Bibel im Fokus

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Mit diesem Text möchten wir die wahrheitsgemäße und wörtliche Bedeutung von 1. Mose untermauern. Das innere Zeugnis des Textes ist hierbei entscheidend. Es wird ergänzt durch weitere Fakten, welche im Verlauf der Abhandlung angeführt werden.

(Nach David L. Cooper: “Messiah – His First Coming Scheduled”)

 

 

Einleitung

Es gibt unter den sechsundsechzig Büchern der Bibel drei Bücher, welche mehr als alle anderen von den Bibelkritikern der alten und neuen Kirchengeschichte sowie von Naturwissenschaftlern angefochten worden sind: Das Buch Daniel, das Buch der Offenbarung und Genesis, also das Buch 1. Mose. Der Grund liegt darin, dass vor allem diese drei Bücher eindrucksvolle Aussagen machen, an denen sich sowohl die bibelkritischen Theologen als auch die nicht bibelgläubigen Naturwissenschaftler immer wieder aufgerieben haben. Die prophetischen Aussagen des Buches Daniel überspannen viele Jahrhunderte und sind zu großen Teilen bereits heute in Erfüllung gegangen. Das Gleiche gilt für die Offenbarung. Die Aussagen des Johannes über die zu erwartenden Umstände und Ereignisse während des gesamten Zeitalters der Gemeinde Jesu Christi auf der heutigen Erde bis zu seiner Wiederkunft sind durch die Jahrhunderte hindurch eindrucksvoll bestätigt worden. Die Aussagen über die Wiederkunft Christi zum Gericht über diese Welt und die darauf folgende neue und ewige Schöpfung warten zwar noch auf ihre Erfüllung, werden jedoch nach der festen Überzeugung aller gläubigen Christen ebenso vollständig noch eintreten.

Wenn man die Chronologie der Bibel von Adam bis auf den Messias Jesus Christus mit einer großen Hängebrücke vergleicht, welche wie die Golden Gate Bridge die gesamte Zeit des Alten Testamentes von der Erschaffung der Welt bis zum ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung überspannt, dann müssen zweifellos die Bücher 1. Mose und Daniel als die beiden gewaltigen Brückenpfeiler angesehen werden, auf welchen die gesamte Konstruktion ruht.[1] Wir wollen uns nun etwas näher mit dem Buch 1. Mose beschäftigen.

In der Geschichte sind zahllose Werke veröffentlicht worden, welche das Ziel hatten, die Aussagen von 1. Mose entweder zu verteidigen oder sie anzufechten. Manche Autoren haben sehr detailliert und sachlich argumentiert, andere mehr emotional, teilweise sogar leidenschaftlich. Dies geschah meist aufgrund ihrer persönlichen Glaubensüberzeugungen, seien sie nun biblischer Art gewesen oder nicht.

Es ist nicht das Ziel der vorliegenden Abhandlung, mit den persönlichen Ansprüchen anderer Autoren in Konkurrenz zu treten, sie anzugreifen, zu beleidigen oder zu verteidigen. Der Schreiber des vorliegenden Textes ist vielmehr darum bemüht, auf der sachlichen Ebene zu argumentieren und dabei verfügbare Informationen sowohl aus dem Bibeltext selbst als auch aus der Wissenschaft miteinander zu einem aussagekräftigen Konzept zu verbinden.[2]

Hierzu muss vorab noch einiges über die Begriffe Bibelkritik und Textkritik gesagt werden, welche allgemein sehr leicht verwechselt werden. Die Bibelkritik hat das Ziel, aufgrund einer glaubensgemäßen oder überzeugungsgemäßen Gegnerschaft die Aussagen der Bibel zu widerlegen. Diese Methode wurde nicht nur in der Naturwissenschaft häufig angewendet, sondern vor allem auch in der Theologie. So war z.B. der deutsche Theologe Rudolf Bultmann mit dem Anspruch angetreten, dass man es von einem modernen Menschen, der mit der Eisenbahn fährt (im damaligen 19. Jahrhundert die Spitze des technischen Fortschritts) doch wohl nicht mehr verlangen könne, wörtlich an die Aussagen der Bibel zu glauben. Bultmann verfolgte in seiner gesamten Theologie das Ziel, die Aussagen von 1Mo 1-11 zu „entmythologisieren“. Auch auf andere Teile der Heiligen Schrift wandte er seine Methodik an.

Textkritik ist hingegen etwas ganz anderes. Die Textkritik versucht nämlich nicht, die Bibel ungültig zu machen. Sie verfolgt vielmehr das Ziel, anhand aller verfügbaren Textquellen den ursprünglichen Text der Heiligen Schrift möglichst genau zu rekonstruieren. Dabei ist sie zugleich bestrebt, aufgrund der Beschäftigung mit sprachlicher Problematik wie zum Beispiel Analysen von genauen Wortbedeutungen, Deutungsarten, Schreibstilen (Poesie, Prophetie, Tatsachenberichte, Chroniken etc.) zu einem möglichst exakten Verständnis aller Aussagen der Bibel zu kommen. Die Textkritik ist also im positiven Sinne bemüht, die Heiligen Schrift in allen Aspekten möglichst korrekt auszulegen. Dabei werden auch Informationen anderer wissenschaftlicher Disziplinen relevant, wie z.B. Sprachwissenschaften, Geschichte, Philosophie (vor allem Erkenntnistheorie) und literarische Textanalyse.

Der vorliegende Text versucht in einem bescheidenen Rahmen den soeben aufgezeigten Weg der Textkritik zu gehen. Das Ziel besteht darin, die wahrheitsgemäße und wörtliche Bedeutung von 1. Mose – und hierbei natürlich vor allem der ersten 11 Kapitel des Buches – zu untermauern. Das innere Zeugnis des Textes ist hierbei entscheidend. Es wird ergänzt durch weitere Fakten, welche im Verlauf der Abhandlung angeführt werden.

 

Interessante Erkenntnisse aus den Wissenschaften

Im Verlauf des ausgehenden 19. und des beginnenden 20. Jahrhunderts hatte die Bibelkritik ihren Höhepunkt. Gleichzeitig gab es auch in der Theologie sowie in der weltlichen Wissenschaft, vor allem in den Sparten Geschichte, Archäologie, Linguistik und Literaturwissenschaft bedeutende Erkenntnisse, welche auf das Verständnis der Bibel großen Einfluss erlangten. Als im Jahr 1947 die Qumran-Texte am Toten Meer entdeckt wurden, hegten die Bibelkritiker die große Erwartung, nun endlich die Bibel aus den Angeln heben zu können. Das Gegenteil trat jedoch ein. In Qumran befanden sich Teile aller AT-Bücher mit Ausnahme des Buches Esther, und insbesondere fand sich eine vollständige Abschrift des zuvor immer wieder hart angegriffenen Buches Jesaja. Die Qumran-Funde schlossen eine Dokumentationslücke in den Abschriften der Bibel von mehr als 1000 Jahren und bedeuteten faktisch das Ende der Bibelkritik.

Die Ruinen Jerichos wurden von Marsden und Garstang ausgegraben, was nicht nur dazu führte, dass man die verschiedenen Stadien der Existenz dieser Stadt genauso rekonstruieren konnte, wie sie auch in der Bibel zu finden sind. Es führte letztlich soweit, dass man aufgrund der gefundenen Skarabäen der Ägypter den Pharao bestimmen konnte, unter dessen Herrschaft die Israeliten aus Ägypten auszogen: Es war Pharao Amenhotep III aus der 18. Dynastie. Sein erstgeborener Sohn, welcher in der zehnten Plage Ägyptens umkam und im prachtvollen Grab seines Vaters beerdigt wurde (der ja bei der Verfolgung der Israeliten am Roten Meer ebenfalls umgekommen war), war mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit der berühmte Tut Anch Amun. Der Thronfolger in den ägyptischen Dynastien, welcher mit der Person Mose identifiziert werden muss, war Thutmosis II. Seine Pflegemutter war die berühmte Hatschepsut, deren Protektion Mose während der ersten 40 Jahre seines Lebens in Ägypten genoss. Es gibt sogar eine Statue von Thutmosis II.[3]

Anhand der Skarabäen konnte auch das Jahr des Auszugs der Israeliten aus Ägypten mit hoher Genauigkeit bestimmt werden: Es lag in der Zeit zwischen 1445-1450 v.Chr. In den archäologischen Erdschichten Ägyptens, welche genau aus dieser Zeit stammen (Mittlere Bronze), hat man gigantische Massengräber mit männlichen Leichen und andere mit Tierkadavern gefunden. Lesen Sie in 2. Mose den Bericht über den Tod der Erstgeborenen Ägyptens, sowohl Menschen als auch Tiere, und Sie wissen warum. Dieses Zeugnis der Grabungen stimmt exakt mit der Reihenfolge der Apis-Stiere in Ägypten überein, anhand derer die Ägypter ihre kultischen Rituale im Jahresrhythmus feierten.

Verschiedene Historiker und Archäologen früherer Epochen haben über das Altertum in der Gegend Babylons geschrieben, denn sie konnten aufgrund der noch stabilen politischen Verhältnisse im mittleren Osten diese Gegenden zu Forschungszwecken frei bereisen, was heutzutage meist nicht mehr möglich ist. Zudem haben die Kriege der letzten Jahrzehnte immense Zerstörungen des Kulturguts verursacht. Die Erkenntnisse des frühen 20. Jahrhunderts sind daher sehr wertvoll, denn sie wurden an noch unversehrten Forschungsstätten gewonnen.[4]

Nach diesen Erkenntnissen hatte die sumerische Kultur ihren Höhepunkt bereits mehrere Jahrhunderte vor der Geburt Abrahams. Abraham war zu seiner Zeit also ein Kind einer bereits alten heidnischen Kultur. In unseren Museen befinden sich bildliche Darstellungen und eine Summe von mehr als 250.000 beschriebenen Tontafeln, welche bis etwa 3500 v.Chr. zurückreichen. Auf diesen Tafeln fand man ganz normalen alltäglichen Schriftverkehr wie zum Beispiel private Briefe, Geschäftsbriefe, Versicherungen und Rechnungen. Andererseits gab es sogar solche, die über Dinge berichteten, die sich vor der großen Flut abgespielt hatten. Der biblische Bericht der Sintflut ist somit nicht nur geologisch und paläontologisch, sondern auch literaturgeschichtlich nachweisbar. Zudem gibt es in den Mythologien zahlreicher Völker auf allen Kontinenten Schilderungen einer weltweiten Flut. Dieses Zeugnis ist kein vager Zufall, sondern es hat überwältigende Beweiskraft.

Einige nichtchristliche Forscher haben offen anerkannt, dass das Zeugnis der Bibel glaubwürdig ist. Dies geschah nicht, weil sie plötzlich romantische Anwandlungen bekamen, sondern weil sie unvoreingenommen forschten und letztlich über die innere Größe verfügten, die zwingenden logischen Schlussfolgerungen aus ihren eigenen Forschungen anzuerkennen. Dieser wirklich wissenschaftliche Geist ist den meisten Forschern unserer heutigen Zeit leider verlorengegangen. Diese Leute sind in den meisten Fällen abhängig von ihren persönlichen Glaubensgrundlagen, im schlimmsten Fall sogar von fremden Sponsoreninteressen oder von politischen Interessen.

Was kennzeichnet nun einen wirklich wissenschaftlichen Geist? Er ist offen, vorurteilsfrei und unabhängig. Es geht ihm zunächst um die Ermittlung der Fakten, die er auf seiner Suche nach der Wahrheit zu sammeln vermag. Dabei ist er dazu bereit, alle nachgewiesenen Fakten ohne Vorbehalt zu akzeptieren, und zwar auch dann, wenn sie den eigenen Überzeugungen und Vorannahmen widersprechen. Diese Fakten werden durch logisches Denken in einen Zusammenhang gebracht, wie auch immer das Ergebnis aussehen mag. Der ehrliche Wissenschaftler verfügt hierbei auch über die ständige Bereitschaft, sich von bisherigen Erkenntnissen zu trennen, wenn die Fakten unmissverständlich zu anderen Erkenntnissen führen. Nur so kann Wissenschaft wirklich funktionieren. Dogmatische Wissenschaft ist keine wirkliche Wissenschaft, denn sie geht nicht mehr von den reinen Fakten aus, sondern von Vorannahmen und teilweise sogar von Vorurteilen.

In der juristischen Beweisführung ist die Methode identisch. Wenn eine schwierige Frage zu entscheiden ist, dann werden alle verfügbaren Zeugen genau befragt. Ihre Einzelaussagen liefern oftmals nicht den gesamten Tatbestand, sondern nur einzelne Bausteine des Gesamtbildes. Diese Elemente werden miteinander verglichen und in einen logischen Zusammenhang gebracht. Dann werden die Plädoyers gehalten, in welchen sowohl der Staatsanwalt als auch der Verteidiger auf der Grundlage der verfügbaren und ausgewerteten Gesamtinformation ihre Schlussfolgerungen darlegen. Diese Schlussfolgerungen können sich noch immer stark voneinander unterscheiden. Daher können erst der Richter oder die Geschworenen nach einer nochmaligen gründlichen Analyse der beiden Standpunkte zu einem Urteil kommen. Auch dieses Urteil muss immer noch öffentlich begründet werden, oftmals auch dadurch, dass es mit anderen Urteilen verglichen wird. Sollten sich noch immer Widersprüche finden, so wird eine Revision vor einem anderen Gericht eingeleitet.

Auf dieselbe Art und Weise ist auch die Bibel auszulegen: Auflistung aller verfügbaren Einzelelemente, objektiver Vergleich und Erstellung eines logischen Zusammenhangs. Danach die Schlussfolgerung als Synthese aus den einzelnen Elementen. Diese Schlussfolgerung muss der Prüfung durch andere Personen standhalten. Sie muss zur Diskussion gestellt werden. Die Wahrheit wird letztlich der Diskussion standhalten.

Zunächst gehen wir noch einmal kurz zurück zur Geschichte Ägyptens. Der Amerikaner Ron E. Wyatt konnte die Fluchtroute der Israeliten von Ägypten bis in das Land Midian rekonstruieren, inklusive der exakten Lage des biblischen Berges Sinai: Es ist der Jebel al Lawz im Gebiet der heutigen nordwestarabischen Stadt Al Bad. Sein Name bedeutet „Mandelberg“. Man denke hierbei auch an den stilisierten Mandelbaum der Menora, welcher nach dem Zeugnis der Bibel ab 2Mo 25 im Lager Israels an genau diesem Berg aus dem Gold der Ägypter gefertigt wurde, welches die Israeliten auf der Flucht mitgenommen hatten. Sogar die genaue Stelle der Überquerung des Roten Meeres konnte Wyatt anhand kartographischer, historischer und biblischer Studien ermitteln: Es ist der Strand von Nuweiba in Ägypten, gelegen am Westufer des Golfs von Akaba. Bei Tauchgängen fand Wyatt am Grund dieses Gewässers sowohl die genaue Passage für den Übergang des Volkes Israel als auch die Überreste des ägyptischen Heeres. Seine Erkenntnisse wurden von weiteren Forschern bestätigt. Sie sind heute im Internet veröffentlicht unter: www.arkdiscovery.com.[5]

 

Wissenschaftliche Fragen an den Text von 1. Mose

Nachdem wir nun die Voraussetzungen dargelegt haben, möchten wir in einem weiteren Schritt einige Fragen an den Text des Buches 1. Mose richten, und zwar genau so, wie es ein Literaturwissenschaftler tun sollte. Beim unvoreingenommenen Studium des Textes fallen nämlich bestimmte Dinge auf, welche man nicht übergehen darf, wenn man das Buch richtig verstehen möchte.

Erstens: Im Buch 1. Mose fehlt der Name Moses, er taucht nicht auf. Diese Tatsache fordert eine Erklärung. Wenn Mose zum Buch 1. Mose dieselbe persönliche Beziehung hätte wie zu den anderen vier Büchern des Pentateuchs, dann würde man doch erwarten, dass er erwähnt wäre. Wenn er eine Phantasiegeschichte geschrieben hätte, dann hätte er sich mit Sicherheit selbst erwähnt, um seinen eigenen Namen in der damaligen Generation und in der Nachwelt bekannt zu machen. Er ist aber nicht erwähnt. Warum nicht?

Zweitens: Die Namen Gottes in dem Buch sind verschieden. Einmal ist es El, Elohim, dann wieder der Herr, der Allerhöchste, Jahwe. Woher kommt diese Verschiedenheit in der Anrufung Gottes?

Drittens: Woher kommen die großen stilistischen Unterschiede in den verschiedenen Textabschnitten? Es gibt den Schöpfungsbericht, dann Katastrophenberichte, Lebensberichte, aber auch ausführliche Chroniken, welche sehr nüchtern gehalten sind. Dies ist ein sehr wichtiger Punkt, denn große stilistische Unterschiede in Texten weisen in aller Regel auf verschiedene Schreiber hin. Das ist ein grundlegendes Prinzip in der wissenschaftlichen Textanalyse, welches bei zuverlässiger Auslegung auch auf den Text der Bibel angewendet werden muss. Gott hat uns ein wahrhaftiges Buch gegeben, keine Fiktion.

Viertens: Warum gibt es in dem Text scheinbar doppelte Abschnitte? Kapitel 1 und 2; Kapitel 6, die Verse 1-8 und 9-22; Kapitel 11, die Verse 26 und 27.

Fünftens: Woher kommen die von den Wissenschaftlern der vergangenen Jahrzehnte eindeutig nachgewiesenen kulturellen Unterschiede in den einzelnen Buchabschnitten? Die ersten 11 Kapitel stehen auf einem babylonischen Hintergrund. Die Kapitel 12 bis 36 repräsentieren eindeutig den kulturellen Hintergrund der Völker Kanaans zur Zeit des Lebens Abrahams und der Patriarchen. Ebenso auch Kapitel 38. Die Kapitel 37 bis 50 repräsentieren mit Ausnahme von Kapitel 38 eindeutig einen ägyptischen Hintergrund. Ist das nur Zufall? Handelt es sich bei dem Buch 1. Mose um einen kulturhistorischen Phantasieroman, oder gibt uns diese Beobachtung den Hinweis, dass die geschilderten Ereignisse tatsächlich innerhalb der genannten Kulturen und Zeitabschnitte stattgefunden haben? Wenn wir an das denken, was wir soeben über Ägypten sowie auch über das wissenschaftliche Zeugnis hinsichtlich der babylonischen Periode gesagt haben dann wird klar, dass die letzte Möglichkeit die richtige ist. Auch von den Städten der Kanaaniter in Israel gibt es ausgedehnte archäologische Zeugnisse, welche mit dem Zeugnis der Schrift vielfach übereinstimmen (denken wir z.B. an die Ausgrabungen Hazors, der größten Stadt Israels in ihrer Zeit) und in welchen die Zerstörungen durch die Kriege in der Zeit Josuas deutlich nachgewiesen wurden.

Nachdem wir nun fünf Fragen an den Text gestellt und die fünfte von ihnen bereits beantwortet haben, kommen wir zu einem letzten Gesichtspunkt, welcher alle vorherigen gewissermaßen in sich einschließt. Mit seiner Hilfe wird es uns gelingen, auch die ersten vier Fragen zu beantworten.

 

Das Zeugnis der inneren Struktur von 1. Mose

Wenn der Wahrheitsgehalt eines ausführlichen Textdokumentes zuverlässig ermittelt werden soll, dann ist es nicht in erster Linie entscheidend, was andere über den Text sagen, sondern vielmehr was der Text in sich selbst sagt. So wie jedes Buch unserer Zeit eine klare Struktur und Gliederung aufweisen sollte, welche man im günstigsten Fall an seinem Inhaltsverzeichnis erkennen kann, so weist auch die gesamte Bibel diese Struktur auf. Sie wurde von zahlreichen verschiedenen Autoren mitgestaltet, welche über einen Zeitraum von mehr als 1500 Jahren lebten, sich nicht kannten und sich nicht absprechen konnten. Dennoch hat Gott durch die Hände dieser Leute ein Gesamtwerk aus 66 Büchern aufschreiben lassen, welches unzählige innere Bezüge aufweist. Diese reichen vom Buch 1. Mose bis zur Offenbarung und sind absolut schlüssig und deckungsgleich.

Die Bibel ist ein Buch ohne innere Widersprüche. Dieses Zeugnis ihrer Wahrhaftigkeit und Irrtumslosigkeit ist überwältigend, denn es wurde nicht auf einer menschlichen Konferenz erarbeitet, sondern es wurde von Gott selbst an eine große Zahl von Autoren gegeben, welche durch Raum und Zeit weit voneinander getrennt waren. Das innere Zeugnis der Bibel ist so stark, dass es juristischen, theologischen, kulturhistorischen und sogar archäologischen Prüfungen standgehalten hat.[6]

Wenn wir 1. Mose (Genesis) betrachten, dann sagt uns sein Name, dass es in der Bibel das Buch der Anfänge ist. Im Buch 1. Mose sind alle Anfänge der Wege Gottes mit seinem Volk erkennbar, und es weist auch Bezüge auf, welche bis an das Ende unseres Zeitalters, ja sogar bis in die Ewigkeit hineinreichen. Es bestehen wunderbare innere Bezüge zum Buch der Offenbarung.

 

  • Genesis spricht über die Erschaffung von Himmel und Erde, die Offenbarung über den neuen Himmel und die neue Erde.
  • In Genesis wurden die Gestirne erschaffen, in der Offenbarung braucht man keine Sonne und Gestirne mehr.
  • Genesis beschreibt ein verlorenes Paradies, die Offenbarung ein neu gewonnenes Paradies.
  • Genesis beschreibt die bedrohliche Macht Satans und seinen vorübergehenden Sieg, die Offenbarung seine Niederlage.
  • Genesis beschreibt die Flucht des Menschen vor Gott, die Offenbarung seine Rückkehr in die innige Gemeinschaft mit Gott.
  • Genesis zeigt, wie dem Menschen der Zugang zum Baum des Lebens versperrt wird, in der Offenbarung hat er freien Zugang zu diesem Baum.

 

Somit zeigt sich auch hier wieder das große Thema der Offenbarung: Das was in Genesis verloren erschien, ist in vollem Umfang von Gott wiederhergestellt worden, ja noch weit mehr. Die Gläubigen sind mehr als Überwinder, denn sie sind in eine Gemeinschaft hineingestellt, welche sich Adam im Buch Genesis nicht hätte träumen lassen.

Als das Buch der Anfänge spiegelt 1. Mose auch nach seiner inneren Gliederung die Gliederung der gesamten Bibel wider. Das bedeutet, dass das Buch die Synthese von Berichten verschiedener Autoren ist, welche unter der Hand des „Herausgebers“ Mose aus der Zusammenfügung einzelner Berichte zu einer Gesamtheit entstand. Der Text des Buches selbst liefert uns den Schlüssel zur Rechtfertigung dieser Behauptung. Worin liegt nun dieser Schlüssel?

Um diese Frage zu beantworten, müssen wir festhalten, dass zwar der genaue Wortlaut des Bibeltextes von Gott inspiriert wurde, nicht jedoch die Kapitelgliederung der Bibel. Diese ist durchgehend von Menschen gemacht und folgt leider oft nicht dem eigentlichen Zusammenhang der Textaussagen. So werden häufig sinngemäße Kontextabschnitte durch ein neues Kapitel zerstückelt. Das hat in vielen Fällen zu Fehlinterpretationen geführt, weil Ausleger nicht erkannt haben, dass der Kontext Kapitelgrenzen überschreitet. Ein neues Kapitel wurde von diesen Auslegern mit einem neuen Sinnabschnitt gleichgesetzt, obwohl das oft nicht stimmte. Das führte dazu, dass man in Auslegungen Gedanken, welche eigentlich nicht zusammengehörten, in einen Zusammenhang zu bringen versuchte, nur um der Kapitelgliederung gerecht zu werden. Eine korrekte Auslegung des Bibeltextes darf jedoch nicht der Kapitelgliederung folgen, sondern sie muss sich an den kontextuellen Sinnabschnitten des Textes orientieren. Das gilt in vollem Umfang für 1. Mose, denn auch hier folgt die kontextuelle Sinngliederung bei weitem nicht immer der Kapitelgliederung. Wir möchten das nun genauer betrachten. Der Schlüssel zum Verständnis wird uns in einer immer wiederkehrenden Formulierung gegeben.

 

Der Gliederungsschlüssel des Buches 1. Mose

1. Mose beginnt gewissermaßen aus dem Nichts heraus ohne Ankündigung mit der Aussage, dass Gott im Anfang die Himmel und die Erde erschuf. So wie Gott die Schöpfung aus dem Nichts heraus erschaffen hat (Hebr 11,3), so beginnt er auch aus dem Nichts heraus, zu dem Menschen zu reden. Der erste Sinnabschnitt endet jedoch gerade nicht mit dem letzten Vers des ersten Kapitels, sondern mit 1Mo 2,4. Dieser Vers bringt uns den Schlüssel zum Verständnis des gesamten Buches. Er lautet: „Dies ist die Geschichte des Himmels und der Erde, als sie geschaffen wurden, zu der Zeit, als Gott der Herr Erde und Himmel machte.“ Der Vers verweist nicht etwa voraus auf das, was im Rest des zweiten Kapitels gesagt wird. Das ist nämlich die Falle, in welche viele Ausleger hineingetappt sind. Der Vers weist vielmehr zurück auf das was bisher gesagt wurde. Dies ist sehr klar erkennbar, da die zweite Hälfte des Verses eine fast wörtliche Wiederholung des ersten Verses von Kapitel 1 ist. Der erste Sinnabschnitt reicht somit von 1Mo 1,1 bis 1Mo 2,4, und er endet mit denselben Worten mit denen er begann.

Wenn wir das Buch 1. Mose nun weiter durchlesen, begegnet uns diese charakteristische Redewendung aus 1Mo 2,4 insgesamt elf Mal (2,4; 5,1; 6,9; 10,1; 11,10; 11,27; 25,12; 25,19; 36,1; 36,9; 37,2). Es heißt elf Mal „Dies ist der Bericht von…“ Das hebräische Wort für Bericht („toledoth“)  kann auch „Geschichte“, „Geschlecht“ oder „Geburtsfolge“ bedeuten. Je nach Bibelübersetzung steht daher an manchen dieser Stellen auch „Dies ist das Geschlecht von …“ Hier haben wir den Schlüssel. Aber was ist seine Bedeutung? Viele Gelehrte sind der Meinung, dass er die Einleitung zu einer Ahnenliste ist, weil er oft mehr oder weniger nah an solchen Listen vorkommt. Aber der einzig wissenschaftliche Ansatz zur Beantwortung dieser Frage ist, die jeweilige Passage in ihrem Kontext zu untersuchen. Wie wir im weiteren Verlauf sehen werden, wird jedes Mal, wenn diese Redewendung auftaucht, nicht ein neuer Sinnabschnitt eingeleitet, sondern der vorangegangene Sinnabschnitt abgeschlossen.[7] Das ist das Entscheidende. Die Formulierung ist jeweils eine Zusammenfassung, in welcher noch einmal auf die zuvor geschilderten Fakten zurückgeblickt wird, und sie nennt jeweils auch den oder die Autoren des entsprechenden Abschnittes. Dieser Schlüssel durchzieht das ganze Buch. Wir kommen nun zu den einzelnen Abschnitten.

 

Abschnitt 1: 1Mo 1,1 bis 1Mo 2,4

 „Dies ist die Geschichte des Himmels und der Erde, als sie geschaffen wurden, zu der Zeit, als Gott der Herr Erde und Himmel machte.“ (1Mo 2,4)

Bei näherer Betrachtung des Abschnitts zeigt sich, dass der Bericht über die Erschaffung des Himmels und der Erde in den Versen 1Mo 1,1 bis 1Mo 2,3 zu finden ist. Dann folgt in 1Mo 2,4 unser Schlüsselvers, welcher in seinem Wortlaut deutlich auf 1Mo 1,1 zurückweist und somit den Kontext abschließt. Die nachfolgenden Verse ab 1Mo 2,5, welche bereits zum zweiten Abschnitt des Buches gehören, berichten dann über den Garten östlich von Eden, über die Erschaffung der Frau und über die weitere Entwicklung des Menschengeschlechtes während der nachfolgenden Generationen.

Die Sprache dieses ersten Abschnitts der Bibel ist gewissermaßen die Originalsprache Gottes, denn Gott ist der Autor und ER wird auch in 1Mo 2,4 genannt. Niemand war bei der Erschaffung der Erde dabei, so dass auch kein Mensch diese Worte aus eigenem Erleben heraus aufschreiben konnte. Gott allein ist der Zeuge des Schöpfungsaktes, denn der Mensch wurde erst am sechsten Tag erschaffen. Somit dürfen wir davon ausgehen, dass Gott diese Worte direkt an Adam weitergab, welcher sie entweder bereits auf Schrifttafeln in die Hände bekam oder schriftlich festhielt. Eine Parallele zu diesem Vorgang finden wir in 2Mo 20-24, wo Gott die von seiner eigenen Hand mit seinen eigenen Worten beschriebenen Tafeln an Mose weitergab. Mose selbst erlebte also das Gleiche wie Adam, und so konnte er ohne weiteres die Glaubwürdigkeit des Berichtes anerkennen, welcher auf die gleiche Weise in die Hände Adams gekommen war, auf welche die Gesetzestafeln auch in seine eigenen Hände gekommen waren.

 

Abschnitt 2: 1Mo 2,5 bis 1Mo 5,1a

 „Dies ist das Buch der Geschichte von Adam…“ (1Mo 5,1a)

Wenn wir davon ausgehen, dass die Formel dieselbe Bedeutung hat wir in 1Mo 2,4, dann ist sie auch hier zurückblickend. Der Abschnitt zeigt uns die Generationen bis zur achten Generation Kains. Auch Seth wird erwähnt (1Mo 4,25-26), in dessen achter Generation später Methusalem geboren wurde, und zwar im Jahr 687 nach Adam. Adam selbst lebte 930 Jahre lang, also noch 243 Jahre nach der Geburt Methusalems. Alle Ereignisse dieses Abschnittes spielten sich also während des Lebens von Adam ab. Adam wird im Schlüsselvers dann auch als der Autor des zweiten Abschnitts benannt. Entweder hat Adam selbst diesen Bericht mit göttlich inspirierter Hand geschrieben, oder er hat ihn unter der Inspiration Gottes einem Schreiber diktiert. Zusammen mit dem ersten Bericht, den er aus der Hand Gottes erhalten hatte, gab er auch diesen zweiten Bericht an die folgenden Generationen weiter.

 

Abschnitt 3: 1Mo 5,1b bis 1Mo 6,9a

 „Dies ist der Bericht Noahs: …“ (1Mo 6,9a)

Der Abschnitt umfasst das Geschlechtsregister Seths bis zum 500. Jahr des Noah. Dann folgt die Geburt der drei Söhne Noahs: Sem, Ham und Japhet. Schließlich folgt der Bericht über die Verdorbenheit der Erde und den Gerichtsbeschluss Gottes: die Ankündigung der Flut. Noah erlebte alle diese Dinge in der Zeit seines kräftigen Mannesalters, denn nach dem Beschluss Gottes baute er die Arche.

Nach der Abschrift des Berichtes informiert uns Mose darüber, dass das von ihm in diesem Abschnitt präsentierte Material der historische Bericht von Noah war, was bedeutet, dass entweder Noah selbst den Bericht schrieb oder er sich zumindest in seinem Besitz befand. Somit wurden von Noah bereits drei Berichte an die nächsten Generationen weitergegeben.

 

Abschnitt 4: 1Mo 6,9b bis 1Mo 10,1a

 „Dies ist der Bericht der Söhne Noahs, Sem, Ham und Japhet; …“ (1Mo 10,1a)

Der Abschnitt enthält die Ereignisse im Zusammenhang mit der Flut. Als die Flut kam, waren die drei Söhne Noahs junge verheiratete Männer. Sie haben ihre gewaltigen Erlebnisse für die Folgegenerationen aufgeschrieben. Alle Geschehnisse in diesem Abschnitt spielten sich im Leben dieser Männer ab. Vier Berichte konnten sie weitergeben.[8]

 

Abschnitt 5: 1Mo 10,1b bis 1Mo 11,10a

 „Dies ist der Bericht von Sem: …“ (1Mo 11,10a)

Sem lebte vom Jahr 1558 bis zum Jahr 2158 nach Adam. Sein Bericht enthält die Generationen nach der Flut und ihre Ausbreitung über die Erde. Die Flut kam im Jahr 1656 nach Adam, als Sem 98 Jahre alt war. Das war damals noch das Alter eines jungen Mannes, denn vor der Flut lebten die Menschen mehrere Jahrhunderte lang. Einige Jahrzehnte nach der Flut ereigneten sich der Turmbau in Babel und die Sprachenverwirrung. Die einzelnen Sprachgruppen verteilten sich über die gesamte Erde, welche zu jener Zeit noch eine einzige geschlossene Landmasse war. Diese Tatsache wurde von den Geologen des 19. und 20. Jahrhunderts, vor allem von Alfred Wegener, eindeutig nachgewiesen. In 1Mo 10,25 wird Peleg erwähnt. Er wurde im Jahr 1757 nach Adam geboren, als Sem 199 Jahre alt war. Damals wurde die Erde geteilt, also etwa 100 Jahre nach der Flut. Aus einem einzigen Kontinent wurden die verschiedenen Kontinente, so wie wir sie heute kennen. Sie drifteten auseinander.[9] Die einzelnen Sprachgruppen wurden durch die Teilung nun auch endgültig geographisch voneinander getrennt. Möglicherweise war die Entstehung der verschiedenen Menschenrassen ein zusätzliches Gericht Gottes neben der Sprachenverwirrung.

Bereits zur Zeit Sems existierten Sodom und Gomorrha (1Mo 10,19), sie wurden zerstört als Abraham 99 Jahre alt war (1Mo 19,23-29). Damals war Sem 549 Jahre alt. Er lebte also nach der Zerstörung von Sodom und Gomorrha noch weitere 51 Jahre und war ein Zeitgenosse Abrahams. Als Sem starb war Abraham bereits 150 Jahre alt. Abraham überlebte Sem nur um 25 Jahre, denn er starb laut 1Mo 25,7-8 im Alter von 175 Jahren. Hier wird auch sehr plastisch, wie groß die Unterschiede der Lebensdauern der Menschen vor und nach der Flut waren, und wie schnell diese Veränderungen nach der Flut wirksam wurden. Wir können also sagen, dass Sem alles erlebte, was im fünften Abschnitt des Buches berichtet wird. Er selbst oder ein Schreiber hat es unter der Inspiration Gottes aufgeschrieben. Die fünf Berichte wurden weitergegeben.

 

Abschnitt 6: 1Mo 11,10b bis 1Mo 11,27a

 „Und dies ist der Bericht Terachs.“ (1Mo 11,27a)

Wir finden hier das Geschlechtsregister von der Geburt Arpakschads im Jahr 1658 nach Adam bis zur Geburt Abrahams im Jahr 2008 nach Adam. Es umfasst also eine Zeit von 350 Jahren. Terach kannte sicherlich Sem – dessen Leben ja mit dem seinen 150 Jahre überlappte – und hatte somit Zugang zu allen Informationen über Sems Nachkommen. Genau diese sind dann auch der Inhalt seines Berichtes. Terach schrieb diesen Bericht entweder selbst, oder er ließ ihn von einem Schreiber verfassen. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, dass er ihn von einem anderen Verwandten Sems erhielt. Somit konnte Terach sechs Berichte weitergeben.

 

Abschnitt 7: 1Mo 11,27b bis 1Mo 25,12 und 1Mo 25,19a

Dies ist der Bericht Ismaels, des Sohnes Abrahams, den Hagar, die Ägypterin, die Magd Saras, Abraham geboren hat;“ (1Mo 25,12)

 „Dies ist der Bericht Isaaks, des Sohnes Abrahams.“ (1Mo 25,19a)

Wir finden hier die Geschichte von der Berufung Abrahams und seinem Auszug aus Chaldäa. Der Bericht beginnt mit der Verheißung Gottes an Abraham und endet mit Abrahams Tod und mit dem Geschlechtsregister Ismaels, des Halbbruders von Isaak. In 1Mo 25,12 treffen wir auf die erste Redewendung in diesem Abschnitt, Vers 19 beinhaltet die zweite. Hier ist die Situation etwas anders als bei den vorangehenden Abschnitten. Dieser Abschnitt über den großen Patriarchen wird durch beide Redewendungen beendet.

Weil beide Brüder ihren Vater beerdigten und weil beide Namen in den Versen genannt sind, scheint es plausibel, dass Mose aufzeigen wollte, dass dieser Abschnitt seiner Komposition aus einem Buch entnommen ist, welches im Besitz von Isaak und Ismael war. Wer genau den Abschnitt geschrieben hat, kann man somit nicht sagen. Isaak war der Sohn der Verheißung, und er überlebte sowohl seinen Vater Abraham als auch seinen Halbbruder Ismael. Dieser Bericht wurde zusammen mit den anderen als siebter Bericht weitergegeben.

 

Abschnitt 8: 1Mo 25,19b bis 1Mo 37,2a

Und ist der Bericht Esaus, das ist Edom.“ (1Mo 36,1)

Und dies ist der Bericht Esaus, des Vaters von Edom, auf dem Gebirge Seir.
(1Mo 36,9)

 „Und dies ist der Bericht von Jakob.“ (1Mo 37,2a)

Die nächsten beiden Stellen befinden sich in 1Mo 36,1 und 1Mo 36,9. Hier finden wir die ausführlichen Lebensgeschichten von Esau und Jakob, den beiden Söhnen Isaaks. Der Abschnitt reicht bis zum 17. Lebensjahr Josefs (1Mo 37,2b), des elften Sohnes Jakobs. In diesem Jahr war Jakob 108 Jahre alt. Er verfasste den Bericht also zu einem Zeitpunkt, als er noch in Kanaan lebte. Der Bericht entstand unter dem intensiven Eindruck des vergangenen Lebens Jakobs, welches ihn für mehr als 20 Jahre in den Dienst Labans geführt und dann wieder in das Land Kanaan zurückgebracht hatte. Er stellt gewissermaßen eine Lebensbilanz Jakobs dar. Jakob war wohl damals der Ansicht, dass er bald sterben würde. Kurz danach erlitt er jedoch den Schicksalsschlag des Verlustes seines Sohnes Josef, welchen er erst 22 Jahre später in Ägypten wiedersehen sollte (1Mo 47,9). Jakob lebte sogar noch 17 weitere Jahre in Ägypten zusammen mit seinem geliebten Sohn Josef, also genau so lange wie er zuvor in Kanaan mit ihm gelebt hatte. Gott entschädigte Jakob somit in vollem zeitlichem Umfang für seine Trauer.

 

Abschnitt 9: 1Mo 37,2b bis zum Ende des Buches

Die Ereignisse von 1Mo 38 (Juda und Tamar) fallen in Kanaan in die Zeit kurz nach der Verschleppung Josefs. Danach wird die Geschichte Josefs erzählt bis zu dessen Tod im Alter von 110 Jahren. Jakob starb im Jahr 2315 nach Adam im Alter von 147 Jahren. Joseph starb im Jahr 2369 nach Adam. In seiner Hand befanden sich die acht Berichte seit der Erschaffung der Erde, und er fügte sie entweder in die Archive am Königshof Ägyptens ein oder gab sie kurz vor seinem Tod weiter in die Hände vertrauenswürdiger Israeliten. Wahrscheinlicher ist die letzte Möglichkeit. Die Israeliten ergänzten den Text danach durch den Bericht über den Tod Josefs.

Mose wurde im Jahr 2433 nach Adam geboren, also 64 Jahre nach dem Tod Josefs (siehe hierzu die exakten Berechnungen in der Chronologie von Dr. David Cooper)[10]. Er wuchs am Königshof Ägyptens unter der Protektion der Tochter des Pharaos auf und hatte Zugang zu allen Schriftstücken im Archiv des Pharao. Wenn die acht Berichte dort deponiert waren, dann konnte er sie ohne weiteres in die Hände bekommen und bei sich aufbewahren. Allerdings ist es kaum denkbar, dass er sie nach der Ermordung des Ägypters bei seiner überstürzten Flucht nach Midian hätte mitnehmen und in Midian auch noch 40 Jahre lang hätte aufbewahren können. Wahrscheinlicher ist daher eine andere Möglichkeit. Mose erwarb sich die Stellung der höchsten Autorität unter den Israeliten, nachdem er sie durch das Rote Meer an den Sinai geführt und die Stiftshütte gebaut hatte. Es ist sehr gut vorstellbar, dass die Berichte aus der Hand der führenden Vertreter des Volkes in Moses Hand gelangten.

 

Zusammenfassung

Damit sind wir an das Ende unseres kleinen Spaziergangs durch das Buch 1. Mose (Genesis) gekommen. Wir können sagen, dass das innere Textzeugnis des Buches überwältigend ist. Die in dem Buch beschriebene Handlung überspannt eine Zeit von 2369 Jahren. So wie die Bibel aus insgesamt 66 Einzelberichten zusammengesetzt ist, besteht auch das Buch 1. Mose aus neun voneinander unabhängig entstandenen Abschnitten. Jeder einzelne bildet objektiv die Geschehnisse einer bestimmten Zeitperiode zwischen der Erschaffung der Welt und dem Tod Josefs in Ägypten ab. Alle Abschnitte sind in ganz unterschiedlichen Schreibstilen verfasst und reihen eine Fülle von Informationen aneinander. Dennoch bilden sie ein unauflösliches Ganzes, sie können in der Betrachtung inhaltlich nicht voneinander getrennt werden.

Hiermit sind auch die ersten vier Fragen unserer obigen Liste klar beantwortet. Mose war an den Ereignissen nicht beteiligt und ist somit auch nicht als Autor aufgeführt. Gottes Berichterstattung ist korrekt und objektiv. ER hätte es nicht erlaubt, dass Mose sich mit fremden Federn schmückt. Die Namen Gottes sind in den verschiedenen Zeitabschnitten unterschiedlich, weil Gott sich den Akteuren des Buches zu verschiedenen Zeiten in unterschiedlicher Weise offenbarte. Die stilistischen Unterschiede sind dadurch zu erklären, dass die neun Abschnitte von neun verschiedenen Autoren verfasst wurden. Mose hat diese Berichte gesammelt und sie unter Einfügung des Schlüsselverses: „Dies ist der Bericht von…“ zusammengeführt. Das Vorkommen „doppelter Erzählabschnitte“ ist dadurch zu erklären, dass die Autoren, welche sich den Staffelstab überreichten, einander bekannt waren und daher in Teilen ihrer Berichterstattung auf Elemente des jeweiligen Vorberichtes zurückgriffen um damit deutlich zu machen, dass ihre eigenen Angaben der Wahrheit entsprachen. Dieses Vorgehen war im Altertum auf den Schriftträgern üblich, um fortgesetzte Abläufe auf verschiedenen Tontafeln oder Papyri zu dokumentieren. Die Handlung von 1. Mose spielt sich in verschiedenen Ländern und Kulturen ab, was den unterschiedlichen Hintergrund erklärt: Babylon, Kanaan, Ägypten.

Es kann somit keinen ernsthaften Zweifel mehr geben: Das Buch 1. Mose ist keine Phantasie, sondern Wirklichkeit!

 

 

 

Geburtsjahr

Todesjahr

Alter

Bibelstelle

Adam

0

930

930

1Mo 5,3-5

Seth

130

1042

912

1Mo 5,6-8

Enosch

235

1140

905

1Mo 5,9-11

Kenan

325

1235

910

1Mo 5,12-14

Mahalaleel

395

1290

895

1Mo 5,15-17

Jared

460

1422

962

1Mo 5,18-20

Henoch

622

987

365

1Mo 5,21-24

Methuselah

687

1656

969

1Mo 5,25-27

Lamech

874

1651

777

1Mo 5,28-31

Noah

1056

2006

950

1Mo 5,32

Sem

1558

2158

600

1Mo 11,10-11

Flood

1656

     

Arpakschad

1658

2096

438

1Mo 11,12-13

Schelach

1693

2126

433

1Mo 11,14-15

Heber

1723

2187

464

1Mo 11,16-17

Peleg

1757

1996

239

1Mo 11,18-19

Regu

1787

2026

239

1Mo 11,20-21

Serug

1819

2049

230

1Mo 11,22-23

Nahor

1849

1997

148

1Mo 11,24-25

Terach

1878

2083

205

1Mo 11,26+32

Abram

2008

2183

175

1Mo 11,26; 12,4

Isaak

2108

2288

180

1Mo 21,1-7; 35,28

Jakob

2168

2315

147

1Mo 25,26; 48,28

Joseph

2259

2369

110

1Mo 50,26

 

[1] Über die Prophetien des Buches Daniel finden sie auf unserer Website einen gesonderten Text („Daniel – Der innere Zusammenhang seiner Visionen“).

[2] Bezüglich weiterführender Aussagen aus Biologie, Physik, Paläontologie, Klimatologie, Geologie und sonstigen Naturwissenschaften sei an dieser Stelle auf unsere weiteren Beiträge unter dem Oberbegriff „Schöpfung“ verwiesen.

[3] Dr. Lennart Möller S. 116-119.

[4] Autoren aus jener Zeit waren zum Beispiel: P.J. Wiseman („New Discoveries in Babylonia about Genesis“), Dr. Luckenbill („Ancient Records of Assyria and Babylonia“), Friedrich Delitzsch, Delaporte, Marsden, Garstang und andere.

[5] Ein Buch zum Thema in deutscher Sprache ist z.B.: Dr. Lennart Möller: Die Akte Exodus, 2010 inner cube GmbH, Düsseldorf (printed in China) ISBN: 978-3-942540-00-1. Im Internet: www.dieakteexodus.com.

[6] Verschiedene Autoren haben darüber geschrieben: Sir William Mitchell Ramsay (Archäologe aus Oxford, 1851-1939); Samuel Prideaux Trigelles (großer englischer Textkritiker, 1813-1875); Edmund Hatch Bennett (1824-1898; Buch: „The Four Gospels from a Lawyers Standpoint“); Alfred Edersheim (großer jüdischer Gelehrter; 1825-1889; Bekehrung vom Judentum zum Christentum; Hauptwerk: „The Life and Times of Jesus the Messiah“); Franz Delitzsch (1813-1890, Buch: „Messianic Prophecies in Historical Succesion“); Philip Mauro (1859-1952: US-amerikanischer Jurist und Apologet); Josh McDowell: „Die Bibel im Test“, „Wer ist dieser Mensch“; Prof. Thomas Arnold (Neue Geschichte, Oxford); Brooke Foss Westcott (engl. Wissenschaftler); Prof. Dr. Paul L. Maier (Alte Geschichte, Michigan University); Lord Caldecote (Oberrichter von England); Prof. Dr. Simon Greenleaf (Jura, Harvard University); John Singleton Copley (Lord Lyndhurst; einer der größter Juristen der britischen Geschichte; Kronanwalt von Großbritannien).

[7] An manchen Abschnitten ist dies deutlicher, an anderen weniger deutlich erkennbar.

[8] Anmerkung des Übersetzers: Dieser Abschnitt könnte auch als zu dem Schlüsselvers des vorhergehenden Abschnittes gehörend angesehen werden. Der Gesamtkontext von 1. Mose macht allerdings klar, dass die von Cooper geschilderte Retrospektive des Schlüsselverses insgesamt die sinnvollere Gliederungsmöglichkeit darstellt.

[9] Noch heute gibt es z.B. am Grund des Atlantischen Ozeans eine gewaltige vulkanisch aktive Spalte (Mittelozeanischer Rücken), welche vom äußersten Nordatlantik bis zum äußersten Süden reicht. Sie stellt ein gewaltiges Gebirge am Meeresgrund dar. Ihre Kontur verläuft exakt parallel zum amerikanischen Kontinent auf der Westseite, sowie zu Europa und Afrika auf der Ostseite des Ozeans. Na wenn das mal kein Zufall ist, oder?

[10] Dies mag manche verwundern, da z.B. 2Mo 12,40 von einem Zeitraum von 430 Jahren spricht, die die Kinder Israels in Ägypten gewohnt hatten. 1Mo 15,16 spricht hingegen von der vierten Generation nach dem Beginn des Aufenthaltes in Ägypten, in welcher Israel wieder Ägypten verlassen soll. Gemäß 1Chr 5,27-29 entstammt Mose der vierten Generation nach Joseph (Levi à Kahat à Amram à Mose). Die Nachfahren Abrahams verbrachten somit lediglich 215 Jahre in Ägypten. Die erwähnten 430 Jahre beschreiben hingegen den gesamten Zeitraum zwischen der Verheißung Gottes an Abraham und der Übergabe der 10 Gebote (vgl. Gal. 3,15-19)

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