Systematische Theologie

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Mit diesen Text machen wir einen kleinen Gang durch die Bibel und betrachten einige Opfer des AT. Diese Opfer können uns als eine gewisse „Vorab-Interpretation“ des Opfers Christi dienen. Dadurch möchten wir dem Leser die einzelnen geistlichen Aspekte und den unschätzbaren Wert des Opfers Christi am Kreuz nochmals klar vor Augen stellen.


Die alttestamentlichen Opfer als eine Hilfe zum besseren Verständnis des Kreuzes

 

1. Einleitung

In Gesprächen über den christlichen Glauben zwischen überzeugten Christen und Menschen anderer Überzeugungen erlebt man es in unserer Zeit immer häufiger, dass die Christen nicht mehr so gerne über den Kreuzestod Jesu reden weil sie befürchten, dass dieses Thema möglicherweise für den Gesprächspartner zu anstößig sein könnte. Viel lieber reden solche Christen dann von Jesus als unserem Freund und Helfer. Gerne wird er als Sieger über Sünde und Tod dargestellt oder auch als derjenige, der unserem Leben den wahren Sinn gibt. Diese Eigenschaften Christi sind zweifellos bedeutsam und auch völlig richtig. Leider wird jedoch allzu oft ausgeblendet, auf welchem Weg der Herr den Sieg errungen und die Segnungen für uns erworben hat. Daher ist es für uns als errettete Christen in der Verkündigung unabdingbar, dass wir das Kreuz Christi als zentrales Element in der Erlösung betonen.

 

Wie haben die Apostel die Evangeliumsbotschaft verkündet?

 

1Kor 1,22-23: „Während nämlich die Juden ein Zeichen fordern und die Griechen Weisheit verlangen, verkündigen wir Christus den Gekreuzigten, den Juden ein Ärgernis, den Griechen eine Torheit;

1Kor 2,2: „Denn ich hatte mir vorgenommen, unter euch nichts anderes zu wissen als nur Jesus Christus, und zwar als Gekreuzigten.

 

Das Kreuz Jesu Christi war offenbar der Kern ihrer Evangeliumspredigt. An dieser geistlichen Tatsache hat sich bis in unsere Gegenwart hinein nichts geändert. Heute wie damals geht es um die Grundlage des christlichen Glaubens. So müssen auch wir heute wie damals damit rechnen, dass der Teufel gerade an dieser Stelle besonders stark angreift! Machen wir es uns daher immer wieder neu bewusst: Nur durch die Botschaft vom Kreuz bewahrt das Evangelium seine Vollständigkeit und somit auch die Kraft, Sünder zu erretten.

Um das, was am Kreuz wirklich für uns geschehen ist, besser verstehen zu können, möchten wir uns im nachfolgenden Text verschiedene Opfer in der Bibel genauer anschauen. Das Sühneopfer Christi ist zwar einerseits das einzig vollkommene und somit auch wichtigste Opfer, das jemals geschehen ist, es ist jedoch andererseits nicht das erste Opfer, von welchem in der Bibel berichtet wird. Schon das Alte Testament redet über verschiedenste Opfer, sei es vor der Zeit Moses oder unter dem mosaischen Gesetz Israels. Die alttestamentlichen Opfer in ihrer Vielfalt können uns als eine gewisse „Vorab-Interpretation“ des Opfers Christi dienen.

Der Schreiber des Textes hat hierbei die Hoffnung, dass auf dem nun folgenden kleinen Gang durch die Bibel die einzelnen geistlichen Aspekte und der unschätzbare Wert des Opfers Christi am Kreuz nochmals klar vor das Auge des Lesers gestellt werden. Die Ehre gehört allein dem Vater im Himmel und seinem Sohn, dem Herrn Jesus Christus.

 

 

2. Die Opfer in zeitlicher Reihenfolge

 

Die Anfänge

Die Geschichte des Opfers beginnt mit dem Versagen von Adam und Eva. Durch ihren Ungehorsam brachten diese beiden ersten Menschen die gesamte Menschheit und die ganze geschaffene Welt unter Gottes Fluch. Vom Tag des Sündenfalles an war die Menschheit geistlich von Gott getrennt. Zur Überbrückung dieser Kluft wurden Opfer notwendig.

Das erste Opfer, welches indirekt in der Bibel erwähnt wird, wurde von Gott selbst gebracht. Es handelte sich hierbei um die Opferung eines Tieres, mit dessen Fell Adam und Eva von Gott bekleidet wurden, nachdem sie erkannt hatten, dass sie nackt waren. Nachfolgend möchten wir uns nun einige der wichtigsten Opfer anschauen, die von Menschen dargebracht wurden.

 

 

2.1 Das Opfer von Kain und Abel

1Mo 4,3-5 „Und es geschah nach geraumer Zeit, dass Kain dem HERRN ein Opfer darbrachte von den Früchten des Erdbodens. Und auch Abel brachte [ein Opfer] dar von den Erstlingen seiner Schafe und von ihrem Fett. Und der Herr sah Abel und sein Opfer an; aber Kain und sein Opfer sah er nicht an.“

 

Der Sündenfall lag hier schon längere Zeit zurück. Kain und Abel konnten sich nicht an die Zeit im Paradies erinnern, da sie erst nach der Vertreibung ihrer Eltern aus dem Garten geboren worden waren. Sie lebten zwar in einer gefallenen Welt, hatten jedoch – genau wie auch wir in unserer Zeit – jeden erdenklichen Grund dazu, Gott dankbar zu sein, denn sie konnten letztlich nur weiterleben aus reiner Gnade dieses Gottes, der die Erde nach dem Sündenfall nicht unmittelbar vernichtet hatte.

Bei Abels Opfer floss Blut, denn wer das Fett eines Tieres opfert, der muss das Tier zuvor schlachten. Der Gedanke Abels war, dass Gott nur ein Schlachtopfer annehmen konnte, denn der Mensch war seit dem Fall im Paradies ein Sünder und konnte aus eigener Kraft ohne Blutvergießen keine Sündenbedeckung für sich selbst erlangen. Diese Dinge hatte ihm sein Vater Adam berichtet, welcher ihm den Sündenfall und die daraus entstandenen verheerenden Folgen erklärt hatte. Adam hatte seinen Söhnen ebenso erklärt, was er von Gott selbst in 1Mo 3,15 empfangen hatte, nämlich dass sie auf einen Erlöser warten müssten, welcher der Schlange den Kopf zertreten würde. Dies war die Urform des Evangeliums gewesen, von den Theologen auch als das Protevangelium bezeichnet. Abel hätte Wolle oder Milch von seinen Tieren opfern können, um Blutvergießen zu vermeiden. Er glaubte jedoch dem Zeugnis seines Vaters und brachte deshalb ein Blutopfer. Er glaubte an den Heilsweg, den Gott Adam und ihm selbst geoffenbart hatte: Rettung durch das Blut eines Opfers, Leben für Leben.

Kain kannte ebenso das Zeugnis seines Vaters Adam, denn er war sogar der Erstgeborene von beiden Söhnen. Bei Kains Opfer werden jedoch weder Sünde noch Blut erwähnt. Der Gedanke Kains war möglicherweise derjenige des Tributs an einen Herrscher. Gott versorgte Kain mit Getreide und Abel mit Vieh, so dass die beiden sich und ihre Familien ernähren konnten. Eigentlich gehörte Gott bereits alles, was Kain und Abel besaßen, weil Gott der Schöpfer von Himmel und Erde ist. Kain entschloss sich, Gott einen Teil dieses Segens wieder zurück zu geben, um dadurch selbst vor Gott in eine gesegnetere Stellung zu gelangen. Er hätte zwar seinen Bruder Abel darum bitten können, ihm aus der Herde ein Tier zum Opfer zu geben. Das wäre ein schöner Ausdruck der Einheit der beiden Brüder vor Gott und vor den Menschen gewesen. Kain wollte sich jedoch Gottes Gnade auf einem anderen Weg erwerben, indem er die Früchte seiner eigenen Leistung darbrachte. Hier finden wir im Gegensatz zu dem Opfer Abels nicht das Prinzip des stellvertretenden Blutopfers für den verlorenen Sünder, sondern das Prinzip der Selbsterlösung, welches bis heute alle nicht christlichen Religionen durchzieht.

 

Wir lernen:

  • In unserem Opfer geben wir Gott das zurück, was ihm von Rechts wegen bereits gehört, nämlich unser eigenes Leben. Dies geschieht zu Beginn dadurch, dass wir das stellvertretende Blutopfer unseres Erlösers im Bekenntnis unserer Sünden annehmen, im weiteren Leben dadurch, dass wir unser eigenes Leben vor Gott und für IHN leben.

 

 

2.2 Das Opfer von Noah

1Mo 8,20-21: „Noah aber baute dem HERRN einen Altar und nahm von allem reinen Vieh und von allen reinen Vögeln und opferte Brandopfer auf dem Altar. Und der HERR roch den lieblichen Geruch, und der HERR sprach in seinem Herzen: Ich will künftig den Erdboden nicht mehr verfluchen um des Menschen willen, obwohl das Trachten des menschlichen Herzens böse ist von seiner Jugend an; auch will ich künftig nicht mehr alles Lebendige schlagen, wie ich es getan habe.“

 

Gott hatte eine gewaltige Flut über die Erde geschickt, um die Menschheit zu vertilgen. Nur Noah und seine Familie fanden Gnade bei Gott und konnten in einer selbstgebauten Arche dem Gericht entgehen. Nach der Flut opferte Noah einige reine Tiere als Brandopfer, um Gott für seine Rettung und die Rettung seiner Familie zu danken. In 1Mo 8,21 lesen wir, dass dieses Opfer etwas bei Gott bewirkte. Während Schlachter 2000 hier mit „lieblichem Geruch“ übersetzt, heißt es im Grundtext genauer „Geruch der Beruhigung“. Wegen anhaltender Sünde waren die Menschen vor der Flut unter Gottes Zorn geraten. Dieser Zorn führte zu dem Entschluss, eine globale Sintflut zu schicken. Nachdem dieses Gericht an der Menschheit nun vollzogen war, konnte sich der Zorn Gottes wieder legen. Die Sünde blieb zwar weiterhin im Herzen Noahs und seiner Kinder, aber Gott versprach, nie wieder die ganze Menschheit zu vernichten. Mit Noah und seiner Familie machte Gott einen gnädigen Neuanfang.

 

Wir lernen:

  • Noahs Opfer war Gott von Ewigkeit her bekannt. Als Noah es darbrachte, offenbarte Gott seinen Ratschluss in Gnade den wenigen Menschen, welche die Flut überlebt hatten. Das Opfer Noahs hatte in rein äußerlicher Betrachtungsweise scheinbar den Zeitpunkt dieser Offenbarung herbeigeführt. Hierin zeigt sich eine geistliche Gesetzmäßigkeit: Opfer der wahren Hingabe in unserem persönlichen Glaubensleben können ebenso dazu führen, dass Gott sich uns in anderer Art offenbart als er es zuvor getan hat. Unser allwissender Gott arbeitet an unseren Seelen, bis wir die gottgemäße Antwort des Glaubens in unseren Herzen auf die von ihm gewirkten Umstände in unserem Glaubensleben finden. Danach offenbart er sich uns in ganz neuer Weise.

 

 

2.3 Die Opfer Hiobs

Hi 1,5: „Wenn dann die Tage des Festmahls zu Ende waren, ließ Hiob sie holen und heiligte sie; er stand früh am Morgen auf und brachte Brandopfer dar für jeden von ihnen; denn Hiob sagte sich: Vielleicht könnten meine Kinder gesündigt und sich in ihrem Herzen von Gott losgesagt haben! So machte es Hiob allezeit.“

Hi 19,25: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und zuletzt wird er sich über den Staub erheben.“

Wir wissen nicht genau, in welcher Zeit Hiob lebte. Es ist sehr gut möglich, dass er ein Zeitgenosse Abrahams war, er könnte jedoch auch etwas früher gelebt haben. Aus den genannten Bibelversen können wir klar erkennen, dass Hiob ein Bewusstsein von der Sündhaftigkeit seiner Kinder hatte, über welche er hier redet. Ebenso verstand er, dass Brandopfer notwendig waren, um die Sünden zu bedecken. Darüber hinaus war ihm klar, dass einmal der Erlöser kommen würde, welchen er zu seiner Zeit schon als lebendig erkannte. Dieser Erlöser würde einmal „auf der Erde stehen“ (wie einige Übersetzungen es haben) oder „sich über den Staub erheben“. Das bedeutet, dass er den Tod überwinden würde. Somit hatte Hiob genau die gleiche Erwartung wie Adam und Abel vor ihm. Wir dürfen davon ausgehen, dass auch ihm die Geschichte vom Sündenfall und die Überlieferung Noahs bekannt waren. Hiob trat vor Gott als ein Mittler für seine eigenen Kinder auf.

 

 

2.4 Das Opfer Abrahams

1Mo 22,2+10-13: „Und Gott sprach: Nimm doch deinen Sohn, deinen einzigen, den du lieb hast, Isaak, und geh hin in das Land Morija und bringe ihn dort zum Brandopfer dar auf einem der Berge, den ich dir nennen werde! (…)Und Abraham streckte seine Hand aus und fasste das Messer, um seinen Sohn zu schlachten. Da rief ihm der Engel des HERRN vom Himmel her zu und sprach: Abraham! Abraham! Und er antwortete: Hier bin ich! Er sprach: Lege deine Hand nicht an den Knaben und tue ihm gar nichts; denn nun weiß ich, dass du Gott fürchtest, weil du deinen einzigen Sohn nicht verschont hast um meinetwillen! Da erhob Abraham seine Augen und schaute, und siehe, da war hinter ihm ein Widder, der sich mit seinen Hörnern im Gestrüpp verfangen hatte. Und Abraham ging hin und nahm den Widder und brachte ihn als Brandopfer dar anstelle seines Sohnes.“

 

Abraham erhielt hier von Gott eine schockierende Nachricht: Er sollte seinen Sohn Isaak opfern. Eigentlich hatte Gott doch versprochen, durch diesen Sohn die Völker der Erde zu segnen. In 1Mo 17, als Gott von der Zukunft Ismaels und Isaaks sprach, betonte er noch, dass er seinen Bund mit Isaak aufrichten wollte:

 

1Mo 17,21: „Meinen Bund aber will ich mit Isaak aufrichten, den dir Sarah um diese bestimmte Zeit im nächsten Jahr gebären soll!“

 

Jetzt sollte genau dieser Isaak plötzlich geopfert werden. Die beeindruckende Größe des Glaubens Abrahams erwies sich darin, dass er Gott ohne Zögern gehorchte. Er zog mit seinem Sohn auf den Berg Morijah und bereitete dort alles für die Opferung vor. Erst im letzten Moment, als er bereits das Messer in der Hand hielt, um Isaak zu schlachten, gebot Gott ihm Einhalt und gab ihm einen Widder als Ersatzopfer. Gott prüfte den Glaubensgehorsam Abrahams bis aufs Äußerste. Wir lesen in Heb 11,19, dass Abraham fest darauf vertraute, seinen Sohn auch aus dem Tod von Gott wieder zu empfangen. Wir finden somit hier auch Abrahams Glauben an die Auferstehung.

 

Wir lernen:

  • Gott akzeptierte als Opfer einen Stellvertreter für den, dessen Leben er zunächst forderte. Während der Widder geopfert wurde, konnte Isaak am Leben bleiben.
  • Gott stellte dieses stellvertretende Opfer sogar selbst zur Verfügung, denn Abraham hatte keinen eigenen Widder mitgebracht.
  • Gott hatte von Abraham zunächst die Opferung seines eigenen Sohnes gefordert. Hierin erkennen wir vorgeschattet bereits die Opferung des Sohnes Gottes zur Vergebung der Sünden. Was Abraham nicht tun musste, das tat Gott fast 2000 Jahre später selbst: Er gab seinen eingeborenen Sohn Jesus Christus als Opfer für uns und für unsere Sünden. In der Auferstehung kehrte der Sohn Jesus Christus zu seinem Vater zurück, wo er nun verherrlicht ist. Gott selbst empfing seinen Sohn wie Abraham nicht nur im Gleichnis aus dem Tod wieder zurück, sondern in Wahrheit. Gott zeigte sogar den Ort der Opferung seines Sohnes an: Es war dieser Berg Morijah!
  • Nach dem Ereignis gab Gott Abraham die endgültige Verheißung, dass im Namen seines Nachkommen alle Nationen gesegnet werden sollten. Dies ist ein Hinweis auf die Errettung von Menschen aus allen Nationen der Erde durch diesen Nachkommen. Der Nachkomme ist nach Gal 3,16 und Gal 3,29 der Herr Jesus Christus selbst.

 

 

2.5 Das Passahopfer

2Mo 12,3+5-7+12-13: „Redet zu der ganzen Gemeinde Israels und sprecht: Am zehnten Tag dieses Monats nehme sich jeder Hausvater ein Lamm, ein Lamm für jedes Haus; (…) Dieses Lamm aber soll makellos sein, männlich und einjährig. Von den Schafen oder Ziegen sollt ihr es nehmen, und ihr sollt es aufbewahren bis zum vierzehnten Tag dieses Monats. Und die ganze Versammlung der Gemeinde Israels soll es zur Abendzeit schächten. Und sie sollen von dem Blut nehmen und damit beide Türpfosten und die Oberschwellen der Häuser bestreichen, in denen sie essen. (…) Denn ich will in dieser Nacht durch das Land Ägypten gehen und alle Erstgeburt im Land Ägypten schlagen, vom Menschen bis zum Vieh, und ich will an allen Göttern der Ägypter ein Strafgericht vollziehen, ich, der HERR. Und das Blut soll euch zum Zeichen dienen an euren Häusern, in denen ihr seid. Und wenn ich das Blut sehe, dann werde ich verschonend an euch vorübergehen; und es wird euch keine Plage zu eurem Verderben treffen, wenn ich das Land Ägypten schlagen werde.“

 

Israel war in Ägypten versklavt und der Pharao weigerte sich, das Volk ziehen zu lassen. Nachdem Gott bereits neun Plagen über das Land Ägypten geschickt hatte, richtete er nun noch eine letzte Warnung an den Pharao: Der Engel des Todes würde jeden Erstgeborenen in Ägypten töten. Es kam, wie es kommen musste: der Pharao schlug diese Warnung in den Wind und das Gericht war dadurch unabwendbar. Vor dem Gericht über die Ägypter wurde allerdings im Volk Israel ein neues Opfer eingeführt: Das Passahlamm. Die Erstgeborenen Israels sollten verschont werden, wenn jede Familie ein makelloses, einjähriges Lamm nehmen, es opfern und das Blut an die Türrahmen des Hauses streichen würde. Durch das Opferlamm gab Gott den Israeliten erneut die Möglichkeit, ein stellvertretendes Opfer zu schlachten.

Warum ist das Blut so bedeutend? Im Bund mit Noah und einige Zeit später im Buch 3. Mose lesen wir, dass das Leben bzw. die Seele im Blut ist:

 

1Mo 9,3-4: „Alles, was sich regt und lebt, soll euch zur Nahrung dienen; wie das grüne Kraut habe ich es euch alles gegeben. Nur dürft ihr das Fleisch nicht essen, während sein Leben, sein Blut, noch in ihm ist!“

3Mo 17,11: „Denn das Leben des Fleisches ist im Blut, und ich habe es euch auf den Altar gegeben, um Sühnung zu erwirken für eure Seelen. Denn das Blut ist es, das Sühnung erwirkt für die Seele.“

 

Durch das Schlachten des Passahlammes wurde somit ein Leben mit einem anderen Leben ausgelöst. Das Passahlamm musste sterben, damit die Erstgeburt unter den Israeliten am Leben bleiben konnte. Gott zeigte durch dieses Opfer, dass er einen Unterschied zwischen seinem gläubigen Volk Israel und den götzengläubigen Ägyptern machte.

 

Nach der zehnten Plage führte Mose das Volk aus Ägypten hinaus in die Wüste. Am Berg Sinai im Land Midian in Arabien (2Mo 3,12; Gal 4,25) schloss Gott einen Bund mit dem Volk. Zum einen verpflichtete er sich, ihr Gott zu sein. Zum anderen gab er Israel sein Gesetz, damit sie als heiliges Volk für Gott abgesondert sein konnten. Durch diesen Bund weihte er sie sich zu einem besonderen Eigentumsvolk.

 

2Mo 19,5: Wenn ihr nun wirklich meiner Stimme Gehör schenken und gehorchen werdet und meinen Bund bewahrt, so sollt ihr vor allen Völkern mein besonderes Eigentum sein, denn die ganze Erde gehört mir, ….“

 

Wir lernen:

  • Diejenigen, die durch den Glauben an das stellvertretende Opfer des Passahlammes verschont wurden, sind Gottes Eigentum geworden und für Gott geweiht.
  • Das Blut des Opfers wird hier besonders betont. Wenn Gott das Blut an dem Holz der Türrahmen sah, ging er verschonend vorüber („Passah“ bedeutet „vorübergehen“).
  • Zum ersten Mal in der fortlaufenden Heilsoffenbarung der Schrift wird hier das Heil nicht nur mit dem Blut verbunden, sondern auch mit dem Lamm. Wir finden hier eine klare alttestamentliche Vorschattung auf das wahre Lamm Gottes, auf den Herrn Jesus Christus, welcher sein Blut an dem Holz des Kreuzes gegeben hat. Er selbst ist die Tür, wie wir aus Joh 10 wissen!

 

 

2.6 Der Opferdienst Israels

Bis hierher sind in der Bibel nur verhältnismäßig wenige Opfer erwähnt. Das ändert sich nun mit dem Gesetz vom Sinai. Durch das Gesetz wird der regelmäßige Opferdienst eingeführt. In den allerersten Kapiteln des dritten Buches Mose (Levitikus) werden fünf grundlegende Arten von Opfern beschrieben: Brandopfer, Speisopfer, Friedensopfer, Sündopfer, Schuldopfer. In der vorliegenden Abhandlung möchten wir nun nicht detailliert auf die einzelnen Arten von Opfern eingehen, sondern lediglich die für unser Thema bedeutsamen Hauptmerkmale des levitischen Opferdienstes herausstellen.

Als Opfer konnten nur reine und makellose Tiere verwendet werden (3Mo 1,3 und andere Stellen). Bei den Tieropfern ging es letztlich immer darum, einem unschuldigen Tier das Leben zu nehmen und sein Blut zu vergießen. Dies deutete auf den Gedanken der Stellvertretung hin. Bevor das Opfer geschlachtet wurde, musste der Israelit seine Hände auf das Opfertier legen (z.B. 3Mo 1,4). Damit drückte er aus: „Dieses Opfer steht für mich. Was ihm geschieht, habe ich verdient. Meine eigene Sünde geht gewissermaßen in den Augen Gottes auf dieses Tier über.“ Zusätzlich zu den Sündopfern und Schuldopfern wurde am Anfang und Ende eines jeden Tages in Gottes Heiligtum ein beständiges Brandopfer dargebracht (2Mo 29,38-39). Entscheidend für die Opferhandlung war auch hier, dass das Blut des Opfers vergossen wurde, wie wir bereits zuvor gesagt haben:

 

3Mo 17,11: „Denn das Leben des Fleisches ist im Blut, und ich habe es euch auf den Altar gegeben, um Sühnung zu erwirken für eure Seelen. Denn das Blut ist es, das Sühnung erwirkt für die Seele.“

 

Der Höhepunkt des levitischen Opfersystems war der große Versöhnungstag, welchen wir in 3Mo 16 finden. Der Hohepriester ging alleine in das Heiligtum und brachte das Blut eines Bockes bis ins Allerheiligste, nachdem er zuvor mit dem Blut eines Jungstieres für sich selbst, für sein Haus, für die Stiftshütte und für den Altar Sühnung erwirkt hatte. Er sprengte das Blut des Bockes auf den Sühnedeckel der Bundeslade. Durch diese Handlung erwirkte er Sühnung für die Sünden des ganzen Volkes. Was tat das Volk während dieser Zeit?

 

3Mo 16,29: „Am zehnten Tag des siebten Monats sollt ihr eure Seelen demütigen und kein Werk tun, weder der Einheimische noch der Fremdling, der in eurer Mitte wohnt.“

 

Das Volk sollte innehalten und seine Seelen demütigen! Wir als Christen dürfen wissen, dass unser großer Hohepriester Jesus Christus nicht mit dem Blut von Stieren und Böcken, sondern mit seinem eigenen Blut ein einziges Mal ins Allerheiligste des Himmels eingetreten ist und dort für uns eine ewige Sühnung gewirkt hat. Lasst uns daher regelmäßig innehalten, unsere Seelen demütigen und unserem Herrn für dieses wunderbare Werk der Liebe danken.

 

Wir lernen:

  • Gott liegt sehr viel an der Heiligkeit seines Volkes. Für bewusste Sünden musste der einzelne Israelit selbst ein Opfer bringen. Zudem wurde am großen Versöhnungstag durch die Hand des Hohepriesters Sühnung für das ganze Volk erwirkt.
  • Dieses Vorbild können wir auf unser Leben als Christ übertragen: Sünden, die uns bewusst werden, sollen wir unmittelbar vor Gott bringen, bekennen und Buße tun (1Joh 1,8-9). Das ist wichtig, damit unsere Beziehung zu Gott wieder hergestellt wird. Für die ewige Errettung reicht das aber nicht aus. Dazu war es auch notwendig, dass Jesus Christus als unser großer Hohepriester sein eigenes Leben als Opfer gab und so Sühnung für uns erwirken konnte.

 

 

Zwischenzeit

Nach der Einführung des mosaischen Opferdienstes änderte sich für viele Jahrhunderte nichts mehr am Opferdienst. Die Opfer wurden scheinbar endlos täglich, wöchentlich, monatlich und jährlich wiederholt. Scheinbar endlos ging es weiter. Ein Problem blieb jedoch während all dieser Jahrhunderte ungelöst. Die Opfer befreiten die Menschen nicht von der Sünde. Vielmehr erinnerten sie das Volk immer wieder an seine eigene Sündhaftigkeit.

Die Durchführung des Opferdienstes wurde mit der Zeit mechanisch. Er blieb ohne geistliche Wirklichkeit in den Herzen des Volkes und der Priesterschaft. Gott möchte jedoch keine leeren Rituale, sondern eine echte Umkehr im Herzen. Um das Volk auf seinen Irrweg aufmerksam zu machen, schickte Gott eine ganze Reihe von Propheten, die das Volk immer wieder tadelten. Als Beispiel sei hier ein Wort des Propheten Amos angeführt:

 

Amos 5,21-22+25: „Ich hasse, ich verachte eure Feste und mag eure Festversammlungen nicht riechen! (…) Wenn ihr mir auch euer Brandopfer und Speisopfer darbringt, so habe ich doch kein Wohlgefallen daran, und das Dankopfer von euren Mastkälbern schaue ich gar nicht an. (…) Habt ihr etwa mir während der 40 Jahre in der Wüste Schlachtopfer und Speisopfer dargebracht, ihr vom Haus Israel?“

 

Nachdem das Volk sich von den Propheten nichts sagen ließ und weiterhin auf seinem Irrweg beharrte, schritt Gott zu einem Gericht: Er verbannte sein Volk für siebzig Jahre nach Babylon und nahm ihm den Tempel und somit den Opferdienst für eine Zeitlang weg. In der Verbannung sollte das Volk zur Herzensumkehr kommen. Das Land sollte die Sabbate genießen, welche das Volk nicht eingehalten hatte, und nach siebzig Jahren sollte die Rückkehr stattfinden, welche der Prophet Jeremia angekündigt hatte.

Wir kennen die weitere Geschichte: Nach der Rückführung und dem Wiederaufbau des Tempels lief alles nach relativ kurzer Zeit weiter wie zuvor, nachdem Josua, Serubbabel, Esra und Nehemia ihren Dienst vollendet hatten. Eine ganz entscheidende Sache im Tempel hatte sich allerdings bereits beim Wiederaufbau unter den Perserkönigen geändert. Das Allerheiligste war nämlich leer, denn die Bundeslade war verschwunden. Gott thronte nicht mehr über den Cherubim im Allerheiligsten. Ohne die Bundeslade war es für den Hohepriester streng genommen nicht mehr möglich, am großen Versöhnungstag in rechter Art und Weise nach den Vorschriften des Gesetztes vom Sinai Sühnung für sich selbst und das Volk zu erwirken. Ohne die nationale Vergebung wäre das Volk Israel außerhalb der bewahrenden Gnade seines treuen Bundesgottes dem Gericht Gottes genauso schutzlos ausgeliefert gewesen wie es die Ägypter in jener Passahnacht gewesen waren, als jede Erstgeburt getötet worden war. Die richtige Darbringung des Blutes nach dem Gesetz Moses war zwar rein formal nicht mehr möglich, jedoch blieb das irdische Israel dennoch bis zum Kommen des Messias Jesus Christus noch immer das auserwählte Volk Gottes. Gott hatte diesem Volk das Kommen des Erlösers angekündigt, und er bewahrte aufgrund seiner eigenen Bundestreue sein irdisches Volk Israel in Gnade bis zu der verheißenen Zeit.

 

Wir lernen:

  • Eine Beziehung zu Gott erhalten wir nicht durch äußere Rituale und Anstrengungen, sondern durch eine ernstliche Umkehr im Herzen.
  • Gottes Gnade ist mit denen, die sich im Bekenntnis ihrer eigenen Sünden vor ihm beugen und die Gnade der Errettung von ihm allein erwarten.

 

 

2.7 Das Opfer Jesu Christi

Durch die Propheten Gottes wurde schließlich ein siebtes Opfer angekündigt, ein Opfer wie kein anderes zuvor. Dieses Opfer machte alle zukünftigen Opfer überflüssig. Mit diesem Opfer erfüllte Gott den Bund, den er mit Abraham geschlossen hatte:

 

1Mo 22,18: „… in deinem Namen sollen alle Völker der Erde gesegnet werden“

 

Gott nahm hier kein Opfer aus der Hand seines sündigen Volkes mehr an. Er selbst brachte das Opfer, welches stellvertretend für sein Volk starb. Er sandte seinen eigenen Sohn, der sein Leben und Blut als ein vollkommenes und für Gott völlig annehmbares Opfer darbrachte. Jesus Christus erfüllte auf Golgatha alles, was die früheren Opfer vorgeschattet hatten. Sein Blut erwirkte Sühnung für die Sünden seines Volkes und versöhnt es in Ewigkeit mit Gott.

Seit Christi Tod und Auferstehung ist der Begriff des „Volkes Gottes“ nicht mehr begrenzt auf die irdische Nation Israel, sondern beinhaltet Menschen aus allen Nationen der Erde (eingeschlossen natürlich der Juden selbst). Wir wissen dies aus zahlreichen Stellen im Alten und Neuen Testament. Als Beispiele sollen hier lediglich zwei Stellen zitiert werden.

 

Jes 49,6: „Es ist zu gering, dass du mein Knecht bist, um die Stämme Jakobs aufzurichten und die Bewahrten aus Israel wiederzubringen; sondern ich habe dich auch zum Licht für die Heiden gesetzt, damit du mein Heil seist bis an das Ende der Erde.“

Gal 3,27-29: „Denn ihr alle, die ihr in Christus hineingetauft seid, ihr habt Christus angezogen. Da ist weder Jude noch Grieche, da ist weder Knecht noch Freier, da ist weder Mann noch Frau, denn ihr seid alle einer in Christus. Wenn ihr aber Christus angehört, so seid ihr Abrahams Nachkommen und nach der Verheißung Erben.“

 

Gott hat sich nach der Verwerfung des Messias Jesus Christus durch die Mehrheit der alten irdischen Nation Israels, sowie nach dem Tod, der Auferstehung und der Himmelfahrt des Herrn Jesus Christus zu allen Nationen der Erde gewandt. Jeder Mensch auf dieser Erde, sei es ein Mensch aus der irdischen Nation Israel oder aus allen anderen Nationen der Erde, kann nun durch das Bekenntnis seiner Sünden vor Gott sowie durch den Glauben an den Kreuzestod und die Auferstehung des Herrn Jesus Christus gerettet werden.

Als Bestätigung, dass Gott das Opfer Jesu Christi angenommen hat, wurde der Herr Jesus Christus am dritten Tag wieder aus den Toten auferweckt und setzte sich auf den Thron zur Rechten Gottes im Himmel. Er ist der geopferte Stellvertreter, der Mittler, der Sohn, der Hohepriester, der König, der Retter und der Richter. Vom Himmel aus wird er wiederkommen am letzten Tag zum endgültigen Gericht über die jetzige Welt.

 

 

3. Hauptmerkmale der Opfer im AT

Fassen wir noch einmal kurz die Hauptmerkmale zusammen, die wir bei den Opfern im AT gefunden haben. Beim Opfer von Kain ging es vorrangig um Selbsterlösung. Gott hatte ihn gesegnet mit Korn und er wollte Gott aus eigener Anstrengung heraus etwas erstatten, um Segen zu empfangen. Gott konnte dieses Opfer nicht akzeptieren. Kain baute die erste Stadt, er wurde zum Gründer aller gottlosen menschlichen Kultur und ging letztlich verloren.

Das Opfer von Abel war ein Blutopfer, welches Abel aus Glaubensgehorsam im Hinblick auf die von Gott verordnete Stellvertretung durch den Tod eines Tieres anstelle des sündigen Menschen brachte. Abel glaubte, dass er selbst keine Erlösung aus eigener Kraft bewerkstelligen konnte, sondern dass ein anderes Leben anstelle seines eigenen Lebens geopfert werden musste. Gott nahm sein gläubiges Opfer an.

Noah opferte einige reine Tiere, nachdem er nach der Sintflut wieder festen Boden unter den Füßen bekommen hatte. Hier zeigt sich einerseits Dankbarkeit, dass Noah und seine Familie vor dem Gericht Gottes verschont wurden. Andererseits spricht dieses Opfer auch von Besänftigung, da nun Gottes Zorn gestillt war. Gott konnte das Opfer somit als einen „beruhigenden Geruch“ annehmen. Auch Noahs Opfer wurde im Glauben an das von Gott verordnete Stellvertreterprinzip dargebracht. Nach der Opferung offenbarte sich Gott seinem Knecht Noah in ganz neuer Art und Weise, indem er einen Bund mit ihm schloss.

Die Opfer Hiobs für die Sünden seiner Kinder waren ebenfalls stellvertretende blutige Tieropfer, welche außerdem auch von dem Vater anstelle seiner Kinder dargebracht wurden. Hier erkennen wir somit nicht nur das Prinzip der Stellvertretung in der Opferung eines Tieres anstelle des sündigen Menschen, sondern auch das Mittlerprinzip, bei welchem der Mittler Hiob vor Gott für seine Kinder in den Riss trat.

Die Opferung Isaaks durch Abraham stellt uns das Prinzip der Stellvertretung nochmals in anderer Art und Weise vor Augen. Der Sohn Abrahams sollte zunächst geopfert werden, aber im letzten Moment stellte Gott einen Widder als Ersatzopfer zur Verfügung. Hierin erkennen wir vorgeschattet bereits die Opferung des Sohnes Gottes zur Vergebung der Sünden. Was Abraham nicht tun musste, das tat Gott fast 2000 Jahre später selbst: Er gab seinen eingeborenen Sohn Jesus Christus als Opfer für uns und für unsere Sünden. In der Auferstehung kehrte der Sohn Jesus Christus zu seinem Vater zurück, wo er nun verherrlicht ist. Gott selbst empfing seinen Sohn wie Abraham nicht nur im Gleichnis aus dem Tod wieder zurück, sondern in Wahrheit. Auch den Ort der Kreuzigung zeigte Gott an: Es war Morijah.

Im Passahopfer wird das Konzept des makellosen Lammes eingeführt. Zudem liegt hier die Betonung auf dem Blut, welches an die Türrahmen gestrichen werden musste, um dem Gericht Gottes zu entgehen. Im Anschluss an die zehnte Plage über Ägypten wurde das Volk Israel aus der Knechtschaft herausgeführt und wurde Gottes besonderes Eigentumsvolk, welches sich von den übrigen Nationen absondern sollte. Geistlich gesehen treffen alle diese Dinge auch auf das Volk Gottes im neuen Bund zu, nämlich auf sein Israel nach dem Geist, welches die Gemeinde der gläubigen Christen auf der ganzen Erde ist. Jesus Christus ist die Tür zum Haus Gottes, zu der Gemeinde der erlösten Gläubigen. Das Blut seines Kreuzes ist in geistlicher Weise an die Türpfosten des ewigen Hauses Gottes gestrichen worden.

Gott gab seinem Volk am Berg Sinai das Gesetz. Dieses enthielt neben seinen insgesamt 613 Geboten auch die Beschreibung des levitischen Opferdienstes, unter anderem mit den Opfern für Sünde und Schuld, dem beständigen Brandopfer und den Opfern am großen Versöhnungstag. Diese Opfer führen uns das Prinzip vor Augen, dass Sühnung für einzelne Sünden und für jeden einzelnen Sünder notwendig ist. Für jede Sünde, die ein Israelit tat, musste ein Tier als stellvertretendes Opfer getötet und das Blut vergossen werden. Dieser Opferdienst stellt uns deutlich die Heiligkeit Gottes vor Augen und seinen Wunsch, dass auch sein Volk heilig ist.

Das große Problem des levitischen Opferdienstes bestand darin, dass er nicht von der Sünde befreien konnte, sondern vielmehr den Menschen immer wieder an seine eigene Sündhaftigkeit erinnerte. Zudem war dieser Opferdienst nur für die irdische Nation Israel bestimmt. Menschen aus anderen Nationen hatten (mit wenigen Ausnahmen) keine Möglichkeit, in Kontakt mit Gott zu kommen. Über viele Jahrhunderte wurden zahllose Tiere getötet und es war nach menschlichem Ermessen kein Ende in Sicht. Nach Gottes Plänen musste Israel jedoch unter dem Zuchtmeister des Gesetzes ausharren, bis die Zeit erfüllt war.

Schließlich sandte Gott seinen Sohn Jesus Christus als das reine und makellose Lamm Gottes auf die Erde. Er opferte sein eigenes Leben und vergoss sein eigenes Blut, damit „jeder, der an Ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern das ewige Leben hat“ (Joh 3,16). Dieses Opfer war einmalig und abschließend, es sind keine weiteren Opfer mehr nötig. Mehr noch: Durch dieses Opfer bekommt nicht nur das irdische Volk Israel im Glauben Zugang zu Gott, sondern dieses Opfer geschah für gläubige Menschen aus allen Nationen der Erde.

 

 

4. Zusammenfassende Gedanken zum Opfer Christi

Durch die Betrachtung der Opfer im AT haben wir eine Art „Vorab-Interpretation“ des Opfers Christi am Kreuz erhalten. Im Folgenden möchten wir nun versuchen, die einzelnen Aspekte des Opfers Jesu Christi systematisch zusammenzufassen. Dies kann naturgemäß nur in sehr kurzgefasster Form geschehen, um den Rahmen unseres Textes nicht zu überschreiten.

 

Das Grundproblem der Menschheit

Das Grundproblem der Menschheit ist seit 1Mo 3 die Sünde und die daraus resultierende Schuld vor Gott. Der heilige und gerechte Gott ist zornig auf uns, weil wir gegen Ihn rebellieren. Nicht nur das erste Menschenpaar hat durch seinen Ungehorsam Gottes Zorn auf sich gezogen, sondern auch wir selbst erleben jeden Tag in unserem Leben die Macht der Sünde. Die Gerechtigkeit Gottes führt dazu, dass er die Sünden der Menschen nicht einfach übersehen kann. Er muss sie in ein endgültiges Gericht bringen. Wie können verlorene Sünder diesem Gericht und der darauf folgenden Strafe entgehen? Wie oben schon mehrmals erwähnt: Wir brauchen ein „Sühneopfer“. Die Liebe des gerechten und heiligen Gottes zu den gefallenen Menschen hat einen Weg zur Errettung der Verlorenen geöffnet.

 

(1) Christus kam, um stellvertretend zu sterben

Das endgültige Sühneopfer ist Jesus Christus am Kreuz für uns geworden. Er kam, um stellvertretend für uns zu sterben. Das Prinzip der Stellvertretung haben wir bei Abraham und beim Passah bereits gesehen. Bei ersterem wurde ein Widder anstelle von Isaak, bei letzterem das Passahlamm anstelle der Erstgeborenen geopfert. Auf die gleiche Art und Weise wurde uns Jesus als stellvertretendes Opfer gegeben. Er wurde juristisch gesehen anstelle des Sünders getötet. Er nahm die Strafe auf sich, die wir verdient hatten.

 

Jes 53,4-6: „Fürwahr, er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen; wir aber hielten ihn für bestraft, von Gott geschlagen und niedergebeugt. Doch er wurde um unserer Übertretungen willen durchbohrt, wegen unserer Missetaten zerschlagen; die Strafe lag auf ihm, damit wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt worden. Wir alle gingen in die Irre wie Schafe, jeder wandte sich auf seinen Weg; aber der HERR warf unser aller Schuld auf ihn.“

 

(2) Christus kam, um den Zorn Gottes zu stillen

Joh 3,36: „Wer an den Sohn glaubt, der hat ewiges Leben; wer aber dem Sohn nicht glaubt, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm.“

 

Ein alttestamentliches Gegenbild finden wir bei Noahs Opfer unmittelbar nach der Sintflut. Gott hatte seinen Zorn in Form der Sintflut über die ganze Erde ausgegossen und alle Menschen – mit Ausnahme von Noah und seiner Familie – getötet. Nun roch er den Geruch der Opfer Noahs und sein Zorn legte sich wieder. In seiner Liebe zu den wenigen Menschen, welche das Gericht überlebt hatten, aber dennoch weiterhin unter dem geistlichen Todesurteil infolge der Sünde Adams standen, schloss er einen gnädigen Bund mit Noah.

 

1Mo 8,21: „Und der Herr roch den beruhigenden Geruch, und der Herr sprach in seinem Herzen: Ich will künftig den Erdboden nicht mehr verfluchen …“

 

(3) Christus kam, um Sühnung für Sünde zu bewirken

Was genau versteht die Bibel unter dem Begriff „Sühne“? Wenn wir im Strong-Wörterbuch nachschauen, sehen wir, dass die Bedeutung des Wortes „bedecken“ ist. Ein verwandtes Wort mit dem gleichen Ursprung ist „Versöhnung“. Das Sühneopfer bedeckt also unsere Sünden. Verdeutlichen lässt sich das mit dem alttestamentlichen Bild des großen Versöhnungstages (bzw. „Bedeckungstag“). An diesem Tag goss der Hohepriester das Blut des Opfers auf den Sühnedeckel, der Bundeslade, die im Allerheiligsten stand. Wenn Gott nun von den Cherubim herab blickte, sah er das Blut oben auf dem Sühnedeckel über den Gesetzestafeln im Inneren der Bundeslade, welche an die Übertretungen des Volkes Israel erinnerten. In ungleich besserer, nämlich in vollkommener Weise reinigt uns heute das Blut Jesu Christi von aller Sünde. Wenn wir im Glauben Jesu stellvertretendes Opfer angenommen haben, dann sieht Gott, wenn er auf uns schaut, nicht mehr unsere Sünden, sondern die Reinheit seines Sohnes. Wir haben gewissermaßen Jesus Christus „angezogen“. Gott hat uns in der Errettung mit der vollkommenen Gerechtigkeit seines Sohnes überkleidet, welche als einzige Gerechtigkeit vor ihm gilt.

 

Gal 3,27: „Denn ihr alle, die ihr in Christus hinein getauft seid, ihr habt Christus angezogen.“

 

(4) Christus kam, um Erlösung für jeden zu bewirken, der umkehrt und glaubt

Jesus Christus hat das Gesetz des alten Bundes vom Sinai vollständig erfüllt. Sein Blut ist einmal gegeben worden in der Fülle der Zeit, um alle diejenigen für immer vollkommen zu machen, welche es im echten Glauben annehmen. Um sein Opfer für sich in Anspruch zu nehmen, ist der persönliche Glaube des Sünders an den Herrn Jesus Christus absolut notwendig. Der Glaube an das Opfer Christi, an seinen Tod und seine Auferstehung ist die einzig richtige Art und Weise, Christus als seinen Stellvertreter anzuerkennen.

 

1Kor 15,1-4: „Ich erinnere euch aber, ihr Brüder, an das Evangelium, das ich euch verkündigt habe, das ihr auch angenommen habt, in dem ihr auch fest steht, durch das ihr auch gerettet werdet, wenn ihr an dem Wort festhaltet, das ich euch verkündigt habe, (…) Denn ich habe euch zuallererst das überliefert, was ich auch empfangen habe, nämlich dass Christus für unsere Sünden gestorben ist nach den Schriften, und dass er begraben worden ist und dass er auferstanden ist am dritten Tag, nach den Schriften.“

 

Falls du diesen Schritt noch nicht getan hast, was hält dich davon ab, sein Opfer im Glauben anzunehmen und ewig vor dem Zorn Gottes bewahrt zu sein? Wer seine Sünden ehrlich bereut, sich vor Gott als verlorenen Sünder bekennt und an Christi Opfer glaubt, wird aus der Sklaverei der Sünde befreit. Er ist dann frei, ein neues Leben in Christus zur Ehre Gottes zu führen. Er empfängt in der Wiedergeburt zum ewigen Leben den Heiligen Geist, welcher ihn belehrt und jeden Gläubigen dazu befähigt, seinem Herrn und Retter Jesus Christus im irdischen Leben nachzufolgen, bis er kommt.

 

Die Lösung: Jesus Christus ist das letzte Opfer

Jesus Christus ist Gottes wahres Opferlamm. Die Opfer im AT waren nur Vorschattungen auf dieses letzte Opfer hin. Sein Tod am Kreuz ist das einzig wirksame und vor Gott völlig ausreichende Opfer, das jemals dargebracht wurde. Als sündloser Mensch konnte der Herr unsere Schuld auf sich nehmen. Die Blutbesprengung im Alten Testament konnte die Sünden nur bedecken. Das Opfer des Lammes Gottes nimmt die Sünden hinweg, sein Blut reinigt uns von aller Sünde und wir können vor Gott treten als Anbeter in Geist und Wahrheit.

Das Opfer Jesu Christi ist einzigartig! Es wird keine zweite Chance nach dem Tod geben! Es wird auch keinen anderen Weg in den Himmel geben!

 

 

5. Fazit

In dieser Abhandlung haben wir einen Streifzug durch die ganze Bibel unternommen. Nachdem wir die Opfer im AT und das endgültige Opfer des Sohnes Gottes näher betrachtet haben, können wir nun nochmals innehalten und uns ganz ehrlich fragen, was wir aus uns selbst heraus tun können, um uns den Weg in den Himmel zu verdienen. Genau genommen gar nichts. Im Laufe der Reformation wurden unter anderem die Worte „Solus Christus“ (Christus allein) und „Sola fide“ (allein aus Glauben) geprägt. Allein durch den Glauben an den Herrn Jesus Christus und an sein Werk für uns können wir zu Gott gelangen.

 

Joh 14,6: „Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater als nur durch mich!“

 

Er war die einzige Person, die den Preis bezahlen konnte, um uns von unserer Sündenschuld freizukaufen. Dieser Preis war sein Blut und sein Leben, und er hat ihn völlig bezahlt. Gott liebt alle Menschen und möchte, dass jeder von diesem Angebot der Vergebung der Sünden Gebrauch macht. Es ist jedoch immer der persönliche Glaube des Menschen, der ihn vor dem Zorn Gottes im Endgericht rettet. Es hilft dem Menschen nichts, Verwandte oder Bekannte zu haben, die eine lebendige Beziehung zu Gott haben. Jeder Mensch muss eigenen Glauben haben, um das stellvertretende Opfer in Anspruch nehmen zu können. Auch hilft es dem Menschen nichts, eine Vielzahl guter Werke anzuhäufen, mit denen er sich selbst den Weg in den Himmel erkaufen will. Denn der Mensch wird nicht gerichtet wegen guter Taten, sondern wegen böser. Und diese können durch gute Taten nicht einfach ausgeglichen werden, sondern jede einzelne Sünde und jeder Ungehorsam ziehen das ganze Gericht Gottes nach sich, wenn sie nicht vergeben und weggetan sind.

 

Röm 6,23: „Denn der Lohn der Sünde ist der Tod; aber die Gnadengabe Gottes ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserem Herrn.“

 

Noch ein weiteres Opfer?

Ist das Opfer Jesu Christi am Kreuz zeitlich betrachtet das letzte Opfer, von dem uns die Bibel berichtet, oder folgt noch ein anderes Opfer nach? Lesen wir hierzu das Neue Testament:

 

Rö 12,1: „Ich ermahne euch nun, ihr Brüder, angesichts der Barmherzigkeit Gottes, dass ihr eure Leiber darbringt als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer: Das sei euer vernünftiger Gottesdienst!“

Hebr 13,15: „Durch ihn lasst uns nun Gott beständig ein Opfer des Lobes darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen!“

 

In diesen Versen erkennen wir tatsächlich noch ein weiteres Opfer. Dieses folgt sowohl geistlich als auch zeitlich gesehen auf die Errettung. Gott hat uns in der Wiedergeburt zum ewigen Leben und in der Taufe des Heiligen Geistes von der Macht der Sünde errettet und somit für sich selbst abgesondert (à denken wir alttestamentlich gesprochen hierbei an die Befreiung Israels aus Ägypten; im Neuen Testament siehe auch Tit 3,14; 1Pe 2,9-10; Off 1,5-6). Wir sind als errettete Gläubige dazu aufgefordert, uns selbst als ein lebendiges, heiliges und Gott wohlgefälliges Opfer darzubringen und Gott beständig ein Opfer des Lobes darzubringen. Dieses Opfer reinigt uns nicht von Sünden, sondern es ist eine Folge der Errettung. Es wird daher nicht aus Furcht dargebracht, sondern aus Liebe.

 

1Joh 4,18-19: „Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus, denn die Furcht hat mit Strafe zu tun; wer sich nun fürchtet, ist nicht vollkommen geworden in der Liebe. Lasst uns ihn (Gott, Anmerkung des Schreibers) lieben, weil er uns zuerst geliebt hat.“

 

Freiwillige Opfer des Lobes kann jeder Gläubige Gott nicht nur in seinem persönlichen Leben darbringen, sondern wir dürfen auch als Gemeinde solche Opfer darbringen, wenn wir den Tod des Herrn verkünden, bis er kommt. Ist das nicht wunderbar?

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