Der Glaube spielt eine zentrale Rolle im Christentum. Um was genau handelt es sich dabei und wie kann man diesen Glauben auch selbst erhalten?
Die Worte „Glauben“ (pistis) und „glauben“ (pisteuein) kommen etwa 240 Mal im NT vor. Die Bedeutung des Glaubens ist in der Errettung herausragend. Ein Missionar sagte einmal:
„Glauben bedeutet, sich mit seinem ganzen Gewicht auf Christus zu stützen.“
Ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen. Glaube ist das „Werk Gottes“, welches der Herr selbst von dem Menschen verlangt, um in den Genuss des Heils zu gelangen. Dennoch ist er kein Werk, denn wir sind nicht errettet aus Werken, sondern eben aus diesem Glauben ganz ohne äußere Werke. Der Glaube ist das Mittel zu unserer Errettung.
Joh 6,29: „Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Das ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat.“
Rö 10,9: „Denn wenn du mit deinem Mund Jesus als den Herrn bekennst und in deinem Herzen glaubst, dass Gott ihn aus den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet.“
Gal 5,6: „… denn in Christus Jesus gilt weder Beschneidung noch Unbeschnittensein etwas, sondern der Glaube, der durch die Liebe wirksam ist.“
Hebr 11,1+11,6: „Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, eine Überzeugung von Tatsachen, die man nicht sieht. (…) Ohne Glauben aber ist es unmöglich, ihm wohlzugefallen; denn wer zu Gott kommt, muss glauben, dass er ist und dass er die belohnen wird, welche ihn suchen.“
1Joh 3,23: „Und das ist sein Gebot, dass wir glauben an den Namen seines Sohnes Jesus Christus und einander lieben, nach dem Gebot, das er uns gegeben hat.“
Im AT haben wir zunächst das Wort he´emin. Es bedeutet bestätigen, unterstützen, stärken oder jemanden dazu bringen, dich zu unterstützen (1Mo 15,6; Ps 78,22; Jes 7,9; Hab 2,4).
Dann batach. Es bedeutet vertrauen auf, sich stützen auf, im vertrauenden Gefühl der Sicherheit sein (Ps 13,5; 25,2; 84,12; Spr 16,20; Jes 26,3-4).
Schließlich noch chasah. Es bedeutet Zuflucht suchen (Ps 2,12; 25,20; 31,1; 57,1; 91,4).
Im NT haben wir die oben genannten Wörter pistis als Substantiv und pisteuein als Verb. Es geht um das überzeugt Sein von einer Wahrheit, und zwar so sehr, dass das ganze Leben davon geprägt ist. Es kann sich auch auf den Inhalt einer Glaubenslehre beziehen. Schließlich geht es auch um das Vertrauen auf und das Ruhen in Christus (Mt 24,23; Joh 3,16; Apg 11,24; 24,14; Rö 3,28; Gal 1,23; Eph 2,8; 1Tim 4,1; Jud 3).
Der Glaube wird dabei von verschiedenen Autoren der Bibel unterschiedlich beschrieben, je nach der Stellung, in welcher sich jene Autoren im Heilsplan Gottes befanden (Adam und Eva, Noah, Abraham, Mose, die Psalmenschreiber, die Apostel. Während der Glaube im AT hauptsächlich das Amen zu Gott und zu seinen Verheißungen für die Zukunft bedeutete, bedeutet der Glaube im NT hauptsächlich das Amen zum Evangelium. Der Glaube ergreift nicht nur Christus für uns, sondern auch Christus in uns. Zahllose Bibelverse reden über den Glauben in seinen verschiedensten Schattierungen. Hier nur einige davon.
Mk 1,15: „Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist nahe. Tut Buße (metanoeo) und glaubt (pistis) an das Evangelium!“
Lk 22,32: „… ich aber habe für dich gebetet, dass dein Glaube (pistis) nicht aufhöre; und wenn du einst umgekehrt (epistrepho) bist, so stärke deine Brüder!“
Joh 3,16+18+36: „Denn so [sehr] hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt (pisteuein), nicht verlorengeht, sondern ewiges Leben hat. (…) Wer an ihn glaubt (pisteuein), wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt (pisteuein), der ist schon gerichtet, weil er nicht an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes geglaubt (pisteuein) hat. (…) Wer an den Sohn glaubt (pisteuein), der hat ewiges Leben; wer aber dem Sohn nicht glaubt (pisteuein), der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm.“
Joh 7,38: „Wer an mich glaubt (pisteuein), wie die Schrift gesagt hat, aus seinem Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“
Joh 11,25-26: „Jesus spricht zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt (pisteuein), wird leben, auch wenn er stirbt; und jeder, der lebt und an mich glaubt (pisteuein), wird in Ewigkeit nicht sterben. Glaubst (pisteuein) du das?“
Rö 3,28 und 4,1-3: „So kommen wir nun zu dem Schluss, dass der Mensch durch den Glauben (pistis) gerechtfertigt wird, ohne Werke des Gesetzes. (…) Was wollen wir denn sagen, dass Abraham, unser Vater, nach dem Fleisch erlangt hat? Wenn nämlich Abraham aus Werken gerechtfertigt worden ist, hat er zwar Ruhm, aber nicht vor Gott. Denn was sagt die Schrift? »Abraham aber glaubte (pisteuein) Gott, und das wurde ihm als Gerechtigkeit angerechnet«.“
Eph 3,17: „… dass der Christus durch den Glauben (pistis) in euren Herzen wohne, damit ihr, in Liebe gewurzelt und gegründet, …“
Hebr 10,38-39: „»Der Gerechte aber wird aus Glauben leben«; doch: »Wenn er feige zurückweicht, so wird meine Seele kein Wohlgefallen an ihm haben«. Wir aber gehören nicht zu denen, die feige zurückweichen zum Verderben, sondern zu denen, die glauben zur Errettung der Seele.“
Jak 2,14+26: „Was hilft es, meine Brüder, wenn jemand sagt, er habe Glauben (pistis), und hat doch keine Werke? Kann ihn denn dieser Glaube (pistis) retten? (…) Denn gleichwie der Leib ohne Geist tot ist, also ist auch der Glaube (pistis) ohne die Werke tot.“
1Pe 1,5+ 9+21: „… die wir in der Kraft Gottes bewahrt werden durch den Glauben (pistis) zu dem Heil, das bereit ist, geoffenbart zu werden in der letzten Zeit. (…) wenn ihr das Endziel eures Glaubens (pistis) davontragt, die Errettung der Seelen! (…) die ihr durch ihn an Gott glaubt (pistos), der ihn aus den Toten auferweckt und ihm Herrlichkeit gegeben hat, damit euer Glaube (psitis) und eure Hoffnung auf Gott gerichtet seien.“
Die Scholastiker im 11. bis 14. Jahrhundert vertraten zahlreiche Lehren, welche den Aussagen der Bibel nicht entsprechen, und welche auch auf dem Konzil von Trient (1563) schriftlich als offizielle katholische Lehre formuliert wurden: Der Glaube sei gänzlich ein Verstandeswerk. Durch ihn würden Menschen sich im Zusammenwirken mit Gott für die Errettung vorbereiten. Der Glaube in sich selbst sei unzureichend zur Rechtfertigung. Die Liebe müsse den ungeformten Glauben weiter ausformen. Diese Liebe werde durch das Sakrament der Taufe vermittelt, sodass die Taufe rettend sei. Der einfache Gläubige müsse nicht die ganze Glaubenslehre kennen, sondern er müsse die Belehrung der katholischen Kirche annehmen. Der Gläubige könne niemals absolute Gewissheit über sein Heil erlangen.
Calvin stritt gegen dieses Konzept und sagte, dass es den Glauben begraben und gänzlich zerstört habe. Er definierte den Glauben als „eine feste und sichere Gewissheit des Wohlwollens Gottes gegenüber uns, gegründet auf der Wahrheit der frei geschenkten Verheißung in Christus, beides unserem Geist geoffenbart und in unseren Herzen versiegelt durch den Heiligen Geist.“ Glaube ist also nicht nur ein Werk des Verstandes, sondern ein tiefes Vertrauen des ganzen Menschen. Die Erkenntnis Christi ist nicht eine Lehre der Zunge, sondern des Lebens. Es ist kein Verdienst im Glauben, er ist ein Geschenk Gottes.
Rettender Glaube ist somit zu definieren als die Antwort des Menschen auf den Zuruf Gottes, durch welche Christus mit der ganzen Person des Glaubenden angenommen wird, das ist mit einer sicheren Überzeugung von der Wahrheit des Evangeliums, und mit einem sich Verlassen in vollem Vertrauen auf Gott in Christus alleine zur Errettung, verbunden mit einer echten Hingabe zu Christus und zu seinem Dienst. Dieser Glaube hat verschiedene Aspekte, welche nicht voneinander zu trennen sind:
- Wissen oder Erkenntnis, jedoch nicht etwa wie in der Naturwissenschaft:
Biblische Erkenntnis erkennt eben auch, dass sie selbst begrenzt ist und nicht alles wissen kann. Wir verstehen durch Glauben, obwohl wir vieles nicht genau erklären können. Die ganze Wahrheit Gottes übersteigt unser Denken unendlich. Wir verstehen aber das Evangelium. Wir erkennen wie der Schächer am Kreuz, dass wir verlorene Sünder sind, welche Erlösung brauchen. Wir erkennen wer Gott ist, wer der Herr Jesus Christus ist und was er für uns getan hat. Wir wachsen in der Erkenntnis Gottes durch die gelebte Glaubensnachfolge und das Wort.
- Zustimmung:
Wir erkennen das Wort Gottes voll und ganz als die Wahrheit an.
- Vertrauen, welches der krönende Aspekt des Glaubens ist:
Es ist ein Wegschauen von eigener Anstrengung zur Errettung und ein vollständiges Sich-Verlassen auf Christus. Es ist die persönliche Annahme und Wertschätzung des Verdienstes Christi. Dieses Vertrauen schließt auch den Gehorsam ein.
Lk 23,42: „Und er sprach zu Jesus: Herr, gedenke an mich, wenn du in deiner Königsherrschaft kommst!“
1Kor 8,1: „Was aber die Götzenopfer angeht, so wissen wir: Wir alle haben Erkenntnis. Die Erkenntnis bläht auf, die Liebe aber erbaut.“
Hebr 3,18-19: „Welchen schwor er aber, dass sie nicht in seine Ruhe eingehen sollten, wenn nicht denen, die sich weigerten zu glauben? Und wir sehen, dass sie nicht eingehen konnten wegen des Unglaubens.“
Hebr11,8: „Durch Glauben gehorchte Abraham, als er berufen wurde, nach dem Ort auszuziehen, den er als Erbteil empfangen sollte; und er zog aus, ohne zu wissen, wohin er kommen werde.“
2Pe 3,18: „Wir erwarten aber nach seiner Verheißung neue Himmel und eine neue Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt.“
Das zentrale Geheimnis des Glaubens besteht darin, dass er sowohl ganz die Gabe Gottes ist als auch ganz die Aufgabe des Menschen. Er ist die Frucht der göttlichen Erwählung (Apg 13,48). Er ist das unmittelbare Ergebnis der Neugeburt, so wie das Licht die unmittelbare Folge der Betätigung des Schalters ist. Sobald das neue Leben da ist, ist Glaube an Christus da (1Joh 5,1). Er ist die Frucht des Wirkens des Geistes in uns (1Kor 12,3). Der Vater befähigt uns dazu, zu Christus zu kommen (Joh 6,55). Jesus Christus ist der Urheber und Vollender des Glaubens (Hebr 12,2). Gott verleiht den Glauben (Eph 2,8 und Phil 1,29). Der Mensch muss glauben (Joh 3,16; Rö 3,28 und 1Joh 5,4). Der Glaube wird hervorgebracht durch das Wort: gepredigt, gelehrt oder gelesen (Joh 20,31 und Rö 10,17). Der Mensch ist verantwortlich, dem Evangelium gehorsam zu sein und es im Glauben anzunehmen.
Die Möglichkeit einer festen Heilsgewissheit wird von der römisch-katholischen Kirche seit dem Konzil von Trient offiziell verneint. Ein Katholik kann sich aller Lehren der Kirche absolut gewiss sein, jedoch nicht des Heils. Nach katholischem Verständnis ist die Errettung eine gemeinsame Anstrengung Gottes und des Menschen, welche nur durch ständige gute Werke aufrechterhalten werden kann, ohne jedoch jemals sicher zu sein.
Die Reformatoren bestanden auf der Errettung aus Gnade, ohne eigene Werke des Glaubenden. Deshalb gingen sie auch davon aus, dass es dem Gläubigen aufgrund der Belehrungen der Schrift und aufgrund der Wirkung des Geistes in seinem Inneren auch möglich sei, Gewissheit des Heils zu besitzen. Calvin betrachtete die Heilsgewissheit als eine unverzichtbare Säule des echten Glaubens, während andere Lehrer dies nicht so sahen. Calvin erlaubte keinerlei Trennung zwischen rettendem Glauben und Gewissheit des Heils.
Wir können jedoch bei keinem Gläubigen eine absolute und permanente Gewissheit voraussetzen, welche nicht von einer Spur des Zweifels durchzogen wäre. Bisweilen haben Gläubige diese Gewissheit nicht. Es ist einfach eine Tatsache, und es sollte in unseren Gemeinden nicht so sein, dass man Gläubige geringschätzt, die keine Heilsgewissheit haben. Gläubige können auch gerade in solchen Zeiten ihres Lebens, in welchen sie keine wahre Gewissheit besitzen, aus Angst vor Gesichtsverlust in eine vorgespielte Gewissheit hineinflüchten.
Mt 6,30: „Wenn nun Gott das Gras des Feldes, das heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird, so kleidet, wird er das nicht viel mehr euch tun, ihr Kleingläubigen?“
Mt 8,26: „Da sprach er zu ihnen: Was seid ihr so furchtsam, ihr Kleingläubigen? Dann stand er auf und befahl den Winden und dem See; und es entstand eine große Stille.“
Mt 14,31: „Jesus aber streckte sogleich die Hand aus, ergriff ihn und sprach zu ihm: Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?“
Mt 16,8: „Als es aber Jesus merkte, sprach er zu ihnen: Ihr Kleingläubigen, was macht ihr euch Gedanken darüber, dass ihr kein Brot mitgenommen habt?“
Mk 9,24: „Und sogleich rief der Vater des Knaben mit Tränen und sprach: Ich glaube, Herr; hilf mir, [loszukommen] von meinem Unglauben!“
Luk 17,5: „Und die Apostel sprachen zum Herrn: Mehre uns den Glauben!“
Rö 8,16: „Der Geist selbst gibt Zeugnis zusammen mit unserem Geist, dass wir Gottes Kinder sind.“ Das Zeugnis des Geistes (symmartyrei: mitzeugen) geschieht während des ganzen Lebens, auch wenn wir uns dieses Zeugnisses nicht immer voll bewusst sind. Oft ist es stärker gerade in Zeiten von Versuchung oder Anfechtung. Gläubige haben in diesem Leben immer wieder mit fleischlichen Zweifeln zu tun, welche sie bekämpfen und überwinden sollen. Gott gibt aber auch in diesen Zweifeln und Versuchungen den Ausweg. Er tut es durch sein Wort, durch besondere Umstände oder Hilfen, aber auch durch das innere Zeugnis des Heiligen Geistes. J. Gresham Machen schreibt:
„Unsere Errettung hängt nicht von der Stärke unseres Glaubens ab.“
Wie wahr ist das doch! Weder die Schwachheit unseres Glaubens noch das Gefühl unserer eigenen Unwürdigkeit braucht unsere Heilsgewissheit zu erschüttern.
Hebr 11,1: „Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, eine Überzeugung von Tatsachen, die man nicht sieht.“
2Pe 1,10: „Darum, Brüder, seid umso eifriger bestrebt, eure Berufung und Auserwählung fest zu machen; denn wenn ihr diese Dinge tut, werdet ihr niemals zu Fall kommen;“
1Joh 5,13: „Dies habe ich euch geschrieben, die ihr glaubt an den Namen des Sohnes Gottes, damit ihr wisst, dass ihr ewiges Leben habt, und damit ihr [auch weiterhin] an den Namen des Sohnes Gottes glaubt.“