Systematische Theologie

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Wenn der heilige Gott mit Menschen in Beziehung tritt, kann dies nur auf dem Boden seiner Heiligkeit geschehen. Möge das Bewusstsein von Gottes gewaltiger Größe, Gerechtigkeit und Heiligkeit, von seiner unverdienten Liebe, Gnade und Barmherzigkeit gegenüber uns armen Leuten unser Herz und unseren Sinn mehr und mehr ergreifen und erfüllen.


 

(0) Einleitung

2Mo 15,11: „Wer ist dir gleich unter den Göttern, o HERR? Wer ist dir gleich, herrlich in Heiligkeit, furchtgebietend in Ruhmestaten, Wunder vollbringend?“

 

Das Thema der Heiligkeit Gottes ist ein ganz besonderes, denn es befasst sich nicht nur mit Gottes Schöpfung oder Heilshandeln, sondern auch mit Gott selbst. Der Schreiber hat die starke Hoffnung, dass der nun folgende Artikel nicht nur das Kopfwissen des Lesers vermehren, sondern dass er auch praktische Auswirkungen auf das Leben als Christ haben wird.

Die Heiligkeit Gottes hat für den unheiligen Menschen oftmals etwas Beängstigendes. Sie wird daher auch meist geschmälert oder in den Hintergrund gerückt. „Nobody is perfect“, das geben wir zu. Jedoch ist kaum jemandem die letztendliche Konsequenz der Tatsache bewusst, dass wir alle mit Fehlern behaftet sind. Die Bibel sagt an verschiedenen Stellen, dass kein Mensch aus sich heraus die Herrlichkeit erreichen kann, die vor Gott gilt. Leider finden wir uns allzu oft mit unserer eigenen Mangelhaftigkeit ab oder vergleichen uns sogar noch mit anderen Leuten, die aus unserer Sicht einen niedrigeren moralischen Standpunkt vertreten als wir selbst. Mit dieser Methode können wir in unseren eigenen Augen bisweilen noch ganz gut davonkommen. Wir können vor der geistlichen Realität unseres eigenen Lebens genauso lange flüchten, bis wir dem Standard Gottes begegnen. Dies kann entweder schon während unseres Lebens geschehen, oder aber erst nach unserem körperlichen Tod.

In der evangelikalen Christenheit wird immer wieder betont, dass Gott Liebe ist. Viel seltener wird gesagt, dass Gott gerecht und heilig ist und dass er einmal seinen Zorn über alles Böse und über alle Gottlosen ausgießen wird. Viele Menschen möchten lieber einen bequemen Gott haben, der einfach nur lieb ist und nichts tut. Die Menschen mögen das, weil Gott ihnen dann auch nichts antun wird. Solch ein Gott ist jedoch überhaupt kein Gott, sondern lediglich ein Trugbild in der menschlichen Phantasie. Er ist nicht der Gott der Bibel! Gott ist kein „guter Kumpel“ und du und Jesus habt auch nicht „euer Ding laufen“. Jesus Christus ist der Herr und der ewige Gott!

Wenn der heilige Gott mit Menschen in Beziehung tritt, kann dies nur auf dem Boden dieser Heiligkeit geschehen. Der unreine und unheilige Mensch muss also geheiligt werden (moralische Reinigung und Aussonderung für Gott). Im AT waren Heiligung, Reinigung und Rechtfertigung nur möglich durch ein stellvertretendes blutiges Tieropfer. Wir können das beispielsweise bei Hiob erkennen, der sich bereits vor der Entstehung des Gesetzes vom Sinai der Tatsache bewusst war, dass Schlachtopfer zur Bedeckung der Sünde (des verlorenen unheiligen Zustandes) und der Sünden (der gottlosen Gedanken, Worte und Taten) des Menschen in der Gegenwart des heiligen Gottes notwendig waren:

Hi 1,5: „Wenn dann die Tage des Festmahls zu Ende waren, ließ Hiob sie holen und heiligte sie; er stand früh am Morgen auf und brachte Brandopfer dar für jeden von ihnen; denn Hiob sagte sich: Vielleicht könnten meine Kinder gesündigt und sich in ihrem Herzen von Gott losgesagt haben! So machte es Hiob allezeit.“

 

An verschiedenen Stellen im Alten Testament lesen wir, dass Männer Gottes wie etwa Mose oder Josua bei ihren Begegnungen mit Gott oder mit dem Engel des Herrn ihre Schuhe ausziehen mussten, weil sie angesichts der Gegenwart Gottes auf heiligem Boden standen. Die Heiligkeit gehört zu den grundlegenden Wesenszügen Gottes. Erst wenn wir Gottes Heiligkeit erkannt und einigermaßen verstanden haben, können wir danach auch die Liebe, Gnade und Barmherzigkeit Gottes richtig verstehen und einordnen. Durch ein richtiges Verständnis der Heiligkeit Gottes können wir – obwohl wir bereits errettet sind – zu einem völlig neuen Verständnis von Gott kommen. So ist es zumindest dem Schreiber ergangen, als er sich mit dem Thema beschäftigt hat.

Im Alten Testament gab es einen Mann, von dem wird gesagt, dass er „untadelig und gottesfürchtig“ war. Sein Name war Hiob:

Hiob 1,1+8: „Es war ein Mann im Land Uz, der hieß Hiob; der war ein untadeliger und rechtschaffener Mann, der Gott fürchtete und das Böse mied.
8 Da sprach der HERR zum Satan: Hast du meinen Knecht Hiob beachtet? Denn seinesgleichen gibt es nicht auf Erden, einen so untadeligen und rechtschaffenen Mann, der Gott fürchtet und das Böse meidet!“

 

Wir haben bereits gelesen, dass Hiob zahlreiche Opfer darbrachte. Hiob war eine herausragende Persönlichkeit und wir können ihn sicherlich als eine der positivsten Gestalten im Alten Testament bezeichnen. Umso mehr wundern wir uns über Hiobs Antwort auf das Reden Gottes. Gott hat ihm nämlich in den Kapiteln 38 bis 41 seine Größe und Allmacht eindrucksvoll vor Augen gestellt. Hiob kann darauf nur noch antworten:

Hi 42,5-6: „Vom Hörensagen hatte ich von dir gehört, aber nun hat mein Auge dich gesehen.
6 Darum spreche ich mich schuldig und tue Buße in Staub und in Asche!

 

Diese Begebenheit macht uns deutlich, dass selbst die moralischsten Menschen vor Gott keine Sekunde bestehen können. Von Calvin stammt der Ausspruch: „Nie ist der Mensch gebührend von der eigenen Bedeutungslosigkeit ergriffen, bis er sich selbst im Licht der Heiligkeit Gottes sieht.“

Möge auch uns unsere eigene Kleinheit und Nichtigkeit vor dem heiligen Gott durch das Lesen der folgenden Seiten mehr als bisher bewusst werden. Möge das Bewusstsein von Gottes gewaltiger Größe, Gerechtigkeit und Heiligkeit, von seiner unverdienten Liebe, Gnade und Barmherzigkeit gegenüber uns armen Leuten unser Herz und unseren Sinn mehr und mehr ergreifen und erfüllen.

 

 

(1) Was bedeutet „Heilig“?

Bevor wir uns in einigen Bibelstellen die Heiligkeit und das heilige Handeln Gottes anschauen, möchten wir zunächst eine schriftgemäße Begriffsbestimmung durchführen.

 

(1.1) Die beiden Bedeutungen von „Heilig“

Den meisten Menschen kommt, wenn sie über die Bedeutung des Wortes heilig nachdenken, zunächst moralische Reinheit oder Sündlosigkeit in den Sinn. Das ist zwar richtig, es ist jedoch eigentlich nur die untergeordnete von zwei Bedeutungen. Die Hauptbedeutung in der Bibel ist so viel wie getrennt, abgesondert oder andersartig.

Im Hebräischen wird für heilig das Wort kadosch verwendet, welches wörtlich mit schneiden oder trennen übersetzt wird. Dieses Schneiden ist genauso zu verstehen, wie man z.B. eine Karotte schneidet. Man heiligt gewissermaßen die einzelnen Stücke vom Rest der Karotte. Schauen wir uns die beiden soeben genannten Bedeutungen des Wortes heilig noch einmal an:

 

a) Getrennt / Abgesondert / Andersartig

Gott ist von allen Dingen und Geschöpfen getrennt, die nicht moralisch vollkommen sind. Gott kann das Prinzip der Sünde im Allgemeinen nicht dulden, und auch keine einzige praktische Sünde. Wie oft haben Adam und Eva gesündigt, bis sie aus dem Paradies geworfen wurden? Genau einmal.

 

b) Moralisch Vollkommen / Makellos / ohne Falten und Flecken

Gott ist moralisch vollkommen. Gott ist genau all das nicht, was böse, unrein oder sündig ist. Gott selbst, und nicht irgendein Gesetzbuch oder eine öffentliche Meinung, trägt in sich den großen Maßstab für unser moralisches Denken und Handeln

 

 

(1.2) Heiligkeit ist ein Wesenszug Gottes

Gott ist transzendent, d.h. er befindet sich seiner ureigenen Existenz nach außerhalb unseres Erfahrungsbereichs. Er ist wesenhaft getrennt von allem anderen und jenseits unseres Verständnisses. Gott ist nicht mit irgendwem oder irgendetwas zu vergleichen. Er ist nicht wie irgendwer oder irgendetwas, denn er ist einzigartig. Wir können lediglich einzelne Attribute Gottes in begrenztem Umfang mit Dingen aus unserem Erfahrungsbereich vergleichen (z.B. Gott als Vater, als Hirte oder als verzehrendes Feuer).

 

 

(1.3) Keine andere Eigenschaft von Gott wird dreifach wiederholt

Jes 6,3: „Und ein [Engel] rief dem anderen zu und sprach: Heilig, heilig, heilig ist der HERR der Heerscharen; die ganze Erde ist erfüllt von seiner Herrlichkeit!“

Off 4,8: „Und jedes einzelne von den vier lebendigen Wesen hatte sechs Flügel; ringsherum und inwendig waren sie voller Augen, und unaufhörlich rufen sie bei Tag und bei Nacht: Heilig, heilig, heilig ist der Herr, Gott der Allmächtige, der war und der ist und der kommt!

 

Hebräische Autoren nutzen Wiederholungen, um etwas zu betonen. Ein gutes Beispiel dafür bietet der Herr Jesus selbst, indem er im Johannes-Evangelium an insgesamt 25 Stellen wichtige Reden mit den Worten „Wahrlich, wahrlich, …“ einleitet. Ein anderes Beispiel finden wir in den Versen Gal 1,8-9, wo Paulus eine Warnung bezüglich eines falschen Evangeliums besonders betont:

Gal 1,8-9: „Aber selbst wenn wir oder ein Engel vom Himmel euch etwas anderes als Evangelium verkündigen würden als das, was wir euch verkündigt haben, der sei verflucht!
9 Wie wir es zuvor gesagt haben, so sage ich auch jetzt wiederum: Wenn jemand euch etwas anderes als Evangelium verkündigt als das, welches ihr empfangen habt, der sei verflucht!

 

Das „Heilig, heilig, heilig“ der Seraphim in Jes 6,3 und Off 4,8 zeigt uns, dass Heiligkeit das Wesen Gottes betrifft und nicht bloß eine seiner Eigenschaften ist. Es ist interessant, dass es von Gott nicht heißt, dass er „Liebe, Liebe, Liebe“ ist oder „barmherzig, barmherzig, barmherzig“ oder „zornig, zornig, zornig“. Aber es heißt, Gott ist „heilig, heilig, heilig“. Zuerst die Deklaration, dann die Wiederholung und dann noch eine weitere Wiederholung. Es gibt nur noch ein anderes Wort in der Bibel, welches dreimal wiederholt wird:

Off 8,13: „Und ich sah und hörte einen Engel, der in der Mitte des Himmels flog und mit lauter Stimme rief: Wehe, wehe, wehe denen, die auf der Erde wohnen, wegen der übrigen Posaunenstöße der drei Engel, die noch in die Posaune stoßen sollen!“

 

So wie die Heiligkeit Gottes unumstößlich und von höchster Bedeutung ist, ebenso ist auch das Gericht Gottes fest im heilsgeschichtlichen Kalender eingeplant. (Einige Leser werden an dieser Stelle vielleicht einwenden: Es gibt doch auch noch den Vers in Jer 7,4: „Der Tempel des HERRN, der Tempel des HERRN, der Tempel des HERRN ist dies!“. Dort wird jedoch nicht ein einzelnes Wort dreimal wiederholt, sondern eine Formulierung. Es handelt sich um einen Ausspruch von Menschen, welchen der Prophet durch Wiederholungen verstärkt, um das falsche Denken des Volkes und seiner religiösen Leiter bloßzustellen).

 

 

(1.4) Dinge, die wegen ihrer Verbindung zu Gott heilig sind

Zahlreiche Dinge werden in der Bibel als heilig bezeichnet, weil sie in einer besonderen Beziehung zu Gott stehen (nur eine Auswahl):

  • Heiliges Land/Boden (2Mo 3,5)
  • Heiliger Ort (3Mo 6,9)
  • Heiliger Tag (1Mo 2,3; einzige Stelle von heilig in 1Mo)
  • Heiliger Sabbat (2Mo 20,8)
  • Heilige Versammlung (2Mo 12,16)
  • Heiliges Volk (2Mo 19,6)
  • Heilige Kleider (2Mo 28,2)
  • Heilige Gaben (2Mo 28,38)
  • Heiliger Schmuck (Ps 29,2)
  • Heiliges Salböl (2Mo, 30,25)

2Mo 30,32-33: „[Das Salböl] soll nicht auf das Fleisch irgendeines Menschen gegossen werden; ihr sollt auch in der gleichen Zusammensetzung keines machen; es ist heilig, darum soll es euch heilig sein.
33 Wer etwas Derartiges zusammenmischt oder einem Fremden davon gibt, der soll ausgerottet werden aus seinem Volk!“

  • Heiliges Räucherwerk (2Mo 30,35)

2Mo 30,37-38: „Und was das Räucherwerk betrifft, das du bereiten sollst, so sollt ihr in der gleichen Zusammensetzung für euch selbst keines machen, sondern es soll dir heilig sein für den HERRN.
38 Wer es nachmacht, um daran zu riechen, der soll ausgerottet werden aus seinem Volk!“

  • Heiliger Name (Ps 33,21)

2Mo 20,7: „Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht missbrauchen! Denn der HERR wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht.“

Mat 6,9: „Deshalb sollt ihr auf diese Weise beten: Unser Vater, der du bist im Himmel! Geheiligt werde dein Name.“

  • Heiliger Berg (Ps 2,6)
  • Heiliger Geist (51,13)
  • Heiliges Wort (Ps 105,42)
  • Heiliges Priestertum (1Pet 2,5)
  • Heilige Engel (Off 14,10)
  • Heilige Stadt (Off 21,2)

Vielleicht hast du auch so einen Ort oder einen Tag, der für dich besonders ist. Dies könnte zum Beispiel ein Platz sein, an dem du gerne Stille Zeit machst oder etwa dein Geburtstag, welcher aus den restlichen Tagen des Jahres herausragt.

Nicht der materielle Wert dieser Dinge ist entscheidend, sondern der ideelle Wert. Bestimmte Dinge sind deshalb so wertvoll, weil Gott mit ihnen in Verbindung steht. Diese Dinge zeigen uns den Gegensatz zwischen dem Heiligen und dem Unheiligen, dem Ungewöhnlichen und dem Gewöhnlichen sowie dem Göttlichen und dem Ungöttlichen auf.

 

 

(2) Begegnungen mit Gottes Heiligkeit

Schauen wir uns nun einige Begebenheiten an, bei denen Menschen eine Begegnung mit Gott hatten.

 

(2.1) Jesaja begegnet dem heiligen Gott

Jes 6,1-8: „Im Todesjahr des Königs Ussija sah ich den Herrn sitzen auf einem hohen und erhabenen Thron, und seine Säume erfüllten den Tempel.
2 Seraphim standen über ihm; jeder von ihnen hatte sechs Flügel: mit zweien bedeckten sie ihr Angesicht, mit zweien bedeckten sie ihre Füße, und mit zweien flogen sie.
3 Und einer rief dem anderen zu und sprach: Heilig, heilig, heilig ist der HERR der Heerscharen; die ganze Erde ist erfüllt von seiner Herrlichkeit!
4 Da erbebten die Pfosten der Schwellen von der Stimme des Rufenden, und das Haus wurde mit Rauch erfüllt.
5 Da sprach ich: Wehe mir, ich vergehe! Denn ich bin ein Mann mit unreinen Lippen und wohne unter einem Volk, das unreine Lippen hat; denn meine Augen haben den König, den HERRN der Heerscharen, gesehen!
6 Da flog einer der Seraphim zu mir, und er hielt eine glühende Kohle in seiner Hand, die er mit der Zange vom Altar genommen hatte;
7 und er berührte meinen Mund [damit] und sprach: Siehe, dies hat deine Lippen berührt; deine Schuld ist von dir genommen und deine Sünde gesühnt!
8 Und ich hörte die Stimme des Herrn fragen: Wen soll ich senden, und wer wird für uns gehen? Da sprach ich: Hier bin ich, sende mich!“

 

Vers 1:

Gott ist lebendig! Der aussätzige und sündige irdische König Ussija ist tot, der himmlische König nicht. Gott lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Die Königreiche auf der Erde vergehen, die Herrschaft Gottes im Himmel nicht. Der König auf dem Thron im Himmel ist nicht wie der König, der starb. Der himmlische Thron weist uns darauf hin, dass Gott alle Macht hat. Wir geben Gott keine Autorität in unserem Leben, sondern er besitzt sie. Der Thron, auf dem Gott sitzt, ist „hoch und erhaben“. Diese Tatsache zeigt uns, dass Gott über jedem anderen Thron und über jedem anderen Herrscher steht, dass er der König der Könige ist.

Gottes „Säume erfüllten den Tempel“. Die Kleidung eines Monarchen war schon immer ein Maß für seinen Status. Gottes Majestät und Gewicht wird deutlich, indem sein Gewand den ganzen Tempel erfüllt.

 

Vers 2:

Gott ist zu verehren! Nur in diesem Abschnitt werden die Seraphim erwähnt. Es handelt sich hierbei um Engel mit sechs Flügeln, welche unmittelbar vor dem Angesicht Gottes dienen. Soweit wir es erkennen können, sind die Seraphim die wohl höchste Klasse der Engel. Gottes Heiligkeit wird offenbar, indem selbst diese Engel es nicht ertragen können, Gott unverhüllt anzuschauen („mit zweien [ihrer Flügel] bedeckten sie ihr Angesicht“).

Für Sünder wäre selbst ein flüchtiger Blick in das Angesicht Gottes zu viel. Das Angesicht von Mose schien hell, nachdem er einen Blick auf den „Rücken“ Gottes geworfen hatte (2Mo 33,12-35). Dies führte dazu, dass sich die Leute fürchteten, ihm zu nahen, weshalb Mose eine Decke auf sein Angesicht legen musste (2Mo 34,29-30).

 

Vers 3:

Gott ist heilig! Die Heiligkeit Gottes wird in diesem Vers dreifach ausgerufen. Gott ist nicht Teil des Gewöhnlichen und Profanen. Es gibt einen qualitativen Unterschied zwischen Gott und allem anderen, zwischen dem Schöpfer und der Schöpfung. Verglichen mit dem persönlichen Wert und der Größe Gottes sind die Nationen wie ein „Tropfen am Eimer“ (vgl. Jes 40,15).

Ein Diamant beispielsweise ist umso wertvoller, je seltener er ist. Gott ist einzigartig! Sein Wert übersteigt alles, was wir uns vorstellen können. Vor ihm haben Menschen und Engel keine eigenen Rechte. Das dreifache Ausrufen der Heiligkeit Gottes zeigt uns, wie unumstößlich und wichtig dieser Wesenszug Gottes ist. Jede Person des dreieinigen Gottes ist heilig: Der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

Auch wenn viele Menschen die Existenz Gottes leugnen oder Götzen anstelle des wahren Gottes anbeten, so strahlt doch die gesamte Schöpfung seine Herrlichkeit aus („Die ganze Erde ist erfüllt von seiner Herrlichkeit“).

 

Vers 4:

Gott ist herrlich! Was für ein erhabener Eindruck, wenn man die Situation der Vision Jesajas im himmlischen Thronsaal auf sich wirken lässt („Erbeben, Rauch“). Wir fühlen uns erinnert an die Einweihung des Tempels unter Salomo, als die Priester wegen der Wolke ihren Dienst im Tempel nicht verrichten konnten, „denn die Herrlichkeit des HERRN erfüllte das Haus Gottes“ (2Chr 5,14).

 

Vers 5:

Ich bin unrein! Jesaja zeigt uns hier die einzig richtige Reaktion auf die Erkenntnis des dreimal heiligen Gottes: Zittern und Zagen. Zum ersten Mal in seinem Leben versteht Jesaja, wer Gott ist. Und zum ersten Mal in seinem Leben versteht Jesaja, wer er selbst ist.

Jesaja erkennt sich selbst als verflucht („Wehe mir …“). Das Wort „Wehe“ spricht in der Bibel vom Gericht Gottes über die Sünde (z.B. sechs Mal in Jesaja 5,8-22 und acht Mal in Matthäus 23,13-29).

Jesaja war aus rein menschlicher Sicht so gerecht wie ein Mensch es nur sein konnte. Außerdem hatte er zu seiner Zeit wohl die besten Lippen in Israel, denn er war ein echter Prophet Gottes. Dennoch bezeichnet er sich selbst als einen „Mann mit unreinen Lippen“. Jesaja war schon damals klar, was unser Herr Jesus einige Jahrhunderte später so ausdrückte:

Mat 12,36: „Ich sage euch aber, dass die Menschen am Tag des Gerichts Rechenschaft geben müssen von jedem unnützen Wort, das sie geredet haben.

 

Verse 6 und 7:

Hier sehen wir einen Seraph mit einer glühenden Kohle in der Hand zu Jesaja kommen. Mit dieser Kohle berührt er den Mund Jesajas, wodurch die Sünde Jesajas vergeben wird. Dieses glühende Stück Kohle vom Altar spricht prophetisch von Jesus Christus, welcher die Gläubigen von ihrer Sünde reinigt, weil er selbst dafür in dem feurigen Gericht auf dem Brandopferaltar Gottes war.

 

Vers 8:

Die nächste Aussage Jesajas nach seiner Begegnung mit dem heiligen Gott ist wunderbar: „Hier bin ich, sende mich!“ Der Prophet stellt nun keine eigenen Bedingungen mehr. Er hat nur noch den Wunsch, in die völlige und ungeteilte Nachfolge des Gottes einzutreten, dessen verzehrende Heiligkeit und Herrlichkeit er kennengelernt hat. Alle Dinge in dieser Welt haben für ihn in diesem Augenblick keine Bedeutung mehr. Nach der in diesem Abschnitt beschriebenen Begegnung mit Gott ist Jesaja bereit für den großen Dienst, den Gott ihm anvertrauen wird. Die Schau der Heiligkeit und Herrlichkeit Gottes hat ihn zudem auf alle Widrigkeiten seines eigenen irdischen Dienstes vorbereitet. In seinem neu gewonnenen Bewusstsein wird Jesaja dazu in die Lage versetzt, seinen Dienst bis zum Ende auszurichten und zu überwinden.

 

 

(2.2) Israel begegnet dem heiligen Gott: Verkündigung der 10 Gebote

Die Heiligkeit Gottes im Verhältnis zum Menschen wird sehr anschaulich im der Verkündigung der Zehn Gebote dargestellt:

2Mo 19,10-22: „Da sprach der HERR zu Mose: Geh zum Volk und heilige sie heute und morgen; und sie sollen ihre Kleider waschen;
11 und sie sollen bereit sein für den dritten Tag; denn am dritten Tag wird der HERR vor den Augen des ganzen Volkes herabsteigen auf den Berg Sinai.
12 Und ziehe dem Volk eine Grenze ringsum und sprich zu ihnen: Hütet euch davor, auf den Berg zu steigen und seinen Fuß anzurühren! Denn jeder, der den Berg anrührt, muss unbedingt sterben.
13 Niemandes Hand soll ihn anrühren, sonst soll derjenige unbedingt gesteinigt oder erschossen werden; es sei ein Tier oder ein Mensch, er soll nicht am Leben bleiben. Wenn aber das Horn anhaltend ertönt, dann sollen sie zum Berg kommen!
14 Da stieg Mose vom Berg herab zum Volk und heiligte das Volk; und sie wuschen ihre Kleider.
15 Und er sprach zum Volk: Seid bereit für den dritten Tag, keiner nahe sich seiner Frau!
16 Und es geschah, als der dritte Tag kam und es noch früh am Morgen war, da erhob sich ein Donnern und Blitzen, und eine dichte Wolke lag auf dem Berg, und [es ertönte] ein sehr lauter Schall von Schopharhörnern. Da erschrak das ganze Volk, das im Lager war.
17 Und Mose führte das Volk aus dem Lager, Gott entgegen, und sie stellten sich unten am Berg auf.
18 Aber der ganze Berg Sinai rauchte, weil der HERR im Feuer auf ihn herabstieg. Und sein Rauch stieg auf wie der Rauch eines Schmelzofens, und der ganze Berg erbebte heftig.
19 Und der Hörnerschall wurde immer stärker. Mose redete, und Gott antwortete ihm mit lauter Stimme.
20 Als nun der HERR auf den Berg Sinai, oben auf den Gipfel des Berges herabgekommen war, rief er Mose hinauf auf den Gipfel des Berges. Und Mose stieg hinauf.
21 Da sprach der HERR zu Mose: Steige hinab und ermahne das Volk, dass sie nicht zum HERRN durchbrechen, um zu schauen, und viele von ihnen fallen!
22 Auch die Priester, die dem HERRN nahen, sollen sich heiligen, dass der HERR nicht einen Riss unter ihnen macht!“

2Mo 20,18-20: „Und das ganze Volk nahm das Donnern und die Flammen wahr und den Schall der Schopharhörner und den rauchenden Berg. Als nun das Volk dies wahrnahm, zitterte es und stand von ferne,
19 und es sprach zu Mose: Rede du mit uns, und wir wollen hören; aber Gott soll nicht mit uns reden, sonst müssen wir sterben!
20 Mose aber sprach zum Volk: Fürchtet euch nicht, denn Gott ist gekommen, um euch zu prüfen, und damit die Furcht vor ihm euch vor Augen sei, damit ihr nicht sündigt!“

 

Hier sehen wir, wie die Heiligkeit Gottes dem Volk Israel begegnet. Israel war – wie alle anderen Völker – ein Volk von ungerechten Sündern. Durch Gottes Gnade wurde es jedoch für Gott ausgesondert, also geheiligt:

2Mo 19,5-6: „Wenn ihr nun wirklich meiner Stimme Gehör schenken und gehorchen werdet und meinen Bund bewahrt, so sollt ihr vor allen Völkern mein besonderes Eigentum sein; denn die ganze Erde gehört mir,
6 ihr aber sollt mir ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk sein! Das sind die Worte, die du den Kindern Israels sagen sollst.“

 

In dieser Begebenheit sehen wir die verzehrende Heiligkeit Gottes geoffenbart. Wenn ein ungerechter Sünder diesem heiligen Gott begegnet, dann kann das für ihn nur den Tod bedeuten. Die Furcht der Israeliten war also durchaus angebracht.

Hebr 12,29: „Denn unser Gott ist ein verzehrendes Feuer.“

 

Zudem erkennen wir hier das Mittlerprinzip in der Schrift. So wie der Herr Jesus Christus der Mittler des neuen und ewigen Bundes für die Gläubigen aus allen Nationen ist, so war Mose damals der Mittler des alten Bundes für das irdische Volk Israel. So wie damals die Anbeter dem Heiligen Gott nur mit Hilfe des Stellvertreters Mose und des Hohepriesters Aaron nahen konnten, so können es die Christen heute nur in Christus. Einzig und allein das Leben und das Werk des großen Mittlers im neuen Bund macht es für uns als Gläubige möglich, frei in das Heiligtum Gottes als Anbeter einzutreten.

 

 

(2.3) Mose begegnet dem heiligen Gott: Der brennende Dornbusch

2Mo 3,1-5: „Mose aber hütete die Schafe Jethros, seines Schwiegervaters, des Priesters in Midian. Und er trieb die Schafe über die Wüste hinaus und kam an den Berg Gottes, den Horeb.
2 Da erschien ihm der Engel des HERRN in einer Feuerflamme mitten aus dem Dornbusch. Und als er hinsah, siehe, da brannte der Dornbusch im Feuer, und der Dornbusch wurde doch nicht verzehrt.
3 Da sprach Mose: Ich will doch hinzutreten und diese große Erscheinung ansehen, warum der Dornbusch nicht verbrennt!
4 Als aber der HERR sah, dass er hinzutrat, um zu schauen, rief ihm Gott mitten aus dem Dornbusch zu und sprach: Mose, Mose! Er antwortete: Hier bin ich!
5 Da sprach er: Tritt nicht näher heran! Ziehe deine Schuhe aus von deinen Füßen; denn der Ort, wo du stehst, ist heiliges Land!“

 

Hier finden wir die Bezeichnung des „heiligen Ortes“ (bzw. des „heiligen Landes“). Es ist ein Ort in der Wüste, an dem Gott in besonderer Weise anwesend ist. Daher sollte Mose seine Schuhe ausziehen. Es war ihm nicht gestattet, den Schmutz, der sich beim Hüten der Schafe an seinen Schuhsohlen gesammelt hatte, mit an diesen Ort in die Gegenwart Gottes zu nehmen. Der Ort war somit nicht gewöhnlich, sondern für Gott abgesondert von dem Rest des Landes.

Auch wir kennen ein ähnliches Beispiel aus unserem Alltag: Wenn meine dreijährige Tochter Salomé draußen bei Regenwetter mit Stiefeln im Matsch gespielt hat und anschließend wieder ins Haus kommen will, so wird meine Frau darauf achten, dass Salomé ihre Schuhe auszieht und den Matsch nicht mit ins Haus bringt. Warum tut meine Frau das? Weil das Haus für uns in gewisser Weise ein „geheiligter“ – also vom Schmutz der Umgebung abgesonderter – Ort ist.

 

 

(2.4) Die Jünger begegnen dem heiligen Gott

Die Heiligkeit von Jesus Christus

Was war es, was die Leidenschaft der Mengen für oder gegen Jesus Christus entflammt hat? Sicherlich was es zum großen Teil seine unnachahmliche Liebe zu den Menschen – gepaart mit seiner Heiligkeit.

Jesus Christus ist das Vorbild für uns Christen, wobei wir aber zugleich erkennen müssen, dass wir selbst in unserem Dasein auf der Erde dieses Vorbild niemals erreichen können. Egal wie „heilig“ wir in unserem Leben unterwegs sind, das vollkommen sündlose und von weltlichen Begierden abgesonderte Ideal, welches wir in der Person des Herrn Jesus Christus erkennen, können wir niemals verwirklichen. Jesus Christus ist zudem der einzige Mensch, der jemals Gott gesehen hat, denn auch er selbst ist ja der ewige Gott. Nur er allein kennt den Vater, denn nur er allein ist der ewige Sohn des Vaters. Wenn wir auf Jesus Christus schauen, auf sein Handeln, Denken und Fühlen, dann bekommen wir Einblicke in das Wesen Gottes:

Joh 1,18: „Niemand hat Gott je gesehen; der eingeborene Sohn, der im Schoß des Vaters ist, der hat Aufschluss [über ihn] gegeben.“

 

Der Herr Jesus Christus war in seinem ganzen Wesen vollkommen heilig. Daher konnte er den Pharisäern die schwerwiegende Frage stellen:

Joh 8,46: „Wer unter euch kann mich einer Sünde beschuldigen?“

 

Im Obersaal konnte er vor seinen Jüngern die imponierende Aussage machen:

Joh 14,30: „Ich werde nicht mehr viel mit euch reden; denn es kommt der Fürst dieser Welt, und in mir hat er nichts.“

 

Der Angriffspunkt, den der Teufel im Leben von Menschen hat, ist ihre sündige Natur. Der Teufel ist der Vater der Lüge (Joh 8,44) und er ist ständig damit beschäftigt, uns zu versuchen und nach Möglichkeit zu Fall zu bringen. Bei Jesus Christus hatte er diesen Angriffspunkt nicht. Der Verkläger hatte nichts, was er gegen unseren Herrn hätte anführen können. Im Gegensatz dazu müssen wir Christen allezeit mit David bekennen:

Psalm 51,5: „… denn ich erkenne meine Übertretungen, und meine Sünde ist allezeit vor mir.“

 

Jesus Christus konnte sogar ohne Sünde auf dem „Mafia-Treffen“ beim Zöllner Levi zu Gast sein:

Luk 5,27-32: „Danach ging er hinaus und sah einen Zöllner namens Levi an der Zollstätte sitzen und sprach zu ihm: Folge mir nach!
28 Und er verließ alles, stand auf und folgte ihm nach.
29 Und Levi bereitete ihm ein großes Mahl in seinem Haus; und es saß eine große Schar von Zöllnern und anderen, die es mit ihnen hielten, bei Tisch.
30 Und die Schriftgelehrten unter ihnen und die Pharisäer murrten gegen seine Jünger und sprachen: Warum esst und trinkt ihr mit Zöllnern und Sündern?
31 Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken.
32 Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu berufen, sondern Sünder zur Buße.“

 

Über was werden die Gäste wohl gesprochen haben? Und über was wird der Herr Jesus gesprochen haben?

 

Die Jünger haben beim Fischen nichts gefangen

Luk 5,4-8: „Als [Jesus Christus] aber zu reden aufgehört hatte, sprach er zu Simon: Fahre hinaus auf die Tiefe, und lasst eure Netze zu einem Fang hinunter!
5 Und Simon antwortete und sprach zu ihm: Meister, wir haben die ganze Nacht hindurch gearbeitet und nichts gefangen; aber auf dein Wort will ich das Netz auswerfen!
6 Und als sie das getan hatten, fingen sie eine große Menge Fische; und ihr Netz begann zu reißen.
7 Da winkten sie den Gefährten, die im anderen Schiff waren, dass sie kommen und ihnen helfen sollten; und sie kamen und füllten beide Schiffe, sodass sie zu sinken begannen.
8 Als aber Simon Petrus das sah, fiel er zu den Knien Jesu nieder und sprach: Herr, gehe von mir hinweg, denn ich bin ein sündiger Mensch!“

 

Auf den ersten Blick sind beide Antworten, die Petrus in diesem Abschnitt gibt, sonderbar.

 

Erste Antwort: „auf dein Wort will ich das Netz auswerfen“

Wir hätten vielleicht eher eine Antwort wie diese erwartet:

„Du bist zwar unser geistlicher Meister, aber vom Handwerk her bist du Zimmermann und wir sind Fischer. Fischen tut man nachts und außerdem haben wir in der letzten Nacht gar nichts gefangen. Es sieht so aus, als wäre in unserem Teil des Sees kein einziger Fisch mehr vorhanden. Wie kommst du also auf die Idee, dass wir am hellen Tag irgendetwas fangen sollten?“

Petrus glaubt jedoch dem Herrn Jesus und vertraut seiner Anweisung völlig. Jesus sagt, sie sollen das Netz zu einem Fang hinunter lassen. Die Folge des Gehorsams der Jünger ist, dass zwei Schiffe fast untergehen vor lauter Fischen. Der Herr bekennt sich zu einem Glauben, welcher von weltlichen Zweifeln gereinigt ist und nur auf Ihn vertraut. Das kann manchmal sehr schnell gehen wie in unserem Beispiel, bisweilen kann es jedoch auch sehr lange dauern. Das macht aber letztlich nichts aus.

 

Zweite Antwort:Geh von mir hinweg, denn ich bin ein sündiger Mensch!

In diesem Fall hätten wir möglicherweise die folgende Antwort erwartet:

„Herr, bleibe nur hier und zeige mir in Zukunft immer, wo ich das Netz auswerfen soll.“

Vielleicht fühlen wir uns an die wunderbare Brotvermehrung erinnert, als die Volksmenge den Herrn Jesus zum König machen wollte, weil er allen zu essen gab (vgl. Joh. 6,15). Dort sagte das Volk in seinem Unverständnis der geistlichen Rede des Herrn: „Herr, gib uns immer dieses Brot!“ Petrus hatte jedoch in diesem Moment schlagartig eine geistliche Schau auf die Herrlichkeit des lebendigen Gottes erlangt, welcher in der Person des Menschen Jesus von Nazareth vor ihm stand. Sein Geist zuckte innerlich zusammen, indem er sich als sündiger Mensch in der unmittelbaren Gegenwart des lebendigen Gott wiederfand. Augenblicklich befiel ihn die Gewissheit seiner eigenen Nichtigkeit und Sündigkeit. Er konnte zu diesem frühen Zeitpunkt seiner gerade erst begonnenen Gemeinschaft mit dem Herrn die Vergebung der Sünden noch nicht annehmen, weil er das Evangelium noch nicht kannte. Deshalb musste er in seinen eigenen Worten irgendwie zum Ausdruck bringen, dass zwischen ihm selbst und dem Herrn ein gewaltiger Abstand lag. In ihrem unerlösten Zustand sind alle Menschen fern von Gott, und nur in Christus können sie nahe gebracht werden.

 

Jesus mit den Jüngern auf dem See

Luk 8,22-25: „Und es geschah an einem der Tage, dass er und seine Jünger in ein Schiff stiegen; und er sprach zu ihnen: Lasst uns ans andere Ufer des Sees fahren! Und sie fuhren ab.
23 Auf der Fahrt aber schlief er ein. Da fiel ein Sturmwind auf den See, und [das Schiff] füllte sich, und sie waren in Gefahr.
24 Da traten sie hinzu, weckten ihn auf und sprachen: Meister, Meister, wir kommen um! Er aber stand auf und befahl dem Wind und den Wasserwogen; und sie legten sich, und es wurde still.
25 Da sprach er zu ihnen: Wo ist euer Glaube? Sie aber fürchteten und verwunderten sich und sprachen zueinander: Wer ist denn dieser, dass er auch den Winden und dem Wasser befiehlt und sie ihm gehorsam sind?“

 

Bei dieser Begebenheit fährt Jesus Christus mit seinen Jüngern über den See Genezareth und schläft auf der Fahrt ein. Es erhebt sich ein Sturm, welcher den Jüngern Todesangst einjagt. Diese Angst ist zunächst durchaus verständlich, da die Jünger als Fischer wussten, dass diese Art von Winden, welche durch die spezielle Geographie des Sees sehr plötzlich und aus dem Nichts heraus auftraten, extrem stark sein konnten und schon manche Fischer das Leben gekostet hatten.

Jesus konnte jedoch selbst in dieser für die Jünger äußerst dramatischen Situation die Ruhe des Schlafes genießen, da er als Schöpfer von Himmel und Erde weit über den Kräften des Windes an allen möglichen Orten der ganzen Erde steht. Als die Jünger ihn weckten, stillte er mit einem einzigen kurzen Befehl den Sturm. Dies führte nun dazu, dass sich die Jünger wiederum fürchteten. Ihre erneuerte Furcht war allerdings auf etwas ganz anderes gerichtet, denn sie sahen das mächtige Handeln Gottes unmittelbar vor ihren Augen. In dieser Situation wurde ihnen schlagartig klar, dass in ihrem kleinen Boot eine Person anwesend war, deren Wesen, Denken und Handeln ihr Begriffsvermögen unendlich weit überstieg. Für eine solche Person hatten sie keine Kategorie. Hier zeigte sich ihnen unbegrenzte Macht und heilige Absonderung. Mit wem sollten sie den unvergleichlichen Herrn Jesus vergleichen? Die Jünger kannten den Lehrer Jesus von Nazareth, jedoch war ihnen seine Göttlichkeit offensichtlich noch nicht völlig bewusst. Sie mussten nun fragen: „Wer ist denn dieser, …“.

 

 

(3) Heiligkeit und Gerechtigkeit

Heiligkeit und Gerechtigkeit hängen untrennbar miteinander zusammen, denn ein heiliger Gott kann Sünde nicht tolerieren und wird sie bestrafen. Entweder erfolgt die Bestrafung sofort oder etwas später im Leben des Menschen, vielleicht auch erst bei der Wiederkunft Christi. Es sollen nun zwei kurzgefasste Beispiele für das gerechte Handeln Gottes vor unsere Augen gestellt werden.

 

(3.1) Fremdes Feuer im Heiligtum Gottes: Nadab und Abihu

Im neunten Kapitel von 3. Mose lesen wir, nachdem zuvor alle Opferbestimmungen erklärt wurden, von einer Verheißung, dass die Herrlichkeit des Herrn erscheinen sollte:

3Mo 9,6: „Das ist es, was der HERR geboten hat; das sollt ihr tun, so wird euch die Herrlichkeit des HERRN erscheinen!“

 

Nachdem die Einweihungsbrandopfer dargebracht wurden, lesen wir dann von der Erfüllung dieser Verheißung:

3Mo 9,23-24: „…Da erschien die Herrlichkeit des HERRN dem ganzen Volk,
24 und es ging Feuer aus von dem HERRN und verzehrte das Brandopfer und die Fettstücke auf dem Altar. Als das ganze Volk dies sah, jubelten sie und fielen auf ihr Angesicht.“

 

Die Herrlichkeit des Herrn erschien und die Fettstücke auf dem Brandopferaltar wurden durch „Feuer aus dem Himmel“ verzehrt. „Jetzt konnte es mit dem Volk doch nur noch aufwärts gehen“, würden wir denken, oder? Aber sofort im nächsten Vers lesen wir von Ungehorsam:

3Mo 10,1-11: „Aber die Söhne Aarons, Nadab und Abihu, nahmen jeder seine Räucherpfanne und taten Feuer hinein und legten Räucherwerk darauf und brachten fremdes Feuer dar vor den HERRN, das er ihnen nicht geboten hatte.
2 Da ging Feuer aus von dem HERRN und verzehrte sie, sodass sie starben vor dem HERRN.
3 Und Mose sprach zu Aaron: Das hat der HERR gemeint, als er sprach: »Ich will geheiligt werden durch die, welche zu mir nahen, und geehrt werden vor dem ganzen Volk!« Und Aaron schwieg still.“

 

Schon wieder erscheint hier „Feuer aus dem Himmel“. Dieses Mal ist es jedoch kein Feuer seiner Herrlichkeit, sondern ein Feuer seiner Heiligkeit. Dieses Feuer kommt nicht zu Gottes Verherrlichung, sondern zum Gericht. Nadab und Abihu sind auf der Stelle tot.

Was haben die Söhne Aarons getan? In heutiger Sprache würden wir sagen, dass sie innovativ sein wollten. Sie wollten ausprobieren und variieren. Vielleicht wollten sie den Gottesdienst auch nach menschlichen Maßstäben „optimieren“. Offensichtlich hatten sie ein völlig falsches Bild von Gott!

Wie reagiert Aaron, der Vater von Nadab und Abihu? Rastet er aus? „Was ist das für ein Gott!!??“ oder „Wie kann ein liebender Gott so etwas Schreckliches tun?“ Mose gibt Aaron die Erklärung. Gott ist nicht nur ein Gott der Liebe, sondern er ist heilig, und er möchte durch diejenigen geheiligt werden, die ihm nahen. Daraufhin schweigt Aaron, denn er hat erkannt, dass Mose die Wahrheit geredet hat.

 

 

(3.2) Die Heimholung der Bundeslade: Ussa

Hinsichtlich des Versuchs der Anpassung von Gottes Geboten an menschliche Vorlieben soll noch ein weiteres Beispiel angeführt werden, welches uns vor Augen stellt, dass Gott gestern, heute und in Ewigkeit derselbe ist, dass sein Wort zu allen Zeiten Bestand hat und dass seine Gebote nicht ohne weiteres umgedeutet werden dürfen:

2Sam 6,3-8: „Und sie setzten die Lade Gottes auf einen neuen Wagen und holten sie aus dem Haus Abinadabs, das auf dem Hügel war. Ussa aber und Achio, die Söhne Abinadabs, lenkten den neuen Wagen.
4 Und sie führten sie aus dem Haus Abinadabs weg, das auf dem Hügel war, [und begleiteten] die Lade Gottes; Achio aber ging vor der Lade her.
5 Und David und das ganze Haus Israel spielten vor dem HERRN mit allerlei [Instrumenten aus] Zypressenholz, mit Zithern und mit Harfen, mit Tamburinen und mit Schellen und mit Zimbeln.
6 Und als sie zur Tenne Nachons kamen, griff Ussa nach der Lade Gottes und hielt sie fest; denn die Rinder waren ausgeglitten.
7 Da entbrannte der Zorn des HERRN gegen Ussa; und Gott schlug ihn dort wegen des Vergehens; so starb er dort bei der Lade Gottes.“

 

Auf Wunsch von König David wurde die Bundeslade vom Haus Abinadabs nach Jerusalem geholt. Da man sie entgegen dem Gebot Gottes offenbar nicht tragen wollte, setzte man sie auf einen Wagen. Da man außerdem diesen Wagen nicht selbst ziehen wollte, spannte man Rinder davor. Doch plötzlich brachen die Rinder aus. Die Lade drohte vom Wagen zu fallen. Gerade noch rechtzeitig konnte Ussa die Lade ergreifen und auf dem Wagen halten. Ussa hatte hierin instinktiv gehandelt. Sollte Gott nicht dankbar sein? „Vielen Dank, Ussa!“ Nein! Gott musste Gericht üben und Ussa an Ort und Stelle töten. Was hatten die Israeliten getan? Sie hatten Gottes Wort entsprechend den gegebenen Umständen und scheinbaren Erfordernissen des Augenblicks uminterpretiert und so die Gebote Gottes missachtet.

Wie hätte der Transport der Bundeslade eigentlich geschehen sollen?

4Mo 4,4-6+15: „Das soll aber der Dienst der Söhne Kahats an der Stiftshütte sein: das Hochheilige.
5 Wenn das Heer aufbricht, dann sollen Aaron und seine Söhne hineingehen und den verhüllenden Vorhang abnehmen und die Lade des Zeugnisses damit bedecken;
6 und sie sollen eine Decke aus Seekuhfellen darauflegen und oben darüber ein Tuch breiten, das ganz aus blauem Purpur besteht, und die Tragstangen einstecken.
15 Wenn nun Aaron und seine Söhne beim Aufbruch des Lagers mit dem Bedecken des Heiligtums und aller seiner Geräte fertig sind, so sollen danach die Söhne Kahats hineingehen, um es zu tragen; sie sollen aber das Heiligtum nicht anrühren, sonst würden sie sterben. Das ist die Arbeit der Söhne Kahats an der Stiftshütte.“

 

Die Bundeslade musste getragen werden und durfte niemals berührt werden! Waren die Hände Ussas etwa weniger schmutzig als der Schlamm, in den die Lade gefallen wäre? Gewiss nicht. Die Leviten waren jedoch von Kind auf gelehrt worden, wie sie mit den heiligen Dingen umzugehen hatten. Insofern hatte Ussa keinerlei Entschuldigung für sein Vergehen vorzubringen. Er hatte unter keinen Umständen das Recht gehabt, mit den heiligen Dingen Gottes nach eigenem Gutdünken zu verfahren.

Auf welche Weise können wir ein derartiges alttestamentliches Gerichtshandeln Gottes mit unserer neutestamentlichen Gegenwart in Einklang bringen? Diese Frage geht insbesondere an die gegenwärtige Christenheit des Westens, in welcher die Vorstellung von einem Gott der Liebe oftmals stark überbetont wird.

Manche Christen sind der Ansicht, dass wir im AT das „Zeitalter des Gesetzes“ und einen richtenden Gott finden, im NT hingegen das „Zeitalter der Gnade“ und einen liebenden Gott. Schließlich lesen wir im AT von Versen wie diesem:

Hes 18,20: „Die Seele, welche sündigt, die soll sterben!

 

Und im NT von Versen wie diesem:

Röm 5,8: „Gott aber beweist seine Liebe zu uns dadurch, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.“

 

Die Frage im Hinblick auf die Zeit des Alten Testamentes ist allerdings bei näherem Hinschauen nicht zuerst, warum Gott damals so hart gestraft hat. Wir haben uns vielmehr zu fragen, warum Gott in der damaligen Periode der Weltgeschichte über viele Generationen hinweg eine ständig gegen ihn rebellierende Menschheit immer wieder tolerierte. Die Antwort führt uns zur Gnade Gottes.

Die Gnade Gottes finden wir nämlich nicht nur im NT, sondern durch die ganze Bibel hindurch an unzähligen Stellen, angefangen bei Adam und Eva. Das erste Menschenpaar hatte die Verheißung des Todes, wenn sie von einer bestimmten Frucht essen würden (1Mo 2,17). Und was passierte, nachdem sie von der Frucht gegessen hatten? Sie starben nicht auf der Stelle, sondern sie durften aus Gnade weiterleben und wurden lediglich aus dem Paradies vertrieben. Selbst die Vertreibung aus dem Paradies war noch ein Zeichen von Gottes Gnade. Gott wollte die Menschheit nicht ausrotten, aber er wusste um ihre sündige Natur.

Im Paradies stand noch immer der „Baum des Lebens“ (1Mo 2,9). Gott wollte verhindern, dass Adam und Eva in ihrem sündigen Zustand von diesem Baum essen würden, denn er hatte Besseres mit den Menschen vor. Hätten sie von dem Baum gegessen, dann hätten sie auf ewig in ihrem sündigen Zustand auf der gefallenen Erde weiterleben müssen. Es hätte für sie dann in Ewigkeit keine Möglichkeit zur Erlösung mehr gegeben. Die Vertreibung hinweg vom Baum des Lebens führte jedoch nach langen Jahren im körperlichen Tod zur Befreiung vom Leib der Sünde. Dies müssen wir als eine große Gnade ansehen.

Im NT wird Gottes Plan der Liebe vollends offenbart, wenn wir von Jesus Christus lesen, welcher als Sohn Gottes auf die Erde kam, um stellvertretend die Strafe auf sich zu nehmen, welche wir Menschen verdient hätten. Wenn wir unser Leben ihm anvertrauen und erkennen, das wir aus eigener Kraft keine Chance haben, vor Gottes Heiligkeit zu bestehen, dann gilt Jesu Opfer auch uns und wir müssen unsere Schuld im Gericht Gottes nicht mehr selbst tragen. In unserer Zeit regiert Gottes Gnade durch Gerechtigkeit zu ewigem Leben in Jesus Christus. Sein heiliger sündloser Leib wurde stellvertretend für unser sündiges Fleisch in den Tod gegeben und der Preis für unsere Sünde bezahlt. Er ist zu unserer Rechtfertigung auferstanden. Gott wäre ungerecht, wenn er die Sünden des Gläubigen noch ein zweites Mal an diesem Gläubigen selbst richten würde, wo er sie doch schon an seinem eigenen Sohn gerichtet hat. In Ihm sieht Gott uns als Gläubige, und nur so können wir vor Gottes Heiligkeit bestehen.

Mit der Gnade ist es bei uns Menschen häufig so: Erst freuen wir uns über die Gnade. Dann erwarten wir vielleicht noch mehr Gnade und schließlich fordern wir die Gnade sogar ein, weil sie für uns zur Normalität geworden ist. Vielleicht vergessen wir dabei aber, was Gnade eigentlich ist, nämlich ein unverdientes Geschenk. Gnade ist in sich selbst weder gerecht noch ungerecht, denn sie erhebt sich über menschliche Werke und deren Konsequenzen.

Die äußeren Umstände unseres Lebens sind großen Veränderungen unterworfen. Auch wir selbst können in Situationen kommen, wo Gottes Heiligkeit in unserem eigenen Umfeld oder sogar in der ganzen Welt vergessen zu sein scheint, und wo es scheinbar so ist, dass wir Gottes Gnade überhaupt nicht mehr erkennen können. Das gibt uns jedoch niemals das Recht, nach unseren eigenen Vorstellungen in die Umstände einzugreifen. Gott selbst hat alles unter Kontrolle, und er wird seine Heiligkeit und Gerechtigkeit spätestens am letzten Tag allen Menschen zeigen. Wir sind nicht die Hüter von Gottes Gerechtigkeit, sondern die Verwalter seiner Gnade für die Menschen in unserer Zeit.

Gott hat ein weltweites Gericht verheißen, und er wird es auch einmal in aller Härte und Endgültigkeit ausführen. Die Gerichtshandlungen Gottes im AT waren vielfältige Bilder und Schatten für das einmal kommende Endgericht. Die Gnadenerweisungen Gottes im AT wiesen immer wieder auf das Kommen des Erlösers hin. Heute ist der Erlöser gekommen, der Herr Jesus Christus. Der Kaufpreis für die Seelen der Erlösten ist bezahlt, nämlich sein Blut am Kreuz von Golgatha. Als Gläubige sind wir errettet vor dem kommenden Gericht.

Dennoch sind auch wir zu einem Leben in der Heiligung aufgerufen. Wir sollen wachsen hin zu dem Bild Christi. Dabei sehen wir im NT, dass es auch für die Gläubigen schwere Züchtigung bis hin zum körperlichen Tod geben kann, wenn sie unter offener Missachtung der Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes leben. Wer als gläubiger Christ Gottes Heiligkeit nicht erkennen und anerkennen will, der schmälert dadurch in seinem Leben auch Gottes Gnade. Solch ein Christ wird früher oder später dem züchtigenden Stab des guten Hirten begegnen müssen, der ihn wieder zurechtbringen muss.

 

 

(4) Was bedeutet die Heiligkeit Gottes für uns?

Wie sollen wir nun darauf reagieren, dass Gott heilig ist? Auf diese Frage gibt es eine ganze Reihe von Antworten. Eines steht hierbei fest: Wenn wir wissen, dass Gott heilig und gerecht ist und wenn wir wissen, was der Wille Gottes für uns ist, dann tun wir gut daran, diesen Willen möglichst genau zu befolgen. Als Beispiel möchten wir hierzu einen Blick auf das erste der zehn Gebote vom Sinai werfen, wo Gott zu seinem irdischen Volk Israel redete:

2Mo 20,2: „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben!“

 

Der Wille Gottes für uns Menschen ist hier klar formuliert. Wir wissen, dass wir als neutestamentliche Gläubige von dem Fluch des Gesetzes Moses befreit worden sind, denn Christus wurde am Kreuz für uns zum Fluch gemacht. Er hat den Fluch der Sünde unter dem Gesetz auf sich genommen. Er selbst hat als einziger Mensch das ganze Gesetz erfüllt, wobei er zugleich betont hat, dass bis zum Ende kein einziges Strichlein von diesem Gesetz vergehen wird. Nach dem Gesetz Gottes werden am Ende alle Menschen gerichtet werden. Das Gesetz Gottes definiert die Sünde.

Gott hat in der Errettung unseren alten Menschen getötet und den neuen Menschen ins Dasein gerufen. Er hat diesem neuen Menschen das Gesetz auf das erneuerte Herz geschrieben. Der neue Mensch trägt in sich den Wunsch, nach dem Gesetz Gottes zu leben. Wir alle müssen uns jedoch ehrlich eingestehen, dass keiner von uns, sei es vor der Errettung oder danach, jemals dazu in der Lage sein wird, dieses Gebot völlig zu halten. Das betrifft nicht nur das erste Gebot, sondern das ganze Gesetz. Wir verstoßen jeden Tag dagegen.

Wenn wir noch weiter an das erste Gebot denken, dann ist irgendetwas in uns, das so ziemlich alles in einen Gott verwandeln kann, sei es ein bestimmter Sportverein, ein Sportler, ein Musiker, der Beruf, das eigene Auto, oder sogar ein Dienst in der Gemeinde. Irgendetwas ist in uns, das uns immer wieder von Gott wegziehen und dazu verführen will, der Sünde nachzugeben. Die Bibel nennt dies das Fleisch, welches gegen den Geist ankämpft. Man könnte es auch als die alte Natur bezeichnen, welche uns nach unserer geistlichen Neugeburt noch immer anhaftet:

Gal 5,17: „Denn das Fleisch gelüstet gegen den Geist und der Geist gegen das Fleisch; und diese widerstreben einander, sodass ihr nicht das tut, was ihr wollt.“

 

Den Wunsch Gottes für sein irdisches Volk Israel finden wir in Jer 24,7:

Jer 24,7: „Sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein.

 

Und was taten die Israeliten stattdessen? (nur eine Auswahl)

Ri 2,11: „Da taten die Kinder Israels, was böse war in den Augen des HERRN, und sie dienten den Baalen;

Ri 3,7: „Und die Kinder Israels taten, was böse war in den Augen des HERRN, und sie vergaßen den HERRN, ihren Gott, und dienten den Baalen und Ascheren.

Ri 3,12: „Und die Kinder Israels taten wieder, was böse war in den Augen des HERRN.

1Kö 11,6: „Und Salomo tat, was böse war in den Augen des HERRN, …

1Kö 14,22: „Und Juda tat, was böse war in den Augen des HERRN, …

1Kö 16,25: „Und Omri tat, was böse war in den Augen des HERRN, und war schlimmer als alle, die vor ihm gewesen waren.

1Kö 16,30: „Und Ahab, der Sohn Omris, tat, was böse war in den Augen des HERRN, mehr als alle, die vor ihm gewesen waren.

2Kö 3,2: „Und [Joram] tat, was böse war in den Augen des HERRN, …

2Kö 17,16: „Und sie verließen alle Gebote des HERRN, ihres Gottes, und machten sich Bilder, zwei gegossene Kälber, und machten ein Aschera-Standbild und beteten das ganze Heer des Himmels an und dienten dem Baal.

 

Nochmals Jer 24,7: „Sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein.“ Der Gott der Bibel will unser Gott sein. Und zwar der einzige Gott! Er kann und will uns nicht mit anderen Götzen teilen! Gott hat sich sein Eigentumsvolk bereitet: Im alten Bund hat er sein Volk aus der ägyptischen Gefangenschaft befreit, im neuen Bund hat er sein Volk durch das Blut seines Sohnes Jesus Christus erkauft.

Während des gesamten Zeitalters der Gemeinde mussten zahlreiche Christen immer wieder die ernüchternde Erfahrung machen, dass sie auch nach Jahren der Nachfolge des Herrn und trotz der Gewissheit der Errettung und des ewigen Heils noch immer zu jeglicher Sünde fähig waren, sobald sie ihr Leben der Heiligung in dem geistlichen Kampf gegen die Mächte des Bösen vernachlässigten. Gott hat uns in Christus vollkommen gemacht zum Eintritt in den Himmel, als wir errettet wurden. Jeder einzelne wahre Christ besitzt das Siegel des Heiligen Geistes als Unterpfand der Errettung und das ewige Leben. Er kann niemals mehr verloren gehen. Dennoch muss der Weg zum Himmel über diese Erde noch weiter gegangen werden. Auf diesem Weg wird Gott den Gläubigen durch die Heiligung und durch den geistlichen Kampf in der Gemeinschaft der Leiden des Herrn Jesus immer mehr in das Bild seines Sohnes verwandeln. Die Vollkommenheit wird erst bei der Wiederkunft Christi am letzten Tag erreicht werden. Dann wird die Auferstehung aller Gläubigen stattfinden, die Erlösung des Leibes. Dann werden alle Gläubigen einen verherrlichten Leib empfangen, in welchem die Sünde nicht mehr wohnen und wirken wird.

1Kor 1,30: „Durch ihn aber seid ihr in Christus Jesus, der uns von Gott gemacht worden ist zur Weisheit, zur Gerechtigkeit, zur Heiligung und zur Erlösung, …“

Rö 8,23-26: „…und nicht nur sie, sondern auch wir selbst, die wir die Erstlingsgabe des Geistes haben, auch wir erwarten seufzend die Sohnesstellung, die Erlösung unseres Leibes.
24 Denn auf Hoffnung hin sind wir errettet worden. Eine Hoffnung aber, die man sieht, ist keine Hoffnung; denn warum hofft auch jemand auf das, was er sieht?
25 Wenn wir aber auf das hoffen, was wir nicht sehen, so erwarten wir es mit standhaftem Ausharren.
26 Ebenso kommt aber auch der Geist unseren Schwachheiten zu Hilfe. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich's gebührt; aber der Geist selbst tritt für uns ein mit unaussprechlichen Seufzern.“

1Joh 3,1-2: „Seht, welch eine Liebe hat uns der Vater erwiesen, dass wir Kinder Gottes heißen sollen! Darum erkennt uns die Welt nicht, weil sie Ihn nicht erkannt hat.
2 Geliebte, wir sind jetzt Kinder Gottes, und noch ist nicht offenbar geworden, was wir sein werden; wir wissen aber, dass wir ihm gleichgestaltet sein werden, wenn er offenbar werden wird; denn wir werden ihn sehen, wie er ist.“

 

 

(4.1) Was bedeutet es, heilig zu sein?

Die Trennung von der Welt ist nicht dazu gedacht, uns einen möglichst großen Abstand zu unserem Mitmenschen zu gewähren. Wir sondern uns von den Dingen dieser Welt ab, damit wir uns Gott nahen können.

Ein Beispiel von meinem Sohn Levi soll dies verdeutlichen: Als Levi das Laufen lernte, stand er an einem Stuhl und hielt sich daran fest. Ich stand genauso weit von ihm entfernt, dass er nicht an mich heranreichen konnte. Levi ließ nun den Stuhl nicht deshalb los, weil er davon weg wollte, sondern vielmehr deshalb weil er seinen Papa vor sich sah und zu ihm kommen wollte. Genauso ist es im geistlichen Bereich: Wenn wir uns wirklich und wahrhaftig Gott nahen wollen, dann werden wir einfach die Dinge in dieser Welt mehr und mehr loslassen.

Nun magst du vielleicht denken: „Ja, ich weiß das alles, aber ich bin so schwach. Was kann ich denn schon tun?“ Wenn du so denkst, dann darfst du wissen: Je mehr du von Gott kennenlernst, desto mehr wirst du ihn lieben und umso mehr wirst du von seiner Schönheit erkennen. Es ist gut, aktiv in der Gemeinde zu sein und es ist gut, sich für andere Menschen einzusetzen. Unser inneres geistliches Wachstum hängt jedoch ganz davon ab, wie viel wir uns mit Gott beschäftigen und wie sehr wir danach streben, ihn besser kennenzulernen.

Wir sollten uns selbst einmal ganz ehrlich fragen, welchen Wert Gott in unserem Leben hat. Einen kleinen? Einen mittelgroßen? Oder doch eher einen ziemlich großen? Wenn Gott wirklich von unendlichem Wert ist, dann ist streng genommen jedes Gespräch mit anderen Menschen, das nicht Jesus im Zentrum hat, letztlich auf die Dinge dieser Welt konzentriert und somit von untergeordneter Bedeutung. Wenn wir ein heiliges Leben führen wollen, dann müssen wir uns so oft wie möglich von den Dingen in der Welt trennen und unsere Gedanken mit Gottes Wort füllen. Dies bedeutet nicht, dass ein Christ sich hinter Kloster- oder Gemeindemauern versteckt, um nicht mehr mit der Welt in Kontakt treten zu müssen. Wir haben Verpflichtungen in dieser Welt: Arbeit, Lebensunterhalt, Zeugnis für die verlorenen Menschen um uns herum. Der Schwerpunkt unseres Lebens muss jedoch eindeutig und klar bleiben: Möglichst viel Gemeinschaft mit Gott in seinem Wort, in Gebeten und in Gedanken.

1Thes 4,3: „Denn das ist der Wille Gottes, eure Heiligung, dass ihr euch der Unzucht enthaltet;“

1Pet 1,14-16: „Als gehorsame Kinder passt euch nicht den Begierden an, denen ihr früher in eurer Unwissenheit dientet,
15 sondern wie der, welcher euch berufen hat, heilig ist, sollt auch ihr heilig sein in eurem ganzen Wandel.
16 Denn es steht geschrieben: »Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig!«“

Die angemessene Haltung eines Menschen, der Gott in seiner Heiligkeit erkannt hat, ist die Furcht Gottes. Diese Ehrfurcht vor dem lebendigen Gott ist die Grundlage unseres Glaubenslebens und unserer Beziehung zu Gott. Diese Ehrfurcht ist nicht mit panischer Angst gleichzusetzen, sondern sie bedeutet einen tiefen Respekt, resultierend aus Gottes Liebe, die er in der Neugeburt in unsere Herzen ausgegossen hat.

Spr 1,7: „Die Furcht des HERRN ist der Anfang der Erkenntnis; nur Toren verachten Weisheit und Zucht!“

1Kor 2,3: „Und ich war in Schwachheit und mit viel Furcht und Zittern bei euch.“

Phil 2,12-13: „Darum, meine Geliebten, wie ihr allezeit gehorsam gewesen seid, nicht allein in meiner Gegenwart, sondern jetzt noch viel mehr in meiner Abwesenheit, verwirklicht eure Rettung mit Furcht und Zittern;
13 denn Gott ist es, der in euch sowohl das Wollen als auch das Vollbringen wirkt nach seinem Wohlgefallen.“

1Joh 4,18-19: „Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus, denn die Furcht hat mit Strafe zu tun; wer sich nun fürchtet, ist nicht vollkommen geworden in der Liebe.
19 Wir lieben ihn, weil er uns zuerst geliebt hat.“

 

 

(4.2) Augenblickliche Heiligung vs. lebenslange Heiligung

Was genau bedeutet nun die Aussage „Ihr sollt heilig sein“ aus 1Pet 1,16? Als Christen unterscheiden wir zwischen zwei Arten der Heiligung:

(1) Augenblickliche Heiligung:

In einer Hinsicht ist die Heiligung für Christen augenblicklich und definitiv. Im Augenblick der Neugeburt werden Gläubige für Gott abgesondert (geheiligt). Das heißt, sie werden die Ewigkeit in der Herrlichkeit Gottes verbringen.

2Kor 5,17: „Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen; siehe, es ist alles neu geworden!“

 

(2) Lebenslange Heiligung:

In anderer Hinsicht ist die Heiligung für Christen ein lebenslanger Prozess. Der Prozess geht Hand in Hand mit Glauben und Buße. Der Gläubige arbeitet also aktiv an seiner Heiligung mit. Diese Art der Heiligung ist gewissermaßen das fortschreitende Heranreifen der neuen Person.

2Kor 7,1: „Weil wir nun diese Verheißungen haben, Geliebte, so wollen wir uns reinigen von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes zur Vollendung der Heiligkeit in Gottesfurcht!“

 

Das Gesetz ist eines der wichtigsten Werkzeuge, durch welches der Herr uns heiligt. Das Gesetz Gottes, die Lebensregel des Christen, ist uns in der Neugeburt auf die Herzen geschrieben worden. Dieses versuchen wir zu befolgen, nicht aus Angst, sondern aus Dankbarkeit für das Geschenk der Errettung. Es darf hier nicht ein rigoroses Gesetzesleben nach dem Buchstaben gefordert werden, sondern ein Leben im Geist der Freiheit, welcher uns dazu befähigt, auf dem Weg zwischen Gesetzlichkeit und Gesetzlosigkeit nach den Aussagen der Heiligen Schrift sicher zu wandeln.

Jes 35,8: „Und eine Straße wird dort sein und ein Weg; man wird ihn den heiligen Weg nennen; kein Unreiner wird auf ihm gehen, sondern er ist für sie; die auf dem Weg wandeln, selbst Einfältige, werden nicht irregehen.“

 

 

(4.3) Die Gemeinde Gottes strebt nach Heiligkeit

Gott hat in seiner Souveränität sündige Menschen auserwählt, sie begnadigt und als sein eigenes Volk ausgesondert. Dieses Eigentumsvolk (das irdische Israel im alten Bund bzw. die Gemeinde im neuen Bund) muss heilig sein, da es nach den Gedanken des heiligen Gottes für die Gemeinschaft mit ihm selbst vorgesehen ist.

2Mo 19,5-6: „Wenn ihr nun wirklich meiner Stimme Gehör schenken und gehorchen werdet und meinen Bund bewahrt, so sollt ihr vor allen Völkern mein besonderes Eigentum sein; denn die ganze Erde gehört mir,
6 ihr aber sollt mir ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk sein! Das sind die Worte, die du den Kindern Israels sagen sollst.“

1Pet 2,9-10: „Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, ein heiliges Volk, ein Volk des Eigentums, damit ihr die Tugenden dessen verkündet, der euch aus der Finsternis berufen hat zu seinem wunderbaren Licht
10 – euch, die ihr einst nicht ein Volk wart, jetzt aber Gottes Volk seid, und einst nicht begnadigt wart, jetzt aber begnadigt seid.“

Eph 1,4: „… wie er uns in ihm auserwählt hat vor Grundlegung der Welt, damit wir heilig und tadellos vor ihm seien in Liebe.“

 

Der Gemeinde Gottes geziemt Heiligkeit, weil der heilige Gott in ihrer Mitte wohnt. Die Gemeinde ist der Tempel Gottes im neuen Bund, also das Haus, in dem der heilige Gott auf Erden wohnt.

Eph 2,19-22: „So seid ihr nun nicht mehr Fremdlinge ohne Bürgerrecht und Gäste, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen,
20 auferbaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten, während Jesus Christus selbst der Eckstein ist,
21 in dem der ganze Bau, zusammengefügt, wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn,
22 in dem auch ihr miterbaut werdet zu einer Wohnung Gottes im Geist.“

 

Die Gemeinde muss darauf achten, heilig zu wandeln. Dazu gehört auch die Gemeindezucht, welche in manchen Situationen angewandt werden muss, um Unreinheit aus der Gemeinde zu entfernen. Strebt die Gemeinde nicht nach Heiligkeit, dann läuft sie Gefahr, von Gott beiseite gesetzt zu werden. Sie würde dann das Vorrecht der Gegenwart Gottes in ihrer Mitte und Gottes Segen zur Evangelisation verlieren, so wie es in den Sendschreiben auch der Gemeinde in Ephesus angedroht wurde:

Off 2,5: „Bedenke nun, wovon du gefallen bist, und tue Buße und tue die ersten Werke! Sonst komme ich rasch über dich und werde deinen Leuchter von seiner Stelle wegstoßen, wenn du nicht Buße tust!“

 

 

(4.4) Der einzelne Gläubige strebt nach Heiligkeit

1Thes 4,1-8: „Weiter nun, ihr Brüder, bitten und ermahnen wir euch in dem Herrn Jesus, dass ihr in dem noch mehr zunehmt, was ihr von uns empfangen habt, nämlich wie ihr wandeln und Gott gefallen sollt.
2 Denn ihr wisst, welche Gebote wir euch gegeben haben im Auftrag des Herrn Jesus.
3 Denn das ist der Wille Gottes, eure Heiligung, dass ihr euch der Unzucht enthaltet;
4 dass es jeder von euch versteht, sein eigenes Gefäß in Heiligung und Ehrbarkeit in Besitz zu nehmen,
5 nicht mit leidenschaftlicher Begierde wie die Heiden, die Gott nicht kennen;
6 dass niemand zu weit geht und seinen Bruder in dieser Angelegenheit übervorteilt; denn der Herr ist ein Rächer für alle diese Dinge, wie wir euch zuvor gesagt und ernstlich bezeugt haben.
7 Denn Gott hat uns nicht zur Unreinheit berufen, sondern zur Heiligung.
8 Deshalb – wer dies verwirft, der verwirft nicht Menschen, sondern Gott, der doch seinen Heiligen Geist in uns gegeben hat.“

 

Heiligung ist keine Wahlmöglichkeit, auf die der „Durchschnittschrist“ getrost verzichten kann. Heiligung ist der Wille Gottes für jedes Kind Gottes. Wer seine Berufung zur Heiligung missachtet, der missachtet den lebendigen Gott. Schließlich ist auch der einzelne Christ ein Tempel des Heiligen Geistes, und diesem Tempel geziemt Heiligkeit.

Hebr 12,14: „Jagt nach dem Frieden mit jedermann und der Heiligung, ohne die niemand den Herrn sehen wird!“

1Kor 3,16: „Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid, und dass der Geist Gottes in euch wohnt?“

Ps 93,5: „… deinem Haus geziemt Heiligkeit, o Herr, für alle Zeiten.“

 

Heiligung im Leben des Christen bedeutet Streben nach Christusähnlichkeit. Wir setzen alles daran, unserem Herrn nachzufolgen und sein Denken, Handeln und Fühlen nachzuahmen. Das Streben nach Heiligung gehört zu den Grundmerkmalen jedes wiedergeborenen Gotteskindes. Wenn dieses Streben bei jemandem, der sich Christ nennt, in keiner Weise vorhanden ist, dann ist er nicht echt, dann wird er den Herrn nicht sehen.

 

 

(5) Fazit

In unserer oberflächlichen und humanistisch geprägten Zeit ist vielen Christen nicht mehr bewusst, wie ernst die Forderung Gottes nach Heiligkeit ist. Manche Christen haben durch ein vernachlässigtes Bibelstudium vielleicht den Eindruck, als sei die Heiligkeit Gottes kaum von menschlich-moralischer Anständigkeit zu unterscheiden. Als Folge davon legen sie gemessen am Wort Gottes einen äußerst niedrigen Anspruch zur Heiligung an ihr eigenes Leben an. Wir sind jedoch von unserem Herrn zu einer lebenslangen Heiligung aufgerufen:

3Mo 19,2: „Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig!“

1Kor 1,30: „Durch ihn aber seid ihr in Christus Jesus, der uns von Gott gemacht worden ist zur Weisheit, zur Gerechtigkeit, zur Heiligung und zur Erlösung, …“

1Joh 3,2-3: „Geliebte, wir sind jetzt Kinder Gottes, und noch ist nicht offenbar geworden, was wir sein werden; wir wissen aber, dass wir ihm gleichgestaltet sein werden, wenn er offenbar werden wird; denn wir werden ihn sehen, wie er ist.
3 Und jeder, der diese Hoffnung auf ihn hat, reinigt sich, gleichwie auch Er rein ist.“

 

In allen Bemühungen unseres Lebens im Hinblick auf die praktische Heiligung unseres Wandels und unseres Charakters dürfen wir stets auf einen starken Trost und eine unumstößliche Gewissheit zurückgreifen. In Christus steht jedes wahre Gotteskind vom Augenblick seiner Errettung an geheiligt vor Gott, und zwar nicht aufgrund von eigenen Anstrengungen, sondern aufgrund des stellvertretenden und vollkommen ausreichenden Sühnopfers unseres Heilandes Jesus Christus (augenblickliche Heiligung). Meine ewig gültige Gerechtigkeit vor Gott ist die Gerechtigkeit Jesu Christi, nicht meine eigene Gerechtigkeit als Mensch:

Röm 3,21+24: „Jetzt aber ist außerhalb des Gesetzes die Gerechtigkeit Gottes offenbar gemacht worden, die von dem Gesetz und den Propheten bezeugt wird,
24 sodass sie ohne Verdienst gerechtfertigt werden durch seine Gnade aufgrund der Erlösung, die in Christus Jesus ist.“

 

Heiligung als Stellung vor Gott bedeutet: Wir sind durch Christus abgesondert und geweiht für Gott. Christus hat uns gereinigt von jeder Sünde und Befleckung.

Hebr 10,10: „Aufgrund dieses Willens sind wir geheiligt durch die Opferung des Leibes Jesu Christi, [und zwar] ein für alle Mal.“

 

Wir sollen als Kinder Gottes und als seine Zeugen andere Wesenszüge, ein anderes Denken und anderes Handeln erkennen lassen als die unerretteten Menschen in dieser Welt. Unsere Aufgabe ist es, Gott in einer sterbenden Welt zu repräsentieren. Wir sollen gewissermaßen Botschafter des Himmels für die Erde in unserer Zeit sein.

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