Errettet aus Gnade

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Die Rechtfertigung ist absolut notwendig zur Errettung. Gott rechnet dem Glaubenden die Gerechtigkeit seines Sohnen aus reinem Glauben und nicht aus irgendeinem Werk heraus zu.
 


Rö 1,16-18: „Denn ich schäme mich des Evangeliums von Christus nicht; denn es ist Gottes Kraft zur Errettung für jeden, der glaubt, zuerst für den Juden, dann auch für den Griechen; denn es wird darin geoffenbart die Gerechtigkeit Gottes aus Glauben zum Glauben, wie geschrieben steht: »Der Gerechte wird aus Glauben leben«. Denn es wird geoffenbart Gottes Zorn vom Himmel her über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen, welche die Wahrheit durch Ungerechtigkeit aufhalten, …“

 

Rö 1,16-18 war die Bekehrungspassage Luthers in der Schrift. Der normale sündige Mensch hat keine eigene Gerechtigkeit vor Gott, nur der sündlose Mensch Jesus Christus hat eine vollkommene menschliche Gerechtigkeit vor seinem Vater. Luther verstand, dass Gott hier davon redet, dass er dem Glaubenden aus reinem Glauben und nicht aus irgendeinem Werk heraus die Gerechtigkeit seines eingeborenen Sohnes Jesus Christus zurechnet. Luther brauchte nicht mehr nach eigener Gerechtigkeit zu streben, sondern er war von nun an mit der Gerechtigkeit Christi überkleidet.

In unserer heutigen Welt wird die Lehre von der Sünde auch in den Gemeinden stark abgewertet: „Komm einfach zu Jesus und du wirst errettet!“ Aber warum soll man denn kommen, und warum gerade zu Jesus? Wie soll ein Mensch, der das Evangelium noch gar nicht gehört hat, sich eigentlich bekehren? Eine Person mit einem nur schwachen und seichten Sündenbewusstsein und einem geringen Empfinden für den Zorn Gottes wird weder die Notwendigkeit der Rechtfertigung verstehen, noch die biblische Lehre darüber. Ein von der eigenen Schuld und von der Sicht Gottes auf die Sünde beeindrucktes Gewissen wird dies sehr viel besser vermögen.

Im AT finden wir das Wort tsadaq für rechtfertigen. Es bedeutet einerseits „zur Gerechtigkeit hinwenden“, andererseits „jemanden richterlich als gerecht erklären, so dass er in Harmonie mit dem Gesetz sei“. Gott ist der Rechtfertigende.

 

5Mo 25,1: „Wenn zwischen Männern ein Streit entsteht und sie vor Gericht treten, und man richtet sie, so soll man den Gerechten für gerecht erklären (tsadaq) und den Übeltäter für schuldig.“

Spr 17,15: „Wer den Gottlosen gerechtspricht (tsadaq) und wer den Gerechten verurteilt, die sind beide dem HERRN ein Gräuel.“

Dan 12,3: „Und die Verständigen werden leuchten wie der Glanz der Himmelsausdehnung, und die, welche die Vielen zur Gerechtigkeit weisen (tsadaq), wie die Sterne immer und ewiglich.“

 

Im NT haben wir 39 Mal das Wort dikaioo, welches bedeutet „für gerecht erklären“ oder „gerecht sprechen“. Das Gegenteil von Verdammnis ist daher nicht Gerechtmachung, sondern Gerechterklärung oder Gerechtsprechung. Dies bedeutet eben nicht, dass der Gerechtfertigte vom Augenblick seiner Rechtfertigung an in sich selbst gerecht sei, sondern dass ihm als einem weiterhin in sich selbst Ungerechten die Gerechtigkeit eines anderen, nämlich die des Herrn Jesus Christus, zugerechnet wird. Christen sind nach ihrer Bekehrung in sich selbst nicht gerechter als vorher, sondern sie sind von Gott selbst durch juristische Zurechnung der Gerechtigkeit des Herrn Jesus Christus in die Stellung von Gerechten versetzt worden. Dieser juristische Akt spielt sich im Himmel ab. Der Herr Jesus Christus wurde von seinem Vater im Himmel als der einzige wirklich in sich selbst gerechte Mensch gerechtfertigt. Der Vater erkannte die vollkommene eigene menschliche Gerechtigkeit seines Sohnes an, und der Beweis dieser Anerkennung war die vielfach bezeugte Auferstehung des Herrn als Mensch auf dieser Erde am dritten Tag. Christus ist zudem auch zu unserer Rechtfertigung auferstanden. Die Gläubigen sind in Christus. Sie sind somit mit Christus gestorben und auferstanden sowie durch Christus und in Christus gerechtfertigt.

 

Die Lehre im AT

1Mo 15,6: „Und [Abram] glaubte dem HERRN, und das rechnete Er ihm als Gerechtigkeit an.“ (zitiert in Rö 4,3+22; Gal 3,6; Jak 2,23)

Ps 103,8-12: „Barmherzig und gnädig ist der HERR, geduldig und von großer Güte. Er wird nicht immerzu rechten und nicht ewig zornig bleiben. Er hat nicht mit uns gehandelt nach unseren Sünden und uns nicht vergolten nach unseren Missetaten. Denn so hoch der Himmel über der Erde ist, so groß ist seine Gnade über denen, die ihn fürchten; so fern der Osten ist vom Westen, hat er unsere Übertretungen von uns entfernt.“

Jes 53,6+11: „Wir alle gingen in die Irre wie Schafe, jeder wandte sich auf seinen Weg; aber der HERR warf unser aller Schuld auf ihn. (…) Nachdem seine Seele Mühsal erlitten hat, wird er seine Lust sehen und die Fülle haben; durch seine Erkenntnis wird mein Knecht, der Gerechte, viele gerecht machen, und ihre Sünden wird er tragen. “

Mi 7,18-19: „Wer ist ein Gott wie du, der die Sünde vergibt und dem Überrest seines Erbteils die Übertretung erlässt, der seinen Zorn nicht allezeit festhält, sondern Lust an der Gnade hat? Er wird sich wieder über uns erbarmen, unsere Missetaten bezwingen. Ja, du wirst alle ihre Sünden in die Tiefe des Meeres werfen!“

 

Die Lehre im NT

Rö 3,20+28: „… weil aus Werken des Gesetzes kein Fleisch vor ihm gerechtfertigt werden kann; denn durch das Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde. (…) So kommen wir nun zu dem Schluss, dass der Mensch durch den Glauben gerechtfertigt wird, ohne Werke des Gesetzes.“

Rö 5,18-21: „Wie nun durch die Übertretung des einen die Verurteilung für alle Menschen kam, so kommt auch durch die Gerechtigkeit des Einen für alle Menschen die Rechtfertigung, die Leben gibt. Denn gleichwie durch den Ungehorsam des einen Menschen die Vielen zu Sündern gemacht worden sind, so werden auch durch den Gehorsam des Einen die Vielen zu Gerechten gemacht. Das Gesetz aber ist daneben hereingekommen, damit das Maß der Übertretung voll würde. Wo aber das Maß der Sünde voll geworden ist, da ist die Gnade überströmend geworden, damit, wie die Sünde geherrscht hat im Tod, so auch die Gnade herrsche durch Gerechtigkeit zu ewigem Leben durch Jesus Christus, unseren Herrn.“

 

Die Rechtfertigung hat ihre Wurzel im AT. Sie wird zugerechnet aus Glauben. Sie ist eine Gabe von Gott. Sie ist absolut notwendig zur Errettung. Ihre Grundlage ist einzig und allein das Versöhnungswerk des Herrn Jesus Christus, welches ganz außerhalb des Gläubigen geschehen ist. Christus ist unsere Sühnung, er ist der Gnadenstuhl, der Versöhnungsdeckel (hilasterion im NT, kapporeth im AT). Unser großer Versöhnungstag hat auf Golgatha stattgefunden und tritt für jeden Glaubenden im Augenblick der Errettung in Kraft. Die Rechtfertigung des Glaubenden hat in sich selbst eine gerechte Grundlage. Die Gnade Gottes kann zu dem glaubenden Menschen nur deshalb kommen und ihn rechtfertigen, weil Gott bereits für die Sünden dieses Menschen Gerechtigkeit an einem anderen geübt hat, nämlich an dem Herrn Jesus Christus. Gott wird keine zwei Menschen für dieselbe Sünde bestrafen. Der Stellvertreter Christus hat die gerechte Strafe Gottes bereits getragen und so „herrscht Gnade durch Gerechtigkeit“. Gerechtigkeit und Gnade sind sich am Kreuz begegnet, und dies ist das gewaltige Wunder. Gott ist heute gerecht, indem er den glaubenden Sünder rechtfertigt. Er wäre ungerecht, wenn er es nicht täte, denn dann würde er zwei Menschen für dieselbe Sünde bestrafen. Die Sünden der Gläubigen im AT konnten auf derselben Grundlage unbestraft bleiben, weil der Erlöser in der Zukunft kommen und die Strafe tragen würde.

Dies gilt auch für die Juden nach dem Fleisch. Auch sie werden ohne Gesetz gerechtfertigt, allein aus Glauben an den wahren Messiaskönig Israels, den Herrn Jesus Christus.

 

Gal 2,15-16: „Wir sind [zwar] von Natur Juden und nicht Sünder aus den Heiden; [doch] weil wir erkannt haben, dass der Mensch nicht aus Werken des Gesetzes gerechtfertigt wird, sondern durch den Glauben an Jesus Christus, so sind auch wir an Christus Jesus gläubig geworden, damit wir aus dem Glauben an Christus gerechtfertigt würden und nicht aus Werken des Gesetzes, weil aus Werken des Gesetzes kein Fleisch gerechtfertigt wird.“

Phil 3,2+8-9: „Habt acht auf die Hunde, habt acht auf die bösen Arbeiter, habt acht auf die Zerschneidung! (…) ja, wahrlich, ich achte alles für Schaden gegenüber der alles übertreffenden Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, um dessentwillen ich alles eingebüßt habe; und ich achte es für Dreck, damit ich Christus gewinne und in ihm erfunden werde, indem ich nicht meine eigene Gerechtigkeit habe, die aus dem Gesetz kommt, sondern die durch den Glauben an Christus, die Gerechtigkeit aus Gott aufgrund des Glaubens,“

 

Jak 2,14-26: Jakobus redet in dieser Passage über Werke (erga) und nicht über Werke des Gesetzes (erga nomou). Es sind hier also keine Gesetzeswerke, die man zur Rechtfertigung benötigt, sondern es sind Werke ohne Gesetz, welche dem Glauben und der Rechtfertigung aus Glauben nachfolgen. Der Glaube wird vervollständigt (eteleiothe, zu seinem Ziel gebracht, V. 22) durch die nachfolgenden Werke. Diese Werke sind nicht rettend, sondern sie sind der sichtbare Ausdruck des bereits vorhandenen Glaubens und der bereits geschehenen Rechtfertigung. Ein Mensch der behauptet ein Bäcker zu sein, wird diese Behauptung dadurch rechtfertigen, dass er verschiedenste Sorten von Brot backt. Ein Mensch der behauptet, an den Herrn Jesus zu glauben, wird diese Behauptung dadurch rechtfertigen, dass er verschiedene gute Werke des Glaubens tut.

 

11.1 Rechtfertigung in der Katholischen Kirche

Die katholische Kirche hat auf dem Konzil von Trient ihre eigene Lehre von der Rechtfertigung aufgestellt. Rechtfertigung sei in erster Linie eine Einflößung von Gnade, resultierend in einer Veränderung der geistlichen und moralischen Verfassung des Menschen. Sie sei nicht ein juristischer Akt Gottes, durch welchen Gott dem Menschen die Gerechtigkeit Christi zurechne. Dabei habe der Glaube keine zentrale Bedeutung in der Rechtfertigung, sondern er nehme eine untergeordnete Stellung ein. Die Gnade der Rechtfertigung könne auch wieder verloren werden. Andererseits könne diese Gnade auch vermehrt werden durch die Befolgung der Gebote der Kirche. Die Rechtfertigung befähige die Gläubigen dazu, ewiges Leben zu verdienen. Dies ist jedoch ein Widerspruch in sich selbst. Gnade ist ihrem Wesen nach unverdient, und wenn man sie verdienen könnte, dann wäre es Verdienst, und nicht mehr Gnade.

 

Rö 6,23: „Denn der Lohn der Sünde ist der Tod; aber die Gnadengabe Gottes ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserem Herrn.“

Tit 3,5: „… da hat er uns – nicht um der Werke der Gerechtigkeit willen, die wir getan hätten, sondern aufgrund seiner Barmherzigkeit – errettet durch das Bad der Wiedergeburt und durch die Erneuerung des Heiligen Geistes, …“

 

Der katholische Theologe Hans Küng hat 1957 ein Buch über die Rechtfertigungslehre veröffentlicht. Seine Sichtweisen unterscheiden sich jedoch beträchtlich von der protestantischen Sicht und auch von der biblischen Lehre. Karl Rahner sagte folgendes: „Rechtfertigung, verstanden als die Tat Gottes, transformiert den Menschen bis in die tiefsten Wurzeln seines Wesens, sie gestaltet ihn um und vergöttlicht ihn. Aus genau diesem Grund ist der gerechtfertigte Mensch nicht zur gleichen Zeit gerechtfertigt und ein Sünder.“ Die neue katholische Enzyklopädie definiert Rechtfertigung wie folgt: „Rechtfertigung meint den Prozess, durch welchen der Mensch aus seinem sündigen Zustand gerettet und durch heiligende Gnade in Christus wiedergeboren wird, einen Prozess, welcher ihn in den Augen Gottes gerecht und richtig macht.“ Die reformierte oder lutherische Lehre von der Rechtfertigung bezeichnen katholische Theologen als eine bloße legale Fiktion, ein Gewand, welches über eine Leiche geworfen wurde.

 

11.2 Rechtfertigung aus reformierter Sicht

Die reformierten Glaubensbekenntnisse sprechen eine andere Sprache. Der Heidelberger Katechismus (Zacharias Ursinus und Caspar Olevian, 1563) sagt:

„… Obwohl mein Gewissen mich anklagt, schwer gegen alle Gebote Gottes gesündigt zu haben, und niemals auch nur eines von ihnen gehalten zu haben, und obwohl ich noch immer jeder Art von Bosheit zugeneigt bin, trotzdem, ohne dass ich es irgendwie verdient hätte, gibt Gott mir aus freier Gnade die vollkommene Genüge, Gerechtigkeit und Heiligkeit Christi, so als ob ich nie gesündigt hätte oder ein Sünder wäre, als ob ich völlig gehorsam gewesen wäre, so wie Christus für mich gehorsam war …“

Auch das Belgische Glaubensbekenntnis von Guy de Brès (1561) macht in Artikel 22 ähnliche Aussagen. Das Westminster-Bekenntnis von 1647 sagt:

„Die welche Gott wirksam beruft, rechtfertigt er auch frei. Nicht durch eine Einflößung von Gerechtigkeit, sondern indem er ihre Sünden vergibt und indem er Personen als gerecht ansieht und annimmt; nicht wegen eines Werkes, in ihnen oder von ihnen gewirkt, sondern um Christi willen alleine …“

Rechtfertigung kann daher definiert werden als der gnädige und zugleich richterliche Akt Gottes, wobei er glaubende Sünder als gerecht erklärt auf der Grundlage der Gerechtigkeit Christi, welche ihnen zugerechnet wird, wobei er alle ihre Sünden vergibt, sie als seine Kinder annimmt und ihnen das Anrecht auf das ewige Lebens gibt.

Rechtfertigung setzt eine Erkenntnis von der Wirklichkeit des Zornes Gottes voraus:

Joh 3,36: „Wer an den Sohn glaubt, der hat ewiges Leben; wer aber dem Sohn nicht glaubt, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm.“

Gal 3,10: „Denn alle, die aus Werken des Gesetzes sind, die sind unter dem Fluch; denn es steht geschrieben: »Verflucht ist jeder, der nicht bleibt in allem, was im Buch des Gesetzes geschrieben steht, um es zu tun«.“

Eph 2,3+5,6: „… unter ihnen führten auch wir alle einst unser Leben in den Begierden unseres Fleisches, indem wir den Willen des Fleisches und der Gedanken taten; und wir waren von Natur Kinder des Zorns, wie auch die anderen. (…) Lasst euch von niemand mit leeren Worten verführen! Denn um dieser Dinge willen kommt der Zorn Gottes über die Söhne des Ungehorsams.“

Kol 1,21: „Auch euch, die ihr einst entfremdet und feindlich gesinnt wart in den bösen Werken, hat er jetzt versöhnt.

 

Sie ist kein Prozess, sondern eine juristische Erklärung Gottes, eine unverdiente Gnade:

Rö 8,1: „So gibt es jetzt keine Verdammnis mehr für die, welche in Christus Jesus sind, die nicht gemäß dem Fleisch wandeln, sondern gemäß dem Geist.“

Gal 3,13-14: „Christus hat uns losgekauft von dem Fluch des Gesetzes, indem er ein Fluch wurde um unsertwillen (denn es steht geschrieben: »Verflucht ist jeder, der am Holz hängt«), damit der Segen Abrahams zu den Heiden komme in Christus Jesus, damit wir durch den Glauben den Geist empfingen, der verheißen worden war.“

Kol 1,22: „… in dem Leib seines Fleisches durch den Tod, um euch heilig und tadellos und unverklagbar darzustellen vor seinem Angesicht, …“

 

Sie wird empfangen allein aus Glauben, ohne ein Werk. Es verbleibt eine lebenslange Neigung zur Sünde, welche bekämpft werden muss, aber das muss uns nicht unserer Heilsgewissheit berauben:

Rö 3,28: „So kommen wir nun zu dem Schluss, dass der Mensch durch den Glauben gerechtfertigt wird, ohne Werke des Gesetzes.“

 

Sie hat ihre Wurzel in unserer Einsmachung oder Einheit mit Christus.

Sie basiert auf dem stellvertretend für uns vollbrachten Werk des Herrn Jesus Christus.

Mt 20,28: „… gleichwie der Sohn des Menschen nicht gekommen ist, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele.“

2Kor 5,15: „… und er ist deshalb für alle gestorben, damit die, welche leben, nicht mehr für sich selbst leben, sondern für den, der für sie gestorben und auferstanden ist.“

Hebr 9,28: „… so wird der Christus, nachdem er sich einmal zum Opfer dargebracht hat, um die Sünden vieler auf sich zu nehmen, zum zweiten Mal denen erscheinen, die auf ihn warten, nicht wegen der Sünde, sondern zum Heil.“

1Pe 2,24: „Er hat unsere Sünden selbst an seinem Leib getragen auf dem Holz, damit wir, den Sünden gestorben, der Gerechtigkeit leben mögen; durch seine Wunden seid ihr heil geworden.“

 

Sie beinhaltet die Zurechnung der Gerechtigkeit Christi zugunsten des Sünders:

1Mo 15,6: „Und [Abram] glaubte dem HERRN, und das rechnete Er ihm als Gerechtigkeit an.“

Ps 32,2: „Wohl dem, dessen Übertretung vergeben, dessen Sünde zugedeckt ist! Wohl dem Menschen, dem der HERR keine Schuld anrechnet, und in dessen Geist keine Falschheit ist!“

2Kor 5,21: „Denn er hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm [zur] Gerechtigkeit Gottes würden.

 

Gottes Gnade und seine Gerechtigkeit finden in der Rechtfertigung zueinander.

Rö 11,22: „So sieh nun die Güte und die Strenge Gottes; die Strenge gegen die, welche gefallen sind; die Güte aber gegen dich, sofern du bei der Güte bleibst; sonst wirst auch du abgehauen werden!“

1Joh 1,9: „Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.“

 

Sie beinhaltet eschatologische Gesichtspunkte:

Joh 5,24: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, der hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist vom Tod zum Leben hindurchgedrungen.“

Joh 11, 25-26: „Jesus spricht zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt; und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben. Glaubst du das?“

Rö 8,23: „… und nicht nur sie, sondern auch wir selbst, die wir die Erstlingsgabe des Geistes haben, auch wir erwarten seufzend die Sohnesstellung, die Erlösung unseres Leibes.“

 

Sie darf niemals von der Heiligung getrennt werden, obwohl die beiden voneinander zu unterscheiden sind als verschiedene Aspekte des Heils. Rechtfertigung nimmt die Schuld der Sünde hinweg, Heiligung die Befleckung der Sünde. Rechtfertigung findet in einem Augenblick und ein für alle Mal außerhalb des Gläubigen statt, Heiligung findet zum einen als definitives Ereignis bei der Bekehrung statt, zum anderen als ein lebenslanger Prozess, beides jedoch innerhalb des Gläubigen.

 

1Kor 1,30: „Durch ihn aber seid ihr in Christus Jesus, der uns von Gott gemacht worden ist zur Weisheit, zur Gerechtigkeit, zur Heiligung und zur Erlösung, …“

 

Die „negative“ Seite der Rechtfertigung ist die Vergebung der Sünden. Warum müssen wir dann auch als Gläubige noch immer unsere Sünden bekennen und Buße vor Gott tun? Vielleicht kann man es etwa wie folgt sagen: Rechtfertigung ist das Mittel zur Vergebung aller vergangenen und gegenwärtigen Sünden, zugleich auch die juristische Grundlage für die Vergebung aller zukünftigen Sünden. Wir gehen täglich im Bekenntnis unserer Sünden zu Gott. Wir tun dies aber unter Berufung auf den Herrn Jesus Christus und sein Verdienst. Dies ist dann nicht jedes Mal eine erneute Rechtfertigung, sondern eine erneute Anwendung der Rechtfertigung auf unsere Seelen, welche den Wandel mit Gott in einer gereinigten Beziehung aufrechterhält. Der Gläubige bittet Gott nicht in der Verzweiflung des Verlorenen um Vergebung, sondern im Vertrauen eines Kindes zu seinem liebenden himmlischen Vater.

 

Mt 6,14: „Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, so wird euer himmlischer Vater euch auch vergeben.“

1Joh 1,9: „Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.“

 

Die „positive“ Seite der Rechtfertigung beinhaltet unsere Annahme als Kinder Gottes und die Gabe des Anrechts auf das ewige Leben. Wir sehen somit bei Christus seinen Gehorsam im Halten des Gesetzes während seines ganzen Lebens, sowie den leidenden Gehorsam in seinen Verfolgungen und in seinem Tod. Durch seinen leidenden Gehorsam hat er die Strafe für unsere Sünden erlitten, sich mit unseren Sünden identifiziert, den Fluch getragen und die Vergebung für uns erworben. Durch seinen Gehorsam im Halten des Gesetzes hat er uns das Sohnesrecht und das Anrecht auf das ewige Leben erworben. Diese Gnade sollten die Gläubigen nicht missbrauchen.

 

Rö 3,24-26: „sodass sie ohne Verdienst gerechtfertigt werden durch seine Gnade aufgrund der Erlösung, die in Christus Jesus ist. Ihn hat Gott zum Sühnopfer bestimmt, [das wirksam wird] durch den Glauben an sein Blut, um seine Gerechtigkeit zu erweisen, weil er die Sünden ungestraft ließ, die zuvor geschehen waren, als Gott Zurückhaltung übte, um seine Gerechtigkeit in der jetzigen Zeit zu erweisen, damit er selbst gerecht sei und zugleich den rechtfertige, der aus dem Glauben an Jesus ist.“

2Kor 5,21: „Denn er hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm [zur] Gerechtigkeit Gottes würden.“

Gal 3,13: „Christus hat uns losgekauft von dem Fluch des Gesetzes, indem er ein Fluch wurde um unsertwillen (denn es steht geschrieben: »Verflucht ist jeder, der am Holz hängt«), …“

Phil 3,8-9: „… ja, wahrlich, ich achte alles für Schaden gegenüber der alles übertreffenden Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, um dessentwillen ich alles eingebüßt habe; und ich achte es für Dreck, damit ich Christus gewinne und in ihm erfunden werde, indem ich nicht meine eigene Gerechtigkeit habe, die aus dem Gesetz kommt, sondern die durch den Glauben an Christus, die Gerechtigkeit aus Gott aufgrund des Glaubens, …“

 

Unsere Annahme als Kinder Gottes, der erste positive Aspekt im Zuge der Rechtfertigung, geschieht im juristischen Sinn. Wir sind in die Stellung von Söhnen und Töchtern Gottes versetzt, verbunden mit allen dazugehörigen Privilegien. Christus allein ist der ewige eingeborene Sohn Gottes, welcher selbst Gott ist. Wir alle sind durch Gnade um Christi Willen in Gottes Familie adoptiert worden. Die Adoption ist verbunden mit dem Kommen des Heiligen Geistes, welcher das Heil und die Erlösung auf unsere Herzen und unser Leben anwendet. Der Geist bezeugt auch unsere Sohnschaft. Gottes erlösende Vaterschaft muss von seiner universellen Vaterschaft unterschieden werden.

 

Rö 8,15-17: „Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, dass ihr euch wiederum fürchten müsstet, sondern ihr habt den Geist der Sohnschaft empfangen, in dem wir rufen: Abba, Vater! Der Geist selbst gibt Zeugnis zusammen mit unserem Geist, dass wir Gottes Kinder sind. Wenn wir aber Kinder sind, so sind wir auch Erben, nämlich Erben Gottes und Miterben des Christus; wenn wir wirklich mit ihm leiden, damit wir auch mit ihm verherrlicht werden.“

Gal 4,4-7: „Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und unter das Gesetz getan, damit er die, welche unter dem Gesetz waren, loskaufte, damit wir die Sohnschaft empfingen. Weil ihr nun Söhne seid, hat Gott den Geist seines Sohnes in eure Herzen gesandt, der ruft: Abba, Vater! So bist du also nicht mehr Knecht, sondern Sohn; wenn aber Sohn, dann auch Erbe Gottes durch Christus.“

Eph 1,5-6+13: „Er hat uns vorherbestimmt zur Sohnschaft für sich selbst durch Jesus Christus, nach dem Wohlgefallen seines Willens, zum Lob der Herrlichkeit seiner Gnade, mit der er uns begnadigt hat in dem Geliebten. (…) In ihm seid auch ihr, nachdem ihr das Wort der Wahrheit, das Evangelium eurer Errettung, gehört habt – in ihm seid auch ihr, als ihr gläubig wurdet, versiegelt worden mit dem Heiligen Geist der Verheißung, …“

1Joh 3,1-2+5,14: „Seht, welch eine Liebe hat uns der Vater erwiesen, dass wir Kinder Gottes heißen sollen! Darum erkennt uns die Welt nicht, weil sie Ihn nicht erkannt hat. Geliebte, wir sind jetzt Kinder Gottes, und noch ist nicht offenbar geworden, was wir sein werden; wir wissen aber, dass wir ihm gleichgestaltet sein werden, wenn er offenbar werden wird; denn wir werden ihn sehen, wie er ist. (…) Und das ist die Freimütigkeit, die wir ihm gegenüber haben, dass er uns hört, wenn wir seinem Willen gemäß um etwas bitten.“

 

Das Anrecht auf ewiges Leben ist der zweite positive Aspekt der Rechtfertigung. Dieser Aspekt wird ebenso wie die Sohnschaft erst in der neuen Schöpfung im ewigen Zustand in seiner völligen Herrlichkeit geoffenbart sein.

 

Mt 25,46: „Und sie werden in die ewige Strafe hingehen, die Gerechten aber in das ewige Leben.“

Joh 3,16+36; 10,28; 12,25: „Denn so [sehr] hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengeht, sondern ewiges Leben hat. (…) Wer an den Sohn glaubt, der hat ewiges Leben; wer aber dem Sohn nicht glaubt, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm. (…) und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie werden in Ewigkeit nicht verlorengehen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen. (…) Wer sein Leben liebt, der wird es verlieren; wer aber sein Leben in dieser Welt hasst, wird es zum ewigen Leben bewahren.“

1Tim 6,12: „Kämpfe den guten Kampf des Glaubens; ergreife das ewige Leben, zu dem du auch berufen bist und worüber du das gute Bekenntnis vor vielen Zeugen abgelegt hast.“

 

Die Beziehung zwischen Glaube und Rechtfertigung: Glaube ist das Mittel zur Rechtfertigung, aber er wird nicht als der verdienstvolle Grund angesehen. Er ist ja selbst die Gabe Gottes. Der verdienstvolle Grund unserer Rechtfertigung ist einzig und allein die vollkommene Gerechtigkeit des Herrn Jesus Christus. Sie wird uns aus Glauben, welcher uns ebenfalls von Gott geschenkt ist, zugerechnet. Hier ist die Pforte zum Paradies!

 

My hope is built on nothing less
Than Jesus´ blood and righteousness
I dare not trust the sweetest frame
But wholly lean on Jesus´ name
On Christ, the solid rock, I stand
All other ground is sinking sand

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