und Stärke, sie werden über die Erde herrschen in der Ewigkeit der neuen Schöpfung.

 

Psalm 69

Von David in der Bedrängnis geschrieben. Der Psalm geht jedoch weit über das Leben Davids hinaus und blickt auf den Herrn Jesus in seiner Bedrängnis, seiner Rettung und seiner endlichen Erhöhung. Die Verse 1-22 können wir auf die schrecklichen Leiden des Herrn am Kreuz beziehen, so wie sie uns schon in Psalm 22 vor Augen standen. Dieser Psalm steht parallel zu Psalm 22. Auch hier erfahren wir etwas über die inneren Regungen des Herrn, und auch hier werden uns Einzelheiten mitgeteilt, welche sich auf Golgatha ereigneten (zum Beispiel Vers 22). Die Verse 23-29 rufen das Gericht Gottes über die Verfolger Davids herab. In den restlichen Versen ist es wie auch in Psalm 22 so, dass der Psalmist als menschliche Stimme des Messias die endgültige Hilfe und Rettung Gottes für den Herrn Jesus vorhersagt. Der Herr wird in der Höhe geborgen (Auferstehung und Himmelfahrt). Die Elenden werden Ihn suchen und sich freuen, ihr Herz wird aufleben (Wiedergeburt, Errettung, Heiliger Geist in den Herzen der Gläubigen). Himmel und Erde werden den Herrn loben. Er wird seinen Erlösten einen Wohnort bereiten, den seine Knechte und deren Nachkommen bewohnen werden: Die Wohnung der Gemeinde jetzt im Himmel und einmal auf der neuen Erde.

 

Psalm 70

Wieder ein Psalm Davids in der Bedrängnis. Hier eine fast wörtliche Übereinstimmung mit dem Ende von Psalm 40. Daher wurde dieser Psalm von einigen Auslegern als ein „Psalm der Erinnerung“ bezeichnet. Wir können hier den Schwerpunkt mehr auf dem eigenen Leben Davids erkennen, da hier der Bezug auf das Leben und das Werk des Herrn weniger deutlich als in Psalm 40 erkennbar ist.

 

Psalm 71

Der Autor dieses Psalms wird uns nicht genannt, aber er wurde vermutlich von David in fortgeschrittenem Lebensalter geschrieben, da er entsprechende Hinweise enthält (Verse 5-6; 9-11; 17-18). Der Psalm hat allgemeine Gültigkeit für das Leben besonders der alternden Jünger des Herrn, denn er redet in allgemeiner Art über die Schwierigkeiten, welchen wir begegnen können, wenn unsere Kraft nachlässt. Der Psalmist hat hier immer noch Feinde, denen er sich aufgrund seiner nachlassenden Kräfte nicht mehr so wie früher gewachsen fühlt. Er beruft sich aber darauf, dass Gott ihn vom Mutterleib an und sein ganzes Leben hindurch getragen und bewahrt hat. Er ist für viele ein Wunderzeichen. Es gab auch in der Kirchengeschichte etliche gealterte Gläubige, in deren Leben man dies erkennen konnte, seien sie bekannt oder unbekannt. Der Herr sieht und kennt uns alle, auch wenn die Jahre herannahen, an welchen wir keinen Gefallen mehr haben (Pred 12,1). Der Lebenskampf hat seinen Tribut gefordert, und unsere Widerstandskraft ist im Schwinden begriffen. Der Herr ist aber derselbe gestern, heute und in Ewigkeit (Hebr 13,8), er schläft und schlummert nicht (Psalm 121,2-3). Die Lippen des alten Psalmisten können ebenso jubeln wie in der Jugend (Vers 23). Somit ein schöner und ermunternder Trostpsalm für ältere Geschwister.

 

Psalm 72

Ein Psalm für Salomo, geschrieben von dem alten David (wie es uns der letzte Vers ausdrücklich berichtet), um den Segen Gottes für seinen Sohn zu erbitten und eine prophetische Vorausschau auf das nun bald beginnende Königtum Salomos zu geben. Die von einigen Auslegern gewählte Übersetzung „von Salomo“ im Titel hat somit nach Ansicht des Schreibers hier keine Berechtigung. In geistlicher Hinsicht ist der Psalm unter dem Namen Salomos ein Ausblick auf das kommende Königreich des Herrn Jesus Christus, welchen Gott dem alten König David schenkte. David redet hier, sicherlich auch im Bewusstsein dessen was der Herr ihm beim Bundesschluss in 2Sam 7 (siehe auch 1Chr 17) geoffenbart hatte, dass nämlich aus der Frucht seiner Lenden einmal ein ewiger König hervorgehen würde. David konnte sich in seiner Sterbestunde damit trösten, dass Gott trotz des Versagens all seiner Nachfolger einmal diesen wunderbaren König bringen würde.

Der Psalm beginnt mit einem kurzen Gebet für den Nachfolger Salomo, um dann unmittelbar den Blick auf den kommenden herrlichen König zu lenken. Dieser König wird auf der Erde in Vers 5 gefürchtet, solange Sonne und Mond bestehen, also bis zum Beginn der Ewigkeit der neuen Erde und des neuen Himmels. Er wird den Armen und Elenden Recht schaffen, er wird herrschen bis an die Enden der Erde. Fülle von Frieden wird in seinem Reich sein, bis der Mond nicht mehr ist, also jetzt in unserer Zeit und in der Ewigkeit. Alle Heidenvölker werden Ihm dienen. Er wird den Armen retten, er wird die Seelen erlösen (Vers 14). Sein Name bleibt ewiglich, und in Ihm werden gesegnet alle Heiden (Vers 17). Gepriesen sei sein herrlicher Name ewiglich, und die ganze Erde sei erfüllt von seiner Herrlichkeit – Zu Ende sind die Gebete Davids, des Sohnes Isais.

 

 

Drittes Psalmbuch (Psalm 73-89)

 

Psalm 73

Von Asaph, dem Leiter der Tempelmusiker in Jerusalem. Die folgenden zehn Psalmen stammen ebenfalls von ihm. Dieser Mann war kein einfacher Flötenspieler, sondern ein hochbegabter Künstler, der den Gesang im Tempel dirigierte und ein Komponist von Gesängen und Melodien war. In seinem Leben gab es anhaltendes Elend und Züchtigung, vielleicht eine körperliche oder seelische Krankheit, ein familiäres Problem oder sonst etwas. Jedenfalls litt Asaph sehr darunter und nimmt dies hier zum Anlass für die Klage im ersten Teil seines Psalms.

Gottes Güte leitet den Psalm ein. Dann folgt die große Versuchung Asaphs. Er beging den Fehler, sich in seinem persönlichen Elend mit den Hochmütigen und Selbstgefälligen zu vergleichen, deren Gesicht von Fett strotzt, die nur für sich selbst leben, denen alles gelingt und die nie zu leiden haben (Verse 2-12). In den Versen 13-14 steht er in der akuten Gefahr, seine Gottesfurcht als völlig vergeblich anzusehen, denn sie bringt ihm keinerlei Besserung seiner äußeren Umstände. In den Versen 15-20 besinnt er sich der Gegenwart Gottes und des Endes der Gottlosen. Die Verse 21-28 bringen das Bekenntnis der Gedankensünde Asaphs und bringen ihn zurück in die gesegnete Gemeinschaft mit Gott. Er ist wiederhergestellt. Er hat wieder die Hoffnung der Herrlichkeit und ist sich des schrecklichen Endes der Gottlosen bewusst. Auch wenn ihm Leib und Seele vergehen sollten, so wird Gott ihn doch aufnehmen.

Auch heutige Gläubige können in ihrem Leben schwere und anhaltende Lasten oder Züchtigung zu ertragen haben, welche sie immer wieder verzagen lassen, weil sie kaum noch zu schaffen sind. Eine schwere Züchtigung Gottes oder gar eine schwere Einschränkung, welche für das ganze Leben bestehen wird, stellen harte Prüfungen für den Glauben dar. Hebr 12,4-11 zeigt uns, wie sehr der Herr das alles versteht und wie sehr er in unseren Nöten gegenwärtig ist. Vergleiche auch 2Kor 1,3-7. Auch der schwer gezüchtigte Gläubige hat noch immer die Verheißung einer herrlichen Ewigkeit in der Gemeinschaft Gottes. In der Herrlichkeit wird er für ewig von allem Leid befreit sein. Der fette und selbstgefällige Gottlose wird alles verlieren, er geht einem ewigen Schrecken in der Verlorenheit entgegen. Das Bewusstsein dieses gewaltigen Unterschiedes der Lebensperspektive lässt uns als Gläubige die Züchtigung leichter ertragen. Der Geist des Herrn will uns durch Züchtigung sogar in den Dank und in das Lob hineinführen, so schwierig das auch sein mag. Eigentlich ist es ein Wunder, welches hier mit Asaph unter der Wirkung des Heiligen Geistes geschehen ist, denn ohne den Herrn gehen diese Dinge über unsere Kräfte.

 

Psalm 74

Wieder ein Maskil (Lehrpsalm). Er wird Asaph zugeschrieben, aber er enthält Aussagen über die Zerstörung des Heiligtums, welche durch die Babylonier geschah. Entweder ist es ein wirklich prophetischer Psalm des ersten Asaph zur Zeit Davids oder ein Psalm, welcher zur Zeit der babylonischen Invasion von einem Nachkommen des alten Asaph geschrieben wurde. Die Familie Asaphs versah ja über alle Generationen hinweg bis zur Zerstörung des Heiligtums diesen Dienst und bestand sogar noch in der Zeit Esras (Esr 2,41; 3,10). Der Sänger beklagt die fürchterlichen Ereignisse im Heiligtum und im ganzen Land. Er ruft fast schon in Verzweiflung zu Gott und fragt ihn, warum er nicht eingreift (Verse 1-11). Er erinnert Gott an seine gewaltige Schöpfermacht von Urzeit her (Verse 12-17) und zeigt somit auch seinen Glauben an die Macht Gottes. Er bittet Gott, doch wieder auf den alten Bund zu schauen und wieder die Sache seines Volkes zu führen.

 

Psalm 75

Hier hat Gott seine Macht gezeigt. Es könnte eine Reaktion auf die Erhörung der Bitte aus dem vorherigen Psalm sein. Gott wird hier gelobt in seiner gewaltigen Macht als gerechter Richter auf der ganzen Erde. Dann redet Gott selbst und kündigt an, dass er zu gegebener Zeit nochmals eingreifen wird. Er hat die Erde erschaffen und warnt die Widersacher in den Versen 3-7. Die Verse 8-11 reden wieder über Gott und sagt, dass er seinen Widersachern den Wein seines Zornes zu trinken geben wird. Sie müssen alles bis zur Neige ausschlürfen an seinem Tag. Die Verse 10-11 sind ein Lobgesang, verbunden mit der Gewissheit des kommenden Gerichts über die Feinde und der Rettung der Gerechten.

 

Psalm 76

Der Psalm wurde am ehesten verfasst anlässlich eines großen Sieges, den wir nicht genau benennen können. Es war wohl noch die Zeit Davids, denn in Jerusalem auf dem Zionsberg stand noch das Zelt Davids (Vers 3). Gott wohnt unter seinem Volk und ist ihm nahe. Die Feinde werden mit Ross und Reiter in tiefen Schlaf versetzt (vielleicht auch ein Bild für ihren ewigen Schlaf, den Tod). Niemand kann vor Gottes Zorn bestehen, denn er kommt direkt aus dem Himmel zur Rettung der Elenden im Land. Das Gottesvolk wird ermahnt, Ihn zu verehren, denn er ist furchtbar gegen die menschlichen Könige der Erde.

 

Psalm 77

Ein Psalm geschrieben in großer Not Asaphs über die Situation des Volkes. Wir haben hier den Sänger als Fürbitter für das Volk. Er kommt in den Nächten nicht zur Ruhe und sucht nach dem Herrn. Gottes Zorn ist über das Volk ergangen, und es sieht so aus, als hätte er vergessen, gnädig zu sein. Asaph ist willens, diese Züchtigung Gottes ganz bewusst zu erleiden und dennoch für das Volk einzustehen. Er erinnert Gott an die großen Taten der Vorzeit, durch welche er sich vor dem Volk und für das Volk mächtig erzeigt hat. Er anerkennt die Heiligkeit und die Wundermacht Gottes trotz der gegenwärtigen elenden Situation. Dieser Glaube und diese Anbetung sind die Voraussetzung der Wiederherstellung. Am Ende steht wieder ein Lobpreis der Macht Gottes und seiner großen Taten zur Zeit eines Mose und eines Aaron. Als heutige Gläubige können wir hier lernen, Gott auch angesichts elender Umstände in unserem eigenen Leben oder in der Gemeinde weiterhin zu vertrauen. Er kann alles wenden, denn er hat in der Vergangenheit schon gewaltige Wunder vollbracht. Der allmächtige Herr Jesus Christus ist jederzeit dazu in der Lage, unsere Umstände nach seinem Willen zu wenden.

 

Psalm 78

Ein Maskil (Lehrpsalm). Es ist eine Gleichnisrede zu den Kindern, in welcher an die Geschichte des Volkes erinnert und sie den Kindern weitererzählt wird, damit diese nicht in den Trotz und in die Fehler ihrer Väter zurückfallen sollen (Verse 1-8). Die Söhne Ephraims vergaßen Gottes Wunder und waren feige im Kampf (Verse 9-11). Dabei hatte Gott doch gewaltige Wunder getan beim Auszug aus Ägypten und auf der Wüstenreise (Verse 12-16). Schon in der Wüste hatte das ganze Volk gemurrt und Wasser und Fleisch gefordert. Gott gab ihnen ihr Begehr, doch er musste sie immer wieder hart züchtigen, weil sie immer wieder murrten und Ihn erzürnten (Verse 17-41). Sie sahen die Plagen Ägyptens, wurden aus dem Land ausgeführt, durchzogen das Rote Meer und zogen unter Josua in das Land ein (Verse 42-55). Aber auch im Land versuchten sie weiter den Herrn durch ihren Götzendienst. Silo musste fallen und die Bundeslade für eine Zeit zu den Philistern gehen. Das Elend ging weiter bis auf Saul, und viele im Volk fielen (Verse 56-64). Schließlich handelte Gott und erwählte den Stamm Juda und den Berg Zion. David war der Mann nach Gottes Herz, den er von den Schafhürden wegnahm. Er brachte die Bundeslade nach Jerusalem. David weidete das Volk als Hirtenkönig in Treue (Verse 65-72). Hier auch ein prophetischer Ausblick auf den Herrn selbst, den großen König und Hirten.

 

Psalm 79

Wieder ein Psalm, der auf eine gewaltige Not des Volkes inmitten der völligen Zerstörung des Heiligtums hinweist. Er wurde entweder vom alten Asaph selbst in prophetischem Geist verfasst oder von einem Nachkommen des gleichen Namens in der Zeit der Zerstörung durch die Babylonier. Sowohl durch seine tiefe Klage zu Gott als auch durch seinen Stil erinnert er uns stark an Jeremia und seinen Dienst, insbesondere an das Buch der Klagelieder. Die Verse 1-5 reden über den erbärmlichen und beklagenswerten Zustand des Heiligtums und des Volkes. Dann folgt bis Vers 12 die Bitte an Gott, mit den Feinden abzurechnen, denn das Volk ist am Ende seiner Möglichkeiten. Asaph bezeichnet im letzten Vers das Volk als die Schafe der Weide des großen Hirten und verspricht, Gott bei der Rettung großen Lobpreis darzubringen. Der Gedanke des Hirten und seiner Schafe verbindet diesen Psalm natürlich auch mit uns, denn als Gläubige sind wir ja die Schafe des guten Hirten. Viele Christen der Vergangenheit und Gegenwart mussten die Zerstörung ihrer Gemeinden und die Ermordung vieler Geschwister durch grausame Verfolger erleben. Für solche Geschwister haben wir hier einen Trostpsalm.

 

Psalm 80

Auch hier ein Psalm aus tiefer Verzweiflung des erniedrigten Volkes Israel. Der Hirte Israels wird angerufen, die zerstreuten und verirrten Schafe wieder zu weiden. Er thront noch immer über den Cherubim und hat alle Macht. Hier wird Israel mit dem Weinstock verglichen, den Gott aus Ägypten hervorgebracht hat. Vergleiche hierzu auch Jes 5; Jes 27,2-6; Jer 2,10-11; Jer 2,20; Hos 10,1-3; Mt 21,33-46; Joh 15,1-7. In Vers 18 kommt die Rettung durch den Mann der Rechten Gottes. Dies ist natürlich der Herr Jesus. Er würde Israel retten von allen seinen Sünden und von seinen Bedrängern. Als er kam, wurde er vom Volk erkannt, aber von der religiösen Elite der Pharisäer abgelehnt. Nur ein Überrest des Volkes konnte in das ewige Reich des Messias eingehen. Für uns ist der Herr Jesus der wahre Weinstock. Die Reben, die an Ihm bleiben, bringen viel Frucht.

 

Psalm 81

Der Psalm für den Neujahrstag des religiösen Jahres in Israel, den ersten Nisan (Verse 5-6). Erinnerung an das Ende der Sklaverei in Ägypten, an die Prüfung am Haderwasser Meriba. Erinnerung an den Unglauben des Volkes und die Züchtigung Gottes. Gott würde die Gegner vernichten, sobald das Volk ihn wirklich und ehrlich anrufen würde und wirklich gehorsam wäre. Israel war damals alljährlich vor die Wahl gestellt, dieses Angebot Gottes anzunehmen. Sie blieben ungehorsam und verloren letztlich das Reich an die Assyrer und Babylonier.

Außerdem der fünfte Wochenpsalm. Er wurde gesungen an dem Tag, an welchem während der letzten Lebenswoche des Herrn auf der Erde in Jerusalem die Lämmer zum Passahfest in großer Zahl geschlachtet wurden. Die Apostel erlebten das alles mit und erinnerten sich in ihren Herzen an das Passahlamm in Ägypten. Am nächsten Tag wurde das Lamm Gottes, der Herr Jesus, für uns geschlachtet. Die Apostel erlebten auch das teils aus der Nähe, teils aus der Entfernung mit und begegneten nach der Auferstehung dem Herrn in völlig neuer Weise wieder. In den Evangelien und an anderen Stellen wird vielfach darauf Bezug genommen.

 

Psalm 82

Der dritte Wochenpsalm. Er wurde im Tempel gesungen, als der Herr am dritten Tag seiner Leidenswoche in Jerusalem die letzten Auseinandersetzungen mit den religiösen Fanatikern hatte. Er musste die Pharisäer in einer harten Rede verdammen und ihnen den Verlust des Tempels und des Königreichs ankündigen. Sie aber verstanden nichts (Vers 5), sondern wandelten in der Finsternis und blieben blinde Leiter von Blinden, bis es für sie zu spät war. Ihrer formalreligiösen Stellung nach waren sie die Leiter des Volkes Gottes, allesamt Söhne des Höchsten (2Mo 4,22). Sie versagten jedoch völlig und starben als sündige Menschen. Gott ist im letzten Vers nicht mehr der Erbherr nur über Israel, sondern über alle Völker. Er wird am Ende nicht nur Israel richten, sondern die ganze Welt.

 

Psalm 83

Der letzte Psalm unter dem Namen Asaph. Möglicherweise wurde er von einem Nachkommen des gleichen Namens geschrieben, als der König Josaphat einer Übermacht von Feinden gegenüberstand und durch ein Wunder Gottes den Sieg geschenkt bekam (2Chr 20). In einer anderen Deutung wurde gesagt, dass Asaph hier einfach einen Psalm angesichts der allgemeinen Bedrohung des Volkes durch alle möglichen Feinde verfasst hat. Asaph bezeichnet sie als die Feinde Gottes, und sie werden einzeln beim Namen genannt: Edom, Ismaeliter, Moab, Hagariter, Gebal, Ammon, Amalek, Philister, Tyrer, Assyrer. Asaph bittet Gott, es an ihnen so zu tun wie an den großen Feinden der Vergangenheit des Volkes während der Richterzeit: Midian, Sisera, Jabin, Oreb, Seeb, Sebach, Zalmunna. Sie sollen alle schamrot werden und umkommen, damit sie in ihren letzten Augenblicken erkennen wer der Herr ist. Dieses Gebet wurde in der Geschichte erhört. In den großen Kriegen unter den Babyloniern, Ägyptern, Persern, Griechen und Römern wurden die Landstriche der genannten Feinde immer wieder umgepflügt und nahezu vollständig entvölkert. Die Philister und Edomiter wurden völlig ausgelöscht, die übrigen Völker fast vollständig.

In unserer Zeit gibt es eine große Zahl dispensationalistischer Ausleger, welche in der Aufzählung der Feinde Israels eine Koalition von heutigen Mächten sehen, die Israel angreifen und vernichten wollen, welche jedoch kläglich scheitern werden. Die religiösen Berater der gegenwärtigen Regierungen Israels und der USA zitieren gelegentlich diese Verse als Rechtfertigung für ihre Politik. Gott könnte eventuell entsprechende Ereignisse in der Weltpolitik zulassen, jedoch nicht unter seinem wünschenden Willen, sondern unter seinem erlaubenden Willen. Die wahren Christen unserer Zeit haben in diesem Konflikt jedoch keinen Platz. Siehe hierzu unseren Text: „Der Nahostkonflikt aus Sicht der Bibel“, sowie Kapitel 7 des Buches: „Der Drache kommt!“ unter www.DieLetzteStunde.de. Die entsprechenden politischen Protagonisten haben die Auslegung der biblischen Prophetie seit etwa 1830 in Form der Lehre des sogenannten christlichen Zionismus ihren politischen Plänen angepasst. Gott könnte es zulassen, dass sie sehr weit vorankommen mit ihren Plänen, es wird aber in letzter Konsequenz doch anders verlaufen müssen als von Menschenhand geplant.

 

Psalm 84

Wieder von den Söhnen Korahs, als sie aus irgendeinem unbekannten Grund vom Besuch des Tempels und der Anbetung abgeschnitten waren. So wie die Vögel des Himmels ein Haus für sich gefunden haben, so sehnen sich die Söhne Korahs nach dem Haus Gottes. Die in Gottes Haus sind, loben ihn allezeit. Solche Menschen gibt es heute auf der ganzen Erde, so dass der Herr buchstäblich tagsüber und nachts ohne Unterbrechung gelobt wird. In den Herzen der Anbeter sind gebahnte Wege (andere Übersetzung: sie wandeln Ihm von Herzen nach). Im Tränental der Welt haben sie die Quelle Gottes für sich, aus der sie im Geist trinken können. Sie gehen in der Kraft Gottes von Kraft zu Kraft. Sie gehen den Glaubensweg bis zum Ende, bis nach Zion und erscheinen dort vor dem Herrn (im alten Israel der Tempel in Jerusalem, für die Christen das himmlische Zion, zu welchem ihr Glaubensweg sie am Ende führen wird). In Vers 11 der Wert der Gegenwart Gottes, dargestellt in dem Zeitvergleich der tausend Tage und des einen Tages. Die Gegenwart Gottes ist besser als die Gemeinschaft der Gottlosen. Das Gottvertrauen ist ein Segen für den Menschen (Vers 13).

 

Psalm 85

Von den Söhnen Korahs. Einige Ausleger sind der Ansicht, dass dieser Psalm von späten Nachkommen Korahs nach der babylonischen Gefangenschaft geschrieben wurde. Sie erkennen, dass Gott seinen Zorn wieder von ihnen abgewandt hat und dabei ist, sie wiederherzustellen. Die Sünden sind bedeckt, der Grimm ist hinweggetan (Vers 4). In Vers 5 bitten sie dann um die völlige Wiederherstellung durch den Gott des Heils. Vers 7 redet von Neubelebung, Vers 8 wiederum von Gnade und Heil. In Vers 9 wird Gott Frieden reden. Friede euch! – Kennen wir das nicht aus dem Neuen Testament (Joh 20)? In Vers 10 soll die Herrlichkeit im Land wohnen. Das Wort wurde Fleisch, und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut (Joh 1,14). In Vers 10 sind Gnade und Wahrheit einander begegnet (Joh 1,18). Gerechtigkeit und Friede haben sich geküsst. Dies geschah auf dem Kreuz, als der Herr im gerechten Gericht Gottes stand und für uns den Frieden erwarb. Er ist unser Friede (Eph 2,14). Er hat Frieden gemacht durch das Blut seines Kreuzes (Kol 1,20). Frieden den Fernen und den Nahen (Eph 2,17). Die Verse 12-14 reden über das Reich Gottes auf der Erde, heute geistlich gegründet, einmal in Herrlichkeit geoffenbart. In diesem Psalm tritt die Herrlichkeit des Herrn Schritt für Schritt immer weiter hervor, so wie die Sonne am Horizont erscheint und aufsteigt bis zur Helligkeit des vollen Tages.

 

Psalm 86

David, der Knecht Gottes, ruft zu dem Herrn in seiner Not und bittet um Erhörung. Diesen Psalm mag er vielleicht oft in den vielen Situationen seiner Bedrängnis zu Gott gesprochen oder gesungen haben. Natürlich erkennen wir hier auch den Herrn Jesus, den großen Sohn und zugleich Herrn Davids, der in den Tagen seines Fleisches sowohl Bitten als auch Flehen mit lautem Rufen und Tränen dem dargebracht hat, der ihn aus dem Tod erretten konnte, und er ist auch erhört worden um seiner Gottesfurcht willen (Hebr 5,7). Die Güte Gottes und seine Vergebungsbereitschaft werden hier ebenso angesprochen wie seine Wundermacht und Gnade. Besonders bekannt ist die Bitte um Wegweisung in Vers 11. Die Barmherzigkeit und Gnade Gottes in den Versen 15 und 16 siegen über die Bosheit der Feinde in Vers 14. Gott hat in Vers 17 das letzte Wort, und alle Hasser müssen beschämt werden.

 

Psalm 87

Dieser kurze Psalm von den Söhnen Korahs öffnet sich uns einzig und allein in neutestamentlicher Perspektive vollständig. Zunächst reden die Psalmisten über den Vergleich zwischen Israel und den umgebenden Nationen. Der Berg Zion wird hier bevorzugt vor Rahab (Ägypten), Babel, den Philistern, Tyrus und Kusch. Bezogen auf die neutestamentliche Gemeinde des Herrn finden wir hier viele geistliche Kostbarkeiten. Der Vers 1 redet über das himmlische Zion auf Gottes heiligem Berg (Jes 2,2-4; Mi 4,1-2; Hebr 12,22-24). In Vers 3 zeigt sich die Verheißung der zukünftigen Herrlichkeit der Stadt Gottes, des neuen und ewigen Jerusalem. Die endgültige Erfüllung finden wir in Off 21. In Vers 4 müssen Rahab (ein anderer Name für Ägypten, hier ein Bild der gesamten gottlosen Welt) und Babel (hier eine Vorschattung auf die politische, wirtschaftliche und militärische Weltmacht Babylons der Großen am Ende in Off 17 und 18, welche untergehen wird), die Philister (geistliches Bild der gottlosen Namenschristenheit), Tyrus (Bild des weltlichen Luxus in allen seinen Formen) und Kusch (der Vater Kanaans in 1Mo 10, Bild der Feinde und Verfolger des Volkes Gottes) zurückstehen und letztlich untergehen. Die einzelnen Menschen ohne Gott werden jeweils einem von diesen Völkern oder diesen Lebenseinstellungen zuzuordnen sein. In Vers 5 wir von Zion gesagt werden, dass Mann für Mann (das ist: jeder Einzelne und jede Einzelne) in ihr geboren ist. Die Gemeinde Jesu Christi, das himmlische Zion, besteht nur aus Wiedergeborenen! Jeder einzelne von ihnen ist dem Herrn genau bekannt, und keiner wird ihm fehlen. Sie singen schon heute beim Reigen (geistlich gesprochen in der Gemeinschaft der Anbeter) und werden es einmal in Vollkommenheit tun in der neuen Schöpfung: „Alle meine Quellen sind in Dir! Hier das Bild der Wiedergeburt, der Heiligung des Gläubigen und aller Segnungen bis in Ewigkeit, welche der Heilige Geist gibt. Siehe hierzu auch Joh 7,37-39, sowie unseren Text: „Der Strom“ unter www.DieLetzteStunde.de.

 

Psalm 88

Ein Klagespsalm, gesungen von den Söhnen Korahs und wohl geschrieben von Heman dem Esrachiter. Ein Maskil (Lehrpsalm). Er endet nicht mit einem Trostwort, sondern er ist von Anfang bis Ende nur Betrübnis, Klage und Weh. Zugleich ist es ein Bußpsalm, der sich nicht mit öffentlichen Anlässen beschäftigt, sondern mit inneren Regungen des Herzens des Gläubigen in der Buße und in der Wiedergeburt: Schmerz, Trauer, Sündenerkenntnis und Bekenntnis, Ehrfurcht vor dem Zorn Gottes. Das Evangelium leuchtet auf dem dunklen Hintergrund dieses Trauergesangs auf. Die Seele des Psalmisten ist schwer bedrückt, und die Ursache dafür ist der Zorn Gottes, der auf ihm liegt. Die Bosheit seiner falschen Freunde bedrückt ihn zusätzlich noch mehr. Er fleht und schreit mit ausgestreckten Händen zu Gott. Er nimmt in all dem eine demütige Haltung an. Zahlreiche Christen der Reformationszeit kannten derartige Erfahrungen in ihrer Seele auf dem Weg zu ihrer Bekehrung. Denken wir nur an Luther selbst, aber auch an viele andere. Heute müssen wir uns die Frage stellen, wie tief unsere persönliche Buße bei unserer Errettung gegangen ist. Wem viel vergeben wurde, der liebt auch viel (Lk 7,47).

 

Psalm 89

Ein Maskil (Lehrpsalm) von Ethan dem Esrachiter (welcher möglicherweise mit Heman identisch ist). Er beginnt mit Freude und Lobpreis und endet mit Klage. Die einleitenden Verse 1-6 besingen Gottes Gnade und seine Segnungen in der Vergangenheit, in Erinnerung an den Bund mit David (Vers 5). Die Verse 7-15 beschreiben die Macht und Herrlichkeit Gottes in der Schöpfung und im himmlischen Thronsaal (Erinnerung an Off 4 und 5, sowie an Hi 1). Dann folgt in den Versen 16-18 das Glück der Menschen in Gottes Gemeinschaft. Die Verse 19-38 zeigen die Hoffnung, die damals auf den Bund Gottes mit David gegründet war. Heute ist diese Hoffnung fest und unerschütterlich verankert im neuen und ewigen Bund, der mit dem Blut dessen versiegelt ist, der die Wurzel und das Geschlecht Davids ist: der Herr Jesus Christus. Mit dem heutigen Volk Gottes wird nun nicht mehr das geschehen, was die nachfolgenden Verse schildern. Die Verse 39-46 zeigen den traurigen Zustand des Königs (am ehesten Salomos in Verbindung mit den Versen 45-46) und seiner Regierung, somit auch den elenden Zustand in der Lebensrealität des Psalmisten. Die Verse 47-49 sind ein Flehen zu Gott um Gnade im Bewusstsein der eigenen Nichtigkeit des Beters. Die Verse 50-52 sind die Bitte an Gott, wieder zu seinen unverdienten früheren Gnadenerweisen zurückzukehren und die Feinde zu schlagen. Der letzte Vers ist ein Lobpreis. Der Psalm schließt trotz des gegenwärtigen Elends ab mit einem Blick auf die Ewigkeit. Hier auch eine Belehrung und ein Trost für solche Christen, welche in elenden politischen und gesellschaftlichen Verhältnissen zu leben haben. Einmal kommt der vollkommene König! Einmal kommt das vollkommene Reich!

 

 

Viertes Psalmbuch (Psalm 90-106)

 

Psalm 90

Hier der historisch älteste aller Psalmen, nämlich ein Gebet Moses. Mose rühmt in den Versen 1-7 das ewige Sein Gottes, seine Herrschaft über die Schöpfung, die er gemacht hat. Gott steht über der Zeit, er hat den Menschen aus Staub gemacht und lässt ihn auch wieder zum Staub zurückkehren. Die Menschen kommen und gehen, sie sind wie das Gras und welken dahin, nichtig und vergänglich. In den Versen 8-12 sehen wir die Kenntnis Gottes über unsere Sünden, über unsere Gedanken. Er verkürzt die Tage des Lebens in seinem Gericht auf 70 oder 80 Jahre.

Mose war zu diesem Zeitpunkt 80 Jahre alt. Er hatte mit 40 Jahren als der designierte Thronfolger des Pharao das Land Ägypten verlassen müssen und hatte danach wiederum für volle 40 Jahre nichts anderes getan als in der Fremde Schafe zu hüten. Er wusste um die Lebensdauer der Menschen vor der Flut, denn der Inhalt des Buches 1. Mose redet darüber. Sich persönlich sah er nun in völliger Demut vor Gott am Ende seines Lebensweges stehen. Doch welch ein Irrtum! Dem Demütigen, der nichts mehr von sich selbst erwartet, gibt Gott Gnade! Wenig später hatte Mose die Begegnung mit Gott am Berg Midian im brennenden Dornbusch, und er sollte als Mittler zwischen Gott und dem Volk gewaltige Erlösungswunder in Ägypten und am Roten Meer sehen, die Gesetzgebung am Sinai, den Bau des Heiligtums und die Wüstenwanderung des Volkes begleiten. Der größte und gewaltigste Dienst seines Lebens lag noch vor ihm, und er sollte noch einmal für weitere 40 Jahre andauern!

Mose wusste in diesem Augenblick sicherlich noch nicht, was Gott mit ihm vorhatte. Dennoch spiegeln die letzten Verse des Psalms in prophetischer Schau genau diese Dinge wieder. Der Herr kehrte zu ihm zurück, erbarmte sich über ihn, sättigte ihn mit seiner Gnade und erfreute ihn für genauso viele Tage, wie er ihn gebeugt hatte, nämlich für weitere 40 Jahre. Er sollte den Herrn noch schauen, sein Walten vor den Augen der Kinder Israel sehen. Der Herr würde sogar auf dem Berg Sinai und im Zelt der Zusammenkunft von Angesicht zu Angesicht mit Mose reden. Mose durfte die Gnade Gottes sehen, als Gott auf dem Berg vor ihm vorüberwandelte. Er sollte in überwältigender Art und Weise erfahren, wie Gott das Werk seiner Hände segnen würde.

Wie oft haben wir heute als Christen in dieser Weise über unser eigenes Leben nachgesonnen. Wo waren wir vor unserer Errettung gewesen? Durch welche Umstände hat Gott uns gedemütigt, überführt und zur Buße geleitet? Wie lange durften wir dem Herrn schon dienen? Haben wir es so getan, dass der Herr sich darüber freuen konnte? Wurde das Werk unserer Hände in geistlicher Hinsicht (das Wichtigste) und bisweilen auch in materieller Hinsicht gesegnet? Zählen wir unsere Tage in positiver Hinsicht und sehen sie als eine Gelegenheit zu weiterem Dienst an? Wird der Herr uns auch in Zukunft noch Segen und Dienst schenken, den er in der Ewigkeit belohnen möchte? Viele wunderbare Gedanken werden durch diesen Psalm hervorgerufen.

 

Psalm 91

Möglicherweise wurde er von David geschrieben zu der Zeit, als Gott ihn für seine Zählung des Volkes mit der Pest bestrafen musste (siehe Verse 6-7 und 2Sam 24). Wir wissen es nicht genau. Der ganze Psalm redet in eindrucksvoller Weise über den Schutz Gottes für seine Gläubigen in allen Lebenslagen und ist wohl zahlreichen Christen zum Trost geworden: Soldaten und Zivilisten im Krieg, Helfern in Katastrophen- oder Seuchengebieten, Evangelisten in Krankheitsgebieten (Malaria, Pest, Pocken, Aussatz). Auch als einfache Christen ohne all die extremen Erfahrungen können wir uns an den Aussagen dieses Psalms erfreuen. Der Herr ist immer mit uns, er ist in allen Situationen anwesend und wird immer genau das Richtige tun, auch dann wenn es für uns einmal durch Leid gehen sollte.

Der Psalmist verlässt sich nur auf Gott für seinen Schutz, und er leitet auch die Mitgläubigen dazu an, es so zu tun. Die ernsthaften Gläubigen werden unter dem Schutzschirm des Himmels stehen, sie werden bewahrt werden vor den Mächten der Finsternis und der Seuche (hier natürlich in geistlicher Bedeutung auch die Bewahrung vor den bösen Mächten in jeder Form und vor dem ewigen Tod). Die Engel Gottes werden über sie wachen (siehe auch Hebr 1,14), sie werden alle ihre Feinde besiegen (auch hier geistliche Bedeutung hinsichtlich der ewigen Errettung und der Herrlichkeit). Diejenigen, die sich an Gott klammern, werden seine geliebten Kinder sein, er wird sie erhören in der Not und sie befreien (in geistlicher Betrachtung hier die Umkehr und die Errettung). Sie werden das Heil Gottes schauen (den Herrn selbst) und langes Leben (durch das Evangelium sogar ewiges Leben) haben.

 

Psalm 92

Der siebte Wochenpsalm. Er wurde am Sabbat im Tempel Jerusalems gesungen, als der Leib des Herrn im Grab ruhte. Ein messianischer Psalm vom Anfang bis zum Ende. Gott wird hier gedankt und in hohen Tönen Lob gebracht. Der Psalmist jubelt über das Werk der Hände Gottes. Die Werke des Herrn sind groß und seine Gedanken so tief, dass die Toren sie nicht verstehen können. Der Sohn Gottes wurde einen Tag zuvor von den Gottlosen und Toren gekreuzigt. Die Gottlosen sprossen noch immer und wissen jetzt noch nicht, dass der Herr für immer erhaben ist. Er befindet sich schon jetzt im Paradies, zusammen mit dem gläubigen Schächer. Er hat am Kreuz den gewaltigsten Sieg der gesamten Menschheitsgeschichte errungen, nämlich den Sieg über den Teufel und die Sünde. Sein Horn ist erhöht, und er ist mit Öl übergossen. Der Heilige Geist ruht auf Ihm und wohnt in ganzer Fülle in Ihm. In dieser Salbung mit dem Freudenöl Gottes (siehe auch Psalm 45,8) schaut der Herr schon jetzt auf seine Feinde herab, während sein Leib noch im Grab ruht. Schon am nächsten Tag nach dem Singen des Psalms wird er auch noch den Tod besiegen und in Herrlichkeit auferweckt werden. ER wird die Pforten der Herrlichkeit des Himmels durchschreiten (Psalm 24). Der Gerechte, der Herr selbst, wird in seiner Auferstehung wie ein Palmbaum sprossen und viele Nachkommen sehen. Die im Haus des Herrn (in seiner Gemeinde) Gepflanzten (die Gläubigen) werden gedeihen und lebenslang bis ins Alter (geistliche) Frucht tragen. Sie werden den Herrn und seine Errettung (im Evangelium) verkünden. Er ist der ewige Fels der Gerechtigkeit, der Gott und Mensch auf dem Thron.

 

Psalm 93

Der sechste Wochenpsalm, gesungen am Tag des letzten Passahmahles im Obersaal und der Kreuzigung des Herrn. Auch dieser Psalm ist ganz und gar messianisch. Er ist gewissermaßen ein Widerhall der Psalmen 22 und 69. Gott der Herr im Himmel wird in seiner Macht als König der Gerechtigkeit besungen, der seine Königsgewänder angelegt hat und die Herrschaft antritt. Er sitzt auf dem Thron und übt Gericht. In den nachfolgenden Versen gehen die Wasserwogen dieses Gerichts über den Menschen hinweg, der gerade in diesen Stunden am Kreuz hängt: über den Sohn Gottes, den Menschen Jesus Christus, der zugleich Gott der Herr ist. Die Verse 3 und 4 sind ein Anklang an Psalm 69,2-3; 15-16. Vers 5 ist ein Anklang an Psalm 22,4. Gott richtet seinen Sohn für unsere Sünden. Die Fluten überschwemmen ihn. Doch am Ende löst sich die Finsternis auf, Er kann rufen: „Es ist vollbracht!“. Alle Zeugnisse des Alten Testamentes über diesen Sohn Gottes sind genauso zuverlässig wie die Zeugnisse über den erhabenen Herrn und seine Gemeinde im Neuen Testament. Gottes Zeugnisse gelten in Ewigkeit. Nun ist der Herr Jesus Christus selbst von Gott auf den Thron erhöht und zum König der Gerechtigkeit gekrönt, ja zum ewigen König der Könige. Seine Zeugnisse sind genauso zuverlässig wie die Zeugnisse des Vaters, denn ER und der Vater sind eins (Joh 10,30).

 

Psalm 94

Der vierte Wochenpsalm, gesungen an dem Tag, an welchem der Sanhedrin den endgültigen Entschluss fasste, den Herrn zu töten, und an welchem Judas sich mit den Pharisäern verabredete, den Herrn bei nächster Gelegenheit an sie zu überliefern. Wir finden hier eine scharfe Ermahnung an die Verräter und Verschwörer des Herrn, welche ihnen im Tempel vom Chor laut ins Ohr gesungen wurde. Besonders in den Versen 1-7 und 20-23 werden sie hart angegangen. Ihr Hochmut, ihre Frechheit und Überheblichkeit, ihre Zertretung des Volkes, ihre Unterdrückung der Witwen und Waisen. Der Thron des Verderbens (der Gerichtsthron des Pilatus, der das Werk Satans tat). Die Zusammenrottung der Mörder gegen den Herrn, ihre Verurteilung von ungerechtem Blut. Ihr Untergang am Ende durch die Hand des Herrn. Bei Judas kam dieser Untergang noch am Tag der Kreuzigung, als er sich erhängte. Die Pharisäer wurden am Ende ihres irdischen Lebens an den Ort der Qual verbannt und müssen dort noch immer ausharren bis zum letzten Tag, wenn der Herr ihre Leiber auferwecken und sie vor den großen weißen Thron stellen wird. Sie werden dort dem gerechten Richter gegenüber stehen, welchen sie einst als ungerechte Richter verurteilt haben. Christen in der schweren Verfolgung bis hin zum Todesurteil durch ungerechte Richter dieser Welt durften sich in vergangenen Jahrhunderten und dürfen sich auch noch heute auf ihren letzten Schritten über diese Erde damit trösten lassen, dass der Herr selbst vor ihnen diesen bitteren Weg gegangen ist. Er wird sie empfangen, wenn sie in der Herrlichkeit erwachen. Sie werden als Märtyrer auf Thronen sitzen und mit Ihm herrschen.

 

Psalm 95

Dieser Psalm beginnt zunächst mit Lob und Anbetung Gottes, um danach in eine Ermahnung einzumünden. Er kann gedeutet werden in Zusammenhang mit Hebr 3 und 4, wo er auch auszugsweise zitiert wird (Hebr 3,7-15). Für das alte Israel war er die Ermahnung, auf den Gott zu hören, der der Herr über alle Götzen, alle Engelmächte und die sichtbare Schöpfung ist. Sie sollen ihre Herzen Ihm gegenüber nicht so verhärten wie das Volk in der Wüste, mit dem Gott harte Wege gehen musste. Eine ganze Generation hatte damals vor dem Einzug in das Land während einer Zeit von 40 Jahren das Leben verloren. Sie konnten nicht in die Ruhe des Herrn im Land eingehen, denn sie ließen sich nicht durch die Stimme des Herrn leiten.

Ab Vers 7 sehen wir die klare neutestamentliche Verbindung, zunächst zu Joh 10. Es ist nämlich die Rede von den Schafen des Herrn und von dem Volk seiner Weide. Danach kommt die Verbindung zum Hebräerbrief. In Hebr 3,7 und 3,15 werden die Verse 7-8 unseres Psalms zitiert. Hebr 3 redet ausführlich über die Wüstenwanderung und ermahnt die Christen ernstlich, keine Bosheit und keinen Unglauben in ihren Herzen aufkommen zu lassen. Sie sollen nicht in ihrem Glauben Schiffbruch erleiden und den Segen und die Ruhe ihres Glaubensweges verlieren. Hebr 4,7 verbindet unseren Psalm mit der Sabbatruhe Gottes am siebten Schöpfungstag und der Sabbatruhe der Gläubigen in unserer Zeit und in der Ewigkeit. Diese Ruhe beginnt schon in der heutigen Zeit, wenn Gläubige auf den Herrn hören und seinen Weisungen folgen, wie es auch in Psalm 32 angedeutet ist. Diejenigen die sich verhärten und wie die Maultiere nicht bereitwillig nachfolgen, werden ihrer Ruhe verlieren und geistlich gesprochen niemals in diesem Leben in das gesegnete Land eintreten können. Sie werden in den Wirrungen dieses Weltlaufs und in den Verführungen durch die Sünde untergehen und keine Frucht für den Herrn bringen. Wie viele „ungläubige“ Christen sind schon geistlich in dieser Art und Weise in der Wüste auf dem Weg zum Himmel „verendet“?

 

Psalm 96

Hier wieder ein schöner Evangeliumspsalm. Der Auftrag Gottes zur Anbetung für sein Volk im Alten Testament wird hier unschwer erkennbar auf das Volk des Neuen Testamentes übertragen. Sie sollen Gott anbeten, der über den nichtigen Götzen steht und seine Herrlichkeit unter allen Völkern verkündigen. Israel hatte diesen Auftrag erhalten in 2Mo 19,6, und es hatte versagt. Die Gemeinde erfüllt heute in der Kraft Gottes seinen Auftrag. Der Heilige Geist sucht Menschen weltweit und bringt sie durch die Verkündigung des Evangeliums zur Errettung in der Neugeburt zum ewigen Leben. Auch die Völker werden zum Lob Gottes angehalten, ihnen wird das Königreich Gottes und das Königtum des Herrn Jesus Christus verkündigt (Vers 8). Er wird auch angekündigt als der kommende gerechte Richter der ganzen Erde, der die neue Schöpfung am Ende in die Ewigkeit einführen wird. Wir dürfen hier durchaus auch an das letzte Gericht vor dem großen weißen Thron in Off 20 denken.

 

Psalm 97

Hier eine fast identische Botschaft wie im vorhergehenden Psalm. Die ganze Erde soll sich freuen über den Herrn auf dem Thron. Der Untergang seiner Feinde im letzten Feuergericht über die Erde, wenn die Berge zerschmelzen (siehe Off 6 und Off 16). Auch Hab 3 redet über das Thema. Hier liegt der Schwerpunkt etwas mehr als im vorherigen Psalm auf dem Endgericht. Die Gläubigen werden gerechtfertigt werden und sollen sich schon heute ausharrend an dem Herrn freuen, bis er einmal in Herrlichkeit erscheinen wird. Er wird die endgültige Rettung aus den Händen der Gottlosen bringen (Vers 10).

 

Psalm 98

Hier wieder ein Evangeliumspsalm. Der Sieg des Herrn in seinem Tod und seiner Auferstehung in Vers 1. Die Verkündigung des Heils und der Gerechtigkeit des Herrn unter den Nationen, welche ja in unserer Zeit durch das Evangelium geschieht. Die alt- und neutestamentliche Erfüllung der Verheißungen an sein Volk (im alten Bund das irdische Israel, im neuen Bund das Israel nach dem Geist Gottes, die Gemeinde). Der Lobpreis der Erlösten und der Schöpfung. Auch hier wieder die Ankunft des Herrn zum Gericht (Vers 9).

 

Psalm 99

Der Herr sitzt auf dem Thron über den Cherubim, so wie er von Hesekiel oder Jesaja gesehen wurde. Hier noch mehr ein Schwerpunkt auf die alttestamentliche Zeit, in welcher auch Mose und Aaron als damalige Anbeter erwähnt werden (Verse 6-7). Vers 8 zeigt die Wege Gottes mit seinem damaligen Wüstenvolk. Vers 9 fordert das damalige Volk auf, in Jerusalem auf dem heiligen Berg anzubeten. Die Verse 2-4 zeigen uns den erhöhten Herrn in der heutigen Zeit nach seiner Auferstehung und Himmelfahrt. Der Herr wird erhoben sein, erhöht werden und sehr erhaben sein (Jes 52,13). Sein Name ist groß und furchtgebietend, es ist der Name, der über allen Namen ist, der Name des Herrn Jesus Christus. ER ist der König, der das Recht liebt und der zur Rechten des Vaters sitzt. ER hat in seinem Leben Recht und Gerechtigkeit in Israel (Jakob in Vers 4) geübt und nicht geruht, bis er das Recht auf Erden gegründet hatte (Jes 42,4).

 

Psalm 100

Ein Lob- und Anbetungspsalm für die Juden im AT genauso wie für die Christen im NT. Die Anbeter sind die Schafe seiner Weide (Psalm 23 und Joh 10). Die ganze Welt lobt den Herrn. Die Gemeinschaft der Anbeter in Vers 4. Die Güte des Herrn, seine ewige Gnade und Treue in Vers 5.

 

Psalm 101

Ein Psalm von David, möglicherweise geschrieben bei oder kurz nach seinem Regierungsantritt, in welchem der König die Richtlinien seiner Regierung kundtut. Er kann als ein allgemeines Vorbild guter Regierung angenommen werden. Dies gilt für alle Bereiche, in denen Regierungsstrukturen ausgeprägt sind und ist auch in unserer Zeit weiterhin anwendbar. Der letzte Vers ist auf das Millennium der Dispensationalisten gedeutet worden, und der ganze Psalm ist mit in diese Deutung hineingebracht worden. Das kann jedoch nicht zutreffen. Wenn der Herr kommen wird, dann wird er in der Auferstehung am letzten Tag auch den letzten Feind wegtun, nämlich den Tod (1Kor 15,21-28). Es kann danach nicht noch eine Zeit kommen, in welcher weitere Menschen sterben werden.

Natürlich ist der Psalm in letzter Konsequenz auch auf das Königtum des Herrn zu deuten, das ist klar. Die Prinzipien seiner Herrschaft werden bereits im ersten Vers benannt: Gnade und Recht, und zwar hier im Wortlaut des Textes Gnade vor Recht! Dieses Prinzip hat der Herr auf uns alle angewandt, als er uns unsere Sünden vergab und uns mit seiner eigenen Gerechtigkeit überkleidete bei unserer Errettung und Wiedergeburt zum ewigen Leben. Das ist das Prinzip seiner Herrschaft in unserer heutigen Zeit des Evangeliums. Der Herr ist kein Weltdiktator, der nach seiner Wiederkunft in Herrlichkeit auf dieser alten Erde für eine Zeit von 1000 Jahren täglich religiöse Todesurteile vollstrecken wird. Er wird bei seiner Ankunft die alte Erde verbrennen im letzten Gericht und danach die neue Erde aufrichten, in welcher Gerechtigkeit wohnt. Heute Gnade vor Recht, einmal ewige Gerechtigkeit.

 

Psalm 102

Das Gebet des Elenden, wenn er verzagt ist und seine Klage vor dem Herrn ausschüttet. Der Psalmist hat in prophetischen Worten zu Gott geklagt, als er das Elend seines eigenen Lebens vor Gott ausbreitete. Die Verse 26-28 werden in Hebr 1,10-12 zitiert und dort auf den Herrn bezogen. Somit haben wir hier einen messianischen Psalm. Viele innere Regungen des Herrn auf seinem Lebensweg gehen auch uns in den Versen 1-12 zu Herzen: Sein Schreien zu Gott, das Elend seines Herzens, die Verkürzung seiner Tage, seine Einsamkeit, die Schmähungen seiner Feinde. In Vers 9 ein Hinweis auf die Beschwörung des Hohepriesters bei der Verurteilung des Herrn vor dem Hohen Rat (Mt 26,63). In den Versen 13-15 die richterliche Herrlichkeit Gottes (Psalm 22,4; 93,2), sein Erbarmen über Zion in Gnade nach seiner Auferstehung (Joh 1,18; Rö 10,4), die Trauer der Gläubigen in Israel. In den Versen 16-23 die Segnungen für alle Nationen im Reich des Herrn in unserer Zeit des Evangeliums bis zum Ende. In den Versen 24-25 die Klage des Herrn zum Vater, welche von einigen Auslegern auf Gethsemane gedeutet worden ist. In den Versen 26-28 das spätere Zitat des Hebräerbriefs. In Vers 29 das ewige Leben der Erlösten und ihr Bleiben im Land für immer.

 

Psalm 103

Ein sehr schöner Psalm des Lobpreises und der Dankbarkeit, welcher allgemein auf Gläubige anwendbar ist und von ihnen gesprochen und gelesen werden sollte. Das Lob des Herrn, die Sündenvergebung, die Erlösung vom Verderben, seine Treue bis zum Lebensende. Die Gerechtigkeit und der Zorn im alten Bund (Verse 7 und 9). Seine Gnade und Barmherzigkeit, welche uns nicht nach unseren Sünden vergilt, sondern sie wegtut und sie so weit von uns entfernt wie den Osten vom Westen (Verse 8 und 10-12). Er kennt unsere Beschaffenheit (Psalm 139), er erbarmt sich über unsere Schwachheit und Nichtigkeit wie ein Vater über seine Kinder. Er kommt in Jesus Christus um zu retten was verloren ist (Lk 1,78; 19,10). Seine Gnade ist für die, die Ihn fürchten und ehren, sie bleibt ewig bestehen. In den Versen 18-19 der neue Bund und der Herr auf dem Himmelsthron. In den Versen 20-22 das Lob der Engel, der himmlischen Heerscharen und der Schöpfung. Am Ende: „Lobe den Herrn meine Seele!“, genau wie am Anfang. Ein allgemeingültiger Psalm, der für Dich und mich bestimmt ist.

 

Psalm 104

Auch hier wieder im ersten und letzten Vers: „Lobe den Herrn meine Seele!“, somit wahrscheinlich ein Psalm aus der Hand desselben Schreibers. Der Schwerpunkt liegt jedoch hier auf der gewaltigen Größe und Majestät Gottes, auf seiner souveränen Herrschaft über alles. In der gewaltigen Schöpfung und in der Vorsehung Gottes zeigen sich diese Wesensarten Gottes, welche in sehr schönen und ergreifenden poetischen Bildern geschildert werden. Das Himmelszelt, die Wolken, die oberen Wassermassen, die Engelwesen, die Grundfesten der Erde und die Fluten der unteren Wasser, die Donnerstimme Gottes. Berge, Täler, Quellen und Bäche. Die Tiere bis zu den kleinsten Vögeln, die Pflanzenwelt. In den Versen 15-16 der Wein, das Öl und das Brot, die Bäume des Herrn, die Zedern des Libanon, die sich an seinem Strom satt trinken. Hier auch die Verbindung zu Psalm 1 (der Herr als der Baum an Wasserbächen, siehe auch Jer 17,8) und zu Hes 47,1-13 (die vielen Bäume am Strom Gottes, ein Bild der Gemeinde Christi, die im Heiligen Geist wandelt und Zeugnis gibt). Auch an Joh 6 (der Herr als das Brot des Lebens) und Joh 15 (der Herr als der wahre Weinstock und die Gläubigen als seine Reben) kann hier gedacht werden, ebenso an das Mahl des Herrn als Zeichen des neuen Bundes im Heiligen Geist: Brot und Wein. Sonne und Mond in den Versen 19-20. Die Tiere des Waldes und der Mensch. Die Meerestiere und die Seefahrer in den Schiffen. Auch der Leviathan das Tier im Meer, die flüchtige Schlange, der Teufel (Jes 27,1). Alles besteht nur durch den Atem Gottes. Er wird am Ende alle Sünder und die Sünde selbst von der Erde vertilgen. In den Versen 33-35 ein von der gewaltigen Größe und Herrlichkeit überwältigter Lobpreis des Sängers.

 

Psalm 105

Ein langer Lobpsalm, der sich insbesondere mit den Segnungen Gottes und seiner Fürsorge für sein Volk durch die gesamte Geschichte hindurch beschäftigt. Dies ist neben der Schöpfermacht Gottes im vorhergehenden Psalm ein weiteres Gebiet unserer Gedanken, auf welchem wir eine nahezu endlose Fülle von Gründen finden, Gott zu loben. Gottes Wege sind tief, weit, den Raum und die Zeit umspannend, ja sogar die Ewigkeiten. Die Verse 1-8 sind eine Art Einleitung, die zum Lob Gottes auffordert, der seines ewigen Bundes gedenkt (Vers 8). Angesprochen werden in Vers 6 der Same Abrahams und die Kinder Jakobs, mit anderen Worten: Israel im alten Bund (Jakob) und die Gemeinde im neuen Bund (der geistliche Same Abrahams nach Rö 4,13-16 und Gal 3,23-29). Von Vers 9 bis zum Ende des Psalms geht Gott in vielen Einzelheiten auf die Geschichte seines irdischen Volkes Israel ein: Vom Bund mit Abraham über die Zeit in Ägypten, den Auszug, die Wüstenwanderung und die Landnahme mit der Vertreibung der Kanaaniter. Auch für uns gibt es hier etwas, auch wenn es natürlich nicht der Schwerpunkt des Psalms ist. In erster Hinsicht geht es hier ja um das irdische Israel. Im Hinblick auf Abraham, dessen geistliche Kinder wir alle sind, können diese Dinge auch in geistlicher Anwendung auf den Weg des Gläubigen durch die Welt bezogen werden. Erwählung vor Grundlegung der Welt, Errettung, Erlösung, Wandel durch die Welt, Eingang in die Ewigkeit der neuen Schöpfung.

 

Psalm 106

Während der vorangehende Psalm sich mit den Segnungen und der Fürsorge Gottes für Israel beschäftigte, liegt der Schwerpunkt in diesem Psalm auf der Geschichte der Rebellionen und des Ungehorsams des Volkes gegen Gott. Er beginnt und endet dennoch mit einem Lobpreis der Güte und Gnade des Gottes, der das alles ertragen hat. Die letzten Verse dieses Psalms stimmen mit den letzten Worten in Davids Loblied überein, welches er für Asaph schrieb, als er die Lade Gottes nach Jerusalem gebracht hatte (1Chr 16,35-36). Der Psalm wird daher von einigen Auslegern – ebenso wie Psalm 105 und wohl nicht ganz zu Unrecht – David zugeschrieben. Die Verse 1-5 bilden die Einleitung, in welcher Gott angerufen wird. Dann geht es weiter mit dem Unglauben der Väter am Roten Meer, mit der Rettung Gottes und ihrem kurzlebigen Glauben nach diesem gewaltigen Wunder. Wieder und wieder vergaßen sie seine Werke und sündigten erneut: Dathan und Abiram, das Kalb am Horeb, die Fürbitte Moses, der Unglaube an der Grenze zum Land, die Wüstenwanderung mit den Götzen, die Schande zur Zeit des Pinehas, das Haderwasser, der Ungehorsam in der Eroberung des Landes, der Götzendienst im Land, die Richterzeit mit der wiederholten Herrschaft der Nationen über Israel im Land und immer wieder neuen Rettungen Gottes (Verse 43-46). Dies ist der Abschluss des vierten Psalmbuches, welches von vielen Auslegern parallel zum vierten Buch Mose gestellt worden ist, welches die Wüstenwanderung beschreibt. Die fünf Psalmbücher insgesamt sind ja parallel zu den fünf Büchern Mose in ihrer Gesamtheit gesehen worden. Die beiden soeben besprochenen Psalmen unterstreichen diese Auslegung in besonderer Weise.

 

 

Fünftes Psalmbuch (Psalm 107-150)

 

Psalm 107

Gott ist nicht nur ein Retter und der väterliche Erlöser seines eigenen Volkes, sondern auch ein allgemeiner Beschützer und Bewahrer aller Menschen unter seiner allgemeinen Gnade. Er möchte die Menschen erlösen aus dem Tod und sie ins Leben bringen. Dieser Psalm bringt das zum Ausdruck, denn er redet über alle Menschenkinder. Er zeigt die Menschen in ihren Torheiten, Problemen und Bedrängnissen. Sie suchen nach dem Ausweg, und die Erlösten haben ihn gefunden. Sie sollen dem Herrn danken und seine Gnade preisen, sie sollen den Gott und Retter ihres Lebens loben, auch stellvertretend für viele, die nicht gerettet worden sind. Gott schaut auf alle Menschen und verherrlicht sich an denen, deren Herzen auf ihn ausgerichtet sind (2Chr 16,9). Die Erlösten können Zeugnis geben von ihrer Vergangenheit.

Sie irrten hungrig und durstig in der Wüste der Welt umher und fanden keine Stadt. Sie riefen zum Herrn in ihrer Not, und er erhörte sie. Die Gottlosen rufen nicht, aber diejenigen, deren Herz der Herr in der Not berührt hat, taten es. Aus Ängsten, Hunger und Not wurden sie zur Stadt Gottes geführt, beherbergt und gesättigt. In Finsternis und Todessschatten wurden sie wegen ihrer Sünde und Widerspenstigkeit gebeugt, und der Herr erlöste sie, als sie schrien. Er hat eherne Türen zerbrochen und eiserne Riegel zerschlagen, die Pforten des Todes. Das hat der Herr für uns am Kreuz getan und in seiner Auferstehung. Er hat uns gesund gemacht durch sein Wort, und wir konnten aus unseren Gräbern entkommen (Vers 20). Wir danken dem Herrn und bringen Dankopfer.

Der Herr hat die Seefahrer auf dem Meer in Stürme gebracht und sie aus ihrer verzweifelten Not errettet. Auch die Jünger auf dem See wussten etwas davon, als der Herr den Sturm stillte. Ströme wurden zur Wüste wegen der Bosheit der Bewohner, Wüsten wurden zum Wasserteich für die Durstigen, die Gott suchten. Immer wieder wechselten die Umstände der Menschen, wenn sie Gott vergaßen und wieder abirrten. Die Armen wurden aus dem Staub erhoben, die Fürsten erniedrigt. Die Redlichen werden das alles sehen, und die Bosheit wird zum Schweigen gebracht werden. Die Weisheit erkennt diese Wege Gottes und beachtet sie.

Hier auch eine Verbindung zu den Siegeln der Offenbarung. Diese Siegel sind die Grundsätze oder Überschriften, nach welchen Gott in der Geschichte der Menschheit gehandelt hat und weiter handeln wird, bis der Herr wiederkommt: Das Wort Gottes und sein Sieg inmitten von Verfolgungen und Elend, Kriegen, Hunger, Seuchen und Tod. Alle Menschen, die Gläubigen und die Ungläubigen, haben unter diesen Prinzipien zu leben. Viele fragen: Wie lange soll das alles noch dauern? Es wird dauern bis zur Wiederkunft mit dem jüngsten Gericht. Viele Menschen kehren um zu Gott und werden gerettet. Sie rufen im ernsthaften und notvollen Gebet Gott an und werden erhört. Andere fragen nicht nach Gott und verhärten ihre Herzen immer weiter, bis sie Gott als ihrem Richter begegnen müssen. Siehe hierzu auch unseren Text: „Die Offenbarung in wenigen Schritten verstehen“ unter www.DieLetzteStunde.de.

 

Psalm 108

Von David. Die Verse 1-6 dieses Psalms stimmen mit Psalm 57,7-12 überein, welcher verfasst wurde, als David vor Saul in großer Not in die Höhle floh. Die Verse 7-14 stimmen überein mit Psalm 60,7-14, welcher verfasst wurde, nachdem David zusammen mit seinem Feldherrn Joab in 2Sam 8 und 1Chr 18 alle seine Feinde geschlagen hatte. In Psalm 57 lobt David den Herrn trotz der sehr schlimmen Umstände und vertraut sich seiner Macht und Rettung an. In Psalm 60 bittet David den Herrn in einer Situation des großen Sieges über alle Feinde um weitere Bewahrung und weiteres Gelingen auf allen Wegen und stärkt sich im Vertrauen auf Gott für den weiteren Weg. Somit können wir diesen Psalm 108 als einen Erinnerungspsalm Davids ansehen. Er vergegenwärtigt sich noch einmal besondere Situationen in seinem Leben: Die Flucht vor Saul am tiefsten Punkt und den endgültigen Sieg über alle Feinde am höchsten Punkt. In beiden Situationen war er vollständig von Gott abhängig und machte sich diese Abhängigkeit auch bewusst. In unserem Leben sollte es ebenso sein. Erinnern wir uns doch in allen Lebenslagen an unsere völlige Abhängigkeit vom Herrn und vertrauen wir auf Ihn. In Sieg oder Niederlage, Trauer oder Freude, Not oder Wohlergehen, Krankheit oder Gesundheit, Frieden oder Kampf.

 

Psalm 109

Von David. David hatte so viele Feinde zu konfrontieren und so viele schreckliche Situationen durchzustehen, dass wir nicht genau sagen können, welche konkrete Lebenslage der Anlass für diesen Psalm war. Seine Verfluchungen der Feinde wechseln hier ab mit Passagen, welche ganz auf Gott ausgerichtet sind, und welche in ihren Aussagen prophetisch sind. Sie erinnern uns nämlich an den Herrn Jesus in allen Drangsalen seines Lebens und in allen Verfolgungen durch seine ungerechten Feinde. Lesen wir diesbezüglich die Verse 3-5, Vers 8 (bezogen auf Judas nach Apg 1,20), Verse 21-27. Der Herr hat in den Tagen seines Fleisches sowohl Bitten als auch Flehen mit lautem Rufen und Tränen dem dargebracht, der ihn aus dem Tod erretten konnte, und ist auch erhört worden um seiner Gottesfurcht willen. Und obwohl er Sohn war, hat er doch an dem was er litt den Gehorsam gelernt. (Hebr 5,7-8). Auch wir sind Söhne Gottes und nach Verheißung Erben (Gal 4,6-7). Auch wir sollen uns in den Bedrängnissen, im Leid und auch in den möglichen Verfolgungen unseres Christenlebens diese Gesinnung des Herrn zu eigen machen und Ihm nachfolgen. Auch wir werden am Ende den Herrn in Ewigkeit dafür loben, dass er uns in allen Umständen, sei es im Leben und auch im Tod, zur Seite gestanden hat.

 

Psalm 110

Dies ist ein schöner Evangeliumspsalm. Er beginnt mit dem erhöhten Herrn zur Rechten des Vaters. Der männliche Sohn der Frau Israel, der alle Heidenvölker mit eiserner Rute weiden und zerschmettern wird (Ps 2,9; Off 12,5), ist zum Vater in den Himmel entrückt (Off 12,5). Er ist 40 Tage nach seiner Auferstehung vor den Augen der Jünger von Bethanien aus in den Himmel aufgefahren und wird von dort aus wiederkommen in gleicher Art und Weise am letzten Tag zum Gericht (Apg 1,9-11). Er ist mit den Wolken des Himmels zu dem Alten an Tagen gekommen und hat aus seiner Hand das Reich empfangen (Dan 7,13-14). Er hat sich zur Rechten des Vaters im Himmel auf den Thron gesetzt (Mk 16,19). Er hat aus der Hand des Vaters das Buch der Wege Gottes empfangen und seine Siegel geöffnet (Off 5,7-8,1). Er muss herrschen bis alle Feinde auf der Erde zu seinen Füßen liegen (1Kor 15,25-26; Hebr 1,13; Hebr 10,12-13). Er baut sein Reich auf dieser Erde, und wenn es fertig ist wird er es am letzten Tag bei der Auferstehung dem Vater übergeben (1Kor 15,24). Es ist das ewige (nicht nur 1000-jährige) Friedensreich des Sohnes Gottes, welches niemals enden wird (Dan 2,44; Dan 7,14; Lk 2,14; Lk 24,36; Joh 14,27; Joh 16,33; Joh 20,19-21; Rö 14,17; 1Kor 7,15).

Der erste Vers des Psalms wird vom Herrn selbst in den Evangelien zitiert (Mt 22,44; Mk 12,36; Lk 20,42-43). Der Herr herrscht während des jetzigen Zeitalters inmitten seiner Feinde (Vers 3), ihm ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden (Mt 28,18). Sein williges Volk (Vers 4) der Gläubigen auf dieser Erde, der Tau seiner Jungmannschaft kämpft für Ihn. Ebenso kämpft er für sie und zeugt mit ihnen für das Wort der Rettung, für das Zeugnis des Evangeliums (Mt 28,19-20; Mk 16,20; Lk 24,48-49). Der Herr bereitet ihnen sogar einen Tisch im Angesicht ihrer Feinde (Ps 23,5). Sie können ihr Herz stärken mit dem Brot des Lebens und dem Wein der Freude (Ps 104,15; Joh 6,35+58; Joh 15,5). Der Herr ist in Vers 5 der Hohepriester der Gläubigen nach der Ordnung Melchisedeks, und zwar in dem heutigen Zeitalter und in der Ewigkeit (Hebr 5,6; Hebr 7,21). Vers 6 redet über das Endgericht am letzten Tag, wenn der Herr wiederkommt.

Die Verse 7 und 8 reden aus Davids historischer Perspektive vorausschauend über das erste Kommen des Herrn in Niedrigkeit. David sah 1000 Jahre vor Christus, dass der Herr sich auf seinem irdischen Weg niederbeugen und aus dem Bach trinken würde. Hier haben wir einerseits bildlich zu denken an den immer fließenden Bach des Todes (5Mo 21,1-8), bei welchem der jungen Kuh das Genick gebrochen wurde zur Sühnung einer unbekannten Todesschuld im Volk. Der Herr hat alle namenlosen Sünden seines Volkes durch seinen Kreuzestod gesühnt. Ein anderes Bild ist die Überquerung des Kidronbaches in Jerusalem durch den Herrn auf seinem letzten Weg vom Tempel zum Ölberg. Die tiefe geistliche Symbolik ist klar. Der Herr ging hinweg von der irdischen Stadt (hier ein Bild der ungläubigen Welt, so auch in Off 11,8), die ihn verworfen hatte. Er überquerte den Kidronbach des Todes am tiefsten Punkt seines Weges und bestieg danach den Berg Gottes, den Ölberg (Öl als Bild für den Heiligen Geist, der Ölberg als Bild für den himmlischen Berg Zion in der Herrlichkeit nach Hebr 12,22-24). Er ist nun auf dem Thron im Zentrum der himmlischen Stadt angelangt und herrscht dort (Vers 1) bis zu seiner Wiederkunft in Macht und Herrlichkeit. Nach seiner Erniedrigung am Bach des Todes (Vers 7) hat er in der Auferstehung das Haupt erhoben (Vers 8) und wurde von Gott über alle Schöpfung erhöht (Jes 52,13-15).

 

Psalm 111

Ein Psalm des Lobes und der Anbetung im Kreis der versammelten Gemeinde. Die Gläubigen sollen seine Werke und die Hoheit seines Tuns erforschen. Er hat Wunder getan und ein Gedenken daran gestiftet. In Vers 6 hat er seinem Volk im AT das Erbe der Heiden in Kanaan gegeben, nachdem er es durch gewaltige Wunder aus Ägypten ausgeführt hatte (was der Text zwar hier nicht sagt, wohl aber im Denken voraussetzt). In Vers 9 sehen wir den neuen und ewigen Bund der endgültigen Erlösung. Vers 10 bringt uns die Erkenntnis in Verbindung mit der Heiligung (Befolgen der Gebote), die Gottes ewigen Ruhm unterstreichen und den Gläubigen in Gottes Gegenwart bringen.

 

Psalm 112

Dieser Psalm ist ein kurzer erläuternder Kommentar des letzten Verses von Psalm 111: „Die Furcht des Herrn ist der Anfang der Weisheit“. Der Weise hat Freude an Gottes Geboten. Sein Haus und seine Nachkommenschaft werden gesegnet. Er findet Licht in der Finsternis (im neutestamentlichen Sinne den Herrn Jesus selbst, das Licht der Welt, welcher sich dem offenbart, der ihn fürchtet und ernstlich sucht). Der Weise und Gerechte ist barmherzig und leiht, seine Barmherzigkeit wird sich im Gericht behaupten (auch hier neutestamentliche Bedeutung: die Barmherzigen, die die Barmherzigkeit Gottes in der Erlösung empfangen haben, triumphieren über das Gericht). Der Weise ist stabil und fürchtet kein Unglück. Er vertraut fest auf den Herrn. Im Gegensatz dazu steht in Vers 10 der Gottlose. Er wird alles sehen, er wird sich ärgern, mit den Zähnen knirschen und im Gericht vergehen. Für ihn wird Heulen und Zähneknirschen sein.

 

Psalm 113

Ein Lobpreispsalm, der die Vorzüglichkeit Gottes in rechter Weise hervorbringt. Lobpreis vom Sonnenaufgang bis Untergang. Seine Erhabenheit. Er thront hoch über den Himmeln und schaut herunter auf den Himmel und auf die Erde. Die Erde ist ja der Schemel seiner Füße, wie wir wissen (Jes 66,1; Mt 5,34-35). Er ist nicht nur allmächtig, sondern er ist auch in den kleinsten Dingen gegenwärtig. Er richtet den Geringsten auf und erhöht den Armen aus dem Kot. Er macht die unfruchtbare Frau zur Mutter von Söhnen. Hier in geistlicher Anwendung natürlich auch der Blick auf die vereinsamte Frau Gottes in Jesaja 54, welche viele Kinder haben wird (ein Bild der Gemeinde des neuen Bundes).

 

Psalm 114

Die großen Wunder Gottes beim Auszug Israels aus Ägypten, beim Zug durch die Wüste und beim Einzug in das verheißene Land. In Vers 1 der Auszug aus Ägypten, in Vers 2 die Herrlichkeit Gottes inmitten seines Volkes (die Wolke der Herrlichkeit kann uns hier in den Sinn kommen, ebenso die Auserwählung des Stammes Juda). In Vers 3 die Teilung des Roten Meeres und des Jordans. In Vers 7 das Erbeben der Erde bei der Gesetzgebung am Sinai. In Vers 8 das Wasser aus dem Felsen in der Wüste. Alle diese Dinge gelten in geistlicher Deutung auch für uns, die wir das Israel nach dem Geist Gottes im neuen Bund sind. Der Exodus aus der Welt bei unserer Wiedergeburt, die uns der Macht Satans entrissen hat. Die Erlösung von dem Druck der Feinde und der Strafe der Sünde im Bild der Teilung des Roten Meeres. Die Wüstenwanderung an der Hand Gottes durch diese Welt. Der geistliche Zug durch den Jordan und der Einzug in die himmlischen Örter.

 

Psalm 115

Die Ehre soll nur Gott gehören und nicht uns, so sagen die Gläubigen. Die Heiden machen sich ihre lahmen, blinden und taubstummen Götzen, die sie zwar sehen können, die aber gar nichts tun können. Unser Gott ist im Himmel und unsichtbar für das Auge, aber er tut sich immer wieder mächtig kund in unserem Leben und vor den Augen der Gottlosen. Er ist die Hilfe und der Schild des Volkes Gottes (Haus Israel) und seiner anbetenden Priester (Aaron). Er segnet und mehrt die Kleinen und die Großen, wenn sie ihn fürchten. Der Himmel ist der Himmel des Herrn, aber die Erde hat er den Menschenkindern gegeben. Die Gläubigen dürfen hier unter seinem Segen und Schutz leben.

 

Psalm 116

Ein Dankpsalm des Gläubigen, der von Gott aus tiefstem Kummer, aus Drangsal und sogar aus Todesnähe gerettet worden ist. Er war ganz elend und einfältig, sein Leib und seine Seele kamen dem Tode nah. Er schrie zum Herrn und wurde erhört. Hier auch ein Bild der Erlösung im Neuen Testament, denn nur der Erlöste weiß, dass er einmal im Lande der Lebendigen wandeln wird (Vers 9). Er hat geglaubt und kann das nun bekennen. Die Menschen um ihn herum sind nur Lügner gewesen, nicht mehr vertrauenswürdig. Er ist nun in die Ruhe eingegangen (Vers 7), er nimmt vor dem Herrn den Kelch des Heils (Vers 13). Gott wird mit ihm sein bis zum Ende des irdischen Lebens und ihn danach zu sich nehmen, denn „kostbar ist in den Augen des Herrn der Tod seiner Getreuen“ (Vers 15). Viele Gläubige sind am Ende ihres irdischen Lebens durch diesen Vers getröstet und gestärkt worden. Für den Rest seines Lebens bringt er dem Herrn Dankopfer dar (Friedensopfer; hierbei können wir durchaus zusammen mit dem Kelch des Heils aus Vers 13 an das Mahl des Herrn als dem Zeichen des neuen Bundes denken). Hier haben wir somit einen Psalm mit vielen schönen Anklängen an unser eigenes Christenleben.

 

Psalm 117

Dieser Psalm steht nach der Zählung der Kapitel der Bibel genau in der Mitte der Heiligen Schrift. Die Grenze zwischen der ersten Hälfte und der zweiten Hälfte aller Bibelkapitel verläuft genau zwischen den beiden Versen dieses Psalms. Im ersten Vers werden alle Nationen dazu aufgefordert, Gott zu loben. Im AT war das noch nicht in vollem Umfang möglich, denn die Nationen kannten das Evangelium noch nicht. Dennoch konnten sie dem unsichtbaren Gott dienen und ihn als den Schöpfer ehren, so wie es Paulus in Apostelgeschichte 17 anmerkt. Sie konnten dem Schöpfer Anbetung und Ehre darbringen und nicht dem Geschöpf, so wie es Römer 1 herausstellt. Die Gnade und die Wahrheit sind durch den Herrn Jesus Christus und sein Werk zu ihnen gekommen. Im zweiten Vers stehen sie nun unter dieser Gnade und unter der ewigen Treue des Herrn. Sie können als Erlöste im Licht des Herrn anbeten und Gott im Heiligtum preisen. Somit repräsentiert der erste Vers die alte Heilszeit, der zweite Vers die neue Heilszeit.

 

Psalm 118

Hier haben wir wieder einen messianischen Psalm, der zumindest in seinem zweiten Teil, wenn nicht sogar in seiner Gänze auf den Messias hinweist. Möglicherweise stammt er von David, aber es ist nicht sicher. Der Psalmist fordert das Volk und die Priesterschaft auf, den Herrn zu loben, ihm zu danken für seine Hilfe und seine ewig währende Gnade. Der Psalmist selbst rief in seiner Not zum Herrn und wurde errettet. Er hat alle Menschenfurcht verloren, er verlässt sich auf den Herrn anstatt auf Menschen. Der Herr hat ihn hart gezüchtigt, aber ihn nicht dem Tod preisgegeben. Die Feinde aus den Nationen haben ihn umringt wie ein Bienenschwarm, aber wie ein Dornenfeuer sind sie erloschen. Sie haben ihn hart gestoßen, aber die Rechte des Herrn hat den Sieg errungen. Hier der erste deutliche Hinweis auf den Herrn Jesus, der nach seinem Sieg erhöht ist zur Rechten des Vaters.

Vers 19 bringt die Öffnung der Tore der Gerechtigkeit, Vers 20 das Tor des Herrn (andere Übersetzung: das Tor zum Herrn). Die Gerechten werden durch es eingehen. Hier eine Erinnerung an Psalm 24, wo der König der Herrlichkeit, der Herr Jesus, durch die Tore und die ewigen Pforten eigezogen ist. Dieser Psalm 24 wurde ja am ersten Tag der Woche im Tempel in Jerusalem gesungen, als der Herr auf dem Esel in Jerusalem einzog, um an das Kreuz zu gehen. Er wurde wieder gesungen, als der Herr am ersten Tag der darauffolgenden Woche auferstand und in den Himmel einging. Er ist dem Psalmisten zum Heil geworden, so wie auch allen anderen Gläubigen. Vers 22 bringt den Stein, den die Bauleute verworfen haben und der zum Eckstein geworden ist (siehe auch Jes 28,16; Mt 21,42; Mk 12,10; Lk 20,17; Apg 4,11; Eph 2,20). Vers 26 bringt den messianischen Jubelruf, den Hallel, der auch beim Einzug des Herrn in Jerusalem erklang (Mt 21,9; Mk 11,9; Lk 19,38; Joh 12,13). Wenige Tage später wurde der Herr gekreuzigt, es wurde „das Festopfer mit Stricken an die Hörner des Altars gebunden“ (Vers 27). Der Psalm ist somit ein ausführlicher Evangeliumspsalm.

 

Psalm 119

Dieser mit Abstand längste von allen Psalmen redet über das Wort Gottes und das Gesetz Gottes. Er ist formal betrachtet ein beeindruckendes Kunstwerk der hebräischen Poesie und besitzt inhaltlich betrachtet eine geistliche Tiefe, welche wir wohl nicht vollständig zu erfassen vermögen. So hat zum Beispiel C.H. Spurgeon in Band IV seiner „Schatzkammer Davids“ allein über diesen Psalm einen Kommentar von 362 Seiten verfasst. Der Psalm ist streng nach der Abfolge der Buchstaben des hebräischen Alphabets in 22 Teile gegliedert. Es geht durch von „Aleph bis Thaw“, entsprechend dem „Alpha bis Omega“ im Griechischen. Jeder einzelne Abschnitt enthält genau acht Verse, sodass der Psalm aus insgesamt 176 Versen besteht. Die ersten drei Verse rekapitulieren den Anfang von Psalm 1, der letzte Vers zeigt die Verlorenheit der Schafe, die errettet werden müssen (Jes 53,6; Joh 10; 1Pe 2,25). Der Psalm beginnt mit dem Versuch des Menschen, vor Gott gerecht zu wandeln und endet mit der Rettung und Erlösung der Schafe durch den Gerechten, den Herrn Jesus Christus. Er überspannt somit das große Grundthema der Bibel, nämlich das Heilshandeln Gottes und die Erlösung und Heiligung des verlorenen Menschen.

Das Wort Gottes und sein Gesetz stehen hier zentral. Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott (Joh 1,1). Das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns, und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut (Joh 1,14). Das Wort hat uns erschaffen, das Wort sucht und findet uns, das Wort rettet, heiligt und erlöst uns. Der Herr Jesus Christus selbst ist dieses Wort, ER ist das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende (Joh 8,25; Off 1,8; Off 22,13).

Die Zahl Acht erinnert uns an die sieben Tage der alten Schöpfung und an den ersten Tag der neuen Schöpfung, nämlich den Auferstehungstag des Herrn Jesus Christus. Die Beschneidung des Fleisches der Juden erfolgte seit Abraham in 1Mo 17 (und somit noch lange vor dem Gesetz Moses) am achten Tag des Lebens. Sie deutete auf die kommende Beschneidung des Leibes des Herrn Jesus bei seiner Kreuzigung hin. Die Gläubigen des NT sind das Israel Gottes nach dem Geist, sie sind aus Gnade und ohne Gesetz beschnitten mit einer Beschneidung des Herzens, welche nicht mit Händen am Fleisch geschieht, sondern bei der Errettung und Wiedergeburt (Phil 3,3; Kol 2,11-12). Das Wort gilt von Anbeginn der alten Schöpfung bis in die neue Schöpfung hinein, es gilt von Ewigkeit zu Ewigkeit, denn es ist selbst der ewig Seiende, der Herr.

Die jeweiligen Gruppen von acht Versen sind nicht einfach sinngemäß in Form eines folgerichtigen Gedankengangs angeordnet. Sie erscheinen uns vielmehr wie gedankliche Äußerungen des Psalmisten in Gebetform, durch welche er zu allen möglichen Zeitpunkten Gott anruft, ihn bittet oder auch anbetet. Es sind geistliche Impulse des Gläubigen, wie auch wir sie in ähnlicher Form zu gewissen Zeiten empfangen und vor Gott aussprechen dürfen. Sie reflektieren unsere momentanen geistlichen Befindlichkeiten, welche sehr unterschiedlich sein können. Bei dem Psalmisten sind sie unter der Leitung des Heiligen Geistes auf das Wort Gottes und sein Gesetz konzentriert und in geschriebene Worte gegossen worden. Der Psalmist möchte das Gesetz Gottes erheben und verherrlichen, er möchte den unschätzbaren Wert der Offenbarungen Gottes (hier auch in den 22 Versgruppen ein geistlicher Bezug zu den 22 Kapiteln des Buches der Offenbarung im NT) herausstellen. Uns als Gläubigen des NT ist dieses Gesetz auf die Herzen geschrieben, und wir dürfen es unter der Gnade Gottes immer mehr verwirklichen in unserer Nachfolge des Herrn Jesus Christus. Wir möchten nun zu jedem Buchstaben, zu jeder Gruppe von acht Versen einen kurzen Gedanken formulieren.

Aleph: Das Wohlergehen derer, die in den Wegen Gottes wandeln, entsprechend Psalm 1. Der Psalmist strebt nach dieser Lebensweise und bittet Gott darum, ihm bei der Erreichung dieses Zieles zu helfen. Beth: Der gottgemäße Lebenswandel nach dem Gesetz beginnt schon in der Jugend und muss lebenslang aktiv festgehalten werden. Das Wort wird im Herzen bewahrt und mit den Lippen bezeugt. Der Psalmist hat Freude daran und vergisst es nicht. Gimel: Die Bitte zu Gott, den Knecht auf seinem Lebensweg zu bewahren, das Wort in ihm lebendig zu erhalten, ihm die Wunder des Wortes zu eröffnen, seinen Wandel als Fremdling auf der Erde zu beschützen und die Feinde abzuhalten, das Zeugnis und den Rat des Wortes über die Fürsten der Welt zu stellen. Daleth: Der tiefe Kummer in der Seele des Gläubigen, welchen der Wandel auf dem Weg des Wortes mit sich bringen kann. Das Bewusstsein der eigenen Sündhaftigkeit und Fehlbarkeit des Beters, die Bitte um Bewahrung und Erhaltung der Seele durch die Kraft Gottes auf dem Weg. He: Die Bitte um Verständnis für das Wort und Ausharren auf dem Weg Gottes bis ans Ende. Die Sehnsucht nach Reinheit des Wandels mit Verachtung der Verführungen der Welt. Waw: Die Bitte um das rechte Wort aus der Gegenwart Gottes in den Situationen des Zeugnisses gegenüber anderen Menschen, Bewahrung des Wortes, tieferes Verständnis und Verkündigung ohne Scham, auch gegenüber den Königen der Welt.

Zajin: Der Gläubige ist hart verspottet worden und ins Elend geraten. Er hat Zorn über die Spötter gehabt. Er bittet Gott um ein belebendes Wort für die verwundete Seele. Er hält Tag und Nacht am Wort Gottes fest und gedenkt daran, dass es ein gewaltiges Privileg ist, das Wort zu haben und es befolgen zu dürfen. Cheth: Der Gläubige fleht um die Gunst Gottes in seinen Lebensumständen. Er hat das Wort befolgt und seine Wege bedacht, obwohl die Gottlosen ihn umringen und bedrängen. In der Nacht sinnt er über das Wort nach und fühlt sich verbunden mit den anderen Gläubigen. Er gewinnt einen Blick auf die Herrlichkeit des Reiches Gottes inmitten von Bedrängnis und Einsamkeit. Teth: Das Bewusstsein der Güte Gottes in seinem Wort, auch in den Demütigungen durch die Welt und die Gottlosen. Die Demütigung des Gläubigen ist gut, denn sie verbindet ihn umso fester mit dem Gehorsam gegenüber dem Wort. Das Gesetz ist wertvoller als Gold und Schätze. Jod: Der Gläubige weiß sich sicher in der Hand Gottes als sein Geschöpf. Alle Gläubigen werden sich mit ihm und über ihn freuen, wenn sie seinen Wandel sehen. Auf dieser gnädigen und barmherzigen Grundlage sind auch die Hochmütigen leichter zu ertragen, denn sie werden am Ende vergehen. Kaph: Der Gläubige ist in trostloser Verfassung, denn die Bedrängnisse durch die Feinde und Verfolger ziehen sich in die Länge. Fast geht er unter, aber dennoch ruft er nach einem Trostwort Gottes. Er wird durch Gottes Wahrheit den Sieg über die Lüge der Verfolger erringen und Trost und Belebung erfahren. Auch in der Dunkelheit vertraut er auf Gottes Hilfe. Lamed: Die Bedrängnis und das Elend sind überwunden. Die Bedränger sind zwar weiterhin da, aber der Gläubige steht in freudiger Gewissheit unter der Kraft des Wortes und wandelt wieder sicher im Blick auf das Ende. Siehe hierzu auch Psalm 73.

Mem: Die Liebe des Gläubigen zum Wort, sein freudiger Wandel darin und die Gewissheit der ewigen Errettung. Das Wort ist süß wie Honig, der Gläubige isst es und hasst die Lüge. Nun: Das Wort ist das Licht für den Weg, auch in der Dunkelheit der Bedrängnis, in welche der Gläubige jetzt wiederum geraten ist. Eine Prüfung folgt der anderen. Auch unter Lebensgefahr in dieser Welt bleiben die Zeugnisse und Zusagen Gottes in seinem Wort das ewige Erbe der Gläubigen, und der Psalmist weiß es. Samech: Gott ist der Schirm und Schild des Gläubigen, welcher die Feinde von sich weist. Er ignoriert fast die Feinde und erschaudert auch in der Bedrängnis noch immer vor dem Wort Gottes, das er befolgt. Er wendet sich mit aller Kraft aktiv zu Gott hin und hält sich an Ihm fest. Ajin: Der Zorn der Bedränger hat zu einem Gefühl der Verlorenheit bei dem Gläubigen geführt. Er versteht wie auch wir heute bisweilen die Wege Gottes in seinem Leben nicht mehr und fleht um Verständnis. Der Herr selbst wird gebeten, gegen die Feinde zu handeln und den Gläubigen auf dem Weg der Wahrheit zu bewahren, die Lüge zu hassen. Pe: Der Gläubige erkennt die Wunder im Gesetz Gottes und folgt freudig nach. Sein Schritt ist fest und er bittet Gott, ihn vor der Macht der Sünde in seinem Leben zu beschützen und zu erlösen. Er trauert und vergießt Tränen über das Unrecht in der Welt. Kennen auch wir das noch in unserer Zeit? Zade: Der Gläubige ist gering und verachtet, aber er eifert nach der Gerechtigkeit Gottes in seinem Wort, die er klar erkennt und bekennt. Gottes Wahrheit und Gerechtigkeit bestehen ewig, und sie helfen dem Gläubigen in der Bedrängnis zu überwinden. Die Einsicht in die Wahrheit Gottes macht frei und verleiht Frieden. Die Ehre vor der Welt ist bedeutungslos geworden.

Qoph: Das Bewusstsein der Sicherheit und des Friedens ist hier wieder verloren gegangen. Der Gläubige muss angesichts der herannahenden Feinde immer wieder neu zu Gott rufen. Er weiß alles, aber er schreit trotzdem immer wieder zum Herrn um Hilfe, und zwar bei Tag und Nacht. Wie trügerisch ist unser Herz, wie schwach ist unsere Seele und wie treu ist unser Gott. Er hilft uns, denn er kennt unser Gebilde, dass wir Staub sind. Resch: Die Zahl der Feinde hat überhandgenommen. Der Gläubige hält am Wort fest und ruft weiter zu Gott. Er hat Abscheu gegen die Abtrünnigen, die das Gebot Gottes hassen, er liebt Gott und das Gebot. Gott wird den Gläubigen immer wieder neu beleben, seine Wahrheit besteht ewiglich. Shin: Der Weg des Gläubigen liegt offen vor dem Angesicht Gottes, der Gläubige weiß sich von Gott angeschaut. Wenn ihn auch Fürsten ohne Ursache verfolgen, so wird er dennoch an der Wahrheit festhalten. Hier haben wir den Überwindergeist des Gläubigen, welcher durch Gebet in der Gemeinschaft mit Gott und durch das Festhalten seines Wortes gebildet wird. Thaw: In allen Umständen seines Lebens ist und bleibt der Gläubige sich bewusst, dass er verloren war wie ein verirrtes Schaf, und dass er für Zeit und Ewigkeit einen Hirten braucht, der ihn rettet, erlöst und immer wieder zurechtbringt. Wir kennen im NT als Gläubige diesen Hirten. Es ist unser Herr Jesus Christus.

 

Psalm 120

Hier haben wir den ersten Psalm aus der Reihe der sogenannten Wallfahrtslieder oder Stufenlieder (Psalm 120-134). Die Namen weisen darauf zurück, dass die gläubigen Israeliten diese Psalmenreihe auf ihren alljährlichen Wallfahrten zu den großen Festen in Jerusalem (Passahfest, Wochenfest, Laubhüttenfest), sangen. Auf den Stufen, die zum Tempel hinaufführten, wurden die Lieder am Ende der Reise ebenfalls gesungen, nach der Tradition der Juden auf jeder Stufe der Tempeltreppe zum inneren Vorhof ein Psalm.

Psalm 120 ist in seiner Aussage sehr ähnlich dem Psalm 52, welcher sich auf die Anklage Doegs gegen David vor Saul bezieht. Manche Ausleger haben daher Psalm 120 in den gleichen Lebenskontext Davids gestellt. David wird durch falsche Anklage dazu gezwungen, die Versammlung Gottes zu verlassen und unter bösen Fremdlingen in den Zelten Kedars zu leben. Er redet vom Frieden, doch seine Umgebung sucht immer nur den Krieg. Er schreit zu Gott, ihn aus dieser misslichen Lage zu befreien und zurückzuführen in die Gemeinschaft der Anbeter. Auch für uns heute ist es so. Wir leben im Alltag inmitten der Feinde Gottes, wir sind mit ihrem Reden und Handeln konfrontiert. Oft sehnen wir uns danach, wieder in der Gemeinschaft der Anbeter zusammenzukommen. Wie oft „pilgerst“ du nach einer harten Woche zur Versammlungsstätte?

 

Psalm 121

Manche haben diesen Psalm als den Soldatenpsalm bezeichnet, in welchem die Kämpfer Gottes in harten Bedrängnissen den Herrn anrufen. Dieser Psalm ist zahlreichen Gläubigen angesichts schwerster Prüfungen oder scheinbar aussichtsloser Lebenssituationen zum Trost und zur Hilfe geworden. In solchen Momenten hatte der Gläubige das klarste Bewusstsein davon, dass alle Hilfe unmittelbar aus dem Himmel kommt. Unser Gott schläft niemals! Er schlummert und ermüdet nicht, er bekommt alles genau mit! Zahlreiche Christen konnten das in der Kirchengeschichte erfahren. Alttestamentliche Gläubige wie etwa Hiskia angesichts der Bedrohung Jerusalems durch den Assyrer wussten ebenfalls etwas davon. Der Herr behütet uns heute, und er wird unseren Ausgang und Eingang bis in die Ewigkeit behüten. Die Christen brauchen sogar den Tod nicht zu fürchten angesichts dieser Verheißung. Ein mächtiges Trostwort für gläubige Soldaten in früheren Kriegen. Auch für uns heute bleibt es noch immer sehr lebendig, wenn bisweilen alles zu zerbrechen scheint.

 

Psalm 122

David schaut hier mit Freuden auf alle, die nach Jerusalem pilgern um dort anzubeten an den großen Festtagen. Jerusalem war in Davids Zeit nach seinen großen militärischen Siegen und nach der Überführung der Bundeslade auf den Zionsberg die sichere Festung des Friedens, in welcher bald danach unter Davids Sohn Salomo der Tempel gebaut werden sollte. Alle achteten diese Stadt sehr hoch, sie freuten sich der Gemeinschaft der Anbeter und beteten dafür, dass Gott der Stadt den Frieden auch weiterhin erhalten möge, denn das ist die Bedeutung des Namens Jerusalem (Yerushalajim = Gründung des Friedens). In unserer Zeit denken wir als Gläubige natürlich an das himmlische Jerusalem auf dem himmlischen Zionsberg (Hebr 12,22-24), zu welchem auch wir gekommen sind: Es ist die Gemeinde aller Erlösten. Noch leben zwar viele Gläubige auf dieser Erde in Niedrigkeit, sie sind jedoch geistlich bereits zu der himmlischen Stadt gekommen und werden bei Ihrem leiblichen Tod in die himmlische Herrlichkeit dieser Stadt eintreten. Am Beginn der neuen Schöpfung wird diese Stadt, das neue und ewige Jerusalem, aus dem Himmel auf die neue Erde herabkommen (Off 21,1-2) und für immer bleiben. Es ist die starke Stadt Gottes (Jes 26,1-6), welche bereits heute durch den Geist Gottes als offene Stadt gebaut und bewohnt wird (Sach 2,5-9), und welche am Ende in Herrlichkeit geoffenbart werden wird.

 

Psalm 123

Manche denken, dass dieser Psalm in der babylonischen Gefangenschaft Israels geschrieben wurde. In neutestamentlicher Anwendung redet er über die Bedrängnisse der Gemeinde Christi und der einzelnen Gläubigen inmitten der Welt. Die Gläubigen schauen vertrauensvoll und beständig wie in früherer Zeit die Hausknechte auf die Hand des Herrn und erwarten sein Handeln oder seine Anweisungen inmitten der Bedrängnis. Sie können dadurch in Ehrfurcht vor Gott und im Glauben an seine Macht und Hilfe die Bosheiten der Verfolger mehr und mehr verachten. Ihre Seele ist zwar gesättigt vom Hohn der Bedränger, aber sie verfallen nicht mehr in Verzweiflung.

 

Psalm 124

Hier haben wir einen Psalm, der nach der Rettung aus einer schweren Bedrängnis geschrieben wurde. Der genaue Anlass ist unklar, und deshalb dürfen wir den Psalm als heutige Gläubige auch auf uns persönlich und auf unsere Gemeinschaften anwenden. Ohne den Beistand des Herrn wären die Gläubigen untergegangen, der Zorn der Feinde hätte sie an Leib und Seele wie Wasser überflutet, ihre Zähne hätten sie zerrissen. Ich habe es schon so erlebt, lieber Bruder/liebe Schwester. Durftest Du es auch einmal erfahren? In letzter Konsequenz denken wir hier natürlich auch an unseren Herrn und Heiland Jesus Christus, der für uns in den Rachen des Löwen gegangen ist (Psalm 22,22). Ihm sind die Wasser bis an die Seele gekommen (Psalm 69,2). Ihn haben die Wasserfluten des Gerichtes Gottes überschwemmt, damit wir gerettet werden könnten (Ps 69,3; Ps 93,2-4). Dieser Herr ist nicht nur unser Retter und Helfer in diesem Leben, sondern auch in Ewigkeit.

 

Psalm 125

Hier sehen wir das Handeln des Herrn mit den Gläubigen und mit den Ungläubigen gegenübergestellt. Es sind wieder die zwei Wege im Leben der Menschen. Gott wird die Gottlosen dahinfahren lassen. Die Gläubigen sind zum Berg Zion versammelt (im AT der Berg Zion in Jerusalem auf der Erde, im NT der himmlische Zionsberg), Gott umgibt sie so sicher wie die irdische Stadt Jerusalem geographisch betrachtet von Bergen umgeben ist. Auch der Prophet Sacharja greift in seinem 14. Kapitel dieses Bild auf und wendet es prophetisch auf die letzte Rettung der Gemeinde Gottes aus der endzeitlichen Verfolgung bei der Wiederkunft Christi an. (Siehe hierzu unseren Text: „Das Buch Sacharja: Die Apokalypse des Alten Testamentes“ unter www.DieLetzteStunde.de.)

 

Psalm 126

Dieser Psalm bezieht sich zunächst auf die Wiederherstellung des alten Israel bei der Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft. Geschichtlich geschah dies im siebten Jahr des Perserkönigs Darius Hystaspis und unter der Führung Esras. Das Werk wurde unter der Führung Nehemias fortgesetzt, und die Stadt Jerusalem, die Mauern und der Tempel wurden innerhalb von 49 Jahren wiederaufgebaut. (Siehe hierzu unseren Text: „Esra, Nehemia und Esther in der Chronologie“ unter www.DieLetzteStunde.de.) Die Verse 5 und 6 sind in unserer Zeit anwendbar auf die Sammlung der Gläubigen unter der Verkündigung des Evangeliums. Der Herr bringt durch den Dienst seiner Zeugen in aller Welt die große Garbenernte ein. Viele Zeugen haben in der Vergangenheit unter Tränen gesät und mit Freude geerntet. Sie tun es heute noch und werden es in der Zukunft tun, wenn der Herr noch nicht kommt. Die Felder sind noch immer weiß zur Ernte (Joh 4,35-38).

 

Psalm 127

Ein Psalm über das Werk Gottes in der Welt, zunächst von Salomo, welcher einen Tempel und ein Haus zu bauen, eine Familie zu versorgen und das Volk Gottes zu regieren hatte. Er wusste, dass das Gelingen jeder Unternehmung einzig und allein vom Willen Gottes und von dessen aktiver Hilfe abhängig ist. Auch für unsere Zeit gilt dieser Gedanke. Das Werk Gottes ist der Bau seiner Gemeinde, welche ja sein Haus, sein Tempel, seine Familie und sein Volk zugleich ist. Im Gelingen all unserer Dienste sind wir vollständig vom Herrn abhängig, sei es Evangelisation, Gemeindebau, Lehrerdienst, Hirtendienst, Diakonie, Aufseherdienst, Hilfeleistungen oder sonst etwas. Wenn der Herr das Haus nicht baut, dann arbeiten die Menschen umsonst. Es können riesige Megachurches auf der Grundlage rein menschlicher Bemühungen entstehen, in denen der Heilige Geist nicht wohnt und zu denen der Herr sich am letzten Tag nicht bekennen wird. Der Herr selbst hat in allen Dingen die Ehre, und das gibt uns Ruhe und Zuversicht für jeden Dienst, sei er auch äußerlich noch so klein und unbedeutend.

 

Psalm 128

Ein Psalm für die Familien, zunächst einmal im alten Israel. Unter dem Gesetz Moses hatten die gläubigen und gehorsamen Israeliten die Zusage, dass Gott sie auch im materiellen Leben segnen würde mit gesunden Familien, Gelingen ihrer Arbeit und weltlichem Wohlstand. Der Psalm fordert die Familien dazu auf, Gott zu vertrauen und ihm für seinen Segen dankbar zu bleiben. In unserer Zeit haben wir als geistliche Familie Gottes nicht die Verheißung des Wohlstandes und des Wohlergehens in der sichtbaren Welt, wenn wir dem Herrn gehorsam nachfolgen. Bei vielen Christen ist sogar das Gegenteil der Fall: Armut, Verfolgung, Verlust von Ehre und Ansehen in der Welt. Was wir allerdings als Christen haben, ist die Verheißung Gottes, dass er durch unseren gehorsamen Dienst geistlich segnen wird. Unsere Verheißungen sind nicht in erster Linie materieller und vergänglicher Natur, sondern sie sind geistlich und ewig. Ein gehorsamer Evangelist kann durch seinen Dienst helfen, viele geistliche Kinder in die Familie Gottes einzuführen (obwohl es natürlich immer Gott selbst ist, der das neue Leben schenkt, so benutzt er dennoch den Dienst der Verkündigung). Auch in der Familie Gottes, der Gemeinde Christi, entsteht noch immer viel geistlicher und bisweilen auch materieller Segen durch treuen Dienst.

 

Psalm 129

Ein Psalm, der zunächst über die vielfachen Bedrängnisse Israels in der Vergangenheit des Volkes redet. Wie sehr wurden sie versklavt in Ägypten, wie hatten sie zu leiden in Babylon. Dennoch wurden sie nicht überwältigt, weil der Herr mit ihnen war. Alle Bedränger wurden zunichte, und auch in der Zukunft wird es so sein. Was für das irdische Israel des AT in materieller Hinsicht gültig war, das gilt natürlich auch für das Israel nach dem Geist Gottes im NT, für die Gemeinde Christi. Trotz aller Bedrängnisse werden die Gläubigen am Ende bewahrt und verherrlicht, und sei es auch durch den leiblichen Tod in dieser Welt hindurch. In der Ewigkeit der neuen Schöpfung wird es keinen Feind mehr geben.

Die Verse 1-3 reden über das irdische Leben unseres Herrn Jesus Christus. Auch er war verachtet von seiner Jugend an, wurde geschmäht und angefeindet (Jes 53,2-3). Sein Rücken wurde von den grausamen Pflügern gepflügt, bevor er gekreuzigt wurde. Er war bis zur Unkenntlichkeit entstellt, so dass er nicht mehr aussah wie ein Mensch (Jes 50,6; Jes 51,23; Jes 52,14; Mt 27,26; Joh 19,1). In seinem Tod wurden die Stricke des Todes für uns zerschnitten.

 

Psalm 130

Hier haben wir einen echten Bußpsalm, welcher in früheren Zeiten von manchen Gläubigen bei ihrer Bekehrung gesprochen worden ist. Es geht hier ganz und gar um das Problem der Sünde und der Sündhaftigkeit in der Seele des Menschen. Der Sünder ist in der Dunkelheit und in der Tiefe. Er bekennt seine Sünden, er harrt auf die Gnade und Erlösung des Herrn, auf die Vergebung seiner Sünden, mehr als der Wächter auf den Morgen. Für das alte Israel als Nation wurde diese Sehnsucht beim Kommen des Herrn in die Welt erfüllt (Mt 1,21). Für unsere heutige Zeit gilt der Ruf Gottes an alle Menschen, Buße zu tun und an das Evangelium zu glauben (Mk 1,15). Bei dem Herrn ist Erlösung in Fülle, er wird erlösen! Er ist der große Goel, der große Boas, in Ihm ist Kraft.

 

Psalm 131

David liegt hier am Herzen Gottes wie ein Kind bei seiner Mutter. In allen Bedrängnissen übergibt er sich ganz Gottes Gnade und Hilfe. Er ist demütig und versucht nicht die hohen Gedanken und die gewaltigen Wege Gottes völlig zu durchdringen oder ganz zu verstehen. Er gibt sich einfach hin und erwartet alles von Gott. Das ist auch die Segnung jedes Gläubigen in unserer Zeit. Auch wir dürfen heute in Demut zu dem Herrn kommen, der uns errettet hat und uns Ruhe für unsere Seelen geben wird in seiner Gegenwart. Auch er selbst ist ja sanftmütig und demütig (Mt 11,25-30). Wir dürfen bisweilen wie Lazarus oder Johannes an seiner Brust ruhen und ihm vertrauen.

 

Psalm 132

Es ist nicht ganz sicher, ob dieser Psalm von Salomo als eine Rückschau auf das Leben seines Vaters David geschrieben wurde, aber es ist möglich. Der Psalmist spricht bis Vers 6 über die Mühsal Davids und seine Sehnsucht, den Ort für den Tempel Gottes zu finden, und zwar schon von seiner Jugend an, als er noch ein Hirte in Ephrata gewesen war. In den Versen 7-10 geht es um die Anbetung im Heiligtum Gottes, zu welchem die Gläubigen und auch der Psalmist nun kommen können. Ab Vers 11 finden wir eine Erinnerung an den Bund Gottes mit David (2Sam 7 und 1Chr 17). Die Söhne Davids werden für immer auf seinem Thron sitzen, wenn sie den Bund bewahren. Bereits Salomo hat dies nicht mehr getan, die meisten seiner Nachfolger ebenso. Gott musste den Thron Davids von der Erde wegnehmen und ihn in den Himmel nehmen (siehe hierzu auch unseren Text: „Gottes Herrschaft und sein Thron“ unter www.DieLetzteStunde.de). Es wird aber einmal der große Sohn Davids kommen, der Gesalbte, der Messias aus Vers 10, dessen Angesicht Gott nicht abweisen wird. Er wird auf dem Thron Davids sitzen für immer. Er wird ein Heiligtum besitzen, dessen Priester nicht mit Priestergewändern bekleidet sind, sondern mit Heil (Vers 16). Hier haben wir einen Ausblick auf das kommende allgemeine Priestertum der Gläubigen im NT, welche in einem Heiligtum dienen, das nicht mit Händen gemacht, sondern himmlisch ist. Das Horn Davids und seine Leuchte wird aufgegangen sein in Vers 17. Alle seine Feinde werden zuschanden werden (siehe auch Psalm 110) und seine Siegerkrone wird ewig auf ihm glänzen.

 

Psalm 133

Hier haben wir den Psalm der Bruderliebe/Geschwisterliebe. Im AT galt dies für die Familien in Israel ebenso wie für die priesterlichen Familien und die Gemeinschaft der Anbeter, dargestellt in dem Salböl im Bart Aarons. Es sollte Einigkeit und Liebe herrschen zwischen denen, die gleicher Abstammung waren und zum Volk Gottes gehörten. Im NT ist das Volk Gottes auf der ganzen Erde in allen Nationen zu finden, und auch hier soll diese Liebe herrschen. Es ist nicht mehr die Liebe auf der Grundlage leiblicher Abstammung, sondern die Liebe auf der Grundlage der geistlichen Abstammung aller Gläubigen. Alle Gläubigen sind mit dem Heiligen Geist versiegelt und gehören zu der Familie Gottes. Hier ist weder Jude noch Heide, weder Mann noch Frau, weder arm noch reich, sondern alle sind eins in Christus. Sie alle sind Geschwister, Anbeter, Priester und Könige.

 

Psalm 134

Hier sind die Wallfahrer oder Pilger Gottes am Ende ihrer Reise im Heiligtum angekommen. Sie werden als heilige Anbeter Gottes gesehen, welche nicht nur am Tag anbeten, sondern auch in der Nacht. Die irdischen Israeliten der damaligen Zeit standen in der Nacht zwischen zwei irdischen Tagen im Heiligtum Israels im irdischen Jerusalem. Die geistlichen Israeliten des Neuen Bundes stehen in der geistlichen Nacht der sie umgebenden Welt bis zur Wiederkunft des Herrn als Anbeter in seinem geistlichen Heiligtum des Himmels. So wie das irdische Israel des AT vom irdischen Zion aus gesegnet wurde, so wird das Israel Gottes nach dem Geist, seine Gemeinde im NT, vom himmlischen Zion aus gesegnet. Dies wird so sein bis zum Ende der Nacht der Welt, wenn der Morgenstern kommen und die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen wird, nämlich der Herr Jesus Christus.

 

Psalm 135

Ein Lobpsalm, dessen Inhalt in einer kurzen Übersicht gegeben werden kann. Alle Anbeter in den Vorhöfen Gottes sollen ihn loben, denn er ist gütig, lieblich und allmächtig. Er steht über allen Götzen und tut im Himmel und auf Erden was er will. Vers 4 redet über die Erwählung Jakobs. Gott ist der Herr über die Meere und das Wetter (Verse 6-7). Die Verse 9-13 erinnern an seine Herrschaft über die Völker: Ägypten, Sihon, Og, die Könige Kanaans. Er schaffte seinem Volk Recht auf allen seinen Wegen. Die Götzen der Nationen sind Menschenwerk und vermögen nichts (Verse 15-18). Ganz Israel, seine Priester (Aaron) und die Leviten, sollen den Herrn loben, der in Jerusalem wohnt. Damals das irdische Jerusalem, heute das himmlische Zion.

 

Psalm 136

Ein Dankpsalm, der die ewige Gnade Gottes in jedem einzelnen Vers erwähnt: „Denn seine Gnade währt ewiglich!“. Die weiteren Versteile reden über die Werke, die Gott in seiner Gnade getan hat. Die Schöpfung (Verse 5-9). Das Gericht über Pharao und der Exodus aus Ägypten (Verse 10-15). Die Wüstenreise und die Eroberung des Landes (Verse 16-22). Die Erlösung seines Volkes (Verse 23-24). Die Erhaltung allen Lebens (Vers 25) und seine Himmelsherrschaft (Vers 26). Alle diese Dinge sind in ihrer geistlichen Bedeutung auch auf die Gemeinde des NT anwendbar. Das Gericht über den Satan (Pharao) auf Golgatha, der Exodus des Volkes Gottes aus der Welt (Ägypten) durch die Bekehrung und die Erlösung. Das Wohnen im Land Gottes, heute noch in geistlicher Weise, einmal geoffenbart in ewiger Herrlichkeit auf der neuen Erde.

 

Psalm 137

Ein Psalm aus der babylonischen Gefangenschaft. Die Israeliten leiden in der Fremde, und sie sollen ihren Peinigern auch noch Zionslieder singen. Sie gedenken Jerusalems und vergessen es nicht. Sie rufen Gott an wegen der Schadenfreude Edoms und der Gewalttat Babels. Beide Völker wurden in späterer Zeit vollständig gerichtet und sind heute schon lange nicht mehr. Vers 9 ist ein Rachevers, wie er neutestamentlichem Denken nicht mehr entspricht, denn der Herr hat gesagt, dass wir unsere Feinde lieben sollen. Geistlich gesprochen leben auch die heutigen Gläubigen unter dem Druck der Welt und sind noch in ihr gefangen. Dennoch singen sie ihre Glaubenslieder und geben Zeugnis für die verlorene Welt. Sie sehnen sich danach, endlich in das himmlische Jerusalem einziehen zu können.

 

Psalm 138

Ein kurzer Psalm des Lobes und des Dankes von David, welcher nach dem Wortlaut wohl nicht einem bestimmten Anlass in Davids Leben zugeordnet werden kann. David sagt Gott zunächst auch weiterhin seinen Dank und seine Anbetung im Tempel zu und erinnert sich dabei an die zahlreichen Situationen, aus welchen Gott ihm in seinem Leben ausgeholfen hat. Gott hat sein Wort über alles erhöht, und er hat David nach diesem Wort geholfen (Vers 3). Hier sehen wir in besonderer Weise (Vers 2), wie Gott selbst sich seinem eigenen Wort verpflichtet hat, denn er kann nicht lügen (Tit 1,2). Was Gott gesagt hat, das tut er auch. Gott verbürgt sich für sein Wort, er wird nichts von dem ungültig machen oder vergessen, was er gesagt hat! Diese Wahrheit verleiht auch uns als Gläubige des Neuen Testamentes unerschütterliche Gewissheit. Der Herr selbst sagte es auf dieser Erde: „Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen!“ (Mt 24,35). Die Verheißungen des Herrn sind unser für immer und ewig, und sie werden sich ohne Ausnahme erfüllen.

Die Könige der Erde (Verse 4-5) können nach Ansicht des Schreibers nicht im wörtlichen Sinn verstanden werden, denn in der Wirklichkeit ist es ganz und gar nicht so, dass sie ohne Ausnahme dem Herrn gedankt und ihm Loblieder gesungen haben. Die meisten Herrscher der Welt haben Gott hart widerstanden und tun es bis heute noch immer. Vielmehr haben wir hier einen geistlichen Ausblick auf das Neue Testament. In unserer Zeit sind die Gläubigen die Nation Gottes auf dieser Erde, welche aus seinen Königen und Priestern besteht (1Petr 2,9; Off 1,6). Hier ist wirklich jeder ein König, und alle diese Könige danken dem Herrn und lobsingen ihm, denn mit ihnen ist das geschehen, was Vers 6-8 sagt: Sie waren Niedrige, die der Herr erhöht hat. Sie gehen durch Bedrängnisse, der Herr hält sie am Leben, und seine Gnade ist über Ihnen auf ewig. Die Verse Jes 43,1-2 lesen sich wie ein Anklang an Vers 7 unseres Psalms. Vielleicht hat auch Jesaja an diesen Vers gedacht, als er sein Wort unter der Wirkung des Geistes Gottes aufschrieb.

 

Psalm 139

Der große Psalm über Gottes Allgegenwart, seine Allwissenheit und seine vollkommene Kenntnis jedes Menschen von der Zeugung im Mutterleib bis in Ewigkeit. Der Herr erforscht uns alle, er kennt alle unsere Gedanken. Wir können an keinen Ort vor seiner Gegenwart fliehen. Er sieht uns in Licht und Finsternis, auch noch am Ende der Erde. Er kennt die wunderbare Struktur unseres Körpers von der Eizelle an, denn er hat uns gebildet im Mutterleib. Auch das Ungeborene ist schon ein Mensch, und Gott kennt alle seine Tage schon vor der Geburt. Der Beter stellt sich ganz bewusst in das helle und durchdringende Licht Gottes. Er befiehlt es allein Gott an, sich mit seinen verhassten Feinden zu befassen. Er bittet Gott, ihm ein neues Herz zu geben, das nicht mehr hassen muss und das auf ewigem Wege geleitet wird. Auch wir als heutige Gläubige sollen diese Bitte vor Gott aussprechen, damit unser Leben auf dem ewigen Weg Gottes geleitet wird, und nicht auf dem Weg der Mühsal.

 

Psalm 140

Nochmals ein Psalm Davids inmitten der Bedrohung. Die Feinde sind gewalttätig, sie suchen Streit und reden giftige Worte wie Ottern. Sie legen Hinterhalte. David ist geängstigt und stärkt sich in der Macht seines Gottes, der seine mächtige Rettung ist. Es wird zur Schlacht kommen, aber Davids Haupt wird geschützt sein. David ruft in alttestamentlicher Sprache das Unheil Gottes über die Feinde herab, und zwar genau das, was sie selbst geplant haben. Auge um Auge, Zahn um Zahn, ein alttestamentliches Prinzip. Am Ende steht Davids absolute Gewissheit, dass die Aufrichtigen, die Armen und die Gerechten bestehen werden.

 

Psalm 141

Ein weiteres Gebet Davids in der Bedrängnis. Er bittet Gott, sein Gebet wie Räucherwerk anzunehmen und zu erhören. Er bittet darum, sich nicht mit den Worten der Bosheit zu verunreinigen und darum, sich von der Gesinnung und der Gemeinschaft der Übeltäter fernhalten zu können. Er ist bereit, die Züchtigungen Gottes in seinem Leben anzunehmen, auch wenn sie wiederholt geschehen sollten, denn sie sind Gnade. Er wartet auf das Ende der Feinde durch die Hand Gottes, ohne sich selbst zu einem Unrecht hinreißen zu lassen. Auch hier ist seine Zuflucht allein beim Herrn. Er wünscht den Untergang der Übeltäter, was wir in unserer Zeit natürlich nicht mehr tun sollen. Liebet eure Feinde.

 

Psalm 142

Der letzte Maskil (Lehrpsalm). David hat sich (vermutlich vor Saul) in der Höhle versteckt. David beklagt seine Einsamkeit und Verlassenheit, aber er sieht auch, dass Gottes Auge auf ihm und auf seinem Weg ruht. Die Feinde sind ihm auf den Fersen, und die Freunde haben ihn verlassen. Niemand fragt nach seiner Seele als nur noch Gott selbst. David ist sehr schwach, seine Seele ist im Kerker, die Feinde sind ihm zu mächtig geworden, er fleht um Gottes Rettung. Er bittet Gott, ihn wieder in die Freiheit zu führen und vertraut darauf, dass sich danach auch die Gerechten wieder zu ihm sammeln werden.

Hat jemand von uns das schon einmal erlebt? Völlige Verlassenheit im Angesicht der übermächtigen Feinde? Der Herr selbst hat es erlebt, als er nach Golgatha gehen musste. Seine Seele war betrübt bis zum Tode. Alle Jünger waren geflohen. Er musste in das Gericht über unsere Sünden gehen. Gott musste seinen geliebten Sohn den Händen seiner Feinde überlassen. In den drei Stunden der Finsternis musste Gott sich sogar von dem Herrn Jesus abwenden. Der Herr kam aber nach drei Tagen aus dem Tod ins Leben zurück und wurde in seiner Auferstehung völlig gerechtfertigt. Er zeigte sich seinen Jüngern und begann nach seiner Himmelfahrt damit, durch den Dienst der Jünger im Heiligen Geist vom Himmel aus seine Gerechten zu sich zu versammeln. Es wird eine mächtige Versammlung mit ihm sein, wenn er wiederkommt in Macht und Herrlichkeit.

 

Psalm 143

Wieder ist David in äußerster Bedrängnis. Und wieder wendet er sich in seiner anhaltenden Not zu Gott, so wie auch wir es tun sollten. Es ist jedoch keine Monotonie, sondern es sind immer wieder neue Gedanken und Herzensregungen. Hier beklagt er seine eigene innere Schwäche und die Verzagtheit seines Geistes im Angesicht der Feinde. Wie sehr war sich doch der äußerlich große Held Israels seiner Schwachheit bewusst! Auch wir sollten es sein, und zwar nicht nur in Bedrängnissen, sondern gerade auch in Momenten des Sieges. Gerade dann droht uns nämlich oftmals ein Rückschlag. David ist nur ein Knecht Gottes (Vers 12 am Ende). Er lechzt nach Gott in seiner geschundenen und verängstigten Seele. Hier bleibt die Antwort Gottes bis zum Ende des Psalms offen, es bleibt beim Flehen des Knechtes Gottes. Auch wir kennen manche solcher Situationen, in denen wir einfach nicht mehr weiter wissen. Gott lässt auch uns manchmal warten, denn wir müssen die schwierige Lektion des Ausharrens lernen.

 

Psalm 144

David ist hier wieder gestärkt und hat möglicherweise schon den Thron bestiegen. Wir wissen es nicht. Wir erkennen jedoch in diesem Psalm, dass er noch immer nicht ganz mit seinen Feinden fertig ist. Er dankt Gott und lobt ihn für die Hilfe im Kampf (Verse 1-2 und 9-10). Die Verse 3-4 erinnern an Psalm 8,4-5 und Hebr 2,6. In den Versen 5-8 erbittet er die weitere mächtige Hilfe Gottes, und sei es sogar durch Naturgewalten gegen die Feinde. Ab Vers 11 bittet er um Befreiung von den lügnerischen Fremdlingen und um Segen und Gedeihen für das leidende Volk im Land. So hat auch der Herr in seinem irdischen Dienst sich neben der geistlichen Rettung immer auch um das leibliche Wohl der verlorenen Schafe gekümmert. Wohl dem Volk, dem es so ergeht (Vers 15).

 

Psalm 145

Hier beginnt die letzte Strecke der Psalmen, nämlich eine Serie von sechs Lobpreispsalmen. David hat, wie alle echten Gläubigen, in seinem Leben viel gebetet und gefleht. Gott hat ihn erhört und ihm geholfen. Das Handeln Gottes als Reaktion auf unsere Gebete führt immer zum Lobpreis und zum Dank. Diese beiden Dinge sind das Ende des Glaubenslebens, und wir nehmen sie mit in die Ewigkeit. David weist hin auf die Größe Gottes, auf die absolute Unfehlbarkeit seines Schaltens und Waltens, sowohl in der Schöpfung als auch im Leben der Menschen. Er blickt zurück auf seine Vergangenheit und sieht die Bilanz Gottes. Ab Vers 10 werden wir über die Regierung Davids hinaus in das ewige Reich Gottes und dessen Grundsätze eingeführt. Die Getreuen (die von Gott begnadigten Gläubigen) werden über sein Reich, seine Macht und Herrlichkeit reden. Hier sehen wir vorgeschattet das Zeugnis der Gläubigen in unserer Zeit. Der Herr dieses ewigen Reiches stützt die Strauchelnden, er ernährt sie alle, er ist gerecht und gnädig. Er ist nahe allen die ihn anrufen und erhört ihr Gebet. Im Endgericht (Vers 20) wird er alle Gottlosen vertilgen. Sein Name soll in Ewigkeit gelobt werden.

 

Psalm 146

Dieser Psalm beginnt wie alle noch folgenden mit dem Halleluja! (gelobt sei der Herr). Alle diese Psalmen werden meist David zugeschrieben, obwohl der Text es nicht sagt. Sie passen aber in ihren Aussagen zu der Lebenssituation des Königs, dem der Herr den Sieg gegeben hat. Wir sollen wie David Gott loben und nicht auf die Kraft des Menschen vertrauen, denn der Mensch ist schwach. Gott hat alles erschaffen, und er hilft den Unterdrückten, den Hungrigen, den Blinden, Elenden und seinen Gerechten. Er erhält die Witwen und Waisen und leitet die Gottlosen in die Irre. Er wird herrschen in Ewigkeit.

 

Psalm 147

Hier eine erneute Aufforderung, den Gott zu loben, der seine Stadt (sowohl im alttestamentlichen als auch im neutestamentlichen Sinne) baut. Er sammelt die Zerstreuten und verbindet die Verwundeten. Er kennt aber ebenso alle Sterne mit Namen und zählt sie. Er richtet nicht nur den Elenden auf, sondern er führt auch die Wolken über den Himmel. Er hat kein Gefallen an den starken Rossen oder Männern, sondern er kümmert sich um die Schwachen. Er baut sein Jerusalem und er beherrscht die gesamte Schöpfung bis an das Ende der Erde und des Himmels, er bringt die Hitze und den Frost. Er ist im Großen und im Kleinen gegenwärtig, nichts läuft Ihm aus der Hand. Er hat dem irdischen Volk Israel seine Aussprüche anvertraut. Die Nationen kennen sie nicht. Dies war im AT noch der Fall. Heute kennen die Christen aus allen Nationen die Aussprüche Gottes und leben danach.

 

Psalm 148

Hier wird die ganze Schöpfung ernstlich dazu aufgefordert, den Herrn zu loben: Der Himmel, die Engel, Sonne, Mond und Sterne, die Wasser am Himmel, die Meerestiere und Meereswellen. Feuer und Hagel, Schnee, Nebel und Sturm, Berge und Hügel, Bäume und wilde Tiere. Die Könige, Fürsten, Richter und Völker. Die einzelnen jungen Männer und jungen Frauen. Das Lob Gottes soll die gesamte Schöpfung durchziehen. Sein Name allein ist erhaben, und er hat das Horn seines Volkes erhöht.

 

Psalm 149

Hier wird das Volk Gottes dazu aufgefordert, seinen Retter und Erlöser zu preisen. Er ist ihr Schöpfer, ihr König und ihr Retter. Die Freude der Erlösten Gottes steht im Gegensatz zu dem Schrecken und dem Untergang seiner Feinde, welche auch noch einmal erwähnt werden. Gott wird durch die Hand seiner Getreuen dieses Urteil vollstrecken.

 

Psalm 150

Ein letzter Lobpreis, verbunden mit Gottes Anweisung, auf welche Art, wo und mit welchen Mitteln er gepriesen werden möchte. Die Musik, die Instrumente und der Gesang seiner Getreuen im Heiligtum erfreut Gott. Sie wird in der Ewigkeit in verherrlichten Klängen weitergehen.

   Kostenloser Download "Der Drache kommt!"

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.