Drei Dinge sind notwendig, um das Evangeliums wirksam zu verkünden: Eine klare Darstellung der Fakten, ein ernstlicher Aufruf an die Zuhörer und ein klares Versprechen der Vergebung und der Errettung.


Das Angebot der frohen Botschaft soll an alle Menschen gehen. Es ist letztlich Gottes Sache, diese allgemeine Predigt mit dem von ihm selbst seit der Ewigkeit beschlossenen Endergebnis in Einklang zu bringen. Die Verkündigung muss drei Elemente enthalten.

Erstens eine klare Darstellung der Fakten des Evangeliums und des Weges der Errettung, und zwar in einer Art und Weise, die den jeweiligen Lebensumständen, der Sprache und dem Verständnis der Zuhörer am Ort und in der Zeit der Verkündigung entspricht. Dabei muss jedoch unter allen Umständen die Schrifttreue der Predigt beibehalten werden, auch dann wenn dies einige der Zuhörer herausfordern sollte.

 

1Kor 1, 23-24: „… verkündigen wir Christus den Gekreuzigten, den Juden ein Ärgernis, den Griechen eine Torheit; denen aber, die berufen sind, sowohl Juden als auch Griechen, [verkündigen wir] Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit.“

 

Zweitens ein ernstlicher Aufruf an die Zuhörer, in Buße und Glauben zu Jesus Christus zu kommen. Der Ernst der Sünde in den Augen Gottes mit seinen ewigen und schrecklichen Konsequenzen muss ebenso erwähnt werden wie die absolute Notwendigkeit echter Buße. Das Evangelium ist nicht eine Einladung zum Tee oder zu einer Party, sondern ein ernster Befehlsruf Gottes, welchem der Sünder Folge zu leisten hat, wenn er gerettet werden möchte. Auch in der Predigt vor den Gemeindemitgliedern soll das Evangelium verkündigt werden. Auch hier darf der ernste Ruf zur Buße nicht fehlen. Es besteht in jeder Gemeinde die Möglichkeit, dass Einige noch nicht errettet sind. So wird es fast immer Kinder und Jugendliche geben, welche ihr Leben noch nicht dem Herrn gegeben haben.

 

Mt 11,28: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, so will ich euch erquicken!“

Lk 14,23: „Und der Herr sprach zu dem Knecht: Geh hinaus an die Landstraßen und Zäune und nötige sie hereinzukommen, damit mein Haus voll werde!“

Apg 17,31: „… weil er einen Tag festgesetzt hat, an dem er den Erdkreis in Gerechtigkeit richten wird durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat und den er für alle beglaubigte, indem er ihn aus den Toten auferweckt hat.“

 

Drittens ein klares Versprechen der Vergebung und der Errettung für alle, die dem Ruf des Evangeliums gehorsam sind, die Buße tun und glauben. Buße und Glauben müssen als Bedingungen der Errettung dargestellt werden.

Der Ruf des Evangeliums ist universell, er geht immer an alle Hörer ohne Ausnahme. Natürlich werden nicht alle Herzen erreicht, und es werden bei weitem nicht alle errettet. Aber das spielt keine Rolle. In den Gleichnissen des Herrn gibt es die Gruppen der religiösen Juden, der Zöllner und Sünder und der Heiden. Alle müssen angesprochen werden. Viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt. Alle Mühseligen und schwer Beladenen werden aufgefordert zu kommen, aber nur diejenigen, die ihren mühseligen und sündenbeladenen Zustand wirklich erkennen, werden zum Herrn kommen. Die Mehrheit der Ausleger ist der Überzeugung, dass es Gottes Wille ist, alle zu erretten, welche das Evangelium hören. Es ist jedoch nicht sein herrschender Wille, sondern sein wünschender Wille, wobei er dem Hörer eine Entscheidungsverantwortung zumisst. Gott hat keine Freude am Tod des Sünders, sondern dass er lebe. Alle sollen das Evangelium hören und ernstlich angesprochen werden, auch diejenigen, die am Ende nicht erwählt sind. Der Wille des Vaters liegt im Verborgenen.

Calvin schreibt hierzu: „Hier könnte man die Frage stellen: Wenn Gott nicht möchte, dass irgendwelche verloren gehen, warum gehen dann tatsächlich so viele verloren? Meine Antwort ist, dass hier der geheime Ratschluss Gottes nicht geoffenbart wird, nach welchem die Bösen zu ihrem eigenen Untergang bestimmt sind, sondern dass uns im Evangelium nur Gottes Barmherzigkeit geoffenbart wird. Hier streckt Gott seine Hand in gleicher Weise zu allen aus, aber er ergreift nur diejenigen (um sie zu sich selbst zu führen), welche er vor Grundlegung der Welt erwählt hat.“ In Rö 9,22-23 steht nicht, dass Gott die Gefäße des Zorns selbst zubereitet hat, sondern lediglich, dass sie zum Zorn zubereitet sind. Letztlich haben sie sich durch ihre Unbußfertigkeit als Verlorene geoffenbart. Der Evangelist muss arbeiten im Vertrauen darauf, dass Gottes Wort die von Ihm beschlossenen Ergebnisse bringen wird.

 

Hes 18,32: „Denn ich habe kein Gefallen am Tod dessen, der sterben muss, spricht GOTT, der Herr. So kehrt denn um, und ihr sollt leben!“

Mt 11,28: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, so will ich euch erquicken!“

Apg 17,30: „Nun hat zwar Gott über die Zeiten der Unwissenheit hinweggesehen, jetzt aber gebietet er allen Menschen überall, Buße zu tun, …“

Rö 9,22-23: „Wenn nun aber Gott, da er seinen Zorn erweisen und seine Macht offenbar machen wollte, mit großer Langmut die Gefäße des Zorns getragen hat, die zum Verderben zugerichtet sind, damit er auch den Reichtum seiner Herrlichkeit an den Gefäßen der Barmherzigkeit erzeige, die er zuvor zur Herrlichkeit bereitet hat?“

2Kor 5,20: „So sind wir nun Botschafter für Christus, und zwar so, dass Gott selbst durch uns ermahnt; so bitten wir nun stellvertretend für Christus: Lasst euch versöhnen mit Gott!“

2Pe 3,9: „Der Herr zögert nicht die Verheißung hinaus, wie etliche es für ein Hinauszögern halten, sondern er ist langmütig gegen uns, weil er nicht will, dass jemand verlorengehe, sondern dass jedermann Raum zur Buße habe.“

 

Hier begegnet uns wieder einmal eines der großen Paradoxa in der Schrift, welches wir zu akzeptieren haben. Auf der einen Seite stehen der wohlmeinende Evangeliumsruf Gottes an alle Menschen und der Wille Gottes zur Rettung aller Menschen. Auf der anderen Seite steht die Erwählung der Gläubigen vor Grundlegung der Welt. Beides wird von der Schrift gelehrt, und so haben wir auch beides anzuerkennen und uns der Schrift unterzuordnen. Der Versuch einer verstandesgemäßen Lösung der Frage geht in zwei falsche Richtungen. Die Arminianer sagen, dass Gott allen das Evangelium bringt, dass er aber nur denjenigen ausreichend Gnade zur Errettung gibt, die auch wirklich errettet werden möchten. Dieser Gnade kann der Mensch also widerstehen, was auch viele tun und somit Gottes Plan durchkreuzen. Gott ist in dieser Lehre nicht mehr souverän, was wir natürlich als unbiblisch abweisen müssen. Die Hypercalvinisten sagen, dass die Bibel Erwählung und Verwerfung lehrt, und dass Gott daher niemals ernsthaft die Erwählung aller Menschen wünschen kann, denen er das Evangelium bringt. Diese Lehre ignoriert vollständig die Barmherzigkeit Gottes und ist ebenfalls falsch.

Vielleicht könnte man es auch so formulieren: Die Schrift lehrt, dass durch den Tod Jesu Christi am Kreuz alles zu unserer Errettung getan worden ist. Sein vollkommenes Opfer ist vom Vater angenommen worden und kann von dem verlorenen Sünder gläubig in Anspruch genommen werden. Gott bietet das Evangelium durch seine Zeugen allen Menschen an, weil er will, dass alle Menschen gerettet werden. Der Mensch kann sich jedoch nur dann bekehren, wenn Gott ihn durch den Heiligen Geist sucht und an seinem Herzen wirkt. Der Heilige Geist erweckt den Menschen, überführt ihn von Sünde, von Gerechtigkeit und von Gericht, macht ihn suchend nach der Wahrheit und stellt ihn in die Entscheidung. Gleichzeitig macht er das Herz des Menschen durch seine göttliche Einwirkung entscheidungsfähig. Solch ein Mensch kann dann unter der Predigt des Evangeliums die willentliche Entscheidung treffen, das Evangelium zu glauben und die Rettung zu ergreifen. Letztlich bleibt dies aber ein Geheimnis, das wir nicht verstandesmäßig lösen können. Gott lässt sich von seinen Kindern (also von den bereits erretteten Christen) für alle Menschen erbitten, ja er fordert die Christen sogar zu diesem Gebet auf:

 

1Tim 2,1-4: „So ermahne ich nun, dass man vor allen Dingen Bitten, Gebete, Fürbitten und Danksagungen darbringe für alle Menschen, für Könige und alle, die in hoher Stellung sind, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können in aller Gottesfurcht und Ehrbarkeit; denn dies ist gut und angenehm vor Gott, unserem Retter, welcher will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.“

 

Der Prediger des Evangeliums redet – im Bewusstsein seiner eigenen Ohnmacht und zugleich im Bewusstsein der rettenden Allmacht Gottes – zu den Menschen. Der Hörer kann sich, wenn Gott sein Herz bereitet hat, willentlich entscheiden. - "Heute, wenn ihr seine Stimme hört, so verhärtet eure Herzen nicht" (Hebr 3,15). Wenn ein Mensch gerettet ist, so wird er durch die Macht Gottes in seinem Glauben wachsen und wird im Glauben bewahrt werden bis zum Tag der Erlösung aus dieser Welt:

 

1Petr 1,3-9: „Gelobt sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns aufgrund seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi aus den Toten, zu einem unvergänglichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das im Himmel aufbewahrt wird für uns, die wir in der Kraft Gottes bewahrt werden durch den Glauben zu dem Heil, das bereit ist, geoffenbart zu werden in der letzten Zeit. Dann werdet ihr euch jubelnd freuen, die ihr jetzt eine kurze Zeit, wenn es sein muss, traurig seid in mancherlei Anfechtungen, damit die Bewährung eures Glaubens (der viel kostbarer ist als das vergängliche Gold, das doch durchs Feuer erprobt wird) Lob, Ehre und Herrlichkeit zur Folge habe bei der Offenbarung Jesu Christi. Ihn liebt ihr, obgleich ihr ihn nicht gesehen habt; an ihn glaubt ihr, obgleich ihr ihn jetzt nicht seht, und über ihn werdet ihr euch jubelnd freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude, wenn ihr das Endziel eures Glaubens davontragt, die Errettung der Seelen!“

 

Der errettete Mensch wird aus Gottes Gnade und mit Gottes Hilfe im Herrn bleiben und Anfechtungen überwinden. Er ist vollkommen sicher, und niemand kann ihn aus der Hand Gottes reißen. Er wird nie mehr verloren gehen in Ewigkeit (siehe hierzu auch Kap. 13).